Commons Creating Peer Economy
Silke Helfrich hat die Langfassung ihres Oya-Artikels »Commons fallen nicht vom Himmel« in vier Teilen auf dem CommonsBlog veröffentlicht. Unbedingt lesen! Und diskutieren, das mache ich unten. Hier zunächst die Links auf die vier Teile:
- Jedes Commons ist sozial
- Commons-Institutionen sind nur Hülle
- Commons brauchen Schutz. Jenseits von Open Access
- Commons Creating Peer Economy. Kristallisation einer enkeltauglichen Gesellschaft
Diskussion
Die Economics and the Commons Conference war ein großer Schritt vorwärts im Begreifen der Commons, und Silke Helfrich hat einen maßgeblich Anteil daran. Sie nimmt Anregungen und Kritiken auf und treibt die Reflexion voran. Die folgenden Anmerkungen liefern hierzu vielleicht neues Futter, werden wir sehen – und besprechen. Ich gehe die Teile durch, meine Anmerkungen sind eher allgemeiner Art, mehr ein Nach- und Weiterdenken.
In diesem Teil geht es um eine zentrale Erkenntnis, die vielen immer noch unzugänglich ist: Ressource ≠ Commons. Wasser ist kein Commons, ist kein Gemeingut. Wasser ist zunächst Wasser und kann in einem sozialen Prozess der ReProduktion unserer Lebensbedingungen eine zentrale Rolle als Ressource spielen. Auch für die Ressource gilt: Wir machen »etwas« zu einer Ressource, nichts »ist« Ressource. Dieser soziale Prozess des »etwas« zu einer Ressource-Machens, um unsere Lebensbedingungen vorsorgend zu sichern, kann warenförmig oder commonsförmig strukturiert sein. So wichtig es ist, Commons als sozialen Prozess zu erkennen und zu benennen, so nötig ist es, die Warenproduktion als ebensolchen sozialen Prozess zu erkennen und benennen. Beides ist etwas, das wir machen, doch die Logiken von Commons und Ware sind komplett unterschiedlich, ja gegensätzlich.
Benennt man nun nur die Commons und lässt die Ware als Gegenspieler auf gleicher Ebene weg (oder erwähnt sie nur am Rande), dann gerät die Warenform im Denken zum quasi-natürlichen Fundament von »Wirtschaft«, dem die Commons als Außergewöhnliches bestenfalls ergänzend hinzugefügt werden können. Dabei ist es in Wirklichkeit umgekehrt: Die Commons sind das Fundament ohne das nichts geht, auch keine Warenproduktion, kein Kapitalismus. Von hier aus kommt die berechtigte Frage auf, warum sich die Commons dann in der Vergangenheit nicht vollständig durchgesetzt haben, sondern historisch ja doch erheblich zerstört wurden und immer noch werden? Und warum soll das jetzt anders laufen als in der Vergangenheit? Ist heute eine Commons Creating Peer Economy (CCPE) möglich?
Silkes Fragen »Wie teilen wir fair und selbstbestimmt, wie bleiben Wasser und Wissen in sozialer Kontrolle? Wie behandeln wir Wasser und Wissen als Commons und nicht als Waren?« sind produktiv zur Überwindung der gedanklichen Trennung der Commons (natürliche vs. kulturelle Commons o.dgl.), doch werden mit dem Hinweis, jedes Commons sei ein Besonderes, die Differenzen im Allgemeinen zugeschüttet? Wenn alle Commons dem sozialen Prinzip nach gleich sind und konkret alle verschieden, dann kann eine CCPE heute genauso wenig möglich sein wie vor 200 Jahren. Es muss eine neue Qualität in den Commons geben, die erklärt, warum Commons heute eine Chance haben und eine grundsätzliche Alternative zur Warenproduktion darstellen. Commons, die den Kapitalismus nur ergänzend begleiten, sind in Bezug auf eine gesellschaftliche Emanzipation uninteressant, da sie als bloßes Add-on das laufende, alltägliche Desaster normaler Warenproduktion nicht aufhalten können. Ich komme auf die Frage zurück.
2. Commons-Institutionen sind nur Hülle
Kernaussage dieses Teils ist, dass die Commons keine spezifische Organisations- oder Eigentumsform repräsentieren. Also: Commons ≠ Gemeineigentum. Aber es kann auch Commons auf der Grundlage von Gemeineigentum geben – oder anderen Formen des Privateigentums. Denn »der Unterschied zwischen Gemeineigentum und Individualeigentum [ist] nur graduell«. Das ist etwas, was den meisten Freund_innen der Linken unzugänglich ist. Was jedoch im gleichen Atemzug vernachlässigt wird: Privateigentum ist nicht neutral, sondern hat die intendierte Funktion Warenproduktion zu ermöglichen und sicherzustellen.
