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Nicht-Kommerzialität im Gesundheitsbereich: die Friedelpraxis

[alle Texte der Broschüre „ich tausch nicht mehr – ich will mein Leben zurück“]Cover der Broschüre "ich tausch nicht mehr - ich will mein Leben zurück"

Friedelpraxis ist ein Experiment unter dem Motto „Gesundheit für Alle“, das wir in unserer Praxis für chinesische und osteopathische Medizin in Berlin-Neukölln im März 2013 gestartet haben. Ziel ist es, Menschen bedarfsorientiert ganzheitliche medizinische Behandlungen unabhängig ihrer ökonomischen Hintergründe zu ermöglichen. Dabei wollen wir als Behandelnde weder bedeutende materielle Einbußen erleiden, noch wollen wir, dass unsere Arbeit ein individueller Akt der Wohltätigkeit ist. Die Reflexion unseres ersten Jahres hat Anfang 2014 ergeben, dass wir weitermachen wollen.

Wesentlich dazu beigetragen hat eine wirksame Unterstützung durch Menschen, in deren Zusammenhang unsere Praxisidee entstanden ist. In regelmäßigen Abständen treffen wir uns, um alle auftauchenden Fragen und Probleme gemeinsam zu bearbeiten, politische Visionen mit unserem Handeln abzugleichen und Informationstexte zu formulieren. Die kontinuierliche Begleitung ist für uns zwei Behandelnde in vielerlei Hinsicht ein tragendes Fundament.

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„Solidarische“ als „Nicht-Kommerzielle“ Landwirtschaft

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Jeder nach seinen Fähigkeiten,
jedem nach seinen Bedürfnissen!

Karl MarxKritik des Gothaer Programms

Unser Projekt [1]

Die CSA Freudenthal [2] ist ein jährlich wechselndes Kollektiv von bisher 5–7 „Gärtner*Innen“, das mit einer Gruppe von ca. 90 Personen, den „Begärtnerten“ eine Gemeinschaft bildet, die durch die Bearbeitung von knapp 1,5 ha Ackerfläche im nordhessischen Witzenhausen-Freudenthal ganzjährig mit Gemüse voll versorgt wird. Es besteht nun seit gut 4 Jahren und ist beständig gewachsen.

Wann und wie viel die Gärtner*Innen in diesem Projekt arbeiten; nein besser, tätig sein wollen, wird von jeder*m einzelnen selbstverantwortlich und je nach Bedürfnissen (flexibel) festgelegt und im Kollektiv vereinbart. Der Teil der finanziellen Bedürfnisse, der über das Projekt befriedigt werden soll, wird weitgehend unabhängig von dieser Tätigkeitszeit bestimmt. Es gibt also einen Bedarfslohn, der mit den laufenden Betriebskosten (inkl. Abschreibungen für Investitionen) zu den Gesamtkosten, dem sogenannten „Budget“ einer Jahresproduktion zusammengerechnet wird.

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SoliLa! Gutes Essen für Alle – und zwar umsonst!

[alle Texte der Broschüre „ich tausch nicht mehr – ich will mein Leben zurück“]

Cover der Broschüre "ich tausch nicht mehr - ich will mein Leben zurück"SoliLa! steht für Solidarisch Landwirtschaften! und ist ein Kollektiv, das aus einer Landbesetzung 2012 in Wien entstand. Unser Anliegen ist es, uns die Gestaltung von Lebensmittelproduktion (wieder)anzueignen und eine antikapitalistische, kleinstrukturierte, solidarische StadtLandwirtschaft aufzubauen. Wir wollen Grün- und landwirtschaftliche Flächen in der Stadt erhalten und einen emanzipatorischen Ort schaffen, an dem der Austausch und die Weitergabe von dissidentem Wissen möglich ist.

Solidarisch Landwirtschaften bedeutet für uns, bedürfnisorientiert, nicht-kommerziell und kollektiv zu arbeiten, die Trennung zwischen Konsumierenden und Produzierenden ein Stück weit aufzubrechen und das geerntete Gemüse all jenen zur Verfügung zu stellen, die es benötigen.

