Kategorie: Soziale Netzwerke

Geldschöpfung selbstgemacht

Keineswegs soll hier zum Gebrauch von Geld geraten werden. In einer Peerökonomie ist Geld überflüssig. Doch zurzeit ist das Geld noch nicht abgestorben und leider für die meisten Menschen noch notwendig. Das herkömmliche Geld – das Bargeld und Buchgeld von Währungen – hat jedoch einige Nachteile: Um sein Geld effizient zu verwalten und zu transferieren, benötigt man ein Konto bei einer Bank. Für viele „Problemkunden“ mit einem Einkommen und einem Transaktionsvolumen, die zu niedrig für ein profitables Geschäft der Bank sind, ist bereits ein Konto zu eröffnen und zu behalten eine große Hürde. (mehr …)

»Big Society« — der kommende Hype?

So groß waren meine Kristallkugel-Fähigkeiten nicht, um vorherzusagen (Folie 23, Folie 39), was nun tatsächlich kommt: Die Nutzung der Commons, um den Sozialstaat abzuschaffen. »Big Society« nennt sich die »Idee«. Sie war Teil des Wahlpogramms der Tories und wurde vom neuen britischen Staatschef David Cameron als Handlungsleitlinie der Regierung vorgestellt.

Was ist dran an der »Big Society«, ist alles nur ein schlauer Coup der Rechten? Oder gibt es — eben weil dahinter Elemente der Commons-Ansatzes stecken — auch Chancen für die Commons? Dieser kleine Artikel wird keine erschöpfende Antwort geben, zu schwammig sind die bisherigen Infos. Aber ich sage mal mutig voraus: Es dauert nicht lange, dann wird die »Idee« auch auf dem Kontinent entdeckt — fehlt den hiesigen Regierungen doch eine echte »Leitidee«. Dann aber werden uns die Commons noch so richtig um die Ohren fliegen…

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Liquid Feedback und die Dialektik des Datenschutzes

Es ist ja sei den Bundestagswahlen etwas ruhig geworden um die Piraten. Sie kreisten sehr um sich selbst. Nun ist mal wieder etwas aus dem Bauch der Piratenpartei nach oben gespült worden, was eine größere (Netz-)öffentlichkeit interessiert obwohl auch das eigentlich eine rein interne Angelegenheit ist.

Ich habe ja schon von Anfang an gesagt, dass – bei aller Kritik die ich an den Piraten geäußert habe – einer ihrer interessantesten Aspekte ihre Experimente mit neuen Demokratieformen sind. Zu diesem Zweck benutzt zum Beispiel der Berliner Landesverband ein Tool namens „Liquid Feedback“ (eine Implementation der Ideen der „Liquid Democracy„). Die Bundespartei will das laut einem Parteitagsbeschluss auch einführen. Was ist das überhaupt? Im Kern geht es um eine Mischung aus direkter und repräsentativer Demokratie. Ich kann je nach Thema selber abstimmen oder meine Stimme für bestimmte Themenkomplexe delegieren. Die Leute an die ich die Stimmen delegiere, können diese dann selbst wieder delegieren. Ich kann jederzeit meine Delegation widerrufen (Das Parteigesetz lässt allerdings nicht zu, dass Beschlüsse damit gefasst werden, das System soll also vorerst nur empfehlenden Charakter haben).

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Flattr: Geschenkökonomie, Elendsklicks oder doch bloß einfache Abzocke?

GeldgeschenkSeid der re:publica hat es einen neuen Hype in der deutschen Blogglandschaft: Flattr. Von der tageszeitung über die digitale Boheme bis zum prekarisierten Elendsblogger sind sich alle einig: Das ist was ganz tolles. Endlich wandelt jemand unseren Schweiß und unsere Mühen in echtes Geld um! Selbst alte Haudegen der Hackerszene wissen auf einmal: “Kostenloskultur, my ass! Ich habe daran nie geglaubt”. Endlich materialisiert sich die Geschenkökonomie in einer Weise, dass sie die Miete bezahlt. Oder wenigstens ist es ein Weg ein paar Cents zusammen zu kratzen. Haben wir nicht alle genau darauf gewartet?

Doch der Reihe nach. Worum geht es überhaupt? Flattr ist eine Art freiwillige Kulturflatrate. Man zahlt einen monatlichen Beitrag von mindestens 2 Euro und darf dafür neben den eigenen Content einen Flattr-Button machen. Wenn man als Teilnehmer auf einen solchen Button klickt, wird ein Teil des eigenen monatlichen Obolus am Ende des Monats an den Buttonsetzer geschickt. So weit so simpel.

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Commons-Obst — das mundet!

[En Français]

Warum Obst am Baum verfaulen lassen, das niemandem gehört oder der Eigentümer nicht nutzen will? Das war die Ausgangsfrage für mundraub.org — einer Website mit der MundraubMap als Kernstück. Dort sind Orte mit Bäumen, Sträuchern und Flächen eingezeichnet, wo Obst frei geerntet werden kann. Neue Fundorte können per Webformular eingetragen werden. Gefördert werden soll »Mundraub«, nicht aber »Obst-Diebstahl«.

