Kommunismus?
Über die Jahre hab ich viele Diskussionen über den Kommunismus verfolgt. Irgendwann habe ich dabei trotz aller Glaubensbekenntnisse ein Muster festgestellt. Die Diskussionsverläufe ähnelten sich doch sehr. Daher kam die Idee ein ultimatives algorithmisches Kommunismus-Erklär-Plakat zu gestalten. Das ist jetzt nach jahrelanger Entwicklungsarbeit endlich fertig geworden! Und das Beste: Ich konnte den Zeichner der legendären digirev-Comics, Wolfgang Buechs, gewinnen, die graphische Gestaltung zu übernehmen. Hier nun also das Ergebnis in verschiedenen Formaten:
- PDF in Screen-Auflösung (ca. 1 MB)
- PDF in Print-Auflösung (ca. 3.8 MB)
- Indesign-Quelldateien zum basteln (ca. 1.8 MB)
- Inkscape Quelldatei zum freien basteln (gepackt ca. 1.6 MB, danke an joscha für das konvertieren per Hand)
Lizenz ist CC-BY-SA, ihr dürft also damit machen was ihr wollt, so lange die Lizenz erhalten bleibt und ihr die Urheber nennt. Ich würde mich freuen, wenn sich ein Verlag für das Plakat fände, oder wenn ihr verbesserte Versionen entwickelt. Sollten jetzt hier spontan hunderte von Vorbestellungen eingehen, würde ich mir auch glatt überlegen, dass selber Drucken zu lassen. Vielen Dank auch an Daniel Kulla für die Bereitstellung einer Grafik.
update: Die PDFs sind jetzt in neuer korrigierter Version verlinkt. Es gibt jetzt auch eine direkt im Browser anguckbare Version.
update: Die Quelldateien gibts jetzt auch in neuer Version.
update: Das Plakat gibt es dank einer großzügigen Förderung der Rosa-Luxemburg-Stiftung jetzt auch gedruckt in DIN-A1. Ob wir einen regelrechten Vertrieb auf die Reihe kriegen ist noch unklar. Zur Zeit gibt es aber Plätze in Frankfurt und Berlin, wo man sich das Plakat abholen kann (und zwar geschenkt, ist schließlich Kommunismus!). Meldet euch einfach, wenn ihr euch Plakate abholen wollt.
update: Man kann bei der RLS das Plakat auch in A2 bekommen. Die verschicken es auch, wenn man mehrere bestellt und die weiter gibt. Mail an den Öffentlichkeitsbereich der RLS hilft.
update: Jetzt gibt es dank Joscha auch eine Version in einem freien Format.
Da fehlt ein (Gegen-)Argument:
„Kommunismus enthält keine Mechanismen zur Begrenzung von Machterwerb und -ausübung, deshalb fallen reale Umsetzungsversuche regelmäßig in die Hände von Machthungrigen.“
Es ist das eine Argument gegen den Kommunismus, das ich immer mal wieder streue. Fundierte Gegenargumente würde mich durchaus interessieren, bisher kam da leider nix.
Anarchie ist nicht nur ein andere Name für Kommunismus.
Kommunisten sind die Leute, die im spanischen Bürgerkrieg hinter der Front Anarchisten und andere Andersgläubige haben an die Wand stellen lassen.
@Mühsam: Falsch ist das nicht, aber … http://www.formspring.me/benni/q/31764087 Ausserdem steht da „Anarchie“, nicht „Anarchismus“. Bei Anarchie/Anarchismus gibt es ja für den angestrebten Zustand/die Weltanschauung unterschiedliche Worte. Bei Kommunismus nicht. Ich bin mir nicht sicher ob das ein Bug oder ein Feature ist.
@Jo: Das fällt unter „Aber das funktioniert ja nur solange bis einer ausschert und auf seinen Eigennutz setzt!“. Antwort siehe im Plakat 🙂
@Jo
Im Kommunismus gibt es keine Macht, was eine Begrenzung von Machterwerb und – ausübung überflüssig macht. Dass in der Vergangenheit die Modelle, die sich kommunistisch nannten, in Diktaturen endeten, lang daran, dass es nie eine Massenbewegung für den Kommunismus gegeben hat, die notwendig ist.
Es gab weitergehend gar nicht den Versuch, den Kommunismus tatsächlich zu errichten – es gab nur Arschlöcher, die ihre Scheiße Kommunismus nannten.
Ich wollte jetzt eigentlich sagen, dass ich mich beim Betrachten des Plakats auf unheimliche Weise ertappt fühle. Aber angesichts dessen, worauf der Komm
unentarstrang hier schon wieder hinausläuft, hat sich das eigentlich schon wieder erledigt.@Sebastian: Kannst Du deutlicher werden? So sprichst Du für mich nur in Rätseln.
Nette Idee, ist mir auch schon aufgefallen, dass man die Beantwortung von solchen Standardfragen ziemlich gut automatisieren könnte. 🙂
@afa,Jo:
Was sich in der libertären Arbeiterbewegung bewährt hat, ist ja eindeutig die Räteform und da gibts so einige Mechanismen zur Machtbegrenzung. Imperatives Mandat etc.