Solidarisch Landwirtschaften heißt für uns auch, bestehende linke autonome Strukturen und Netzwerke in Wien um die selbstbestimmte Produktion von Essen zu bereichern und verschiedene politische Gruppen und Räume mit Gemüse zu versorgen. Diese Saison (2014) zählten zwei Wagenplätze, zwei Hausprojekte, zwei Kost-nix-Läden, ein selbstverwaltetes Café sowie unsere eigenen Mägen zu den un/regelmäßig Abnehmenden.

Im Sinne einer solidarischen StadtLandwirtschaft setzen wir uns außerdem mit stadtpolitischen Fragen auseinander und verstehen uns als Teil der Recht-auf-Stadt-Bewegung ebenso wie der Bewegung für Ernährungssouveränität.

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Ackerkollektiv Wurzeltrotz

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Cover der Broschüre "ich tausch nicht mehr - ich will mein Leben zurück"Das Ackerkollektiv Wurzeltrotz ist eine Marburger Gruppe, die seit fast 2 Jahren gemeinsam Gemüse anbaut, verteilt, isst und darüber diskutiert.

Wir bewirtschaften eine Fläche von ca. 700 m2, die wir bisher umsonst nutzen konnten, und kultivieren dort verschiedenstes Gemüse, Kartoffeln, Getreide, Saaten und Tabak. Dabei ist es uns wichtig, vegan und umwelt-, vor allem bodenschützend zu arbeiten. Außerdem probieren wir hier neue kollektive Arbeits- und Lernformen aus, versuchen zum Beispiel, mit Geschlechter- und Wissenshierarchien anders umzugehen und ohne Druck zu arbeiten. Wir hatten zwar bisher einen „harten Kern“ von drei bis fünf Leuten, aber meist kommen auch andere Menschen dazu, um mitzumachen.

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Initiativenhof Karl/a/shof

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Cover der Broschüre "ich tausch nicht mehr - ich will mein Leben zurück"Der Karlshof ist ein landwirtschaftlicher Hof, den die Projektwerkstatt auf Gegenseitigkeit (PAG) [1] Gruppen zur Nutzung überlässt, so dass sie dort ihre Projekte realisieren können. Wenn eine Gruppe scheitert bzw. ihren Projektzielen nicht mehr gerecht wird, verlässt sie den Hof, und die PAG sucht wiederum neue Gruppen, die den Hof nutzen wollen.

Im Jahr 2013 hat sich unter dem Namen „April-April“ eine Gruppe zusammengefunden, die zunächst als Zwischennutzung für ein Jahr von April bis April, den Hof belebt.

Vorerst war diese Nutzung auf ein Jahr begrenzt; mittlerweile ist die „April-April“-Gruppe im dritten Jahr mit ihren nichtkommerziellen Initiativen auf dem Hof und entwickelt Perspektiven einer längerfristigen Nutzung des Karlshofs.

Hinter der Idee eines „Initiativen-Hofes“ versteckt sich im Kern folgende Idee: mehrere Grüppchen, die nichtkommerzielle Praxis betreiben – auf dem Acker, im Garten, beim Holzmachen, in Tischlerei und Schlosserei – haben Freiraum für ihre jeweiligen Tätigkeitsfelder und entscheiden aber über die Belange des gesamten Hofes gemeinsam.

Die Entscheidungen beziehen sich beispielsweise auf die Instandhaltung der Gebäude und Maschinen auf dem Hof, auf Finanzen oder auf Anfragen von interessierten Gruppen und werden in einer monatlichen Vollversammlung im Konsens getroffen.

Zu dieser Vollversammlung (VV) zählen im Moment ca. fünfundzwanzig Menschen. Nicht alle Menschen aus den Initiativen engagieren sich in der VV. Und mehr als die Hälfte der VVies leben nicht auf dem Hof.

Im Gegensatz zu einer festen Hofgruppe, die sich möglicherweise schon über einen längeren Zeitraum der Hofsuche hinweg kennengelernt und feste Gruppenstrukturen entwickelt hat, bedeutet das Initiativen-Hof-Konzept sehr viel mehr Bewegung, Beweglichkeit, Veränderbarkeit.

