Getreide-Ini auf dem Karlshof

[alle Texte der Broschüre „ich tausch nicht mehr – ich will mein Leben zurück“]

Cover der Broschüre "ich tausch nicht mehr - ich will mein Leben zurück"Von Feldromantik befreit ist nun wieder Korn-Crew-Zeit.

Es hackelt und wackelt die Getreide-Ini vom Karlshof, zwischen Ernte und Aussaat drehen sich Köpfe und Motoren um Theorie und Praxis der Nicht-Kommerziellen-Landwirtschaft.

Sieben sind wir, die alle nicht vor Ort wohnen, vorher kaum von Ackerbau tangiert, dilettantischen Mutes sich Sommers 2013 als neue Initiative auf dem Karlshof ausriefen, mit dem Vorhaben des Nicht-Kommerziellen-Getreideanbauens.

Das erste Roggen-Jahr ging rauf und runter, mit Menschlichem, Maschinellem, Natürlichem und Nicht-kommerziellem.

mit ufff und ohh ja – > Gruppe sein: kennenlernen, auseinandersetzen, plenieren, feedbacken, sich verlieren, bei sich bleiben, was wie kommunizieren, bedürfnisorientiert, blabla.., Ergebnisse anstreben, abgrenzen + abschalten, Spieleabend, Spazierengehen …

mit pflügenden Feldfurien und Ackerungeheuer ZT die maschinelle Aufwendigkeit von Ackerbau erfahren.

Traktor kaputt-schon wieder! Das Ding dahinter auch! Das Ding zur Bodenbearbeitung, will also geschweißt, geflext, gebogen, verschraubt, gefettet, gehätschelt und betätschelt werden!

und was Traktor alles will … (dazu machen wir vielleicht mal einen Liederabend :)) …

Nebst Abtauchen in feldliche, fachliche, emanzipatorische Welten, eröffnet Scheinwerferlicht von Nicht-Kommerzialismus neue Spielräume und Träume, Beweglichkeit ohne Konventionen zu erproben, Beherrschung zu verlieren, mehr Menschen motivieren … sich mal aufs Korn zu nehmen!

Verbündet in solch Unterfangen sind wir dem Karlshof und dortiger Initiativen. [1]

Willkommensein und Menschsein, Inspirierendes und Irritierendes, vieles was uns dort begegnet und begleitet.

Vom Korn zum Keim – so ist nun schon das zweite Jahr Getreide aufgegangen, im Getreide-Ini-Unterfangen.

Wieder ists Roggen, ein Acker ist voll; Mensch munkelt im Frühjahr sprießen mehr noch Körner – ein zweites Feld wär schon toll!

Eins-A-Roggen wards aus dem ersten Streich, eines Utopieverwirklichungsversuch einer Nicht-Kommerziellen-Landwirtschaft.

Jetzt noch Verteilen-Verteigen-Vertilgen!

Nach unserem Gutdünken geht’s ebenso weiter mit dem Roggen und seinen Reinkarnationen als Backware, außerhalb von Geld-WareTausch-Konsum-Gewohnheiten.

Großteil des Erntegutes wandert durch Leipziger Mühlen des Rebäcka-Brot-NK-Kollektives. Weiteres Korn soll befähigen selbst an-zu-teigen und Brot zu bereiten,

we-SAUERTEIG-support-YOU.

Fußnoten

#1

Jetzt liegen sie ruhig,
zwischen Krümel und Klumpen, Himmel und Erde.
Regen wird sie aufwecken,
zartes Leben sich gen Sonne recken.
Vom Korn zum Keim,
sich bald grüner Wuchs übers Feld wird verteiln.
In Büscheln beieinander die Kälte sie überdauern.
Mit Vogelsang und warmem Wetter wachsen Halme, Knoten, Blätter.
Eifrige Ähren, empor sie schieben sich,
stehen die Pflanzen gewiss so groß wie ich.
Wiegendes Getreide, mit Blumen und Summen das Feld umsäumt,
kommt Sommer, kommt Reife,
kommt Mähdrescher und räumt!

#2

am liebsten werd ich oben rechts links wach
im zimmer mit der roggenaussicht
die leiter rauf zum dach
steh minutenlang angewurzelt und aufrecht wie ein roggenhalm da
gucke aus dem fenster
überleg wo die scheibenegge war
ob da jetzt mehr quecken im buchweizen sind
oder weniger
betrachtungen von oben helfen manchmal
mit der gruppe treffen wir uns meistens unten – auf augenhöhe
vereinzelt oder alle zusammen
auf dem karlshof, in leipzig oder berlin
stehend, sitzend
in der sonne oder der backstube schwitzend
oder im winter beim getreidereinigen
zitternd mit mütze und schal
wenn ich die wahl hab und glücklicherweise hab ich sie:
go for roggen – non-commercial!

verschenkemarkt

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