Autor: Benni Bärmann

Grundeinkommen in Namibia

Vor fast zwei Jahren berichtete ich hier, dass in Afrika die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens immer mehr Anhänger gewinnt. Seit einiger Zeit läuft nun ein Modellversuch in einem Dorf in Namibia. Die Initiatoren ziehen jetzt in einem Interview eine sehr positive Zwischenbillanz. Weitere Infos zum Modellversuch findet man auch auf der Seite des Netzwerk Grundeinkommen (in dem ich Mitglied bin, das als Disclaimer).

Provisorische Gedanken über Commons, Krise, ursprüngliche Akkumulation und Feminismus

Trotz unerträglicher Hitze versuche ich mich mal an einem weiterer Beitrag zur Debatte um Gemeingüter und die ursprüngliche Akkumulation.

Stefan schrieb in seinem Artikel ja nicht ganz unrichtig, dass man nicht alles in einen Topf werfen solle, dass es also signifikante Unterschiede zwischen der „ursprünglichen Akkumulation“ wie sie Marx beschreibt, der „fortgesetzten ursprünglichen Akkumulation“ wie sie Luxemburg beschreibt und der Einhegung der Commons damals und heute gibt. Ich habe dazu ein paar noch ziemlich ungeordnete Gedanken (wie schon der Titel deutlich machen sollte). Und wie es so meine Art ist, mißbrauche ich euch, um sie zu ordnen.

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Utopistik

Immanuel Wallerstein, UtopistikIch habe gerade das kleine Büchlein „Utopistik“ von Immanuel Wallerstein gelesen. Der Untertitel „historische Alternativen des 21. Jahrhunderts“ klingt natürlich für uns vielversprechend. Die Analyseseite ist auch sehr interessant, seine Vorschläge für die „historischen Alternativen“ fallen dagegen aber stark ab. Ok, das Buch stammt auch schon von 1998, vielleicht ist in den letzten zehn Jahren halt doch einfach auch schon eine ganze Menge passiert wovon Wallerstein keine Ahnung haben konnte.

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Open Source Biotech?

Rob Carlson schreibt in einem Artikel, dass es jede Menge Parallelen zwischen Moores Law und der technologischen Entwicklung im Biotech-Sektor gäbe. Die Fähigkeiten der Gen-Sequenzer verdoppeln sich seiner Ansicht nach genauso wie Transistoren auf dem Chip.

Die Folge: Das Gen-Labor in der Küche für jeden der will ist nicht mehr weit weg. Das wirft natürlich enorme Probleme auf. Gatacca erscheint bei dieser Perspektive eher als harmlose Zukunftsvision.

Carlson setzt auf einen Open-Source-Ansatz um diesen Problemen gerecht zu werden, weil Verbote die billige Biotech nur in einen unkontrollierbaren Schwarzmarkt treiben würden:

The best way to keep apprised of the activities of both amateurs and professionals is to establish open networks of researchers, perhaps modeled on the Open Source Software (OSS) movement, and potentially sponsored by the government during their embryonic phases. The Open Source development community thrives on constant communication and plentiful free advice. This behavior is common practice for professional biology hackers, and it is already evident on the Web amongst amateur biology hackers.14 This represents an opportunity to keep apprised of current research in a distributed fashion. Anyone trying something new will require advice from peers and may advertise at least some portion of the results of their work. As is evident from the ready criticism leveled at miscreants in online forums frequented by software developers (Slashdot, Kuro5hin, etc.), people are not afraid to speak out when they feel the work of a particular person or group is substandard or threatens the public good. Thus our best potential defense against biological threats is to create and maintain open networks of researchers at every level, thereby magnifying the number of eyes and ears keeping track of what is going on in the world.

Ich bin da ja eher skeptisch. Auch Handfeuerwaffen sind billig und ich wünschte mir, sie wären verbotener als sie es sind.