So richtig die Einsicht ist, dass Commons kein bestimmtes Eigentumsregime sind, so gefährlich ist der Umkehrschluss, dass es möglich sei, »nahezu jede Rechts- oder Organisationsform so zu nutzen, dass sie Commoning fördert«. Silke hat diese These explizit als provokativ gekennzeichnet, und ich halte sie tatsächlich für problematisch. Zwei Ebenen sind hier vermischt: die Rechtsform und die Organisationsform. Der Rechtsform, einmal gewählt, müssen wir uns unterwerfen, es ist die kodifizierte Fremdbestimmung; die Organisationsform schaffen wir uns selbst, es ist unsere Möglichkeit zur Selbstbestimmung. Beides in einem Atemzug zu nennen, gar noch mit einem »oder« verknüpft als sei es möglich, das eine (Rechtsform) oder das andere (Organisationsform) zu wählen, verschleiert das Problem.
Stattdessen sagt unsere Erfahrung doch, dass nahezu jede Rechtsform das Commoning behindert, und nur wenn wir unsere eigene Organisationsform dagegen setzen, können wir das Commoning trotz (und nicht wegen) der Rechtsform verteidigen. Deswegen argumentieren wir auch stets für den wesentlichen Unterschied von Eigentum (Rechtsform) und Besitz (Praxisform). Die seltenen Fälle eines subversiven »legal hacks« wie etwa beim Copyleft (die Exklusions- wird in eine Inklusionslogik umgedreht) oder beim Mietshäusersyndikat (Wohnraum wird dem Markt entzogen) sind nicht verallgemeinerbar, und wir sollten auch nicht darauf setzen. Das bedeutet im Folgeschluss, dass die Commons das (individuelle wie das kollektive) Privateigentum loswerden müssen, wollen sie eine gesellschaftliche Verallgemeinerbarkeit erreichen. Da bin ich dann wieder bei den Freund_innen der Linken (die oft allerdings Reihenfolge auf den Kopf stellen und die Warenform ausblenden, aber das ist ein anderes Thema).
Im gleichen Teil geht’s auch um die Prinzipien des Commoning. Da ich mich mit einigen Aspekten (insbesondere der indirekten Reziprozität) schon kurz in einem anderen Beitrag befasst habe, lasse ich es hier weg.
3. Commons brauchen Schutz. Jenseits von Open Access
Im dritten Teil geht es um den Schutz der Commons – aber Schutz wogegen? Brauchen Commons immer Schutz? Welchen Schutz? Dazu folgendes mich irritierendes Zitat: »Dass unser Leben auf Gemeingütern basiert und aus ihnen schöpft, ist das Eine. Es ist de facto unvermeidlich (und geschieht in jedwedem Wirtschaftssystem). Aber aus diesen Gemeingütern Commons zu schaffen – zu gemeinschaffen – und für unser Leben zu nutzen, ist etwas völlig Anderes. Und dieses Andere bedarf notwendigerweise des Schutzes.« – Zunächst: Commons sind etwas völlig anderes als Gemeingüter?? Sind hier vielleicht mit Gemeingütern eigentlich die Gemeinressourcen gemeint? Siehe Punkt 1.
Aber das nur Rande, mir geht es um die letzte Aussage, Commons bedürfen »notwendigerweise des Schutzes«. Gilt das nur dann, wenn Commons in einer feindlichen Umgebung existieren oder »in jedwedem Wirtschaftssystem«? Was geschieht in einer Commons-Gesellschaft, in der Waren und Staat keine Rolle mehr spielen? Ich finde das eine wichtige Frage, eine gedankliche Übung sozusagen, um eine naturalisierende Sicht auf die Frage des Schutzes der Commons zu vermeiden. Es ist ein Unterschied, Regeln zur Verteidigung der Commons in einer kapitalistischen Umwelt zu verabreden oder der Meinung zu sein, Commons brauchen solche Regeln immer und ewig.
