Ein Universelles Stigmergisches Allokationsystem
In vielen Diskussionen ob hier im Blog oder sonst wo, komme ich immer wieder dazu festzustellen, dass viele Skepsis, die dem Keimform-Ansatz entgegengebracht wird, vor allem darin begründet liegt, dass sich die meisten Leute einfach nicht vorstellen können, dass Bedürfnisse und Fähigkeiten zusammen kommen ohne das jemand oder etwas Zwang ausübt.
Wir verweisen dann immer auf die Stigmergie als wichtige Organisationsform. Damit ist eine Form der Organisation gemeint, die im wesentlichen darauf basiert, festzuhalten, wo noch etwas getan werden müsste. Diese Hinweise ermöglichen es dann anderen, die gerne etwas tun wollen, auch etwas zu tun, was gebraucht wird.
Die Erfahrung der meisten Menschen ist aber weit weg von funktionierenden stigmergischen Organisationsstrukturen. Ich glaube, viele denken dabei eher an dreckige WG-Küchen oder zugemüllte Wälder als an Freie Software oder Wikipedia. Eine Möglichkeit diese Situation zu ändern, wäre möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zu geben, Stigmergie selbst zu erfahren. Bisher ist das nur in eng umgenzten Bereichen möglich und die medialen Systeme, die zu diesem Zweck eingesetzt werden (seien sie jetzt virtuell oder nicht-virtuell) sind zum einen oft eher primitiv (z.B. TODO-Listen) und zum anderen meist speziell auf ein einzelnes Projekt zugeschnitten, was dazu führt, dass man deren Wirksamkeit erst erfahren kann, wenn man sich an diesem konkreten Projekt beteiligt. Die Wirksamkeitserfahrung ist bei stigmergischen Systemen also an aktive und nicht an passive Partizipation gebunden und es gibt zwar Millionen von Wikipedia-Benutzern aber eben nur ein paar tausend Autoren.
Um diese Situation zu ändern möchte ich ein Universelles Stigmergisches Allokationssystem (USA) bauen, um folgendes zu erreichen:
- Vielen Menschen die Gelegenheit geben, Erfahrungen mit Stigmergie zu machen.
- Vielen Menschen die Gelegenheit geben, Erfahrungen mit der eigenen Bedürftigkeit zu machen.
- Konsumptive mit produktiven Bedürfnissen zusammen zu bringen. Menschen sollen reale Bedürfnisse zumindest gelegentlich durch das Mitmachen im USA befriedigen können.
- Ein Experimentierfeld zu eröffnen in dem man lernen kann, wie ein USA aussehen könnte, dass einmal wirklich dazu beitragen kann eine commons-basierte Gesellschaft zu ermöglichen.
Die Kernfunktionen des USA müssten sein:
- Die Erhebung von „Stigs“. Ein Stig ist ein Datensatz, der aus ein paar Stichworten besteht, die ein Bedürfnis kategorisieren und mit einem potentiell anonymen Benutzer und einem (virtuellen oder realen) Ort verknüpft sind. Man kann auch noch eine Ablaufzeit hinzufügen.
- Extrem einfache Bedienbarkeit. Ein Stig muss sehr spontan erzeugbar sein.
- Mobile Bedienbarkeit.
- Eine Filtermöglichkeit nach Ort, Zeit, Freundeslisten und Stichworten um die Befriedigung von Bedürfnissen zu ermöglichen.
Das klingt noch sehr abstrakt. Ich gebe euch ein paar Anwendungs-Beispiele, um zu verdeutlichen, was mir vorschwebt:
- Claudia entrümpelt endlich mal ihren Keller. Dabei findet sie ein paar Sachen, die sie zwar nicht mehr braucht, die aber auch zu schade zum Wegwerfen sind. Ebay ist ihr zu aufwändig und kompliziert. Statt dessen guckt sie ins USA (Filter: Heizstrahler, Ort: Umgebung 4 km) und findet Jana, die einen Heizstrahler sucht und um die Ecke wohnt. Ein kurzer Anruf und Jana holt den Heizstrahler ab, der sonst auf dem Elektroschrott gelandet wäre.