Der Name »Mundraub« ist zwar nett provokativ und damit Aufmerksamkeit erregend, aber eigentlich falsch, denn »Mundraub« war tatsächlich lange Zeit ein Straftatbestand (heute fällt das unter »Diebstahl«). Beim hier propagierten »Raub« wird aber niemandem etwas weg genommen, sondern genau genommen wird mit der Obst-Map aus »Niemandsobst« oder »Eigentumsobst« (mit Einverständnis der Eigentümer) ein Obst-Commons gemacht. Dafür sprechen auch die Regeln, die festlegen, dass das geerntete Obst nur zum eigenen Nutzen (»als Besitz«) nicht aber zum Verkauf (»als Eigentum«) geerntet werden darf. Warum die Regeln »AGB« heissen, wo es doch gerade nicht um ein Geschäft geht, bleibt rätselhaft. Den Verkauf der T-Shirts hätte man nun wirklich davon abtrennen können.

Super Idee, aber nicht alles ganz zu Ende gedacht.

Licht und Schatten — neun Blickwinkel der Kollaboration

1. Wenn wir an Arbeit und Produktion denken, sehen wir Peers, die Dateien verteilen, Beiträge zu Projekten leisten, auf Anstöße reagieren. Wir ärgern uns über die Ausbeutung der Arbeitenden und die Kapitalisierung der Arbeit.

2. Wenn wir an Eigentum und Besitz denken, sehen wir die genutzten, gepflegten und geschützten Gemeingüter. Wir ärgern uns über jeden Übergriff auf und die Einfriedung oder Privatisierung der Gemeingüter.

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Kritische und Solidarische Universität Wien

Die Kritische und Solidarische Universität (KriSU) befindet sich derzeit noch im Aufbau und öffnet alsbald ihre Türen. Sie versteht sich als ein Ort der Selbstverwaltung, des Austauschs und der Diskussion. Als ein Ort der emanzipativen und kritischen Wissensproduktion, der alternative Lebens- und Produktionsweisen gegen Kapital und Staat diskutiert und umsetzen möchte. Die herrschenden gesellschaftlichen Machtverhältnisse hinterfragend, ergründet sie u.a. die Einbettung der traditionellen Universität in den kapitalistischen Verwertungsprozess, versucht alternative Lebensweisen aufzuzeigen und vorzuleben sowie eine Solidarische Ökonomie zu diskutieren und zu fördern. Feminismus, Antirassismus und das Engagement gegen Antisemitismus und Islamophobie sind Grundlagen der KriSU und als wichtige Bestandteile ihrer Praxis zu verstehen.

In Abgrenzung von der traditionellen Universität richtet sich die KriSU an Menschen mit und ohne Matura. Sie steht offen für Alle, unabhängig von sozialer Herkunft, Staatsbürger_innenschaft und/oder dem Zugang zu finanziellen Mitteln, die sich mit den Grundsätzen der KriSU einverstanden erklären. Sie möchte Tanz-, Theater- und Musikgruppen, Künstler_innen, Arbeiter_innen, Hausmännern und -frauen, Migrant_innen, Studierenden und Nicht-Studierenden sowie anderen gesellschaftlichen Gruppen Raum für Diskussionen und Aktionen bieten.

Wir laden ein, die KriSU mitzugestalten, mit Leben zu füllen und aktiv am Aufbau eines solidarischen Lebens mitzuwirken. Es ist Zeit, unser Leben eigenständig in unsere Hände zu nehmen!

Weitere Informationen über Zeit und Ort der Eröffnung findest du bald unter http://krisu.blogsport.de/

Keimformhafte Perspektiven für Studentenproteste gesucht

In Österreich spielt sich derzeit eine im Umfang und in der Ausdrucksform ungewöhnliche Studentenbewegung ab. Seit einer Woche halten  Studenten der Universität Wien den Vorlesungsbetrieb blockiert und ihre Aktionen breiten sich wie ein Lauffeuer durch ganz Österreich aus. Das ganze noch mit der witzigen Pointe versehen, dass der Wissenschaftsminister just in diesem Moment einen Abgang als EU-Komissar nach Brüssel macht.

Hier sind die neuesten Entwicklungen nachzuverfolgen, es gibt auch eine U-Stream Lifeberichterstattung aus dem besetzten audimax: http://unibrennt.at/

Studenten im besetzten Audimax der Uni Wien
Studenten im besetzten Audimax der Uni Wien

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Halbinseln gegen den Strom

Halbinseln gegen den StromFriederike Habermann hat ein vorzügliches Buch geschrieben: »Halbinseln gegen den Strom. Anders leben und wirtschaften im Alltag«. In zehn Hauptkategorien unterteilt werden rund hundert Projekte vorgestellt, die als »gelebte Alternativen zu Kapitalismus, Geld und Tauschlogik« es irgendwie anders machen. Dieses »irgendwie anders« sieht sehr unterschiedlich aus: Von Umsonst-Projekten mit dem expliziten Anspruch, die Verwertungslogik des Kapitalismus auszuhebeln bis zu Projekten, die den Alltag billiger, einfacher und angenehmer gestalten.

Die Auswahl war sicher subjektiv und bewusst begrenzt auf den deutschsprachigen Raum. Ich war mehrfach überrascht, was es da noch so an Projekten gibt, die ich noch nicht kannte. Dafür fielen  mir weitere Projekte vor allem im Online-Bereich ein, die noch gut in das Buch gepasst hätten. Aber keine Angst, die meisten vorgestellten Projekte spielen in der handfesten Offline-Welt.

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