Moores Law und die Vermessung der Maßlosigkeit

Der Kapitalismus ist eine maßlose Veranstaltung. Der sich selbst verwertende Wert kennt keine Grenze. Das ist ja eines seiner großen Probleme. Denn dem entgegen stehen ja die menschlichen Bedürfnisse, die immer endlich sind. Der Kapitalismus misst dabei alles in seiner Maßlosigkeit. Nur was Wert hat, hat eine Existenzberechtigung. Menschliche Bedürfnisse verhalten sich genau umgekehrt: Sie haben immer Maß, sind aber nie zu messen. Zumindestens nicht vollständig. Kein menschliches Bedürfnis geht in seiner Meßbarkeit auf. Es mag sein, dass ich soundsoviel Wasser, soundsoviel Kalorien und soundsoviel Vitamine am Tag brauche zum Leben, aber das beschreibt niemals vollständig und qualitativ mein Bedürfnis nach Essen. Der Kapitalismus ist also die Vermessung der Maßlosigkeit, aber die menschlichen Bedürfnisse haben ein unmeßbares Maß.

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Foldit: Proteine um die Wette falten

Seit seti@home ist es ja ein beliebtes Spiel von Wissenschaftlern unbenutzte Rechenzeit von Allerweltsbenutzern für mehr oder weniger wissenschaftliche Zwecke einzusetzen. Foldit bringt dieses Prinzip auf eine neue Stufe: Das ist ein Online-Computerspiel in dem man Proteine falten soll und das um die Wette mit anderen Spielern. Die dabei gewonnen Daten sollen tatsächlich nützlich sein für die medizinische Forschung. Spielend die Welt verbessern: Das wird sicherlich sein Publikum finden. Ich werds die nächsten Tage auch mal austesten und dann hier in den Kommentaren berichten.

Das Programm scheint allerdings keine Freie Software zu sein (aber natürlich umsonst). Es läuft wohl nur unter Windows und OS-X und über den Zugang zu den entstandenen Daten konnte ich auch nichts finden. Womöglich reißen die sich irgendwelche Pharmafirmen unter den Nagel. Das dann aber wohl auf dem Umweg über die Universität Washington – von denen ist das Projekt nämlich. (via)

Long Cycles – Zwischenstand

Joshau S. Goldstein, Long Cycles - Prosperity and War in the Modern AgeIm Rahmen meiner Forschungen zum Informationskapitalismus bin ich drüber gestolpert, dass ich mich eigentlich mal mit den diversen Theorien über sogenannte „lange Wellen“ befassen müsste. Letztens hat mich dann hier ein hilfreicher Kommentar auf die Spur eines schon etwas älteren (1988) Buches von Joshua S. Goldstein gebracht: „Long Cycles – Prosperity and War in the Modern Age“. Leider hat mich lange der hohe Preis von einer Lektüre abgehalten obwohl mich eine vielversprechende Rezension noch neugieriger gemacht hat. Kurz nachdem ich dann das Buch so billig wie verranzt in einem Antiquariat in Amsterdam gekauft hatte, stelle ich jetzt fest, dass es schon längst vom Autor ins Netz gestellt wurde. Naja, dicke Wälzer am Bildschirm lesen, ist eh keine Freude.

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Joachim Hirsch „Über Reform und Revolution“

Joachim Hirsch schreibt in einem ebenso knappen wie richtigen Artikel auf linksnetz.de:

„Statt auf staatliche Macht zu setzen, kommt es also vorrangig darauf an, die Gesellschaft „praktisch zu revolutionieren“, wie Marx das ausgedrückt hat. Man kann dies als „radikalen Reformismus“ bezeichnen, „radikal“ deshalb, weil auf die Wurzel der gesellschaftlichen Verhältnisse gezielt wird, „reformistisch“, weil dies ein langwieriger und konflikthafter Prozess ist. Es ginge um eine Selbstrevolutionierung der Gesellschaft.“

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