@benni: Was ich sagen wollte ist, dass diese Diskussion ja auch schon ein paar mal geführt habe, als eher offener Mensch mit welchen, die sich schon recht stabil auf die kommunistische Idee eingeschossen habe. Und da gab es halt auch so ziemlich alles, was da im (tollen!) Plakat zu sehen ist, deswegen fühle ich mich „ertappt“. Da hat man mal ein paar Ideen und die haben dann auch gleich alle anderen 🙂
Zusätzlich fand ich es halt witzig, dass es hier in den Kommentaren praktisch von vorne losgeht, siehe afa etc. 🙂
Sehr toller Flowchart, wirklich! Eine kleine (Rechtschreib? Inhalts?)korrektur hätte ich vorzuschlagen: Wenn es parallel zum Gothaer-Programm-Zitat sein soll, müsste es heißen „jeder nach ihren Bedürfnissen“. So wie’s jetzt ist, steht sie nie im Dativ, kriegt also nix … sondern tut nur etwas, einmal nach ihren Fähigkeiten, dann wieder nach ihren Bedürfnissen.
@Martin: Ja, das haben vor Dir auch schon andere gemerkt: https://twitter.com/antjeschrupp/status/12577078085 Ihr habt wohl beide recht. Wir werden das in der nächsten Version korrigieren, wenn es eine geben sollte.
@benni: „Das fällt unter “Aber das funktioniert ja nur solange bis einer ausschert und auf seinen Eigennutz setzt!”. Antwort siehe im Plakat :-)“
Ich rede allerdings nicht vom Homo Oekonomicus, sondern vom Homo Socialis. Der ist an Macht an sich interessiert, nicht an Geld.
@afa: „Im Kommunismus gibt es keine Macht, was eine Begrenzung von Machterwerb und – ausübung überflüssig macht.“
Genau das halte ich für eine Illusion. Es gibt *immer* Macht. Macht ist es, wenn einer etwas sagt und ein anderer tut es, das gibt’s auf allen Ebenen von der Zweierbeziehung bis zur Gruppe.
Das ist ja meine Kritik am Kommunismus: dass er davon ausgeht, dass es in der kommunistischen Gesellschaft keine Machtfrage mehr gibt.
Ich halte das für schlicht absurd. Es gibt immer Interessenkonflikte, es gibt immer an der Macht Interessierte.
Das einzige, was im Kommunismus anders wäre, wäre, dass Macht nicht mehr über Güter entscheidet. Es geht dann eben um andere Dinge – z.B. die Frage, wie viel Haut in Filmen gezeigt werden darf, und ob Überwachungskameras in Schlafzimmern erlaubt sind.
@Jo: Der andere Pfeil!
„Denn er nimmt die Macht, fremde Arbeit zu unterjochen.“
Hm. Und da soll Ende der Diskussion sein?
Ich würde sie da erst richtig anfangen…
@Jo: Genau! Das Plakat soll ja eine Diskussion nicht beenden sondern die sich wiederholenden Teile protokollieren damit man mit den interessanten Teilen anfangen kann. Also los: Ich höre?
Ah so, jetzt hab ich den Sinn des Plakats verstanden.
Dafür ist es allerdings ein bisschen zu unübersichtlich. Nur so als Anregung.
Inhaltlich: Ich bezweifle, dass der Kommunismus tatsächlich die Macht nimmt, sich fremde Arbeit anzueignen. Irgendwer muss entscheiden, wem die Produkte der Arbeit zukommen; geschieht dies über Planung, hat der Planer diese Macht, geschieht es über Geld, ist die Geldzuteilung das Machtmittel.
Und wer darüber entscheidet, wie die Mechanismen der Zuteilung aussehen sollen, hat noch mehr Macht.
Wo ist die Theorie, die diese Macht reguliert? Gewaltenteilung scheint im Kommunismus nicht vorgesehen zu sein.
@Jo: Die Unübersichtlichkeit liegt in der Natur der Debatte. Aber für konkrete Änderungsvorschläge bin ich offen. Das Plakat ist ja explizit zum hacken freigegeben.
zum Inhaltlichen: Das kannst Du bezweifeln nur gibt es dafür keine Grundlage. Wir reden ja nicht über etwas, was es schon mal gab (wenn man den Urkommunismus mal außen vor lässt, über den wir leider sehr wenig wissen).
Ich nehme aber einfach mal an, Du redest nicht drüber was der Kommunismus _ist_, sondern was er Deiner Meinung nach sein _kann_. Das ist ja was anderes.
Wenn Du nochmal auf das Plakat guckst, stellst Du ja vielleicht fest, dass das Zitat zweigeteilt ist. Im ersten Teil steht ja explizit „Der Kommunismus nimmt keinem die Macht, sich gesellschaftliche Produkte _anzueignen_“. Das _aneignen_, dass Du einforderst ist also explizit Teil des Konzepts Kommunismus. Nur das _unterjochen_ nicht (also Aneignung gegen den Willen des Produzenten würde ich das jetzt mal nennen). Wie das genau umzusetzen ist, ist eine Herausforderung, die man nicht auf dem Reißbrett entwerfen kann. Aber wir können uns schon heute Gedanken darüber machen und nach Keimformen dieser neuen Produktionsweise Ausschau halten. Hier in diesem Blog favorisieren wir den Weg der „Commons Based Peer Production“ um dieses Problem zu lösen, der genau die beiden von Dir angedachten Wege (zentrale Planung und Markt) vermeidet. Da bin ich nämlich mit Dir völlig einer Meinung, dass diese beiden kein Weg zum Kommunismus sein können. Du kannst Dich ja mal ein bisschen umgucken.
