NoseRub — Killerapp für dezentrale soziale Netzwerke?
Web-2.0-Anwendungen sind ja ganz nett, aber permanent muss ich meine Daten eingeben, und oft bekomme ich sie nicht mehr einfach zurück. Wenn ich dann ein Portal verlasse, verliere ich zudem alle meine Kontakte. Geht das nicht auch anders?
Ja, und der Gedanke zur Lösung ist naheliegend: Statt stets erneut meine Daten und die Kontrolle über ihre Verwendung abzugeben, behalte und verwalte ich meine Daten selbst. Die Web-2.0-Anwendungen sind dann für mich nur noch Funktionen, aber nicht mehr Datenverwalter.
Das ist die Grundidee von NoseRub. NoseRub hat die Potenz zu einer Killer-Applikation, sie erfüllt die Anforderungen, die wir auch schon hier und hier diskutierten.
Im Gespräch mit dem Elektrischen Reporter erklären Sebastian Küpers und Dirk Olbertz das Problem und die möglichen Lösungen.
Wer genauer wissen, wie NoseRub funtioniert, kann sich folgenden Vortrag von Dirk Olbertz beim BarCamp Köln ansehen (erst ab Minute 5:30 geht’s los).
Hmm, was macht diesen Ansatz besonders bzw. besonders erfolgsversprechend ?
Erinnert mich sehr an OpenID.
Zum Benutzen brauchts einen eigenen Server, eine hohe Hürde für den durchschnittlichen Internet-Nutzer.
Es gibt erste Ideen, das ganze per Browser zu unterstützen und auch erste Plugins und OS-Unterstütze Ansätze wie CardSpace.
Letztendlich entscheidend finde ich persönlich jedoch nicht die Frage nach dem Besitz der Daten sondern ob sich durch Werkzeuge, die soziales Netzwerken unterstützen, eine wesentlich veränderte Art und Weise der Kooperation von Menschen (Zugriff auf Fremde, komplexe Absprachen etc., offenes Arbeiten) sich etabliert. In dieser Hinsicht halte ich persönlich es für durchaus hinnehmbar, dass bestimmte „global player“ Infrastruktur dafür aufbauen, und auch versuchen, die User an sich zu binden, indem der Service innerhalb ihrer Platform einfacher zu nutzen ist als von außen. Wenn sich durch Nutzen dieser Strukturen genügend Bedarf am Fallen dieser Hürden bildet, wird entweder ein Konkurrent diese beseitigen, oder aber entsprechende Hacks das ganze „aufwerten“.
Von Heinz von Förster angeregt glaube ich, dass die Abschaffung eines Paradigmas (Knappheit durch Eigentum) nicht durch ein „gegen“, sondern durch etwas neues, was das alte kaum erwähnenswert macht, abgeschafft wird.
Falls jemand Muße hat, würde ich mich über eine zusammenfassende Beschreibung der bei NoseRub angestrebten Funktionalität freuen.
Ergänzend fällt mir dabei noch ein, dass ich „Delegation“ als ein wesentliches Feature bei OpenID ansehe.
Das ermöglicht es, mit minimalen Aufwand die Infrastruktur eines (zumeist kommerziellen) Providers zu nutzen, ohne sich von ihm abhängig zu machen.
@Thomas: In dem zweiten Filmchen (dem Vortrag von Dirk Olbertz) werden eine Reihe deiner Fragen beantwortet. War zu faul, das noch zusätzlich zu notieren.
Ein paar Stichworte aus dem Ärmel:
Ich glaube, dass die Geschlossenheit der Datenhaltung letztlich der Punkt ist, an dem die WebApps scheitern werden. Schlicht, weil es nervt, immer wieder aufs neue die Daten einzupflegen und weil man sein Netzwerk nicht mitnehmen kann. Das ist das zentrale Argument in dem ersten Filmchen vom Elektrischen Reporter: Auch hier wird sich Offenheit durchsetzen.
@Thomas: Die Ansätze, die Du aufzählst, da geht es im wesentlichen nur um single-signed-on. Praktisch aber noch kein soziales Netz. Ich finde NoseRub genial. Das ist der nächste große Schritt, das Web zu sich selbst kommen zu lassen. Der Knackpunkt ist glaube ich die Trennung von Netzwerkdaten und Contentdaten. Es geht dabei auch nicht nur um das Eigentum an den Daten sondern ja vor allem darum sich nicht mehr auf eine Plattform einigen zu müssen. Jeder kann das nehmen, was ihm am meisten zusagt und man kann sich trotzdem vernetzen.