- Paul ist gerade neu in der Stadt und möchte gerne Leute kennen lernen. Er ist begeisterter Brettspieler und sucht deswegen im USA nach Leuten, die Mitspieler suchen und in der Nähe wohnen (Filter: Brettspiele, Umgebung 10km). Er findet zunächst niemanden, stellt selbst ein Bedürfnis ein (Brettspiele, Ort: hier, Zeit: 1 Monat) und wird schließlich von Klara gefunden, die einfach mal gucken wollte, was die Leute, die im USA sind und in der Nachbarschaft wohnen, so treiben (Filter: *, Umgebung 1km).
- Maria hat Lust auf Kuchen und gibt das im USA bekannt (Kuchen, Zeit: 1 Tag, Ort: hier). Luis backt gerade einen Kuchen und kann ohne viel Mühe ein doppeltes Rezept backen und wohnt bei Maria um die Ecke (Filter: Kuchen, Zeit 1 Tag, Umgebung 300m).
- Miri studiert Physik und lernt gerade für die Prüfung. Sie sucht eine Antwort auf eine schwierige spezielle Frage und gibt diese ins USA ein (Quantencryptogravitationstheorie, Ort:*, Zeit: 1 Woche). Carolin wohnt am anderen Ende des Planeten und ist Professorin in genau dem Spezialgebiet, dass Miri gerade studiert und hat einen globalen Filter für genau dieses Thema aktiviert (Filter: Quantencryptogravitationstheorie, Ort: *) und kann Miri weiterhelfen.
- Jan sitzt bei schönem Wetter mit Freunden im Park. „Jetzt ein kühles Bier“, denkt er sich und gibt genau diesen Wunsch über sein Smartphone ins USA ein (Bier, Ort: hier, Zeit: in der nächsten Stunde). Nur ein paar hundert Meter weiter geht gerade eine Party zu Ende, beim Aufräumen ist ein halber Kasten Bier übrig. Peter guckt in seinem Laptop nach ob jemand das vielleicht gebrauchen kann (Filter: Bier, Umgebung 1km) und findet Jan.
- …
Dabei bin ich mir sehr bewusst, dass das Hauptproblem dabei nicht so sehr ein technisches ist, sondern das soziale Problem vor allem darin liegt, eine kritische Masse von Menschen zum mitmachen zu bewegen. Um das zu erleichtern möchte ich mich an folgenden Designprinzipien orientieren:
- Selbstverständlich muss das ganze Freie Software sein. Als Lizenz würde ich auf die AGPL setzen.
- Ich möchte aber zu Beginn noch nicht auf eine dezentrale Lösung setzen. Dezentralisierung ist eine enorme zusätzliche technische Hürde, die einiges enorm erschwert insbesondere im Bereich der Suche, die aber genau für die USA zentral ist.
- Das System soll aber von Anfang an so entworfen werden, dass es in einem späteren Schritt dezentralisiert werden kann, ohne alles noch mal von vorne bauen zu müssen.
- Keine inhaltliche Beeinflussung. So soll es z.B. durchaus erlaubt sein, das System einfach als Marktplatz a la ebay zu „missbrauchen“. Wenn wir dann am Ende vielleicht nicht im Kommunismus landen, so wäre dann doch zumindest ebay auskooperiert. Auch ethische Vorgaben würde ich nicht machen wollen. Legale Einschränkungen, die den Betrieb gefährden würden, sind wohl unvermeidbar. (Das ist streng genommen kein Designprinzip der Software, sondern einer konkreten Instanz. Es ist ja jeder freigestellt das auf dem eigenen Server anders zu handhaben).
- Erweiterbarkeit sollte von Anfang an mitgedacht werden, so dass man z.B. über ein Pluginsystem Instanzen für spezielle Bedürfniskategorien anpassen kann.
- Die Stichworte (Tags) bleiben frei. Eventuell kann man später einzelne Tags redaktionell verknüpfen (z.B. unterschiedliche Sprachen oder Synonyme). Zunächst würde ich da aber ganz auf die Schwarmintelligenz setzen und nicht auf komplizierte Ontologien.
- Einfachheit zuerst. Das gilt nicht nur für die Bedienung sondern auch für den Funktionsumfang. Meine Erfahrung mit solchen Projekten ist: Wenn man sich zu viel vornimmt, wird man nie fertig.