Das Gewaltenteilung im Kommunismus nicht vorgesehen ist, sehe ich anders. Leider haben die Leute, die sich in der Vergangenheit „Kommunistinnen“ nannten, das oft anders gesehen als ich. Ich finde Gewaltenteilung sehr wichtig, wenn auch nicht unbedingt in der Form, wie sie sich heute präsentiert. Das Konzept von „Commons Based Peer Production“ ist inhärent Gewalten teilend, weil es ohne Zentrale auskommt.
Indesign-Quelldateien zum Selberbasteln? – Als alter Ossi sag ichs doch schon seit Jahren: der Kapitalismus ist zum Kommunismus 100%ig kompatibel.
@Torsten: Ich hatte keinen Einfluss auf die Wahl der Design-Software. Tatsächlich ist es in dem Bereich aber auch sehr dünn gesät mit freien Alternativen. Und wenn ein professionell arbeitender Grafiker bestimmte Software gewohnt ist, bin ich froh wenn er mir hilft und werde nicht fordern, dass er sich wochenlang in eine Software einarbeiten muss, die dann hinterher noch nicht mal taugt. Da ist mir dann das Commons-Ergebnis wichtiger als der Commons-Weg.
Trotzdem würde ich mich natürlich riesig freuen, wenn das jemand in ein offenes Format konvertiert und werde das dann selbstverständlich hier auch verlinken. Hinweise auf freie Designsoftware auf professionellem Niveau werden auch gerne genommen.
He Benni,
nicht ärgern. Einfacher als die komplette proprietäre Grafik in inkscape oder scribus nachzubasteln wäre es, das Plakat noch irgendwo zu ergänzen mit „Aber Kapitalismus ist auch ganz okay.“
@Torsten: Ja, leider ist das nicht so einfach. http://www.scribus.net/?q=faq/qxpindimport
Aber mal auf der Metaebene: Warum stichelst Du so rum? Ich hab Dich bisher immer als sehr offenen und vernünftigen Menschen erlebt (auch wenn wir uns ja nicht kennen außer durch die Blogs), aber das hier gerade wirkt auf mich kurz vor Trollerei. Trifft das hier irgend einen wunden Punkt bei Dir? Gerne auch als PM an benni BEI obda DOT com.
Ich würde das Plakat _sofort_ kaufen, wenn es verfügbar wäre. Finde das Ergebnis übrigens sehr gut gelungen!
Schön & Gut wäre das alles, wenn Gott (ach nee, den_die gibt’s ja leider nicht) auf einen Schlag den Kommunismus schickt und macht, dass alle Menschen plötzlich von dessen Notwendigkeit überzeugt sind und in Einsicht in diese, nach den Spielregeln leben würden. Dann funktioniert Kommunismus natürlich auch hervorragend (geht ja aus dem Plakat letztendlich hervor).
Da das mit Gott aber so nicht zu erwarten ist, stellt sich die Frage, wie das Bewusstsein der Menschen dieser Gesellschaft zu ebenjenem Punkt zu bekommen ist; dass diese nämlich erkennen, dass die momentane Organisierung der Gesellschaft weder „natürlich“ noch alternativlos, noch sonderlich sinnvoll ist. Und die diversen Strategien hinsichtlich dieses notwendigen Bewusstseinswandels schlicht mit „Nein, nein, nein; das ist nicht der Kommunismus“ bringt einen da auch nicht weiter.
Nach „das ist nicht der Kommunismus“ fehlt das Wort „abzutun“.
@Randale: Ja, die Frage, wie man denn da hinkommt, ist in dem Plakat eher summarisch abgehandelt („wohin denn?“). Ich hatte mich erstmal auf die Frage beschränkt, was das denn überhaupt ist, der Kommunismus. Für die Frage des Weges könnte man locker ein zweites Plakat machen. Über Entwürfe würde ich mich freuen.
Was die Frage angeht ob das Bewusstsein der Akteure der entscheidende Punkt ist, oder nicht vielleicht doch etwas anderes, das haben wir hier im Blog schon öfter diskutiert. Z.B. hier: http://www.keimform.de/2007/07/29/bewusst-wie/
Ich denke ja, der Kapitalismus würde selbst dann nicht schlagartig verschwinden, wenn von heute auf morgen die große Mehrheit der Menschen Kommunistinnen wäre.
Mich würde noch interessieren, welche der Kästchen, die zu „Nein, Nein, das ist nicht der Kommunismus.“ führen Du a) als „Strategie“ betrachtest und b) Du als Kommunismus ansehen würdest.
