Jenseits von Recht und Strafe?
Workshop mit Inputs von Rehzi Malzahn und mir am Sonntag, 11. April 16–18 Uhr auf der Tagung „Der Staat ist doof und stinkt“? – Perspektiven linker und anarchistischer Staatskritik, 9.–11. April 2021 online über BigBlueButton.
Eine der häufigsten und vielleicht schwierigsten Fragen in Bezug auf die Vision einer herrschaftsfreien Gesellschaft ist die des Umgang mit Übergriffen gegen andere Menschen oder auch gegen Tiere, Kulturgüter und Natur und Umwelt. Als „Restorative Justice“ und „Transformative Justice“ werden Konzepte des Umgangs mit Grenzüberschreitungen diskutiert, die sich jenseits der staatlichen Antworten wie Strafe und Gefängnis bewegen. Sie sind entstanden in antikolonialen Befreiungskämpfen, indigenen Kulturen und marginalisierten Communities und können den Weg für einen emanzipatorischen Umgang weisen. In Bezug auf die Anwendung in einer herrschaftsfreien Gesellschaft stellen sich jedoch noch einige Fragen: Was tun, wenn der/die Täter:in keine Konsequenzen tragen will? Wer entscheidet über Schuldigkeit, Recht und Unrecht und über mögliche Sanktionen und wie werden diese verhängt?
Im SF-Roman „Die Kinder von Alpha Centauri“ von James P. Hogan, der das freie Leben auf einem anderen Planeten recht gut schildert (in Nachfolge von Russells „Planet der Ungehrosamen“), werden jene, die sich konsequent mäßigenden Einwirkungen der anderen verweigern, dann einfach erschossen…
Wir würden vielleicht eher nach Wegen suchen, dieser Person durch Verweigerung der Kooperation klar zu machen, dass sie sich durch ihr Verhalten selbst schadet… Ob das jenen nützt, denen vielleicht massiv geschadet wurde, wird sich herausstellen…
An dieser Stelle wäre auch klar, wer entscheidet: Jede/r für sich selbst, was sich dann im eigenen Verhalten dieser Person gegenüber ausdrückt.