Kategorie: Soziale Netzwerke

NoseRub — Killerapp für dezentrale soziale Netzwerke?

NoseRubWeb-2.0-Anwendungen sind ja ganz nett, aber permanent muss ich meine Daten eingeben, und oft bekomme ich sie nicht mehr einfach zurück. Wenn ich dann ein Portal verlasse, verliere ich zudem alle meine Kontakte. Geht das nicht auch anders?

Ja, und der Gedanke zur Lösung ist naheliegend: Statt stets erneut meine Daten und die Kontrolle über ihre Verwendung abzugeben, behalte und verwalte ich meine Daten selbst. Die Web-2.0-Anwendungen sind dann für mich nur noch Funktionen, aber nicht mehr Datenverwalter.

Das ist die Grundidee von NoseRub. NoseRub hat die Potenz zu einer Killer-Applikation, sie erfüllt die Anforderungen, die wir auch schon hier und hier diskutierten.

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Frei Statt Facebook?

Seit ein paar Monaten gibt es im Web-2.0-Umfeld einen neuen Hype: Facebook. Gestartet ist es als soziales Studenten-Netzwerk (ähnlich dem hierzulande bekannteren studiVZ). Inzwischen hat sich aber nicht nur die Nutzergemeinschaft über das ursprüngliche Studi-Millieu hinausbewegt, sondern es kam vor allem eine soziale und technische Innovation hinzu, die es so bisher noch nicht gab: Das Portal wurde geöffnet zur Integration von Software von Drittanbietern. Das klingt erstmal unspektakulär, hat aber vermutlich weitreichende Folgen. Vermarktet wird das unter dem Schlagwort „Betriebssystem fürs Social Web“. Soll heißen: Jetzt muss nicht mehr jeder Anbieter sein eigenes Portal aufmachen und sich mühsam eine kritische Maße an Benutzern erarbeiten, man kann mit deutlich weniger Aufwand sich einfach in das bestehende soziale Netz von Facebook einklinken (und sich die Werbeeinnahmen teilen). Also ganz ähnlich wie bei der Einführung der ersten Betriebssysteme, die es ermöglichten nicht mehr die Hardware selber ansteuern zu müssen. Tatsächlich kommen nun täglich Dutzende neue Anwendungen und 150.000 User dazu. Viele neue Portale fangen gleich bei Facebook an und viele alte binden ihren Service dort ein.

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Web 2.0: Kapitalismus reloaded?

Für den Moment nehme ich mal an, Stefan hätte Recht und Informationsgüter seien Universalgüter und diese ohne Wert und keine Waren.

Daraus den Untergang des Kapitalismus abzuleiten ist nun aber verfrüht, bekanntlich ist der sehr erfinderisch darin immer neue Dinge zu Waren zu machen. Den auch schon nicht mehr ganz so neuen Hype ums Web-2.0 könnte man womöglich als eine Antwort des Kapitalismus auf diese Informationsgüter-Sackgasse interpretieren. Wie das? Die Idee ist einfach, man macht nicht mehr die Informationsgüter selbst zu Waren – sondern einfach die sozialen Netzwerke, die sie erzeugen. Da wird ganz konventionell Plattenplatz vermietet, jedoch die User gebunden durch ihre Kontakte untereinander, so daß sie nicht mehr so ohne weiteres den Anbieter wechseln können (siehe den aktuellen Fall bei flickr).  Verwertet wird zudem noch Zeit der User, die in vielen Fällen als Freizeit wahrgenommen wird.

Natürlich gibt es auch da schon Freie Bestrebungen (siehe zB. Wikipedia, oder den gelungenen Aufstand bei digg), aber vieles von dem, was da passiert, passt zumindestens nicht mehr in das Raster der Universalgüter. Das Keimförmige ist also wohl nicht ausschliesslich über sowas wie Wertformanalyse identifizierbar, auch wenn das sicherlich nicht unwichtig ist.

The Compact

Heute hat jemand im  CoForum eine Bewegung eingetragen, deren Mitglieder versuchen, ein Jahr im wesentlichen ohne Geld auszukommen. Rund um das Blog einer der Initiatorinnen ist eine Gemeinschaft von ca 8000 Menschen entstanden, die sich in lokalen Gruppen bei diesem Experiment unterstützen (siehe Spiegel-Artikel vom 27.1.2007, glücklicherweise verknappt der Spiegel zur Zeit seine Online-Artikel nicht).

Für Europa gibt es auch eine Gruppe.

Neue Plattform für „E-Partizipation“ online

Unter e-participation.net ist ein neues Meta-Projekt online gegangen, wo Online-Projekte gesammelt und vorgestellt werden, die für mehr oder bessere politisch-gesellschaftliche Beteiligung sorgen wollen. Gegründet wurde das Ganze, durchaus staatstragend, von politik-digital.de und dem British Council.

Nun hat Partizipation, sofern sie sich innerhalb oder an die bestehenden Strukturen richtet, natürlich im Allgemeinen kein sonderlich gesellschaftsveränderndes Pozential. Übertragen auf die Softwareentwicklung würde „Partizipation“ bedeutet, dass jede/r sich dazu äußern kann bzw. möchte, wie Windows aussehen soll (und evt. sogar dazu beitragen darf, dass es dann auch anders aussieht). Dass sich mit einem solchen Ansatz eine vergleichbare Wirkung hätte erziehen lassen, wie mit der unabhängigen FLOSS-Bewegung, die gerade nicht versucht hat, sich in die bestehenden (Firmen-)Strukturen einzubringen, sondern ihr eigenes Ding gemacht hat, darf man bezweifeln.

