Peak-Kapitalismus
Annette Schlemm hat im Philosophenstübchen-Blog eine interessante Besprechung (Teil 1, Teil 2) über das Buch »Die Grenzen des Kapitalismus. Wie wir am Wachstum scheitern« von Andreas Exner, Christian Lauk und Konstantin Kulterer geschrieben.
Obwohl Annette die Einschätzung der Photovoltaik zu pessimistisch findet — Exner u.a. sagen, dass die Solarenergie aus stofflichen und energietischen Gründen die fossile Energietechnik nicht ablösen kann — teilt sie insgesamt die Stoßrichtung des Buches: Abschied nehmen von der Illusion, dass »bloß« eine neue politische Regulation (Reform oder Revolution) nötig ist, um die Probleme der Welt zu lösen. Auch die Suche nach Keimformen eines Neuen muss den Fokus darauf richten. Annette:
…wir können den Laden … nicht einfach übernehmen. Die Alternativen zum Kapitalismus werden sich gerade dort als überlebensfähig erweisen müssen, wo das Lebensnotwendigste fehlt. Und dies nicht unter „best case“-Bedingungen sondern im „worst case“.
Hi Stefan,
die Photovoltaik kann sehr viel leisten,
http://home.pages.at/goedhe/GOD_Deutsch/Zukunft/2069FaqD/2069FaqD_Energ.html#Photovoltaik-Erwartungen
allerdings bedarf es dazu einer gründlichen Änderung des Systems –
und die wird auf jeden Fall sowieso zwingend notwendig sein.
Freundliche Grüße
Heinz Göd
@Heinz: Photovoltaik kann viel leisten, aber nicht die fossile Energiebasis ersetzen — unabhängig von »System«. Das ist die zugespitzte Aussage. Auch auf deiner Seite (danke für den Link!) kommst du im Prinzip zu diesem Schluss, und das nur am Beispiel des Kupferbedarfs für die elektrischen Leitungen. Die willst du dann durch Aluminium-Leistungen mit größerem Querschnitt (wg. der schlechteren Leitfähigkeit) ersetzen. Auch das Gestell soll aus Alu sein. Für Alu ist aber ein vergleichsweise irrwitziger Energieaufwand bei der Herstellung notwendig. Das würde den EROEI (energy return on energy invested) drastisch verschlechtern.
Neues: Effiziente Dünnfilm-Solarzellen
Hi Stefan,
Die These Exners „die Solarenergie kann aus stofflichen und energietischen Gründen die fossile Energietechnik nicht ablösen.“
ist sicher richtig, wenn wir beim derzeitigen ineffizienten Wirtschaftssystem bleiben.
Die ‚fossile Energietechnik ablösen‘, was heißt das genau?
z.B. Kohle-, Öl-, Gas-Kraftwerk:
von 10 kg Kohle/Öl/Gas…4 kg zu Strom und 6 kg ungenutzt
Auto:
von 10 l Sprit 3 l zur Fortbewegung und 7 l ungenutzt
(ungenutzt=Umwelt verdreckt)
So eine kümmerliche Technik kann doch nur eine Übergangs- technik sein
Ein neues System ist ein arbeitsintensives Puzzle und geht möglicherweise nicht auf, dann muss mensch eben neu puzzeln.
Für ‚2069‘ fehlen viele Daten,
aber die Daten von Solaranlagen sind halbwegs gesichert und
sie zeigen, dass wir möglicherweise ein anderes System bauen können – ob es aufgeht, das …. .
Bei den Daten von Pelte, weiß ich nicht, aus welchen technischen Konstruktionen sie herausgerechnet wurden; auf mein EMail kam
keine Antwort.
Nach seinen Daten geht es sich mit Cu-Verbindungsleitungen
nicht aus – habe ich auch gar nicht erwartet, weil es technisch ohnehin eine schlechte Lösung ist (Korrosions-Probleme Al/Cu);
starre und dicke Leitungen (Stromschienen) werden auch heute aus Al gemacht (-> Wikipedia).
Für das ganze habe ich ein paar Konstruktionen im Kopf, bei denen die BefestigungsProfile für die Paneele isoliert sind und
den Strom leiten, die Tragfunktion übernimmt der Dachstuhl –
aber ich bin Maschinenbauer und möchte das zur Sicherheit lieber zusammen mit Bauingenieuren und Elektrotechnilern entwickeln.
Du hast recht: die Herstellung von Al ist sehr energieintensiv
(170 kWh/kg Al (Wärme154,5 kWh + EStrom15,5 kWh) und
derzeit auch umweltzerstörend;
Recycling: 5-10% von neu
Die entscheidende Frage ist daher: wie lange hält Al in einer Dachkonstruktion : 30…300…3000 Jahre.
Die Energie-Rücklaufzeit verlängert sich
… bei 30 Jahren um ca 2 Jahre(Vorsicht grobe Rechnung von mir)
… bei 300 Jahren ca. 2/10=0,2 Jahre pro Zellen-Generation
…bei 3000 Jahren vernachlässigbar.