@Randale: Die Menschen so zu erziehen, dass sie sich alle brav an die Regeln halten, die von der jeweiligen Gesellschaft halten… ach herrje, das ist schon so oft in die Hose gegangen. Von den Griechen über die Spartaner bis hin zu den Nazis und den Sozialisten. Die einzige Gesellschaft, in der das – höchst unvollkommen – funktioniert hat, war die Christianisierung der mittelalterlichen Gesellschaft.
Jetzt könnte man sagen, dass das immer daran lag, dass man damals eben nicht den Kommunismus einführen wollte, sondern irgend etwas Unrealistisches (den idealen Krieger, oder das gesunde Mitglied der Volksgemeinschaft, oder den willigen sozialistischen Proletarier).
Das griffe aber zu kurz. Wir wissen nicht genug über die tatsächliche Gedankenwelt eines Mitmenschen, um überhaupt entscheiden zu können, ob er denn dem Ideal (wie auch immer es aussehen möge) entspricht; der Mensch trägt Masken, schichtenweise übereinander, miteinander teils verwachsen – nimmt man alle diese Masken fort, bleibt nichts, lässt man die Masken als seine Persönlichkeit gelten, kann man gar nicht sagen, „dieser Mensch ist ein Kommunist“, weil das nur eine von vielen Masken ist.
Dann wissen wir über das, was den Menschen glücklich (oder auch nur zufrieden) macht, viel zu wenig. Die Menschheit in welcher Richtung auch immer erziehen zu wollen ist pure Anmaßung – nicht, weil das unethisch wäre, sondern, weil wir nicht wissen, wie man die Menschen richtig erzieht. (Wäre es anders, hätten alle Diktaturen ihre willigen Vollstrecker gehabt, hätten alle Kommunen ihr Programm erfolgreich umsetzen können – es hätte jeder mit einem Erziehungsansatz Erfolg haben müssen.)
Und wenn ich mir das so betrachte, ist es vielleicht ganz gut so, dass der Mensch nicht nach Plan erzogen werden kann.
Und noch eins: Schon die genetische Variation sorgt dafür, dass es unmöglich ist, eine für jedenMenschen ideale Lebensform zu haben. Erziehung würde immer 5% der Menschheit unsägliche psychische Gewalt antun.
Es *gibt* Menschen ohne Empathie. Es *gibt* Menschen ohne Tötungshemmung. Es *gibt* Menschen, denen Materielles nichts bedeutet. Es *gibt* Menschen, die einen inneren Drang zu rastloser Arbeit haben, und es *gibt* Menschen, die am liebsten den ganzen Tag auf der faulen Haut lägen.
Und derartig „seltsam Gestrickte“ gibt es überraschend Viele. Ich würde jede dieser Gruppen auf irgendetwas zwischen 1% und 20% schätzen – und selbst wenn’s jeder hunderste ist: versuche ich, den umzuerziehen, muss ich seine Persönlichkeit zerbrechen.
Den Preis fände ich zu hoch. Nicht für etwas, von dem gar nicht ausgemacht ist, dass es tatsächlich für alle das beste ist.
@benni:
Missverständnis: Ich meinte nicht die Kästchen auf dem Plakat, die zu Kullas Grafik führen, sondern generell das Umgehen der heutigen Linken mit dem real existierenden Sozialismus (eben nicht: Kommunismus), wie es sich in der “Nein, das ist nicht der K.”-Grafik ausdrückt.
Es ist einfach falsch, wenn heutige KommunistInnen alles, was nach Lenin / Mao etc riecht, mit den Worten “Das war etwas ganz Anderes; das hatte mit unserer Vorstellung von Kommunismus nichts zu tun” abtuen. Die Sowjetunion genauso wie die VR China fusste zu einem nicht unwesentlichen Teil auf strategischen Überlegungen (Stichwort “sozialistische Übergangsphase”), eine Ablehnung von heutigen KommunistInnen darf deshalb niemals derart pauschal sein, wie sie von einem Teil der Antideutschen, z.B. Kulla propagiert wird und ist auch nur dann legitim, wenn die KritikerInnen andere Strategien zur Überwindung des Kapitalismus parat haben.
@Jo:
Hui, das ist ja gleich ne ganze Menge, kann auf alle von dir angesprochenen Dinge nicht ausführlich eingehen, versuche aber trotzdem dir meinen Standpunkt zu verdeutlichen.
“ach herrje, das ist schon so oft in die Hose gegangen.”
Würde ich so nicht sehen, gerade die von dir angesprochenen Beispiele (bis auf den real existierenden Sozialismus) zeigen doch, dass gesellschaftliche Erziehung der Massen durchaus funktioniert. Die Deutschen z.B. waren nach 12 Jahren Hitler derart fanatische FaschistInnen (teilweise natürlich auch schon vorher), dass die Alliierten diese erst umständlich wieder umerziehen mussten (“Entnazifizierung”).
