Schlagwort: nahrungsmittel

Monokultur

[Kolumne Immaterial World in der Wiener Zeitschrift Streifzüge]

Wie entstand das, was wir heute so selbstverständlich „Landwirtschaft“ nennen, und was ist das überhaupt? Diesen Fragen stellt sich Florian Hurtig in dem Buch „Paradise Lost – Vom Ende der Vielfalt und dem Siegeszug der Monokultur“ (Oekom Verlag, 2020). Hurtig rekonstruiert die Genese der modernen Landwirtschaft als „lebensfeindliche Produktionsstätten für Agrarerzeugnisse“ und einem „sozialen und ökonomischen Ausschluss [der Menschen] aus der Landschaft“ (10). Doch war früher wirklich alles besser? Es war zumindest anders, und die Rekonstruktion des über weite Strecken gewaltförmigen Durchsetzungsprozesses der Monokulturisierung des Anbaus von Nahrungsmitteln führt uns vor Augen, dass das, was wir heute kennen, keineswegs der einzige und zudem auch nicht der nachhaltige Weg ist, uns langfristig mit Nahrungsmitteln zu versorgen.

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Ackerkollektiv Wurzeltrotz

[alle Texte der Broschüre „ich tausch nicht mehr – ich will mein Leben zurück“]

Cover der Broschüre "ich tausch nicht mehr - ich will mein Leben zurück"Das Ackerkollektiv Wurzeltrotz ist eine Marburger Gruppe, die seit fast 2 Jahren gemeinsam Gemüse anbaut, verteilt, isst und darüber diskutiert.

Wir bewirtschaften eine Fläche von ca. 700 m2, die wir bisher umsonst nutzen konnten, und kultivieren dort verschiedenstes Gemüse, Kartoffeln, Getreide, Saaten und Tabak. Dabei ist es uns wichtig, vegan und umwelt-, vor allem bodenschützend zu arbeiten. Außerdem probieren wir hier neue kollektive Arbeits- und Lernformen aus, versuchen zum Beispiel, mit Geschlechter- und Wissenshierarchien anders umzugehen und ohne Druck zu arbeiten. Wir hatten zwar bisher einen „harten Kern“ von drei bis fünf Leuten, aber meist kommen auch andere Menschen dazu, um mitzumachen.

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Getreide-Ini auf dem Karlshof

[alle Texte der Broschüre „ich tausch nicht mehr – ich will mein Leben zurück“]

Cover der Broschüre "ich tausch nicht mehr - ich will mein Leben zurück"Von Feldromantik befreit ist nun wieder Korn-Crew-Zeit.

Es hackelt und wackelt die Getreide-Ini vom Karlshof, zwischen Ernte und Aussaat drehen sich Köpfe und Motoren um Theorie und Praxis der Nicht-Kommerziellen-Landwirtschaft.

Sieben sind wir, die alle nicht vor Ort wohnen, vorher kaum von Ackerbau tangiert, dilettantischen Mutes sich Sommers 2013 als neue Initiative auf dem Karlshof ausriefen, mit dem Vorhaben des Nicht-Kommerziellen-Getreideanbauens.

Das erste Roggen-Jahr ging rauf und runter, mit Menschlichem, Maschinellem, Natürlichem und Nicht-kommerziellem.

mit ufff und ohh ja – > Gruppe sein: kennenlernen, auseinandersetzen, plenieren, feedbacken, sich verlieren, bei sich bleiben, was wie kommunizieren, bedürfnisorientiert, blabla.., Ergebnisse anstreben, abgrenzen + abschalten, Spieleabend, Spazierengehen …

mit pflügenden Feldfurien und Ackerungeheuer ZT die maschinelle Aufwendigkeit von Ackerbau erfahren.

Traktor kaputt-schon wieder! Das Ding dahinter auch! Das Ding zur Bodenbearbeitung, will also geschweißt, geflext, gebogen, verschraubt, gefettet, gehätschelt und betätschelt werden!

und was Traktor alles will … (dazu machen wir vielleicht mal einen Liederabend :)) …

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„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile oder: Die Revolution beginnt im Garten“

[alle Texte der Broschüre „ich tausch nicht mehr – ich will mein Leben zurück“]
Cover der Broschüre "ich tausch nicht mehr - ich will mein Leben zurück"

Kondensat aus einem Gespräch zwischen den vier Menschen aus der Garten-Initiative, geführt im Juli 2014