Außerdem erhoffe ich mir von der Universalität des Ansatzes auch, dass es leichter wird die kritische Masse zu überspringen, bzw. dass die kritische Masse in einzelnen Nischen übersprungen werden kann. Es ist auch möglich, dass sich am Ende unterschiedliche Instanzen um unterschiedliche Bedürfnisse kümmern. Das System selbst sollte einfach und universell bleiben.
Bisherige Versuche soziale Netzwerke zur Koordination von Bedürfnisbefriedigung zu nutzen gehen meistens von den Fähigkeiten aus und die Leute, die ein Bedürfnis haben, suchen dann im Datenbestand (Beispiele: Nutzigems, Couchsurfing, Schenknetzwerke wie freecycle, …). Möglicherweise funktioniert das gut, so lange man sehr spezialisierte Anwendungsbereiche hat. Die doch recht eingeschränkte Reichweite von universelleren Ansätzen (Nutzigems, Schenknetzwerke, …) lässt mich denken, dass es vielleicht etwas bringen kann, es einfach mal umgekehrt zu versuchen.
Außerdem passt es auch besser zu einer Commons-basierten Gesellschaft, in der eben Bedürfnisse befriedigt werden und nicht auf Verdacht für einen Markt produziert wird, wo man das Zeugs dann unbedingt losschlagen muss. Ich denke auch, dass der Impuls „Ich brauche X“ einfacher zu erfassen ist als ein „Ich habe Y und will es loswerden“. Meine gesamte Bibliothek zu verdaten um sie eventuell mal zu verleihen, das mach ich nicht so schnell, aber mal eben Suchen ob jemand in der Nachbarschaft ein Buch braucht, was ich gerade wegschmeißen will, dass macht man schon eher mal.
Nun ist es leider so, dass ich alleine nicht die Ressourcen habe um ein solches Projekt zu stemmen. Hätte jemand Lust bei Konzeption und Umsetzung mitzuarbeiten? Dann bitte melden. Vielleicht fällt uns dann auch noch ein schönerer Name für das Ding ein.
UPDATE: Es gibt momentan eine Mailingliste, ein Pad und einen Entwurf für ein Lastenheft über das sich Mitarbeiter_innen und andere am Projekt interessierte koordinieren.
das kann man doch alles mit einem Media-Wiki machen: es gibt eine Suchfunktion, Kategorien und beliebige Listen lassen sich auch erzeugen. Jedes Bedürfnis ist halt eine Wiki-Seite und damit ein Datensatz. Auf der Haupseite mit der Beschreibung wird eine Unterseite erzeugt:
=Bedürfnisse in:=
* [[Freital-Potschappel]]
* hier euren Wohnort einsetzen
[[Kategorie:Liste]]
Die Seite Freital-Potschappel wird so verlinkt:
=Bedürfnisse in Freital-Potschappel=
* [[Anna sucht Heizlüfter in Freital-Potschappel]]
* hier euer Bedürfnis einsetzen
[[Kategorie:Liste]] [[Kategorie:Freital-Potschappel]]
So wird der Heizlüfter verlinkt:
=Anna sucht Heizlüfter in Freital-Potschappel=
==Beschreibung des Bedürfnisses==
==Kontakt==[
[Kategorie:Bedürfnis]] [[Kategorie:Freital-Potschappel]] [[Kategorie:Heizlüfter]]
Alle Seiten werden nur für angemeldete Nutzer zur Bearbeitung freigegeben.
Siehe z.B. virtuelle Flohmärkte und Reputation.
@Iris: Hm, damit das einfach zu bedienen wäre, müsste man ein Mediawiki-Plugin basteln. Ein weiteres bräuchte man für den sozialen Aspekt usw. Sprich: Am Ende ist man bei einem Zoo von Mediawiki-Plugins. Da bin ich mir nicht sicher, ob das dann noch einfacher zu programmieren, installieren und warten ist, wie eine eigenständige Anwendung und mir ist dann auch gar nicht mehr klar, was Mediawiki zur Anwendung noch beiträgt. Aber wenn Du da konkretere Vorschläge hast, nur her damit.
@Schrotie: Interessant. Aber wenn ich das beim überfliegen richtig sehe, kommen die auch von der Angebotsseite her, nicht von der Bedürfnis-Seite her. Das scheint einfach eine Art mobiles Ebay zu sein, oder?