Auch im Kapitalismus funktioniert das gesellschaftliche Bewusstseinsbildung ganz gut. Stichpunkt Nationalismus/Patriotismus (Identifizierung mit der “eigenen” Nation), wer denkt hier (bis auf wenige Ausnahmen) schon nicht national?! Oder das Wettbewerbs-/Leistungsdenken, das haben die Menschen hierzulande doch auch ganz gut verinnertlicht. Das kann man denen auch nur zu einem gewissen Teil vorwerfen, schließlich sind sie irgendwie ja auch dazu gezwungen – durch die kapitalistischen Verwertungsdruck nämlich. Leute die sich nicht an die Spielregeln halten oder die im alltäglichen Konkurrenzkampf nicht jederzeit Alles geben, denen ergeht es früher oder später schlecht (“Hartz4″ als nur ein Stichpunkt).
Dann wissen wir über das, was den Menschen glücklich macht, viel zu wenig.
Es gibt schon einige Faktoren, die für das individuelle Glück eines jeden Menschen ausschlaggebend sind: Z.b. Individuelle Freiheit (Zeit, die der Mensch zur freien Verfügung hat), materieller Wohlstand und gegenseitige Zuneigung (Solidarität, Liebe). Wer würde da widersprechen?
Schon die genetische Variation sorgt dafür, dass es unmöglich ist, eine für jeden Menschen ideale Lebensform zu haben.
Die (seriöse) Wissenschaft sagt mittlerweile ganz klar, dass der Mensch nur zu einem vernachlässigbaren Teil Produkt seiner biologischen Vorraussetzungen ist; was den Character und das Bewusstsein eines Menschen ausmacht, ist vielmehr seine Umwelt und die Erziehung. Und Erziehung ist nicht lediglich diejenige, die die Eltern erbringen; viel relevanter sind die der Gesellschaft zugrunde liegenden Werte und Normen, Stichpunkt “bürgerliche Ideologie”.
Abschließend noch meine Vorstellung einer kommunistischen Umerziehung (hört sich unschön an, ist aber notwendig):
Das kommunistische Bewusstsein, damit meine ich das abstrakte Bewusstsein, das Menschen, die in der kommunistischen Gesellschaft aufwachsen, automatisch besitzen (Stichwort “Das Sein bestimmt das Bewusstsein”), das gleichzeitig für das Funktionieren der kommunistischen Gesellschaftsform notwendig ist, ist in erster Linie ein kritisches. Es geht mir nicht darum, den Menschen irgendwelche “Regeln des Kommunismus” einzubläuen, sondern darum diesen Menschen ein radikalrationales Denken/Abwägen zu ermöglichen. Ein Denken jenseits von bürgerlichen Ideologien. Daraus resultiert dann automatisch, dass die Menschen erkennen, dass die jetzige Organisierung der Gesellschaft unsinnig und menschenfeindlich ist und daraus wiederum resultiert dann automatisch der Umsturz. Stark vereinfacht, aber anders ist das hier nicht möglich.
@Randale: Es ist mir ziemlich wurscht welche „strategischen Überlegungen“ zur Abschlachtung von Millionen ehemaliger Mitrevolutionäre oder unbeteiligter Bauern geführt haben. Das verurteile ich dann gerne auch mal pauschal. Zur Strategie: Siehe den Rest dieses Blogs.
Außerdem verstehe ich nicht, wie Du umerziehen willst, wenn eh das Sein das Bewusstsein bestimmt. Für mich fängt der Kommunismus frühestens da an, wo jede Erziehung aufhört. Kommunismus heisst „jeder nach ihren Bedürfnissen“ und nicht „jeder nach was wir ihr einreden“. Und die Vorstellung man könnte die kapitalistischen Einredungen durch Gegeneinredungen wieder gut machen, halte ich für gewagt.
Hm… da fällt mir auf, dass diese ganze Umerziehungsproblematik nicht auf dem Plakat drauf ist (oder nur manchmal indirekt). Aber die muss dann wohl auch auf das Weg-zum-Plakat.
@ benni. Stichwort Trollerei.
Wenn das Plakat sowas wie Orientierung in Diskussionen und über Argumente zum Thema Kommunismus bieten soll, dann wird es inhaltlich durch den Hinweis, dass es mit proprietärer SW erstellt wurde, unheimlich bereichert. Wenn das Explizitmachen dieses Hinweises vom Autoren der Grafik als Trollerei/Stichelei bezeichnet wird und zum Anlass genommen wird, sich nach meinen wunden Punkten zu erkundigen, frage ich mich, welchen Zweck die Grafik erfüllt.
Mein wunder Punkt ist übrigens der: Sachen nicht aussprechen zu dürfen, weil Sachen nicht ausgesprochen werden dürfen.
@Jo: Du sprichst einen wichtigen Punkt an:
Mal davon abgesehen, dass es im Kommunismus kein Geld mehr geben kann (behaupte ich), ist die Kernfrage, die du stellst, die nach der gesellschaftlichen Vermittlung. Das ist die Frage danach wie gesellschaftlich produziert und verteilt wird, wie je mein Kontakt zu irgendwem sonstwo auf der Welt sich reguliert (als Produzent_innen und Nutzer_innen).
Bei der Feudalform gilt dein erster Halbsatz: »Irgendwer muss entscheiden, wem die Produkte der Arbeit zukommen« — ein Entscheider entscheidet für andere auf der Basis personaler Herrschaft (deswegen hatte der Realsozialismus auch feudale Züge).