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Getreide-Ini auf dem Karlshof

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Cover der Broschüre "ich tausch nicht mehr - ich will mein Leben zurück"Von Feldromantik befreit ist nun wieder Korn-Crew-Zeit.

Es hackelt und wackelt die Getreide-Ini vom Karlshof, zwischen Ernte und Aussaat drehen sich Köpfe und Motoren um Theorie und Praxis der Nicht-Kommerziellen-Landwirtschaft.

Sieben sind wir, die alle nicht vor Ort wohnen, vorher kaum von Ackerbau tangiert, dilettantischen Mutes sich Sommers 2013 als neue Initiative auf dem Karlshof ausriefen, mit dem Vorhaben des Nicht-Kommerziellen-Getreideanbauens.

Das erste Roggen-Jahr ging rauf und runter, mit Menschlichem, Maschinellem, Natürlichem und Nicht-kommerziellem.

mit ufff und ohh ja – > Gruppe sein: kennenlernen, auseinandersetzen, plenieren, feedbacken, sich verlieren, bei sich bleiben, was wie kommunizieren, bedürfnisorientiert, blabla.., Ergebnisse anstreben, abgrenzen + abschalten, Spieleabend, Spazierengehen …

mit pflügenden Feldfurien und Ackerungeheuer ZT die maschinelle Aufwendigkeit von Ackerbau erfahren.

Traktor kaputt-schon wieder! Das Ding dahinter auch! Das Ding zur Bodenbearbeitung, will also geschweißt, geflext, gebogen, verschraubt, gefettet, gehätschelt und betätschelt werden!

und was Traktor alles will … (dazu machen wir vielleicht mal einen Liederabend :)) …

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Unsere NK-Projekte sind die Keimform einer utopischen Gesellschaft – sind sie das?

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Cover der Broschüre "ich tausch nicht mehr - ich will mein Leben zurück"Es tut gut, sich in einem solidarischen Netzwerk zu begegnen, d.h. mit Menschen in einem Zusammenhang zu sein, in dem alle geben und nehmen, ohne zu tauschen, ohne aufzurechnen, einfach weil es menschliche Gesten sind. Geld und Besitz sind unwichtig.

Es ist eine Vision, wie die Welt anders aussehen könnte – keine Konkurrenz, kein Raub, keine Ausbeutung. Wie schön, dies im Kleinen zu leben und damit die Vision zu haben, dass dies eine Keimform[1] ist, aus der sich andere gesellschaftliche, antikapitalistische Verhältnisse entwickeln können.

Aber dann kommen meine Zweifel. Und ich frage mich, ob unsere NK-Experimente wirklich eine emanzipative Ausrichtung haben oder ob sie nur Lückenbüßer sind, die Defizite kompensieren, die die Umbrüche in der gegenwärtigen kapitalistischen Neuausrichtung mit sich bringen. Wir erleben alle, wie die soziale Versorgung abgebaut oder in profitorientierte Unternehmen übergeben wird, die Löhne weiter sinken, Verarmung und Ausgrenzung auch hier zunehmen.

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Nicht-Kommerziell oder Abgespalten? – Wert-Abspaltung, Nicht-Kommerzialität und die Gefahren vereinseitigender Kritik und Praxis

[alle Texte der Broschüre „ich tausch nicht mehr – ich will mein Leben zurück“]Cover der Broschüre "ich tausch nicht mehr - ich will mein Leben zurück"

Sind die ‚gallischen Dörfer‘ in der total durchkommerzialisierten Welt immer fortschrittlich?