Ich habe mir die Dienste nicht angesehen, nur die Artikel überflogen – und habe mich daran erinnert, als ich Deinen Artikel hier las. Hab vor einem Jahr oder so schonmal eine Übersicht über derartige Dienste gesehen. Wesentlich ist auf jeden Fall, dass die Dienste selbst kommerziell sind. Und wenn die erst mal eine kritische Masse erreichen, ist es schwer da mit – freien oder nicht freien – Angeboten noch zwischen zu kommen.
Die Plugin-Idee finde ich nicht so schlecht, allerdings sollte es einen eigenen plattformunabhängiggen Stigmergie-Server geben (den man dann später dezentralisieren kann etc.). Über entsprechende Schnittstellen können Plugins für alle möglichen Plattformen (MediaWiki, WordPress, Typo3, Stigmergie-Frontend etc.) dann mit dem (gewählten) Server kommunizieren. Also Server und Front von Anfang an trennen.
Die Schnittstellen müssten dann auf die Prio-Liste, ist aber von der Realisierung her nicht so mein Ding. Ein WP-Plugin würde ich mitbauen.
„Carolin wohnt am anderen Ende des Planeten und ist Professorin in genau dem Spezialgebiet, dass Miri gerade studiert und hat einen globalen Filter für genau dieses Thema aktiviert (Filter: Quantencryptogravitationstheorie, Ort: *) und kann Miri weiterhelfen.“
Das erinnert mich an Wer-weiß-was, wo ich für verschiedene Themen als Exprtin angelegt bin (PHP-Programmierung, Bio-Garten ect.) und wer eine Frage hat, kann die automatisiert an den Expertenkreis schicken.
Mir gefällt am Ansatz von USA, die gute Durchmischung von regionalen und weltweiten Angeboten. Wäre es auch für folgendes Szenario geeignet?
Ich habe kürzlich nach einem Tauschring gesucht, wo ich Computer-Dienstleistungen gegen Bügeln tauschen kann. Bügeln ist extrem Ortsabhängig, da die Hemden immer zerknautscht zurück kommen, wenn man sie durch die DSL-Leitung schickt 😉
Die Computer-Dienstleistungen können dagegen (teilweise) weltweit angeboten werden.
Weil ich den Tausch-Gedanken vor Augen habe, frage ich mich, ob es nicht doch sinnvoller wäre, Bedürfnis Angebot+Nachfrage abzuwickeln.
Ich denke, die kritische Masse wäre schneller erreicht und Menschen haben ja meist auch das Bedürfnis, was zu geben, wenn sie etwas bekommen.
Performance ist vermutlich ein zentrales Thema…Die Plugin-Idee von Stefan finde ich gut. Einbindung via Web-Services auf Themenverwandten Seiten?
Vielleicht hilft diese Webseite ja weiter:http://crealiity.com/ Die versuchen auch Bedürfnisse mit Potentialen zu verbinden.
Hallo Benni.Du schlägst vor, ein Werkzeug zur Vermittlung von Bedürfnissen und passenden Angebotenzu erstellen. Was fördert daran stigmergente Organisationsformen ?Für mich würde Stigermegie entstehen, wenn etwas wächst, was über eine Transaktionhinausgeht. Das sehe ich bei einem solchen System nicht.
@Christian: Hm, Danke für den Link. Aber das weicht leider in so ungefähr jedem Punkt von meinen Designprinzipien ab.
@Toka: Die Erfassung von Bedürfnissen ist sozusagen die atomare Form der Stigmergie.
Was ich jetzt in dem Artikel noch nicht beschrieben habe, sind Möglichkeiten, die durch Bedürfnis-Karten oder Statistiken entstehen. Den selbstorganisierten Nachbarschaftshelfern in New York z.B. nach Sandy hätte eine Karte aller Leute, die Decken oder eine warme Mahlzeit brauchen vielleicht geholfen.
@Regina: Auch wenn ich das Tauschprinzip ablehne, kann man die Plattform durchaus ja dafür nutzen. Ich kann ja Leuten die etwas brauchen nur unter bestimmten Bedingungen helfen.
