Schlagwort: umsonst

Umsonst – ein radikaler Preis

Wie ist eigentlich die Sicht der Vorkämpfer des Marktes auf das alles, was wir hier immer wieder durchkauen? Eine Antwort gibt Chris Anderson, Chefredakteur von Wired in seinem neuen Buch „Free – The past and future of a radikal price“. Auf einer Nokia-Konferenz hielt er einen Vortrag darüber, der auch im Netz steht(45min). Das Buch selbst ist wohl noch garnicht erhältlich, ich konnte es zumindestens nicht finden. Das ist ein sehr erhellendes Werk, weil es zum einen deutlich macht wie radikal die Umwälzungen sind, in denen wir uns mitten drin befinden und weil es zum anderen eines der seltenen Dokumente ist, dass jemand sich Gedanken darüber macht, wie unter den Bedingungen des Überfluss eigentlich Kapitalismus noch funktioniert. Seine Antwort: Jeder (!) Überfluss generiert neue Knappheiten. Jetzt wo Rechenzeit, Speicherplatz und Bandbreite in ihren Kosten gegen Null tendieren, werden diejenigen die Konkurrenz gewinnen, die die neuen Knappheiten zu monetarisieren wissen. Die neuen Knappheiten sind Aufmerksamkeit und Reputation. Da Aufmerksamkeit sich auch auf Reputation zurückführen lässt, ist also Reputation das neue knappe Gut auf das man sich stürzen soll.

Es geht ums Ganze — aber jenseits des Kapitalismus wird nicht gedacht

Bekanntlich waren Stefan, Benni und ich von Freitag bis Sonntag auf dem „No way out?“-Kongress des „…ums Ganze!“-Bündnis ins Frankfurt am Main, zu dem es hier auch schon im Vorfeld einige Diskussionen gegeben hatte. Hier meine Eindrücke.

Das Fragezeichen im Titel („No way out?“) wurde auf dem Kongress selbst gelegentlich vergessen, was durchaus symptomatisch für die Inhalte stand, wie man sehen wird. Gemäß Kongress-Untertitel sollten aktuelle kapitalismuskritische Theorien von „(Post-)Operaismus“ bis „Wertkritik“ reflektiert und auf ihre Anwendbarkeit für linke Praxis überprüft werden — tatsächlich ließen sich auch die meisten Referent/innen mehr oder weniger klar einer dieser beiden Strömungen zuordnen. Erfreulicherweise war der Kongress (anscheinend auch für die Veranstalter/innen) überraschend gut besucht, mit mehreren hundert überwiegend jungen Teilnehmer/innen, wohl hauptsächlich aus dem Antifa-Spektrum. Schön war es auch, nette Leute wie etwa Uli Frank und Juli zu treffen 🙂

(mehr …)

Pay what you want

Unter diesem Motto hat ein Restaurant in Frankfurt ein von der Universität Frankfurt begleitetes Experiment gewagt. Es gab keine festen Preise fürs Mittagessen mehr, sondern jeder konnte zahlen was er wollte (Im Zweifel auch nichts). Das Experiment war so erfolgreich, dass es jetzt weitergeführt wird, obwohl es eigentlich nur auf zwei Wochen begrenzt werden sollte. Es ist wohl vor allem eine prima Werbung. So gabs dann auch heute einen großen Aufmacher im Lokalteil der Frankfurter Rundschau (leider nur begrenzte Zeit online zu lesen) dazu. Clever.

Gratisökonomietreffen in Berlin

Mich erreichte eine Mail, die ich einfach mal weitergebe. Ich gehe mal davon aus, dass es sich um das Treffen handelt, von dem schon einmal die Rede war. Es wäre schön, wenn jemand von diesem Treffen berichten könnte.