(die Bronze-Klammern in der Akropolis haben 3000 Jahre gehalten – das werden wir doch wohl auch zusammenbringen 😉 )
Das Al ist durch die Isolierung geschützt, ein Kunststoff mit brauchbarer Lebensdauer – 80 Jahre
wären schön – wird hoffentlich zu finden sein.
Für mich ist daher die Sache mit Solarzellen noch offen.
Von den vielen Zelltypen erscheint mir am aussichtsreichsten die
‚gekühlte Photovoltaik-Zelle‘ (CoolPV),
weil diese Strom und Wärme aus derselben Fläche liefert – die Sonne also zu ca 60% nutzt – und
weil sie sich gut recyceln lässt.
Bei Dünnfilm-Solarzellen ( danke für den Link !) weiß ich noch nicht, wie wir die wiederverwerten können.
Atomspaltung ist sicher eine Sackgasse,
Atomverschmelzung ist derzeit noch in den Sternen –
und wird möglicherweise auch dort bleiben.
Dass wir unsere Zukunft auspuzzeln müssen,
das heißt für mich,
dass wir rechtzeitig damit anfangen müssen – und es macht die Sache spannend.
Die fossilen Stoffe waren – bzw. sind noch – ein Geschenk Gottes oder der Natur und wir können bzw. sollten sie nutzen,
um uns den Polster zu schaffen, mit dem wir
auch bei ausgeschöpften Rohstoff-Lagern
durch Recycling über die Runden kommen.
Da ‚2069‘ derzeit noch zu weit vom Denkbaren entfernt ist,
beschäftige ich im Augenblick mit Naheliegenderem:
– Bedingungsloses Grundeinkommen:
http://www.joytopia.net/
– Einführung der Peer-Ökonomie:
Für ‚2069‘ ist das Start-Land zwingend : China
Wenn Du Zeit und Lust hast, 6 Buch-Seiten zu lesen
http://home.pages.at/goedhe/GOD_Deutsch/Zukunft/2069Buch/2069D_21.html#Die ,,Große Umgestaltung“
Das ist doch teilweise Peer-Ökonomie, oder ?
Mit freundlichen Grüßen
Heinz
@Heinz:
Das kann ich nicht erkennen. Peer-Ökonomie wie sie hier vorgestellt wird, ist dezentral, nicht marktförmig, commons- oder besitzbasiert und jenseits von Geld und Staat — im Gegensatz zu dem zentralen Expertenmodell der „Großen Umgestaltung“, wenn ich es richtig verstanden habe. Allerdings muss ich auch zugestehen, dass du dein Modell zu einer Zeit entwickelt hast, als die aktuellen Entwicklungen der Peer-Produktion im nicht-stofflichen Bereich noch gar abzusehen waren.
Hi Stefan,
Da habe ich Dich aufs falsche Kapitel gelenkt,
wahrscheinlich müsste man doch das ganze lesen,
das bringt Euch aber wahrscheinlich nichts –
oder doch, weil ‚2069‘ den nötigen Freiraum für
Peer-Ökonomie schaffen würde.
Peer-Ökonomie funktioniert sicher
in den meisten Bereichen.
Davon bin ich überzeugt, weil meine Generation
ihre Kinderwelt so gebaut hat.
Ich bin nach dem Krieg aufgewachsen.
Industrielles Spielzeug gabs da kaum,
wir Kinder mussten unser Leben selbst gestalten.
Unsere Siedlung war nahe an einem Wald
und einem Wildbach mit breitem Bachbett.
Und da haben wir Hütten, Baumhütten und
Planschbecken gebaut :
ohne Geld
durch Beitragen von Material, Werkzeug und Arbeit,
genutzt haben wir das dann gemeinsam.
Was Peer-Ökonomie angeht, habe ich also praktische
Erfahrung – ist allerdings schon gut 50 Jahre her.
Bei zeitkritischen Bereichen, z.B. Landwirtschaft,
bin ich mir bezüglich Peer-Ökonomie nicht sicher.
Ich habe 8 Jahre in einem Haus mit Gemüse- und
Obst-Garten und Kleinvieh(Hühner, Schweine) gelebt.
Das ist ein sehr ktisenfestes System und ermöglicht
viel gestalterischen Freiraum, vor allem schließt es
den biologischen Kreislauf der Nährstoffe,
siehe
http://home.pages.at/goedhe/GOD_Deutsch/Zukunft/2069FaqD/2069FaqD_LeSt.html#2069-Stadt
Ich meine, ‚2069‘ verträgt sich ohne weiteres mit
‚Beitragen statt Tauschen‘, daher nehme ich es bei
meinen Aktionen mit, z,B.
http://blog.zeit.de/herdentrieb/2008/11/27/eiszeit-in-deutschland_446#comment-49343
(Kommentar 60)
http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3858&Alias=wzo&cob=380525
(Kommentar)
Auch ‚2069‘ ist ohne Geld und ohne Markt.
Wir haben daher jetzt dasselbe Problem, das ich schon
vor 20 Jahren hatte:
wie kommen wir von einer geldbasierten Wirtschaft
zu einer geldlosen Wirtschaft ?
Mit freundlichen Grüßen
Heinz