Bei der Warenform (aka Kapitalismus) entscheidet der geldvermittelte Tausch, der Markt. Ein unpersonaler Mechanismus.
Bei der kommunistischen Form fällt die Antwort schwer, weil es weder-noch sein kann und gleichzeitig doch von beidem Features enthalten sein müssen: Von der Feudalform ist es die personale Kommunikation (nur ohne Herrschaft), von Tauschform ist es die Globalität (nur ohne Tausch/Geld).
Zentralplanung für andere scheidet IMHO aus, weil Bedürfnisse nicht geplant werden können (hat der Realsozialismus gezeigt). Dezentralplanung findet sowieso immer statt, das ist nichts besonderes.
Wie die gesellschaftliche Vermittlung jenseits von Ware, Geld, Markt und Staat gehen kann, zeigt ansatzweise die Freie Software. Klar spielt darin auch Geld eine Rolle, aber nicht als Vermittlungsinstanz, denn Freie Software ist keine Ware (auch wenn Entwickler_innen bezahlt werden).
Ein zweites Beispiel ist der Entwurf von Christian Siefkes, den er Peer-Ökonomie nennt. Dort entwirft er eine gesellschaftliche Vermittlung, die über Aufwände läuft. Manche kritisieren das als eine Proto-Geldform. Ich finde, es ist ein Teilschritt, weil Geben und Nehmen noch gekoppelt sind. Ein weiteres Kriterium für mich wäre also: Geben und Nehmen sind individuell entkoppelt. Dass Geben und Nehmen gesellschaftlich verkoppelt sind, ist klar.
Die Forderung nach Herrschaftsfreiheit für den Kommunismus schließt aus meiner Sicht zwingend ein, dass es individuell keinen abstrakten oder personal institutionalisierten Zwang dafür geben kann, mittels dessen eine Instanz für andere vorgibt, was richtig ist und was er/sie zu tun hat (aka: Entfremdung). Das schließt genauso zwingend jede Form von Erziehung aus. Und folglich schließt es auch aus, das irgendwer irgendwie sein muss, um beim Kommunismus mitspielen zu dürfen. Kommunismus ist eine Freie Gesellschaft, die sich selbst ihre Regeln gibt, die alle brauchen, um gut leben und Konflikte bewältigen zu können.
Das muss jetzt alles noch ins Plakat rein 😉
@Torsten: Wenn du hier nicht erst seit gestern mitliest oder sonst schon mal einige Grundlagen der Diskurse zu Freier Software oder Commons mitbekommen hast, weißt du, dass es durch Marktinteressen durchgesetzte Monopole gibt; dass immenser Arbeitsaufwand in kommerzielle Produkte fließt, während freie Produkte neben der Lohnarbeit her produziert werden müssen (was ein Problem des Kapitalismus ist); usw. Wenn du bennis Link (Nr. 23) gefolgt wärst, hättest du zudem nachlesen können, wie die Unternehmen verhindern, dass offene Produkte kompatibel mit der marktbeherrschenden Kommerzsoftware gemacht werden können; das führt dazu, dass Grafiker, die davon leben müssen, mit den Kommerzprodukten arbeiten müssen, selbst wenn sie dies nicht wollen. Und mit beiden gleichzeitig zu arbeiten, geht vermutlich schlecht, weil man sich ständig umstellen müsste; weil man einmal benutzte Vorlagen für einen neuen Auftrag u.U. nicht verwenden kann; usw.
Es ist also kein Argument gegen freie Grafiksoftware, wenn das Plakat mit kommerzieller erstellt wurde; berücksichtigt man die dahinterstehenden Zwänge, ist es sogar eher eins gegen den Kapitalismus. Sofern du das weißt, finde ich den Trollerei-Vorwurf durchaus berechtigt (und setze mich hiermit dem Vorwurf aus, den „Troll zu füttern“). Falls nicht: Herzlich willkommen in der spannenden Welt des Commons-Diskurses! Bevor man sich als verfolgte Unschuld aufspielt (#31), sollte man jedenfalls erstmal etwas nachdenken.
“ Ein weiteres Kriterium für mich wäre also: Geben und Nehmen sind individuell entkoppelt. Dass Geben und Nehmen gesellschaftlich verkoppelt sind, ist klar.“
Wie soll man das individuell entkoppeln, wenn der Pool, aus dem genommen wird, nunmal begrenzt ist? Die Anzahl der Güter, die die Gesellschaft durch Arbeit mit ihren Produktionsmitteln herstellen kann, wird wohl noch einige Zeit (für immer? Wer weiß..) weit unter dem liegen, was die Leute gerne konsumieren würden.
„Die Forderung nach Herrschaftsfreiheit für den Kommunismus schließt aus meiner Sicht zwingend ein, dass es individuell keinen abstrakten oder personal institutionalisierten Zwang dafür geben kann, mittels dessen eine Instanz für andere vorgibt, was richtig ist und was er/sie zu tun hat (aka: Entfremdung).“
Was ist mit Nazis? Vergewaltigern? Konterrevolutionären? Denen, die sich mit Gewalt Produktionsmittel aneignen, weil sie doch ein größeres Stück vom Kuchen haben wollen, als es dem Einzelnen auf einem bestimmten Stand der Produktivkräfte zugesprochen werden kann? Den Leuten, die sich auf Alk und Teilen hinters Steuer setzen?