Seit Anfang 2014 sind wir zu viert in der Garten-Initiative am Karlshof[1]. Einmal in der Woche haben wir einen gemeinsamen Gartentag. Während der verbleibenden Tage werkeln wir auch im Garten, entweder zusammen oder auch jede für sich. Regelmäßige Arbeiten, wie etwa das Gießen, teilen wir untereinander auf. Der Garten erfordert von uns sowohl eine kontinuierliche Präsenz als auch einen zugewandten Kontakt zu lebendigen Prozessen. Außerdem konfrontiert uns die feinteilige Arbeit im Garten, wie etwa das Vereinzeln kleiner Jungpflanzen und das Hacken der Beete per Hand, mit einer ungewohnten Langsamkeit. Sie bringt uns dazu, uns in der Pflege, Achtsamkeit, Fürsorglichkeit und Verantwortung für die Prozesse im Garten und auch mit uns selbst zu üben.

Zu Beginn der Gartensaison 2014 haben wir einen Garten-Ini-Fanclub ins Leben gerufen (den 1. FC GINI), um den Garten für gemeinschaftliche Gestaltung zu öffnen, ihn zu teilen und auch weil wir insgesamt auf Unterstützung angewiesen sind. Der Fanclub besteht aus Personen, die in einer persönlichen Beziehung zu uns stehen. Zu Beginn luden wir garteninteressierte Freund*innen von uns dazu ein, die nach und nach wiederum weitere Freund*innen mitbrachten.

Einmal im Monat laden wir unseren Fanclub zu einem gemeinsamen Garten-Wochenende auf den Karlshof ein und erfahren dadurch nicht nur tatkräftige Mithilfe bei kleineren und größeren Gartenaktionen, sondern es hat sich durch die regelmäßigen Treffen ein verbindliches, aufeinander bezogenes Unterstützer*innen-Netzwerk von ca. 10 Personen gebildet. Eines der besonderen Merkmale der Garten-Wochenenden ist, dass sie einen geschützten Raum für eine Haltung der expliziten Wertschätzung von Bezogenheit bieten, in dem es um ein kooperatives, empathisches Miteinander geht, den es unserer Meinung nach in den meisten gesellschaftlichen (Arbeits-)Zusammenhängen eher nicht gibt.

… sich gegenseitig die Anerkennung und Autorität dazu zu geben, so im Leben tätig zu sein, wie es eine Person glücklich macht oder wo eine was sucht

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Gemeinschaftsgärtnern ohne Satzungsdebatte

pragerfruehling19[Repost aus dem Magazin prager frühling zum Schwerpunktthema der Commons]

Interview mit Svenja Nette, Prinzessinnengärten*

Was ist die Idee hinter den Prinzessinnengärten?

Die Prinzessinnengärten sind eine offene Plattform: Für Gemüseanbau in der Stadt, aber auch dafür, Leuten einen Interaktionsraum zu bieten, einen Raum für Bewusstseinsbildung über Anbau, und Lebensmittel. Es gibt ein Café, eine Küche, kulturelle Angebote, Werkstätten. Jeder ist eigeladen, Projekte umzusetzen. Es ist ein Projekt, in dem jeder einsteigen kann, auch ohne deutsche Muttersprache. Es geht um Partizipation und Teilhabe, um den Gedanken der Produktion von gesundem, frischem Essen in der Stadt mit kurzen Transportwegen, von Bewussteinsbildung. Urban Gardening ist das glückliche Treffen von sozialen und grünen Umständen. (mehr …)

Landgrabbing

pragerfruehling19[Repost aus dem Magazin prager frühling zum Schwerpunktthema der Commons]

Die neue Welle der Enteignung

von Thore Prien

Krisengeschüttelt und selbstzerstörerisch macht sich der Kapitalismus am Boden zu schaffen. Seit einigen Jahren kommt es zu einem dramatischen Anstieg von Investitionen in das Ackerland der Staaten des globalen Südens (Zahlen und Fallbeispiele bei GRAIN und Farmlandgrab.org). Korruption, Mauschelei, Betrug und legale langjährige Pachtverträge erobern ganze Landstriche. Im Landgrabbing – das ist der Name, der sich für die Neuauflage des Scramble um Land durchgesetzt hat – befeuern sich dabei zwei Dimensionen der gegenwärtigen Krise wechselseitig: Erstens gibt es einen Überschuss an Kapital auf der Suche nach Verwertung, das nun entlegenste Winkel einnimmt. Ackerland wird zum buchstäblichen spatial fix (David Harvey) einer räumlich und zeitlich umhergeschobenen Überakkumulationskrise. Zweitens drängt die Aussicht auf weitere dramatische Verschärfungen der kapitalistischen Naturverhältnisse die Nahrungsmittelproduktion auf die global geteilte Problem-Agenda – und damit auf die Agenda von Finanzdienstleistern. (mehr …)