Treffen von Umsonstläden und anderen Projekten selbstbestimmten Wirtschaftens

== Thema ==
* „Wie können wir aus Umsonstläden und ähnlichen Projekten einen Erfahrungsraum entwickeln für nicht-kommerzielles, waren- und herrschaftskritisch es Wirtschaften und sich selbst befreiendes Leben?“

*Während der letzten drei Jahre hat der Kontakt zwischen den Umsonstläden eher abgenommen..
*Versinken die Einzelnen und die Initiativen im stressigen Alltag einer meist gut besuchten „Dinge-Verteil-Station“ ??
*Was wollt ihr aus eurem Umsonstladen, aus eurem Projekt machen?
*Gibt es Ansätze bei euch, sich gegenseitig den Alltag solidarisch zu erleichtern?
*Was setzt ihr dem (wachsenden?) Druck der Erwerbsarbeit entgegen?
* oder ganz andere Fragen,…

== Einladung zum Treffen 29.11.- So, 2.12. 2007 nach Berlin ==
Jedenfalls laden wir (Aktive aus Hamburg und Berlin) euch recht herzlich zu einem 3. Umsonstläden- Treffen mit anderen ähnlichen Projekten ein:
(mehr …)

The Compact

Heute hat jemand im  CoForum eine Bewegung eingetragen, deren Mitglieder versuchen, ein Jahr im wesentlichen ohne Geld auszukommen. Rund um das Blog einer der Initiatorinnen ist eine Gemeinschaft von ca 8000 Menschen entstanden, die sich in lokalen Gruppen bei diesem Experiment unterstützen (siehe Spiegel-Artikel vom 27.1.2007, glücklicherweise verknappt der Spiegel zur Zeit seine Online-Artikel nicht).

Für Europa gibt es auch eine Gruppe.

Gratisökonomie- und Umsonstladentreffen 2007

Zu den populärsten Themen gehört die Geschenk-, Gratis- oder Umsonstökonomie vor dem Hintergrund neoliberaler Angstdiskurse verständlicherweise nicht. Dennoch gibt es neben den Umsonstläden (Umverteilstationen) einige neue Initiativen, die dem geistlosen Imperativ des quid pro quo nicht zu folgen gewillt sind. Von vielen belächelt führt die Gratisökonomie auch im Bereich des alternativen Wirtschaftens, zuletzt etwa beim Solidarökonomiekongress im November, ein Schattendasein. Gleichwohl besitzt sie eine ungeheure Sprengkraft, stellt sie doch die Fundamente kapitalistischen Denkens ganz praktisch in Frage und regt die AkteurInnen zum Nachdenken über für selbstverständlich Gehaltenes an. Sie bietet darüberhinaus die Perspektive eines Lebens, das frei ist von wirtschaftlichen Zwängen, das sich der Steuerungsgewalt von Eliten zu entziehen sucht.

In einem Treffen am Ende dieses Jahres, das als Folgetreffen früherer Umsonstladentreffen stattfindet, soll nun in einem breiteren inhaltlichen Rahmen der bereits im November mit einem Workshop aufgeworfenen Frage nachgegangen werden:

Was sind die zukünftigen praktischen (und theoretischen) Handlungsfelder für waren- und herrschaftskritisches Wirtschaften – Arbeiten – Leben?

Nähere Informationen zu dem angedachten Treffen gibt’s in dieser Rundmail und auf dieser wiki-Seite.

Kongress: Wie wollen wir wirtschaften?

In zwei Wochen (24.-26.11.) findet in Berlin der Kongress „Wie wollen wir wirtschaften? Solidarische Ökonomie im globalisierten Kapitalismus“ statt. Ein Großteil der Veranstaltungen dürfte für unsere Fragestellung zwar nicht besonders ergiebig sein – zumeist handelt es sich wohl um Attac-artige Träume von einem „netten” Kapitalismus oder um dröge „Alternativen” wie Tauschringe und Subsistenzwirtschaft. Es gibt aber einen Workshop der Stiftung Fraueninitiative, der die Warenform wenigstens vom Titel hinter sich lässt: „Wie weiter? Gedankenaustausch zu zukünftigen theoretischen und praktischen Handlungsfeldern für waren- und herrschaftskritisches Wirtschaften, Arbeiten, Leben“. Als weitere Veranstaltungen, die interessant sein könnten, sind mir aufgefallen:

Am Sonntag morgen gibt es u.a. Veranstaltungen zu Umsonstläden und zur „Sozialistischen Selbsthilfe Mülheim”. Die Kulturflatrate-Verfechter sind ebenfalls vertreten (auch hier und hier und hier).