Das man durch die Erfahrung des Realsozialismus am liebsten auf eine Organisationsform, die Zwang gegenüber Einzelnen ausübt, verzichten will, kann ich verstehen. Aber da die Freiheit des einen eben die Freiheit des anderen beschränkt (sobald sie in Gesellschaft zusammen leben), müssen sich beide nunmal auf einen gewissen Rahmen einigen, in dem ihr Leben ablaufen soll. Aber dieser Rahmen kann doch auch eben ganz anders aussehen, als ers im Osten getan hat. Die Freiheit, mir fremde Arbeit zu unterjochen, gebe ich gerne ab. Wer das nicht tun will, den muss man eben dazu bringen – oder er soll doch nach drüben gehen ;).
@ Martin:
danke, dass Du mich als Troll zu fütterst, bzw. mir die Möglichkeit gibst, mein offenbar wohl sehr „angreifendes“ Statement zu verdeutlichen. Mmm… Argumente gegen freie Software kann ich aus meinen 2 Posts nicht rauslesen, ich nutze ja selber seit Jahren Linux, habe einen Blog über frei lizensierte Musik betrieben. Mit anderen Worten: Mein Punkt zielt nicht darauf, wie doof Open Source oder Kommunismus ist, sondern, wie 1.) widersprüchlich ich es finde, ein Plakat über Kommunismus zu gestalten und die proprietäre Software, die man als Produktionsmittel dafür benutzt, im Plakat nicht vorkommen zu lassen und 2.) mittlerweile auch darauf, wie doof ich es finde, dafür, dass ich auf den Widerspruch aufmerksam mache, als Troll bezeichnet zu werden.
@Thorsten: Du hast das in den falschen Hals gekriegt. Ich hab überhaupt nix dagegen, dass Du auf diesen Widerspruch hinweist. Er ist ja faktisch vorhanden. Ich bin der erste der das zugibt. Ich fand es nur etwas ärgerlich dass Du in einem ziemlich ätzenden Ton (so hab ich ihn empfunden) nochmal nachtrittst nachdem ich Dir erklärt habe wie es dazu kam. Die Widersprüche gehen doch nicht weg, dadurch dass man sie sich weg wünscht. Man kann ja auch niemandem vorwerfen, dass er lohnarbeitet, auch dem größten Kommunisten nicht.
Um den ganzen eine positive Wendung zu geben: Vielleicht liest ja jemand mit, der sich mit Scribus zB auskennt und das Plakat nachbasteln könnte? Ich würde das natürlich viel lieber in einem freien Format anbieten.
@Randale: Die Nazis haben bestehende Ressentiments geweckt und geschürt, die haben weniger den neuen Menschen geformt als den alten ausgeschlachtet.
Ein Stück weit geht Erziehung natürlich immer. Man darf nur nicht den Fehler machen, alle Menschen zum Gleichen erziehen zu wollen, und auch den nicht, die Erziehung mit Zwang durchsetzen zu wollen. Zwang heißt Zwangsmittel, heißt Macht und Machtmissbrauch.
Ich wende mich eher dagegen, dass, wenn man bei einer Utopie sagt: „Die Menschen spielen da nicht mit“, die Standardantwort ist: „Dann muss man sie eben dazu erziehen.“
Das klappt nur dann, wenn die Erziehungsziele mit dem menschlichen Geist, sagen wir, kompatibel sind.
Leider haben allzuviele Idealisten keine Ahnung davon, wie in sozialen Gruppen das Wechselspiel aus Egoismus und Altruismus funktioniert, was Ansehen und Scham eigentlichen sind und wie sie wirken. Können sie ja auch nicht, die Sozialwissenschaften finden das gerade erst heraus, und die wenigen Ausrufezeichen, die man hat setzen können, haben geradezu explosionsartig neue Fragezeichen erzeugt.
Mein Punkt ist nicht, dass Erziehung unmöglich ist, sondern, dass der heutige Stand des Wissens nicht verlässlich genug ist, um so etwas sinnvoll umzusetzen. Und dass Sinnloses schon viel zu oft umgesetzt wurde.
Was Kapitalismus und Patriotismus miteinander zu tun haben, verstehe ich nicht. Das sind von Wesen und Auswirkungen her so verschiedene Konzepte, dass sie nicht unter einen Hut passen.
(Kapitalismus gab es übrigens schon bei den Fuggern, also zu Zeiten, als man sich nicht über Nationen, sondern über Stände definierte. Es gibt also nicht mal eine Korrelation, geschweige denn eine Kausalität.)
Ich widerspreche übrigens aufs Heftigste der These, dass individuelle Freiheit und Wohlstand fürs Glück „ausschlaggebend“ sind.