Mit dieser allgemeinen Sicht kann ich folgende Aussage nicht teilen: »Aus Commonsperspektive müssen sie [die Zugangsrechte] bei rivalen Gütern (solchen, die weniger werden, wenn wir sie teilen wie das Wasser) prinzipiell begrenzt sein und bei nicht-rivalen Gütern (solchen, die mehr werden, wenn wir sie teilen wie das Wissen) prinzipiell offen. Nur dann schützen sie auch die Idee und die Reproduktion von Commons.« Nein, in einer Commons-Gesellschaft jenseits von Markt und Staat (und jenseits kann hier nur bedeuten ohne) ist das nicht so oder, wenn man mir diese schnelle Aussage nicht glauben mag, zumindest fraglich. In einer Commons-Gesellschaft könnten rivale Güter und Ressourcen so hergestellt, genutzt und erhalten werden, dass alle genug haben, einschließlich zukünftiger Generationen.
Mein Argument hierbei wäre: Eine freie Gesellschaft, die Commons-Prinzipien verallgemeinert, kann nur eine auf allgemeiner Inklusion basierende Gesellschaft sein. Schutz hingegen bedeutet bei rivalen Güter Exklusion. Genau dieser Aspekt ist jedoch nicht verallgemeinerbar, sondern allein der Bedrohung durch die dominante Verwertungslogik geschuldet, die alles sofort in Wert setzt, was ungeschützt als open access greifbar ist. Schutz durch Exklusion ist somit nichts, was den Commons als solchen anhaftet. Dass darüberhinaus Schutz bei Kultur- und Wissensgütern nicht die Form der Exklusion annimmt, macht einen wesentlichen Unterschied aus, auf den ich am Ende eingehen möchte.
4. Commons Creating Peer Economy. Kristallisation einer enkeltauglichen Gesellschaft
Im letzten Teil geht es explizit um die Frage der gesellschaftlichen Verallgemeinerung. Diese Frage wird an Commoners als Fähigkeit nach einem sogenannten »Upscaling« herangetragen. Silke weist das »Upscaling« mit dem Argument zurück, es sei »Ausdruck des Denkens in scheinbar unumstößlichen Hierarchien«. Stattdessen ginge es darum »zu zeigen, dass sich Prinzipien und Muster des Commoning gewissermaßen in der Fläche entfalten – potentiell in die ganze Gesellschaft hinein. Nicht von oben nach unten oder von unten nach oben, sondern von Peer zu Peer.«
Das empfinde ich als defensives Ausweichen, denn selbstverständlich geht es um »Upscaling«, um eine Ausweitung der Commons. Aus meiner Sicht sollte Kern der Kritik einer Vorstellung vom Upscaling die darin enthaltene bloß quantitative Dimension der Verallgemeinerung sein. Demgegenüber ist zu betonen, dass eine gesellschaftliche Verallgemeinerung (und das wäre die angemessenere Bezeichnung statt einer bloßen Skalierung) auch und vor allem eine qualitative sein muss — und Qualität hat dann tatsächliche keine Raumdimension, sondern kann nur inhaltlich bestimmt sein. Einen Begriff von der besonderen Qualität bekommt man aus meiner Sicht allerdings nur dann, wenn man Commons- und Warenform als gleiche Qualitätsdimensionen erkennt und benennt (siehe Punkt 1). Der Verallgemeinerungsprozess bestünde in dieser Sicht darin, die Warenform durch die Commonsform aufzuheben.
Um sich die Idee eines Commons-Wachsens auch nur annähernd vorstellen zu können, bringt Silke nun das Bild vom Kristallisationskeim ein, der in alle Richtungen wächst. Hm, Bilder haben ihre Tücken, und ich finde das Bild nicht geeignet. Das liegt vielleicht daran, dass ich mich im Studium mit Kristallen, die aus Keimen wachsen, beschäftigt habe. Charakteristisch war: Kristalle wachsen von alleine, indem sich immer mehr vom Gleichen anlagert, um die Oberflächenengie zu minimieren. Commons wachsen jedoch nicht von alleine, und jedes neue Commons ist immer anders. Es ist auffällig, dass auch Silke dann lieber vom Netzwerk spricht, um den Prozess zu beschreiben.