Wenn wir die Welt von heute betrachten, so scheint sie von vorne bis hinten ‚durchkommerzialisiert‘ zu sein. An jeder Ecke die Möglichkeit, für Geld zu konsumieren, jegliche Tätigkeit zumindest potentiell als ‚Arbeit‘ zu kaufen und ein immer größer werdender Berg an Waren, der den Markt füttert. Das Ziel all dessen, was als ‚Kommerz‘ verstanden wird, ist dabei die Erwirtschaftung eines Gewinns. Dass dieses Gewinnstreben nicht nur auf persönlicher Gier beruht oder eine einfach zu ändernde Facette der Wirtschaftsform darstellt, sondern auf einem versteckten und unbewussten Impuls der Mehrwertproduktion beruht, haben andere Beiträge bereits gezeigt[1]. Hieraus ist die Konsequenz zu ziehen, dass Versuche, nicht-kommerzielle Räume zu schaffen, mit zahlreichen ‚systemischen‘ Schwierigkeiten konfrontiert sind. Eine Welt ohne Geld und Gewinnstreben im Kleinen zu schaffen ist mehr als schwierig, wenn rundherum zahlreiche Sachzwänge existieren, die in die entgegengesetzte Richtung führen.

Eine Welt ohne Geld und Gewinnstreben im Kleinen zu schaffen ist mehr als schwierig, wenn rundherum zahlreiche Sachzwänge existieren, die in die entgegengesetzte Richtung führen.

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Wie(so) ich mich an die NKL ranrobbte

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Cover der Broschüre "ich tausch nicht mehr - ich will mein Leben zurück"Im April 2013 bin ich zusammen mit anderen Verrückten auf den Karlshof in der Uckermark gezogen mit der recht vagen Idee, einen gemeinschaftlichen, nicht-kommerziellen Initiativen-Hof[1] zu organisieren.

Mit der Idee der Nicht-kommerziellen Landwirtschaft bin ich selbst 2006/2007 das erste Mal in Berührung gekommen, durch Besuche der damaligen Gruppe auf dem Karlshof. Später war ich hin & wieder bei den monatlichen Kartoffelcafés[2] in Berlin und backte mit der damaligen Berliner NK-Backgruppe.

Was mensch sucht…

Meine Motivationen, auf den Hof zu gehen, waren ganz vielfältig und nicht (nur) weil ich unbedingt ein nicht-kommerzielles Projekt aufbauen wollte.

Ich hatte wenig Erfahrung und viel Lust auf das Leben in und mit einer Gruppe, war sehr abgegessen von dem anstrengenden Aufbau einer Firma – die, wie ich lernen musste, wirtschaftlich nur erfolgreich sein oder bestehen konnte, wenn wir den ganzen Scheiß[3] selbst reproduzierten, den ich selbst am Kapitalismus kritisierte. Ich hatte Lust, aus der Stadt wegzuziehen, Lust auf Landleben und Landwirtschaft.

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„Zwei machen sich Gedanken…“ – Ein Gespräch über NK & Charity

[alle Texte der Broschüre „ich tausch nicht mehr – ich will mein Leben zurück“]
Cover der Broschüre "ich tausch nicht mehr - ich will mein Leben zurück"

Sag mal, meinst du nicht, dass diese nicht-kommerziellen Formen von Ökonomie wie die NKL letztlich einfach eine Art von Charity sind?

Was meinst du mit Charity?

Damit meine ich Formen von Hilfeleistungen, bei denen die, die relativ gesehen im Überfluss leben, denen abgeben, die nicht genug haben. Also was man im klassischen Sinn als Mildtätigkeit oder Almosen geben bezeichnet, aber auch ehrenamtliche Tätigkeiten.

Dann kann man die nicht-kommerzielle Landwirtschaft ganz sicher nicht dazu zählen. Denn alle Formen von ehrenamtlicher Hilfe schaffen ja ein Gefälle zwischen denen, die etwas brauchen, und denen, die in der Lage sind, es zu geben. Sie schaffen es bzw. sie bringen es zum Ausdruck. Wobei, genau genommen, der Abstand durch diese Form der Unterstützung noch größer wird. Denn durch die Mildtätigkeit, wie du es ausdrückst, kann z.B. auch so etwas wie kulturelles Kapital[1] angehäuft werden, das sich indirekt und längerfristig auch in finanzielle Vorteile umwandeln lässt.

Handelt es sich denn bei nicht-kommerzieller Landwirtschaft überhaupt um eine Form der Ökonomie? Oder beschreibt der Begriff eine soziale Struktur, also einfach eine bestimmte Form, zusammen zu leben und sich aufeinander zu beziehen?

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