Hm, ich finde das ist etwas banal. So riesig ist der Unterschied zu Kleinanzeigen und Mailinglisten Rubrik „Suche“ nicht. Die würden ja höchstens besser funktionieren, wenn sie gebündelt wären, also wenn alle die gleiche Instanz benutzen würden. Eine Verbesserung wäre es nur , wenn MEHR Leute dein Dingens benutzen würden, das ist aber recht unwahrscheinlich. Vielleicht sollte man lieber eine Meta-Kleinanzeigen-ML-Plattform für mobile Geräte machen?Ein anderes Problem ist, dass solche Sachen doch gerne von außen von dem Kapitalismus ausgesaugt werden. Also, dass der Wert der Sachen nach dem äußeren Marktwert bemessen wird und alle dem Wertvollen hinterherstreben und dann versuchen, aus dem Erhaltenen Profit zu schlagen, so dass im inneren Kreislauf nur wertloser Plunder bleibt. ZB in Buchtauschringen passiert.
Super Idee, du könntest dich mal mit Lars Ebert kurzschließen, der das Cooperation Network ins Leben gerufen hat & Datenbankspezialist ist.Allerdings sollten wir unbedingt eine andere Abkürzung finden als USA, das wäre der Akzeptanz bestimmt sehr abträglich…
ich versteh nicht alles was ihr da schreibt. Bin kein Computerfreak und will es auch nie werden. Bin überzeugt, das es viele, sehr viele PC Nutzer gibt die so wenig wie ich und weniger als ich verstehen. Für solche müsste „USA“ aber total einfach zu nutzen sein. Dabei könnte ich helfen. Schickt mir alle neuen Ideen und ich teste sie dann indem ich sage was daran nicht einfach zu verstehen ist. So könnte ich gerne helfen, das das Ding („USA“ geht garnicht für viele Menschen!!!) eine gewisse Barrierefreiheit bekommt die es ganz sicher braucht. Es müsste einen Namen haben den man lieben kann und wiedererkennt.Es müsste eine Form haben, die jeder sofort wiedererkennt. Es müsste einen Nutzen versprechen, denn jeder sofort für sich erkennt…..
“USA” geht garnicht. Ja das fürchte ich auch. I c h wäre ja tolerant, aber ;-))
Obwohl mich Bezugnahmen zur Schwarmintelligenz erst einmal spektisch stimmen (eine Naturalisierung menschlicher Interaktionen = mystifitzierende Ideologisierung = Flucht aus der Verantwortung gegenüber der Herausforderung, ein globales Miteinander auf Basis eines am Ende weltgemeinschaftlichen Nachhaltigkeitsmanagements zu erarbeiten, liegt m.E. allzu nahe) finde ichs sehr spannend.
Allerdings:
Eine vernünftige Verbindung von Bedürfnissen und Fähigkeiten ist aber nicht genug. Die große Herausforderung liegt darin, es möglich zu machen, die UNTERSCHIEDLICHSTEN Bedürfnisse und Fähigkeiten einer vernünftitgen Weise mit den sozialen bzw. ökologischen Kosten (und Gewinnen) ihrer Befriedigung / Anwendnung in ins Benehmen zu setzen.
Ich sehe die Möglichkeiten von dem, was hier als Stigmergie vorgestellt wird auch eher als Möglichkeit der Ergänzung und kritischen Begleitung von Bewegung auf institutioneller Basis und nicht als deren Ersatz. Etwa im Hinblick auf das Vorhaben der UN, bis 2014 die Millenium Entwicklungsziele (etwa mittels Konsumziele) auf die Bekämpfung der zerstörerischen Seiten von Reichtum auszudehnen – oder in Bezug auf Klimaziele.
Ushahidi könnte man vielleicht auch verwenden
http://www.konkret-verlage.de/kvv/kt.php?texte=40
Immer noch aktuell: „Amerika, dich hasst sich’s besser – Antiamerikanismus und Antisemitismus in Europa“
@Shelog: Das sieht tatsächlich nicht ganz uninteressant aus.
@HHH: Danke, dass Du mir trotz Deiner Skeptik Deinen Segen erteilst.
@Ingo: Danke für Dein Angebot. Ich werde darauf zurück kommen, wenn sich wirklich was ergibt.
