Wer macht aus dieser Idee einen Film?
Seit langem frage ich mich, wie man die frage eines aufhebens der warenform ohne diese beiden hochtheoretischen vokabeln popularisieren kann. Jüngst kam mir die idee zu einer filmischen komödie mit vielen liebenswerten absurditäten, wie sie „Good Bye, Lenin“ und andere zu bieten haben.
Idee: 50 ausgewaehlte männlein und weiblein bereiten sich bei der DLR (Deutsches Zentrum fuer Luft- und Raumfahrt) darauf vor, mit dem raumschiff „Maiblume“ (!) auf den mars zu fliegen, um dort die erste bleibende menschliche kolonie zu gründen. Die leute sind bei der DLR angestellt, beziehen dort ihr gehalt. Chefcoach während der einjährigen vorbereitung ist ein Ulf Marsbold. Sie dürfen persönliches gepäck mitnehmen.
Da fragt eine teilnehmerin ganz treuherzig, wieviel geld sie mitnehmen sollte. Ob 1000 euro ausreichen. Oder ob die kreditkarte besser wäre. Und ob es einen bankomat auf dem mars geben werde. Als Marsbold ihr das mit dem geld ausreden will, meint einer, aber wenn ich mal um der ecke einen döner kaufen will, oder shopping gehen, wenn ich neue schuhe brauche. Einer wirft die frage auf, ob man auch ein paar handschellen mitnehmen sollte für den fall, dass einer oder eine der mit ihm zusammen sitzenden teilnehmer kriminell würden. Usw.
Irgendwann fliegen die in einem ding à la starwars, nur übertriebener.
Auf dem mars machen die sich am anfang kummer, ob ihr gehalt auch weiterhin auf ihr irdisches konto gezahlt wird, wie es mit der krankenversicherung, der rente sein wird. Ob sie monatlich eine reisekostenabrechnung per email an die DLR schicken müssen.
Währenddessen bauen sie ihr marsianisches dschungelcamp immer weiter aus: Seid fruchtbar und mehret euch und macht euch den mars untertan. Von der erde kommt kein nachschub, keine post, kein einziger besuch. Der start der maiblume war so teuer, dass die DLR bankrott ging, die schuldenbremse hindert jede weitere neugründung der DLR und die fortsetzung der raumfahrt. Die 50 sind beim bankrott wie alle andern mitarbeiter entlassen worden. Die bank kündigt die konten, weil kein gehalt mehr eingeht. Beim arbeitsamt fliegen sie aus den listen, weil sie nicht persönlich erscheinen.
Die zeit vergeht. Das marscamp ist schon doppelt so groß. Einer hatte damals doch ein paar euros mitgebracht, jetzt spielen die kinder damit kaufladen. Die eltern erzählen ihnen, wie das damals auf der erde war. In video-telefonaten mit den alt gwordenen freunden auf der erde wird von dort gefragt, wie sie das auf dem mars alles finanzieren können, welche investoren sie haben, wie teuer das sei. Immer wieder basses erstaunen, wenn die marsianer erklären, das hätten sie so ganz ohne investoren und geld gemacht. Sie würden das halt eben diskutieren, sie würden absprechen, wer was machen kann, welche ressourcen und maschinen sie haben und dann ging’s los. Sie hätten ja auch viele GByte mit konstruktionsplänen, arbeitsanleitungen, prozessbeschreibungen mitbekommen. Darauf würden sie auch zugreifen.
Der alte Ulf marsbold versucht immer wieder, sich als irdischer chef der marsianer aufzuspielen, die lachen sich aber halbtot darüber, vor allem die junge generation. usw.
Auf der erde fragt man sich, wie die das bloß machen. Die marsianer hauen einiges ins internet, twittern rum, spielen ihre debatten bei youtube rein, sie stecken die alten konstruktionspläne ganz offen ins netz, auch die spezifikationen ihrer maschinen, wie sie damit umgehen, und alles, was sie neu machen, wie sie es machen. Die vom verfall aller ökonomie geplagten irdischen lesen, sehen das alles, und die jungen fangen an, das genauso zu machen.
The end: Noch ne generation weiter. Einige der marsianer wollen endlich mal die frische luft auf der erde schnuppern, nicht immer den mief in der verkapselten kolonie. Sie bauen eine maiblume II und fliegen zur erde, mitten hinein in den aufbruch der irdischen. Sie kommen an, als die irdischen sich gerade anschicken, alle finanzprogramme auf ihren computern zu löschen bis auf ein paar für die museen.
Soweit die idee.
Leute werden gesucht, die daraus einen richtig witzigen film machen!
Wenn die Umsetzung gut ist, könnte das eine schöne Sache werden. Gute Idee! Spannend fände ich ob und wie der Einwand „aber das geht doch nur in kleinen Gruppen“ filmisch widerlegt wird. Wohl am ehesten in der Schlussszene, aber da ja alle noch am Löschen sind…
Die Idee hat mich zum Schmunzeln gebracht, v.a. weil sie aus einer recht naiven Sicht aufs Filmemachen geschrieben ist – was wirklich nicht böse gemeint sein soll!
Der erste Schritt vor einer tatsächlichen Umsetzung ist die Stoffentwicklung, zu der hier ja auch ein erster Beitrag geleistet wurde. Dabei sollte allerdings Charaktere und deren individuellen Konflikte im Vordergrund stehen. Auch wenn es bei der Idee um die Strukturen geht, in denen eine Gesellschaft sich organisiert: Strukturen an sich lassen sich schlecht verfilmen. Strukturen können nur entlang von etwas anderem gezeigt werden.
Ob nun das Raumschiff Maiblume oder Mars-Shuttle heißt, ist eine der nebensächlichsten Fragen. Grundsätzlich ist die Idee nicht schlecht, auch wenn der narrative Ausgangspunkt (Neuland besiedeln um daran alternative Wirklichkeiten aufzuziehen) etwas abgegriffen ist. Aber das kann man schon so nehmen. .
Dieses Thema Transformation oder Demonetarisierung in populärkulturellen Medieninhalte zu verpacken ist jedenfalls mMn der effektivste Weg, um das Thema in einer breiten Öffentlichkeit anschlussfähig zu machen. Eine Produktion à la Goodbye Lenin mit Weltraumszenen etc wird nicht ganz billig sein und da greife ich einen Spruch der Zeitschrift Streifzüge auf: Allein zu zeigen, dass wir ein Leben ohne Geld wollen, kostet welches.
Ein solches Projekt nach den Organisationsformen umzusetzen, die zwar angestrebt, aber noch nicht durchgesetzt sind, erachte ich als fiktiv.
Also einen ähnlichen Film gibt es, sehr viel fantastischer: Der Grüne Planet
Auch aus einer radikalen Demonetarisierungsperspektive….
Ich habe mal in die ersten zehn Minuten reingeschaut und die Handlung weist womöglich Ähnlichkeiten auf, ist aber eine andere. Vielmehr folgendes: Die Form der Darstellung ist meilenweit von dem entfernt, was heutiges Massenpublikum erreicht. Daher ist dieser Film ein absolutes Negativbeispiel.Eine Geschichte macht noch keinen Film. Ich sage nicht „Form vor Inhalt“, aber „Inhalt unabhängig von seiner Form“ ist auch nicht das Optimum. Ein bisschen halte ich es mit McLuhan: The medium is the message.
Noch als Ergänzung: Auch inhaltlich sind die ersten Minuten eher lebensfern.