Autor: Benni Bärmann

Keimform-Seminar auf dem Attac-Kapitalismuskongress

Stefan Meretz und ich machen auf dem Kapitalismuskongress von Attac (6.-8.3.2009 an der TU in Berlin) ein Seminar über die Themen, die wir hier im Blog verhandeln. Vielleicht habt ihr ja eine Idee, was ihr da gerne besprechen wollen würdet? Oder wie wir in der knappen Zeit eine sinnvolle Inspirationsquelle sein können ohne nur Vorträge zu halten? Dann in die Kommentare damit.

Wake Up, Freak Out – then Get a Grip

Es gibt einen neuen netten animierten Kurzfilm über „tipping points“ im Klimasystem. Ich finde es etwas schade, dass im Film die ja auch vorhandenen negativen Rückkopplungen nicht auch erwähnt und im Vergleich bewertet werden. Trotzdem ein gut gemachter und interessanter Film mit trotz allem motivierendem Ende:

Hier gibt es den Film zum download auch noch in anderen Sprachen und man kann die Macher durch kaufen einer DVD unterstützen.

Vom Livestream zum Lifestream

bleeper_logoIn meinem letzten Post habe ich ja ein bisschen fürs Microblogging getrommelt. Unklar blieb dabei sicherlich, was das Ganze denn mit Keimformen zu tun hat. Dazu muß ich etwas weiter ausholen.

Das, was wir heute mit „Öffentlichkeiten“ bezeichnen, unterscheidet sich vor allem hinsichtlich zweier Parameter. Das eine ist die Größe der Öffentlichkeit. Eine Kneipenrunde ist in einem ganz anderen Sinne öffentlich als dieses Blogposting – alleine schon aufgrund ihrer schieren Menge an Adressaten (das hoffe ich zumindestens!).

Wichtiger scheint mir aber noch der Modus der Öffentlichkeit zu sein. Diese unterschiedlichen Modi kamen alle zu allen Zeiten und an allen Orten vor. Jedoch sind bestimmte historisch auftretende Gesellschaftsformen von jeweils einem Modus der Öffentlichkeit hegemonial geprägt. Ich benutze dabei die Wörter, die normal für Staatsformen („Monarchie“,“Diktatur“,…)  reserviert sind, als auf die Gesellschaft bezogen, weil die Weise, wie die Zivilgesellschaft funktioniert, mindestens genauso entscheidend für die Öffentlichkeit ist wie der Staat. Den Modi der Öffentlichkeit entsprechen jeweils Handlungsmodi, die angeben, welche Art von Handlungen von den Mitgliedern einer Gesellschaft, in der ein entsprechender Öffentlichkeitsmodus wirkt, normalerweise und im Durchschnitt erwartet werden. Ich unterscheide zunächst mal provisorisch vier Modi von Öffentlichkeiten, die sich vor allem in ihrem Bezug zur Legitimität von Herrschaft unterscheiden:

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Bleep me up, Scotty

Ich bin ja ein großer Fan all dieser neumodischen Dinge wie Blogs, Wikis, sozialen Netzwerke usw. Nur hadere ich zunehmend mit dem Problem, dass meine Aktivitäten an unterschiedlichen Stellen sich nicht miteinander vertragen.  Wenn ich eine tolle neue Webseite finde, dann will ich die bei del.icio.us bookmarken, in den Empfehlungsfeed schieben, im irc mitteilen, auf Mailinglisten posten, bloggen etc. Wenn ich das jedesmal alles machen würde, wäre ich ziemlich lange beschäftigt.

Nun bin ich natürlich nicht der einzige der dieses Problem hat und man kann es sicherlich als neuen Trend in der Webszene bezeichnen, dass immer mehr Aggregationstools entwickelt werden. Man kann aus all seinen Netzaktivitäten eine Suppe kochen, man kann seine Nase dran reiben oder man kann sie über Applets in seine Facebook-Seite integrieren.  Diese ganzen Tools empfinde ich persönlich noch als sehr vorläufig, weil sie jeweils nur eine eingeschränkte Benutzergruppe im Auge haben. Ich glaube auch nicht, dass man das neue alles vereinende Tool am Reißbrett entwerfen kann. Das wird sich ergeben aus einem dieser vielen Anfänge. Wohl demjenigen, dem es gelingt eine besonders große Community an sich zu binden. Irgendwann wird man dann garnicht mehr anders können als ein Profil bei dem neuen XY-Tool zu haben. So wie man heute ohne Mailadresse nicht so wirklich im Netz ist. Ich wünsche mir sehr, dass dieses Tool ein paar Mindestanforderungen erfüllt: Open Source, Open Data und dezentral sollte es sein. Nur so ist gewährleistet dass aus diesem neuen Tool keine neue Krake a la Google entsteht.

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Re-Taylorisierung in der IT-Industrie?

Am Dienstag war ich auf einem interessanten Vortrag bei den Wobblies. Der Referent berichtet aus der Praxis der proprietären Softwareentwicklung, dass es dort wieder einen neuen Trend zu taylorisierten Verfahren gibt. Und das, obwohl diese Strategie schon einmal gescheitert sei. Ursache sei die gesunkene Verhandlungsmacht der Entwickler nach dem Ende des New-Economy-Booms. Die Quintessenz seines Vortrags gibt es auch online.

Das widerspricht natürlich dem gleichzeitig auftretenden Trend zu FOSS. Freie Software lässt sich wohl kaum in standardisierte Prozesse pressen. Seiner Erfahrung nach wird aber Freie Software auch benutzt um Prozesse zu standardisieren und somit die Kontrolle über die Mitarbeiter zu erhöhen.

Wie sind eure Erfahrungen? Bedeutet das was für unseren Keimformdiskurs? Und wenn ja, was?