@alle: Ja, der Name geht so nicht, das schrieb ich ja auch schon. Den sehe ich nur als Arbeitstitel. Irgendwas mit „need“ vielleicht?
Muß es unbedingt englisch sein?Da der Fokus bei dem Projekt ja auf dem liegt, der was braucht, fällt mir spontan das italienische „Dimmi“ für „Gieb mir“ ein.Mit Need wäre eine Spielerei mit Be-in-need ganz nett.Ich bin im Zustand des Brauchens…oder so ähnlich.Naja, ich bin defintiv eher technisch als sprachlich begabt.Ich würde mich nicht drauf festlegen, daß der Name schon ausdrücken muß, was gemeint ist.Der muß vor allem kurz, sympathisch, gut zu merken und mit verschiedenen Domainendungen noch frei sein.Da kann ich nur empfehlen, gute Ideen sofort als Domainnamen zu reservieren…
@Regina: Dimmi gefällt mir, ist aber als Domain überall schon weg, schade.
Tja, es wird langsam eng mit den guten Namen… ;-)(Warum sind eigentlich meine Kommentare ohne Zeilenumbrüche und ohne Leerzeichen nach Punkt formatiert? Sieht ja blöd aus…evt. liegts am Opera.)
Vielleicht lässt sich ausgehend von Desiderat/Desideratum ein Name ableiten.
Wäre wünschenswert, wenn sich die Wenigen, die ein solches Projekt verfolgen zusammentun; trotz des höheren Kommunikations- und Entscheidungsaufwandes. In München trifft sich eine Gruppe und entwickelt das Projekt http://www.bedarfsnetz.de und am http://www.cosmopool.net , welches aus dem Projekt Nutzigems entstanden ist, wird laut Programmierer immer noch gearbeitet. Soweit ich es überblicke hätten die hier genannten Features im Cosmopool ihren Platz. Darf ich dich fragen, Benni, welche Umstände für dich eine Zusammenarbeit begünstigen, und welche einen Alleingang oder Neustart attraktiver erscheinen lassen? Das sind für uns alle wichtige Fragen, wenn wir auf das Gemeinsame hinaus wollen.
@Tom: Ich hatte die weitere Entwicklung der Nutzigems in den letzten Jahren zugegeben etwas aus den Augen verloren. In den Anfängen war ich da auch mal auf einer Mailingliste. Ich bin sehr dafür Gemeinsamkeiten zu nutzen. Bei den beiden verlinkten Projekten sehe ich allerdings nicht viele Gemeinsamkeiten zu der Idee des USA. Cosmopool kommt komplett von der Ressourcen-Seite her und mir liegt eben gerade an den Bedürfnissen, die einfach so da sind, auch wenn sie vielleicht erstmal niemand direkt befriedigen kann. Und Bedarfsnetz verfolgt das mehr oder weniger klassische Ziel einer Konsumgenossenschaft. So zumindest mein kurzer Eindruck beim Überfliegen der Webseiten. Korrigier mich, wenn ich falsch liege. Ich sag jetzt gar nicht, dass mein Ansatz „besser“ ist, ich sag nur, wir müssen viel ausprobieren um irgendwann mal was in der Hand zu haben, was funktioniert. Vielleicht kann man ja sogar, obwohl man unterschiedliche Ansätze verfolgt, trotzdem z.B. gemeinsame Bibliotheken entwickeln, oder so. Da bin ich jederzeit dabei. Oder vielleicht nähert man sich auch von den Ansätzen her an. Einen Austausch fände ich auf jeden Fall mal interessant. Lass uns ein Software-Kommunismus-Barcamp machen 😉
Barcamp++
Außerdem wäre eine Pad nützlich.Da könnten ja erst einmal Brainstorming, Stories, verwandte Projekte, Interessierte Programmierende etc rein.Statt einem zentralen Namen für das Ganze fände ich ein Kürzel gut, so dass später unterschiedliche Gruppen das ganze unter einer Subdomain laufen lassen könnten (dimi.keimform.de, dimi.thomaskalka.de, dimi.coforum.de etc). So könnte jeder,der will, sich per eigenem Domain-Eintrag auf einem ersten Server beteiligen, und dann später ganz einfach zu einem anderen „Provider“ umziehen oder selbst eine Instanz laufen lassen.