Strategische Räume für soziale Transformation

pragerfruehling19[Repost aus dem Magazin prager frühling zum Schwerpunktthema der Commons]

von Brigitte Kratzwald

Der Begriff Commons hat in den letzten Jahren in Zusammenhang mit den zahlreichen gesellschaftlichen Krisen und der Suche nach Alternativen ein Revival erlebt. Dieser Begriff ist für soziale Bewegungen wie WissenschaftlerInnen gleichermaßen attraktiv, weil er es ermöglicht, unterschiedliche Perspektiven zu verbinden. Er bietet ein Denkmodell für eine Organisationsform von Gesellschaft, die der Marktlogik entgegensteht, aber keine reine Utopie ist, sondern im Hier und Jetzt schon in vielfältigen Formen existiert. Dabei kann er auf viele verschiedene Bereiche angewendet werden, von freier Software und Wissen über den öffentlichen Raum bis hin zu Wasserversorgung oder Saatgut und kann so verschiedene soziale Kämpfe und soziale Bewegungen zusammenbringen. Und er verbindet die Kritik am bestehenden Zustand mit dem Aufbau von Alternativen, was unerlässlich ist für Bewegungen, die eine Transformation der Gesellschaft anstreben. (mehr …)

Unendliche Bedürfnisse?

neues-deutschland[Erschienen in der Kolumne »Krisenstab« im Neuen Deutschland vom 23.6.2014]

Über produktive und sinnlich-vitale Bedürfnisse am Beispiel von Nahrungsmitteln

In der letzten Kolumne wurde die behauptete ewige Knappheit von Gütern als künstlich unverfügbar gemachte Fülle entschlüsselt. Der Knappheitsmythos wird allerdings von einer weiteren Annahme begleitet: Die Bedürfnisse seien unendlich. Das klingt logisch: Wenn die Bedürfnisse immer weiter wachsen, dann können die produzierten Güter nie ausreichen und werden folglich immer knapp sein. Sehen wir uns das am Beispiel der Produktion von Nahrungsmitteln an.

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Saftige Allmende

oya 24-2014[Artikel aus Oya 24/2014, Lizenz CC by-sa]

Aus möglichst ökologischen Materialien kluge Werkzeuge entwickeln, die andere nachbauen können: Die Saftstraße aus dem Dorf Gatschow ist nach dem Allmende-Prinzip entstanden.

von Lara Mallien

Seit fünf Jahren lädt das Landkombinat Gatschow, eine kleine Gemeinschaft in Vorpommern, jeden Herbst zu »Safttagen« ein. Ihre selbstgebaute Presse hat inzwischen Schule gemacht.

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Was ist eigentlich „solidarisch“ an der „Solidarischen Landwirtschaft“?

Prinzipien für eine Solidarische Landwirtschaft die über die Geldlogik hinaus weist.http://superpolar.org/wp-content/uploads/2013/02/nclarge.png

Prinzip:

Bedarfserhebung im Unterstützer*Innen-Kreis

 Umsetzung:

  • Zur Gründung einer Solidarischen Landwirtschaft wird der Bedarf der Unterstützer*Innen an verschiedenen Produkten erhoben. Dann wird jährlich eine Befragung unter den Unterstützer*Innen durchgeführt, in der deren Zufriedenheit mit Menge und Qualität der Produkte festgestellt wird. So nähern sie die Bäuer*Innen in der Anbauplanung immer weiter dem exakten Bedarf der Unterstützer*Innen an.

Warum:

  • Trotz Marktforschung wird in der Marktwirtschaft ins Blaue hinein produziert. Weil man weiß nicht was die Konkurrenten tun. Es gibt keine Bedarfserfassung sondern man hofft, dass man seine Waren, loswird. Wenn das nicht klappt greift man zum Marketing. Und dann landet der Großteil des Produzierten auf dem Müll. All das ist absurd und sollte in der Solidarischen Landwirtschaft anders sein.

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