Commons: Die Bewegung

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Die soziale Bewegung als ein Teil der Commons-Welt: Wer stellt was wie, warum und mit welchen Folgen her und (ver)nutzt es?

Einen Commons-Dachverband gibt es nicht, wohl aber sichtbare Netzwerke wie die Commons Strategies Group und die P2P-Foundation, das Commons-Institut im deutschsprachigen Raum und die School of Commoning in Barcelona. Welche Menschen sich tatsächlich dem Vorantreiben einer Commons-Welt verschreiben und dies öffentlich vertreten, wer also die Commons-Bewegung ausmacht, ist nicht einfach festzustellen, denn es gibt bisher keine systematischen Untersuchungen dazu. Dieser Text dient also nicht zuletzt einer Selbstbeschäftigung und -verständigung von uns Autor*innen: Möchten wir überhaupt von einer Commons-Bewegung sprechen? Wir beanspruchen dabei explizit nicht, einen umfassenden Überblick zu liefern, erst recht nicht über das, was in anderen Teilen der Welt passiert.

Commoning kann sich in allen denkbaren sozialen Kontexten und verbunden mit unterschiedlichen Ressourcen – wie etwa mit Luft, Saatgut, Wasser, aber auch beim Kümmern um Bedürftige, bei digitaler Technologie, Wohnen und Kochen, Kunst und Musik, modularem Fahrradbau, Produktionsmitteln – finden. Das liegt darin begründet, dass es nicht in der Natur einer Ressource liegt, ob sie ein Commons ist, sondern der Umgang der Menschen mit ihr und miteinander entscheidend sind (vgl. Acksel u. a. 2015; Helfrich 2012; Euler 2016). Betrachten wir aktuell gängige Definitionen sozialer Bewegungen (zum Beispiel: della Porta/Diani 1999), so eint diese ein mehr oder weniger stark pointierter Fokus auf ein verbindendes Selbstverständnis (beziehungsweise eine Identität) und das intentionale Ausrichten ihrer Aktivitäten auf gesellschaftliche Transformation und/oder ein politisches Ziel. Weiter werden Bewegungen anhand ihres Protestverhaltens identifiziert. Die Beantwortung der Frage nach einer Commons-Bewegung hängt also vom politischen Handlungsrepertoire ab und davon, wer sich subjektiv als Commoner (3) versteht – also von der Frage, wer eigentlich als Träger*innen einer solchen Bewegung infrage käme.

Commoner sind Menschen, die „was bewegen“. Das einzige was sich aus unserer Sicht mit Sicherheit über die Commons-Bewegung sagen lässt: Sie ist eine globale Bewegung, die sowohl international vernetzt als auch lokal aktiv ist. Aber Commons sind mehr als „nur“ eine soziale Bewegung. Unter Umständen verfolgen Commoner den Transformationsgedanken nicht explizit und betreiben keine ausgesprochene Kapitalismuskritik, sind nicht entsprechend vernetzt, kennen und nutzen den Begriff Commons gar nicht oder beanspruchen keine Commons-Identität für sich. Es gibt aber auch Commoner, die in bewusster Abgrenzung zur kapitalistischen Waren- und Verwertungslogik agieren. Diese wollen wir Commons-Aktivist*innen nennen und als die Träger*innen dieser Bewegung bezeichnen. Sie streben eine Transformation der Welt nach Commons-Maßstäben an und organisieren sich in entsprechenden Gruppen und/oder Netzwerken und engagieren sich politisch.

Vielen Aktivist*innen ist ein präfiguratives, also vorbildliches Handeln im Alltag wichtiger, als auf der Straße zu demonstrieren. Das heißt, dass es den Träger*innen der Commons-Bewegung ein Anliegen ist, durch gegenwärtige Handlungen in Entscheidungsprozessen und zwischenmenschlichen Beziehungen Räume zu schaffen, in denen Aspekte utopischer Ziele gelebt werden können: „In meinem eigenen Leben praktiziere ich, was ich im Großen sehen will.“ Das Wichtige ist, dass die sozialen Praktiken des Commoning, deren Logik die kapitalistische unterläuft, als solche gesellschaftsverändernd wirken sollen.

Gegenwärtig lassen sich zwar viele Bewegungen zum Schutz von Commons und Widerstände gegen Einhegungen weltweit ausmachen. Daneben ist aber eine gewisse Bezugnahme auf die Gemeinsamkeit der Kämpfe um Commons wie auch auf andere alternativ-ökonomische Bewegungen nötig. Wenn sich zwar viel in Richtung Commons bewegt, dabei aber das Gemeinsame dieser Aktivitäten nicht wahrgenommen, gedacht, praktiziert und kommuniziert wird, so wird sich das große Ganze nur schwerlich verändern.
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(3) Wir sind nicht zufrieden mit der Eindeutschung des Begriffs, da er sehr männlich konnotiert ist.

Literatur: im Einleitungsbeitrag

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