Ich fände es wichtig, das ganze von vornherein als Service (d.h. API) mit einem Demo-Interface zu basteln, so dass dann nach Belieben Apps, Mashups etc gebastelt werden können.
Hi Benni; ich finde die Idee klingt sehr gut und wichtig und ich wäre gern bei der Umsetzung und/oder Betreuung dabei, bin allerdings für alles Programmiertechnische leider nicht zu gebrauchen… Vielleicht treffen wir uns mal?
Ich hab mal ein Pad aufgesetzt:
http://titanpad.com/stigs
Sowie in einem Wiki mit einem Lastenheft angefangen:
http://aymargeddon.de/wiki/index.php/Stigs
(für Schreibrechte bei mir melden bitte, habe vor dem Spam kapituliert)
Wissenschaftliche Neugierde.;-)
@Regina und Benni und Toka: Ich bin ja bei Sprachen immer etwas kleinlich:Dimmi heißt „Sag mir“ und nicht „Gib mir“. Das wäre „dammi“. Versucht’s mal damit. Doppelkonsonant beachten. Gruß Silke
Oh Silke, hast recht.Ver-Dammi…Da habe ich nicht aufgepasst.Es wird Zeit, daß ich meine Italienischkenntnisse mal wieder aufpoliere 😉
dimmi-dammi bleibt auch hängen und macht irgendwie Sinn, aber für Italiener klingt das bestimmt urkomisch.
Noch ein paar andere Dinge:Irgendwie habe ich mich beim Lesen an LEILA erinnert. Das ist zwar auch von der Angebotsseite gedacht, sieht aber sehr benutzerfreundlich aus. Beispiel: http://www.leila-berlin.de/index.php?id=10Vielleicht bringt es was, die Rohfassung aufzusetzen, so wie Du sie denkst und sie mal allen Leih- und Umsonstläden der Republik zuzuschicken. Als Startpunkt. Die Fragen sich ja auch, wie ihre „Angebote“ zu den Bedürfnissen kommen und lassen sich dabei sicher gern digital unterstützen. Man könnte das auch mal der recht jungen degrowth-Bewegung voschlagen, da sind bestimmt ein paar Studis dabei, die Lust haben zu experimentieren (und dann darüber ihren Master zu schreiben 🙂 )Ein Punkt noch zur Ethik: Das „do not harm“ Prinzip macht Sinn und es ist völlig ok, wenn das kein freier Ort zum Tauschen von Schusswaffen, Kinderpornographie und sonstigem wird. Commoning ist eben mehr als nur teilen!
@Silke: hab leila mal in die „ähnliche projekte“ rubrik im pad aufgenommen.
Zur Ethik: „Do not harm.“ finde ich extrem untauglich. Die Vorstellungen davon was „harm“ ist und was nicht, ist gerade in linken Kreisen sehr unterschiedlich. Ich hab keine Lust mich am Ende mit Veganern auseinanderzusetzen, weil ich Milch verschenke. Ich würde das einfach so lösen, dass die Leute dann halt ihren eigenen do-not-harm-Server aufsetzen oder eine Gruppe auf dem allgemeinen bilden. Deine Beispiele mit Darstellung von Vergewaltigung oder Waffenhandel ist durch das geltende Recht ja abgedeckt, insofern kann man sich bei den ganz krassen Sachen auf die Rechtslage zurückziehen (womit ich in dem Fall kein Problem habe trotz allgemeiner Kritik am bürgerlichen Recht, welchen Teil des Rechts ich wie verschärft selber durchsetze und welchen gerade nicht (verabredungen zu blockaden fallen mir da zB spontan ein), da ist ja immer noch viel spielraum drin).
Finde das Projekt gut und werde mich, soweit mir meine chaotische Zeitplanung das erlaubt, an der Entwicklung beteiligen! Interessant fände ich insbesondere auch, vorhandene stigmergische Hinweise — To-Do-Listen in Freien Softwareprojekten, Hinweis-Kästchen in der Wikipedia etc. — an das System anzukoppeln und damit durchsuchbar/filterbar zu machen. So dass jemand, der z.B. Grafikprogrammierung in Python machen oder Wikipedia-Artikel zum Mittelalter verbessern oder erstellen will, einfach nach passenden offenen Aufgaben suche kann. Sowas können wir vielleicht später in Rücksprache mit den entsprechenden Projekten integrieren.