Auch die Idee des allmählichen, gleichförmigen Wachstums ist zumindest begrenzt: »Das gesamte System kann allmählich in alle Richtungen wachsen. Zugleich gehen die innovativen Kristallisationskeime im wachsenden Kristall auf ohne einen neuen „Zentralisationspunkt“ zu bilden und ohne hierarchische Spuren zu hinterlassen.« Hier bietet jedoch die Netzwerk-Theorie wesentlich bessere Ansatzpunkte. Tatsächlich ist es so, dass netzwerkartige Strukturen nur begrenzt gleichförmig wachsen, sondern ab einer bestimmten Größe beginnen, sich auszudifferenzieren. Es bilden sich neue funktionale Zentren aus, die bestimmte Aufgaben übernehmen und damit andere Knoten entlasten und weiteres Wachstum ermöglichen. Dieser Aspekt der »Selbststrukturierung« wurde von Elinor Ostrom (übernommen von Vincent Ostrom) mit dem Begriff der Polyzentrizität hervorgehoben.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Wachstums von Netzwerken ist die kritische Masse oder der Netzwerkeffekt. Dieser besteht in einer positiven Rückkopplung (mehr Knoten=Commons führen zu einer exponentiellen Zunahme des gesamten Netzwerk-Nutzens). Ab einer bestimmten kritischen Schwelle wird der Zusatzaufwand durch den Zusatznutzen überkompensiert, so dass sich das weitere Netzwerkwachstum (und die notwendige Ausdifferenzierung) selbst trägt. Aus meiner Sicht sind Polyzentrizität, Netzwerkeffekt und Stigmergie (als Vermittlungsaspekt) die drei Komponenten, mit denen sich eine Verallgemeinerung in einem Szenario des Netzwerks weit besser veranschaulichen und auch erklären lässt als mit dem Bild des Kristalls.
Zustimmen hingegen kann ich dem Vorschlag vom Begriff der commonsbasierten Peer-Produktion zur commons creating peer economy überzugehen. Na ja, »economy« ist eigentlich wieder »commodified language«, die wir doch selbstkritisch sein lassen wollen, aber alle reden so naturalistisch. Alles irgendwie ein großer Haushalt, seufz. Egal, interessanter ist, was drinsteckt: »Damit bezeichne ich ein Wirtschaftssystem, das auf Commons aufbaut und vor allem Commons anstatt Waren re/produziert. CCPE kann und muss strukturell durch Protokolle und Infrastrukturen – nicht durch “eine Regierung” – ermöglicht und unterstützt werden. Sie soll Menschen dazu befähigen und ermutigen, sich kontinuierlich auf eine nicht-exklusive Art und Weise zueinander in Beziehung zu setzen. Kurz: es geht um eine Ökonomie, die gedeihlichen Sozialbeziehungen dient, nicht nur den Transaktionen. Sie muss daher Beziehungsvielfalt, Vertrauen und Verbindlichkeit produzieren, nicht nur Tausch- und Handelbares.«
Sehr schön. Doch: Es ist nur eine Ökonomie des »nicht nur«, ein Nicht-Nur-Kapitalismus. Das, liebe Silke, sehe ich allerdings deutlich anders, eine Ergänzung der herrschenden Exklusionslogik durch eine beigestellte neue Inklusionslogik halte ich auf Dauer für nicht machbar – auch wenn ein »nicht-nur« vom heutigen Standpunkt aus ein Fortschritt wäre und realistischerweise den Diskursstand in der Commons-Bewegung widerspiegelt: »nicht nur« Profit, »nicht nur« Markt, »nicht nur« Staat. Das hat schlicht damit zu tun, dass sich auch Commoners unter den gegebenen Bedingungen – also mittels Profit, Markt und Staat – reproduzieren müssen. Gedanklich die eigene tägliche, oft prekäre Überlebenspraxis zu überschreiten ist schwer. Aber notwendig.
Finally
Zum Schluß will ich auf die Frage zurückkommen, warum sich die Commons in der Vergangenheit nicht durchsetzen konnten, heute dazu aber – aus meiner Sicht – in der Lage sind. Kurz gesagt ist meine These, dass die alten Commons (so will ich sie plakativ kennzeichnen) historisch mit Formen der Subsistenz verbunden waren und sind, während die neuen Commons (ebenso plakativ benannt) die neue Qualität der gesellschaftlichen Ausdehnung und Wirksamkeit herausbildeten. Zwei Gründe sind dafür ausschlaggebend:
- Die neuen Commons basieren unmittelbar oder stützen sich wesentlich auf nicht-rivale Ressourcen (Information, Wissen), die leicht vervielfältigt werden können. Bei Wikipedia leuchtet das unmittelbar ein, aber auch bei Open Hardware gilt es: Wesentlich an der Open Hardware ist die Offenheit und das Teilen des Designs.
- Mit dem Internet gibt es heute ein globales Kommunikations- und Distributionsmittel, das die Verbreitung informationell repräsentierbarer Güter global ermöglicht und befördert.