Insofern ist diese Plattform für uns vermutlich nur bedingt relevant. Als Übersicht darüber, was sich wo so tut, ist sie aber nicht uninteressant – ein paar Projekte zum Copyright gibt es beispielsweise auch schon.

Dank an Ingmar Redel und Netzpolitik für den Hinweis.

Öffnung von Reisenetzwerken wird versucht

Wie beim Hospitality-Club gibt es nun auch bei CouchSurfing Bestrebungen, das Netzwerk zu öffnen und auf „demokratische“ Beine zu stellen.

Nachdem es wohl schon eine Weile lang interne Diskussionen über eine Öffnung und speziell die Bedingungen für die Mitarbeit am Code gab, wird mit der Kampagne OpenCouchsurfing.org versucht CouchSurfing von außen zu öffnen:

We believe information should flow freely through an Open Organisation.

We have realized that this Freedom will not come from within the Couchsurfing core itself.

We believe in being able to help Couchsurfing by opening the organisation from the outside.

Als Werkzeuge gibt es eine Petition, Blog, Wiki, Mailingliste und ein Chat-Channel.

Beim Hospitality-Club ist aus gleicher Motivation die Kampagne BeVolunteer.org entstanden (siehe Historie).
Allerdings hat dies dort nicht zu einer Öffnung geführt, sondern zu einem Split-Off: BeWelcome.org

Die Nutzer laufen jedoch noch nicht in Scharen über, die Software ist in den Anfängen. BeWelcome scheint auch nicht in Richtung OpenSource zu gehen. Schade.

Gratisökonomie- und Umsonstladentreffen 2007

Zu den populärsten Themen gehört die Geschenk-, Gratis- oder Umsonstökonomie vor dem Hintergrund neoliberaler Angstdiskurse verständlicherweise nicht. Dennoch gibt es neben den Umsonstläden (Umverteilstationen) einige neue Initiativen, die dem geistlosen Imperativ des quid pro quo nicht zu folgen gewillt sind. Von vielen belächelt führt die Gratisökonomie auch im Bereich des alternativen Wirtschaftens, zuletzt etwa beim Solidarökonomiekongress im November, ein Schattendasein. Gleichwohl besitzt sie eine ungeheure Sprengkraft, stellt sie doch die Fundamente kapitalistischen Denkens ganz praktisch in Frage und regt die AkteurInnen zum Nachdenken über für selbstverständlich Gehaltenes an. Sie bietet darüberhinaus die Perspektive eines Lebens, das frei ist von wirtschaftlichen Zwängen, das sich der Steuerungsgewalt von Eliten zu entziehen sucht.

In einem Treffen am Ende dieses Jahres, das als Folgetreffen früherer Umsonstladentreffen stattfindet, soll nun in einem breiteren inhaltlichen Rahmen der bereits im November mit einem Workshop aufgeworfenen Frage nachgegangen werden:

Was sind die zukünftigen praktischen (und theoretischen) Handlungsfelder für waren- und herrschaftskritisches Wirtschaften – Arbeiten – Leben?

Nähere Informationen zu dem angedachten Treffen gibt’s in dieser Rundmail und auf dieser wiki-Seite.

re:publica — Scheitern am Geld

Ist die re:publica07 finanziell gescheitert? — Nee, ganz im Gegenteil, waren ja sehr viele Leute da. Und alle waren begeistert. Klar, da wird ein bisschen genörgelt über die Nicht-Debatte. Aber sonst?

Dabei gab es ein Thema, das mühevoll zur einer Scheinkontroverse hochschwadroniert werden sollte: Werbung in Blogs, ja oder nein. Aber irgendwie funkionierte es nicht. Trotz des Moderator-Flehens wollte niemand, weder Publikum noch Podium, gegen Werbung reden. Vielleicht sind die Fundis einfach nicht zur re:publica gekommen. Im Folgenden versuche ich den Gründen nachzuspüren, warum nach meinem Empfinden die re:publica am Geld gescheitert ist, und zwar am Thema Geld und Geldlogik.

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unverdient und unerzogen

unverdient.deDie beiden Projekte unverdient.de und unerzogen.de laden ein zu einem langen Wochenende in Hiddinghausen. Vom 20. bis 22. April 2007 geht es um die Frage, »wie eine erziehungs- und geldlogikfreie Welt bereits funktioniert (z.b. in konkreten zwischenmenschlichen Beziehungen) und zukünftig funktionieren könnte«.

Das Projekt unverdient.de befasst sich vor allem mit der Perversität der Geldlogik und Auswegen daraus. Thema von unerzogen.de ist der respektvolle Umgang mit Kindern, insbesondere Nichterziehung. Beide Projekte befassen sich mit der Keimform-Thematik auf ganz unterschiedliche Weise — auch wenn beide diesen Begriff explizit nicht verwenden.

Einladung und Anfahrtsbeschreibung.