Was den Namen betrifft: „Dammi“ finde ich nicht schlecht, ist schön kurz, leicht auszusprechen und zu merken.
Ich habe im Pad ein Treffen (hauptsächlich für developer) beim Solidarökonomiekongress in Wien vorgeschlagen.
Zum Namen: all-i-need.org scheint noch frei zu sein.
all-i-need klingt nicht schlecht.Ich würde allerdings nur einen Domainnamen nehmen, wo noch alle wichtigen Endungen frei sind.Lieber ein Kunstprodukt.
aber nicht „needful things“
Ich hab die domain dammi.org registriert und werde die wohl erst mal benutzen. Aber es steht ja jedem frei auch andere Domains zu verwenden. Aber „alle wichtigen Endungen“ werde ich sicher nicht registrieren, das kommt nämlich dann doch nicht mehr gar so billig.
Zwischenstand:
Ich hab einen ersten Aufschlag für ein Lastenheft gemacht:
http://aymargeddon.de/wiki/index.php/Stigs
Wer mag, lesen, diskutieren, ändern (Schreibrechte im Wiki bitte bei mir erfragen wg. Spam)
Außerdem hab ich mal alle genannten Projekte evaluiert und die Ergebnisse zusammengefasst im Pad:
http://titanpad.com/stigs
Das könnt ihr da natürlich auch kommentieren, ergänzen, erweitern, etc.
Da findet sich auch noch anderer relevanter Kram.
@benni: Zum Namen schlage ich vor, ‚universell‘ durch ‚allgemeine‘ oder durch ‚generelle‘ zu ersetzen und dann ist man die blöde Abkürzung los.Sieht ansonsten gut aus.
Es gibt jetzt auch eine Mailingliste: http://aymargeddon.de/cgi-bin/mailman/listinfo/stigs
Könnte man dieses soziale Netzwerk, mit dem das USA integriert werden soll, nicht auf Diaspora* aufbauen (bzw. gleich Diaspora* nehmen)? So wären die Anforderungen an die Server schon mal erfüllt. Das USA würde dann als eine App auf Diaspora* laufen. Das stelle ich mir einfacher und weniger redundant vor, als ein soziales Netzwerk und ein Stig-System neu zu entwickeln. Und es hätte den Vorteil, dass vom Start weg fast eine halbe Million Menschen beitragen können.
@libertär: Das halte ich für keine gute Idee. Aus folgenden Gründen:
– Diaspora ist immer noch extrem instabil. Es gehen immer wieder Nachrichten auf dem Weg zwischen den Servern verloren, und zwar richtig viele.
– Diaspora ist ziemlich bloatet und schwer zu installieren.
– Wir brauchen nur minimale Funktionen eines sozialen Netzwerkes und nicht den großen Funktionsumfang von Diaspora mit Fotos und Videos und weiss nich noch.
– Diaspora unterstützt noch gar keine Apps und hat auch noch immer keine API.
– Diaspora hat keinen wirklich tauglichen mobilen Client.
Das alles spricht nicht dagegen irgendwann auch mal eine Diaspora-App zu entwickeln, nur sollte man das nicht als Basis nehmen. Integration in beliebige soziale Netzwerke, ob jetzt Diaspora oder friendica oder Facebook oder whatever sollte man allerdings auf jeden Fall beim Design schon frühzeitig berücksichtigen.
Hab gerade bei den Geldsystempiraten das hier gelesen:
„Hierbei wurde der Vorschlag einer „Bedarfsdatenbank“ gemacht, in die jeder unbeschränkt seine Bedarfe eintragen kann, ohne als Voraussetzung Zahlungsmittel halten zu müssen, um seine Bedürfnisse am Markt überhaupt kommunizieren zu können, so wie es heute der Fall ist.“(Reverse Banking)
kennt ihr das projekt „streetbank“? das erinnert mich auch sehr hieran: http://www.streetbank.com/splash
Gerade bin ich über die entstehende Plattform yunity gestolpert, die so was in der Art aufbauen. Da sind ne ganze Menge Leute am Start, ich bin gespannt.