Diese beide Aspekte zusammen setzen die Inklusionslogik, die allen Commons prinzipiell eigen ist, maximal frei. Damit bilden sich neue und vor allem verallgemeinerbare Formen der sozialen Produktion unserer Lebensbedingungen heraus. Der lokale Rahmen wird überschreitbar. Die produktiv-schöpferische Orientierung der neuen Commons hebt sich von der bewahrend-pflegenden Orientierung der alten Commons ab. Manchmal gerät dieser Unterschied auch zu einem Konflikt, weil neue Commons manchmal leichtfertig die Bedeutung der Ressourcenbewahrung unterschätzen oder gar ausblenden. Dies wird nicht einfacher mit einem sucking capitalism um uns herum.
Die Beziehung zwischen alten und neuen Commons kann nur fruchtbar sein, weil beide viel voneinander lernen können. Zusammen haben sie ein großes Potenzial.
Danke an Silke für die vier ausgezeichneten Artikel-Teile!
Sehr guter Text! Besonders der Satz „Schutz durch Exklusion ist somit nichts, was den Commons als solchen anhaftet.“ gefällt mir 🙂
Wobei mir hier auch der Unterschied zwischen „stocks“ und „flows“ (wie sagt man dazu auf Deutsch?) bedeutsam erscheint. Im kapitalistischen Normalbetrieb ist alles Ware — Produktionsmittel ebenso wie alle anderen Produkte. Im Commonismus sind die „stocks“, die re/produktiven Infrastrukturen zwar jedenfalls Commons, aber ob sich die „flows“ immer sinnvoll so beschreiben lassen? Meine Zahnbürste, meine Unterwäsche, und den Apfel, den ich gleich esse, will ich ja nicht wirklich als Commons, sondern doch lieber als „meins“ (Besitz, nicht unbedingt Eigentum) begriffen haben. Daher scheint es mir sinnvoll, den „Waren“ nicht ganz pauschal die „Commons“ (alles was Ware ist, soll Commons werden!), sondern „Commons und Besitz“ konzeptuell entgegenzusetzen.
Wobei ja beides gilt, die Commons werden durch die Peer-ReProduktion hervorgebracht und stellen zugleich die Grundlage für die (weitere, ggf. ausgedehntere) Peer-ReProduktion dar. Mir ging in dem Zusammenhang der Begriff „commons-centered“ durch den Kopf.
Stefan, ich antworte detaillierter auf dem Commonsblog. Das passt hier nicht rein. Nur kurz:
„Sind hier vielleicht mit Gemeingütern eigentlich die Gemeinressourcen gemeint?“
Ganz klar: Ja. Ich habe das bewusst so gemacht, innerhalb des Textes ist die Begrifflichkeit kohärent. Ich wollte, dass die Leser_innen nochmal über die Differenz zwischen den Gütern/Ressourcen und den Commons stolpern. Aber ich wollte nicht unbedingt, dass Du mitstolperst 🙂
… und noch eins vorab: Ich beziehe mich auf das „upscaling“ so wie es in der sozialwissenschaftlichen Literatur benutzt wird.
Und da heißt es: Von unten nach oben, von der Ebene des Lokalen auf die Ebene des Globalen. Ich muss jetzt erstmal den Wikipedia Beitrag über Skalierung lesen, den Du verlinkt hast.
Dem würde ich zustimmen, aber schließt das den Versuch festzustellen, ob die cbPP quantativ zu- oder abnimmt, prinzipiell aus? Mich würde das schon interessieren, auch wenn es sich wahrscheinlich nur schwer erheben lässt und zunächst wahrscheinlich unklar ist, an welchem Parameter man ansetzten sollte. Vorschläge anyone? Zahlen?
@Guido:
Nein, gar nicht. Es ging um die Reduktion auf _bloß_ die quantitaive Dimension. Wie man das aber messen wollte, ist schon deswegen schwer zu sagen, weil unklar ist, was du alles dazuzählen würdest (sprich: die Kriterien). Manche gehen mit so Zahlen wie „1/6 der US-Ökonomie kommt aus dem Fair-Use-Bereich“ hausieren, weil schlicht Fair-Use = SharingEconomy = PP kurz geschlossen wird. Das geht aber nicht.
@Stefan: Hättest du denn eine Idee, wie man es messen könnte? Welche Aus- bzw. Einschlusskriterien sinnvoll wären? Gibt es irgendwelche Daten zur freien Software? Sind dir (oder jemandem anders hier) Untersuchungen bekannt?
@Guido: Am sinnvollsten finde ich Mappingtools, die versuchen Commons im weitestens Sinne in ihrer lokalen Verortung sichtbar zu machen. Beispiele sind Vivir Bien, Mapping The Commons (z.B. Athen), GreatLakesMap u.a.
@Stefan: Danke! Ist zwar nicht ganz, was ich suche, aber auch sehr interessant.