Peericle: Die Post in zehn Jahren

Lenin wollte ja bekanntlich schon den Sozialismus nach dem Vorbild der deutschen Post organisieren. Ob das damals eine so besonders brilliante Idee war, darüber kann man sicherlich streiten, so oder so kann das aufgrund der zentralen staatlichen Leitung kein Modell für eine Peer-Economy sein. Ganz zu schweigen davon, dass das Vorbild aufgrund der Privatisierungsorgien in den letzten Jahren eh ziemlich auf den Hund gekommen ist.

Deswegen skizziere ich jetzt mal im Folgenden ein Modell wie man schon in wenigen Jahren ein Postsystem auf Peer-2-Peer-Basis haben könnte.

Die Grundidee ist, dass Leute einfach Post anderer Leute mitnehmen, wenn sie eh wo hinfahren. Dabei soll so gut wie kein Aufwand für die Postmitnehmer entstehen und die Post trotzdem zuverlässig und schnell am Ziel ankommen und vor allem das Risiko von Diebstahl und Verlust minimiert werden. Es geht dabei vor allem um Paketpost. Briefpost funktioniert ja auch jetzt schon P2P und nennt sich e-mail.

Der Kern des Systems ist das Peericle. Ein Peericle ist ein stabiler widerverwendbarer Kasten mit ein bisschen Elektronik drinnen. Ein Peericle besteht dabei aus folgenden Modulen, die alle austauschbar sind:

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Open-Source-Bagger in Aktion

Für alle, die meinen man könnte mittels Peer Production keine materiellen Produktionsmittel produzieren und deswegen die gesellschaftliche Relevanz des Konzeptes bezweifeln.

Das ganze stammt auch von einem sehr interessanten Projekt mit einem ebenso interessanten Blog (via). Dort heisst es:

Factor E Farm. We are not a factory farm. Agricola sum. We are farmer scientists. Our life is an experiment: living sustainably, high appropriate tech, on the cheap. Why e? It is a transcendental number. We aim to transcend. We push towards open source. Factor 10 reduction in price. Or at least e. Ten times cheaper means ten times the freedom. Evolve to freedom. In these pages you will find the unfolding story of how we started with raw land, and what we are up to on an ongoing basis. This is the first experiment of Open Source Ecology. The challenge is to see how far we can reach into human prosperity on a small scale. Can we create advanced, largely self-sufficient civilization on the scale of a farm? What else is needed?

Die sechs Stufen der Krise

Alle reden über die fiese Krise. Dabei geht oft einiges durcheinander. In der marxistischen Diskussion gibt es eine lange Geschichte von Krisentheorien, die in einem Text von Thomas Sablowski sehr gut zusammengefasst wird. Er schließt mit den Worten:

„Das zeigt, dass die Kapitalakkumulation kein rein ökonomischer Prozess ist, sondern auch politische und militärische Dimensionen hat. Die politischen und militärischen Prozesse bleiben jedoch umgekehrt unverständlich, wenn sie nicht auch mit den Mitteln der Akkumulations- und Krisentheorie analysiert werden.“

Das klingt nach einem anspruchsvollen Programm. Aber man kann ja trotzdem mal anfangen. Um die „politische und militärische Dimension“ zu verstehen ist es absolut erforderlich eine historische Perspektive einzunehmen und zu schauen welche Art von Krisen wir bereits beobachten konnten und was ihre auslösenden Tendenzen sowie ihre Auswirkungen waren. Das will ich im folgenden tun.

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Kleine bedruckte Papierscheinchen gegen die Armut?

„Dieser Planet hat – oder besser gesagt, hatte – ein Problem. Die meisten seiner Bewohner waren fast immer unglücklich. Zur Lösung dieses Problems wurden viele Vorschläge gemacht, aber die drehten sich meist um das Hin und Her kleiner bedruckter Papierscheinchen, und das ist einfach drollig, weil es im großen und ganzen ja nicht die kleinen bedruckten Papierscheinchen waren, die sich unglücklich fühlten.“ Douglas Adams, Per Anhalter durch die Galaxis

Heute ist Blog-Action-Day gegen die Armut. Da beteilige ich mich gerne. Armut ist immer blöd. Egal ob absolut oder relativ, ob materiell oder geistig. Die Organisatoren rufen dem Anlaß angemessen zu Spenden auf. Mit etwas Glück schadet das nichts und vielleicht nützt es ja sogar was. Die Uno will die Armut halbieren, zumindest die absolute. Es sieht alles so aus, als ob das zum Scheitern verurteilt ist.

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Ist die Finanzmarktkrise eine Krise der Vermittler?

Das Internet bringt jede Menge Krisen hervor, meist sind es Krisen der Vermittler. Viele von ihnen werden überflüssig oder müssen sich zumindestens massiv neue Geschäftsmodelle suchen. Die Musikindustrie ist das beliebteste Beispiel. Das Grundmuster ist immer das selbe: Das Internet bringt Anbieter und Abnehmer direkt ins Geschäft, deswegen werden die Vermittler nicht mehr benötigt.

Nun ist ja auch das Bankengeschäft im Kern ein Vermittlergeschäft. Leute mit zu viel Geld geben Leuten mit zuwenig etwas ab in der Hoffnung mehr zurückzukriegen. Dazwischen sitzen die Banken und Broker. Nun kann man schon seit ein paar Jahren von zu Hause aus Börsenhandel betreiben, und es gibt inzwischen auch viele Leute die davon leben oder es zumindestens versuchen. Außerdem gibt es Internetplattformen, die Kleinkredite vermitteln zwischen Privatleuten. Im Prinzip bräuchte also auch die Bankenvermittler niemand mehr, genau wie die Musikindustrie.

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