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Energieautonomie statt grüne Titanenprojekte

Die Frage, ob die Energieversorgung als Commons organisiert werden kann, hat mich schon einmal beschäftigt. Dabei ging es mir zunächst mal darum zu verstehen, wie die alte Logik der Energiemärkte funktioniert und welche Rolle die Erneuerbaren Energien darin spielen. Annette Schlemm hat diese Gedanken in einer ausgezeichneten Analyse der sogenannten »Energiewende« aufgenommen und weiter getrieben. Sie fasst zusammen:

Während sich bisher die meiste Aufmerksamkeit auf die Laufzeitlänge der Kernkraftwerke konzentriert, ist im Hintergrund der um die Energienetzarchitekturen eröffnet. Und dabei geht es selbstverständlich nicht nur um die Alternative zwischen zwei Techniken (zentrale oder dezentral orientierte Netze), sondern um soziale Praktiken: Machen wir uns in der Energieversorgung auch auf Basis der Erneuerbaren von großtechnischen, monopolistischen Strukturen abhängig oder übernehmen wir auf regionaler, bzw. kommunaler Basis den Großteil unserer Energieversorgung selbst?

DESERTEC und andere grüne Titanenprojekte (wie der umstrittenen Hochspannungstrassen) haben die Funktion, frühzeitig neue zentralistische und kapitalintensive Megastrukturen zu etablieren, die langfristig Fakten setzen werden. Das und mehr ausführlich im Philosophenstübchen lesen.

Energie-Commons als P2P-Netzwerk

Es ist schon einige Zeit her, dass ich bei der Böll-Stiftung zu einem Tages-Workshop zur Frage eingeladen war, ob die Energieinfrastruktur als Gemeingut organisiert werden könne. Dort habe ich gelernt, wie die Strombörse funktioniert und vor allem, was der Ausbau der EE (Erneuerbaren Energien, hier nur Strom) bedeutet. Die Strombörse ist ein Marktplatz, an dem Strom gehandelt wird. Angebote treffen hier auf Nachfragen. Dort, wo sich Angebot und Nachfrage decken, wird der Preis festgelegt. Die beiden Kurven für Angebot und Nachfrage sehen so aus (meine schematische Zeichnung aus dem Gedächtnis, klicken zum Vergrößern):

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The Earth’s the Limit (2): Peak Oil—Peak Energy?

[First part]

During the last years, humanity has consumed about 500 exajoules of energy per year (an exajoule is a million million megajoules, or 1018 joules). As usual, levels of energy consumption vary strongly from country to country. While the average consumption per person is about 70 GJ (gigajoules), the inhabitants of Bangladesh, Eritrea, and Senegal use less than 10 GJ on average.

At the other extreme, the inhabitants of the United Arab Emirates and Iceland use 450–500 GJ per year, while per-capita usage in the small emirate of Qatar is a whopping 900 GJ. Germany uses about 180 GJ per person—more than twice the global average. Other Middle European countries are similar, while the United States and Canada use twice as much (330–350 GJ).

Is it realistic that in the future, everybody will reach the consumption level of Germany or the USA, or even more? (mehr …)

Peak-Kapitalismus

Annette Schlemm hat im Philosophenstübchen-Blog eine interessante Besprechung (Teil 1, Teil 2) über das Buch »Die Grenzen des Kapitalismus. Wie wir am Wachstum scheitern« von Andreas Exner, Christian Lauk und Konstantin Kulterer geschrieben.

Obwohl Annette die Einschätzung der Photovoltaik zu pessimistisch findet — Exner u.a. sagen, dass die Solarenergie aus stofflichen und energietischen Gründen die fossile Energietechnik nicht ablösen kann — teilt sie insgesamt die Stoßrichtung des Buches: Abschied nehmen von der Illusion, dass »bloß« eine neue politische Regulation (Reform oder Revolution) nötig ist, um die Probleme der Welt zu lösen. Auch die Suche nach Keimformen eines Neuen muss den Fokus darauf richten. Annette:

…wir können den Laden … nicht einfach übernehmen. Die Alternativen zum Kapitalismus werden sich gerade dort als überlebensfähig erweisen müssen, wo das Lebensnotwendigste fehlt. Und dies nicht unter „best case“-Bedingungen sondern im „worst case“.