OK. Ich werde mir die Zeit nehmen, zu verstehen, worum es genau geht.
Könnte es sein, dass NoseRub die Probleme von OpenID erbt?
Ich habe mir nun den ganzen Vortrag reingezogen.
Neben Accounting erscheint mir als Hauptanliegen bisher die Implementation eines PeopeAggregators, der Daten mit mehr semantischen Informationen generiert/ konvertiert/ aggregiert als das übliche Lesen von RSS Feeds.
Habe für micht aber nichts bahbrechendes gefunden.
Die Daten werden per Poll aggregiert; da sind die Blogger mit ihren Pings schon weiter.
Bezüglich der Probleme von OpenID:
Das ganze ist ja erst am Anfang und offen für erweiterungen;
interessant ist, was draus wächst.
Der Ansatz Profildaten an einer zentralen und vom Nutzer kontrollierten Stelle zu veröffentlichen scheint mir unzweifelhaft.
Eine P2P Vertrauens -Komponente fehlt wohl noch komplett.
Mr.Olbertz hats schon drauf. Im zweiten Video (gegen Ende) wird ja einiges angesprochen – was aber noch ein Haufen entwicklerarbeit bzw paradigmen-shift bei den Leuten bedeutet. Zuerst soll es ja mal eine plattform-unabhängiges SocialNetwork-Kontakt-verwaltung sein. Und das scheint ja schon realisiert zu sein mittels RSS, OpenID und FOAF. Schon mal super.
Das man das web-ding social-network nun auch trennen kann von der Weise wie Content-daten gehalten werden ist der nächste Schritt. Also daß p2p filesharing apps auf SN vermittelte zugangsberechtigungen zugreifen können und man den content automatisch saugt bzw metadaten als feeds von seinen kontakten, gruppen bekommt.
Das wird kommen (mE), aber die Arbeitsweise ändert sich so dramatisch wie man sich es nicht vorstellen kann (ich zumindest – von ein paar Ahnungen in meinen hellsten Momenten abgesehen 🙂
@Thomas: Die p2p-Vertrauenskomponente… ist sie nicht eben dadurch gegeben daß man SN mit p2p verknüpft? Oder wie meinst Du das?
@all (Bei der Gelegenheit muß ich dringend die openspirit-idee erwähnen wie über intelligentes handling von persönlichem erfahrungswissen zu weltwissen man weitaus effektiver kontakte finden kann denen man vetraut)
dieser noserub google groups thread ist auch sehr informativ.
Im video#2 ist ein netter Versprecher bei ca. min 39:00 „…das muß sich auch in der real world abbilden…“ :)) (verbessert, die virtual world bildet ja die real world ab (oder bilde ich mir das nur ein 😛 )
Ich bin da grad am installieren, aber die setup url funzt nicht, es fehlen in der INSTALL.txt Anweisungen für webserver cfg (rewriterules) die es mE braucht. Mal sehn ob ich noch durchsteige – falls jemand schon laufen hat, bitte schnell melden!
LG Flo
Es gibt jetzt den ersten Noserub-Service, wo man das Ganze ausprobieren kann ohne sich das selbst installieren zu müssen.
ich hab noch einige Fragen , obwohl die letzte Kommentar 2008 datiert.
@Thomas hat geschriebn : „Die NoseRub-Server untereinander sind vernetzt“
müssen unbedigt NoseRub-Server sein ?
können z.b. NoseRub-Server und appleseed-Server interagieren (http://appleseedproject.org/)
die benutzen doch die gleiche Formate (FOAF,vCard) aber ob gleiche
Protokoll für Server Kommunikation ?
wie sieht Protokoll für NoseRub-Server Kommunikation ?
und wie funktioniert Suche nach neue Kontakte ? laut Statistik , die Nutzer kommen in SN um meue Kontakte zu finden ……
@Yuriy: Das sind sicher alles interessante Fragen, aber das hier ist die falsche Stelle um sie zu stellen. Wende Dich bitte an die Noserub-Enwickler. Es würde mich wundern, wenn die hier mitlesen.