Unfreiheit ist für die wenigstens Menschen ein Problem. Die meisten wären sogar glücklich und zufrieden, wenn sie unfrei sein könnten und und keine eigenen Entscheidungen mehr fällen müssten. Der einzige Grund, warum Unfreiheit unglücklich macht, ist, dass die Wünsche und Bedürfnisse der Unfreien auf der Prioritätenliste immer schnell sehr weit hinten landen und sie dann *deshalb* unglücklich werden. Aber solange es ihnen gut geht, ist den Menschen ihre Freiheit kaum etwas wert (woher sonst die allgemeine Zustimmung zur Flut an Anti-Terror-Gesetzen…)
Wohlstand ist genausowenig „ausschlaggebend“. Gerade Wohlstand und Glück scheinen nur recht schwach korreliert zu sein. (Das ist ja einer der Gründe, warum das BSP als Gradmesser für den Erfolg eines Staates immer wieder angezweifelt wird.)
Bei Zuneigung stimmt ich Dir zu, die ist ausschlaggebend. Nicht für alle Menschen gleichermaßen, natürlich. Und Zuneigung hat auch nur sehr begrenzt mit dem Wirtschaftssystem zu tun, das kann bestenfalls Rahmenbedingungen dafür oder dagegen setzen.
Was ich vom Kommunismus gelesen habe, waren allerdings Absichtserklärungen und fromme Wünsche. („In der kommunistischen Gesellschaft sind die Beziehungen der Menschen untereinander überschaubar, ehrlich, …“ – den Rest vom Text hab ich vergessen, aber ich sehe nicht so recht, wie man so eine Versprechung abgeben kann, erst recht nicht mit dem soziologischen Rüstzeug zu Marxens Zeiten, wenn nicht mal das heutige Rüstzeug für so eine Garantie ausreichen würde.)
Das heißt nicht, dass Freiheit und Wohlstand nicht trotzdem wichtig sind. Sie sind aber nicht ausschlaggebend.
Du sagst, die seriöse Wissenschaft sage ganz klar, dass der Mensch nur zu einem vernachlässigbaren Teil biologisch determiniert sein, Charakter und Bewusstsein seien durch das soziale Umfeld bestimmt.
Das ist, sorry für das harte Wort, blühender Unsinn. Wer einmal verliebt war, weiß, wie dramatisch Hormone ins menschliche Verhalten eingreifen können, und dann ist der Menschen eben *nicht* mehr fast ausschließlich Erziehungswesen.
Die Hirnforschung zeigt uns genauso seriös, dass der freie Wille zum allergrößten Teil eine Illusion ist, die Soziologen zeigen uns, wie Menschen sich gegenseitig in teils positiven, teils desaströsen Beziehungen halten, undsoweiter undsofort.
Schon, dass der Mensch auf Zuneigung angewiesen ist und verkümmert, wenn man ihm die entzieht, ist ein klarer Hinweis auf biologische Determiniertheiten: wär der Mensch aus einer Einzelgängerrasse wie z.B. Bären entstanden, er würde einen Fliegenschiss auf die Zuneigung seiner Mitmenschen geben. Stattdessen ist es per Mobbing sogar möglich, Menschen in den Selbstmord zu treiben.
Erziehung usw. hat profunde Auswirkunden. Das ist eine Folge dessen, dass der Mensch ein soziales Wesen ist. Aber dass diese Auswirkungen existieren, ist biologisch determiniert. (Es gibt ja auch die berühmten Unfallopfer, die Hirnbereiche verloren haben und darauf völlig gesund wurden, gleichzeitig aber auch unfähig wurden, in einem sozialen Kontext zu existieren. Klarer Beweis für biologische Grundlagen.)
Man darf das mit der biologischen Komponente auch nicht durcheinanderschmeißen mit dem unsäglichen Rassengedanken. Der Mensch ist biologisch stark geprägt, aber diese Prägung ist für so ziemliche alle Menschengruppen fast identisch. Man kann Pygmäenkinder in eine chinesische Gesellschaft stecken, und sie werden chinesische kulturelle Werte akzeptieren, und umgekehrt. (Bei Hunden wäre das schwieriger, die haben z.B. deutlich unterschiedliche Hemmschwellen bei der Aggressivität.)
Das darf man wiederum nicht so interpretieren, dass alle Menschen biologisch gleich sind. Im Gegenteil, die Variation ist teils sogar beträchtlich, schon rein körperlich gibt es zwischen Afrikanern und Eskimos Unterschiede noch und nöcher, innerhalb der Volksgruppen sind die Variationen noch breiter, selbst die Biochemie kann so sehr abweichen, dass der eine einen bestimmten Bitterstoff schmeckt und der andere nicht, der eine fällt beim ersten Virus tot um und der andere kriegt nicht mal einen Schnupfen.
Und solche Unterschiede sollen nicht auch beim Verhalten möglich sein? Kaum vorstellbar.
Der einzige Grund, warum wir Verhaltensunterschiede nicht festgenagelt kriegen, ist, dass entsprechende Experimente ethisch und technisch undurchführbar sind (und dass man für aussagekräftige Statistiken auch ein paar Fantastilliarden Einzelexperimente bräuchte, schon weil die Anzahl der relevanten Einflussfaktoren so gigantisch ist).
„Das kommunistische Bewusstsein, damit meine ich das abstrakte Bewusstsein, das Menschen, die in der kommunistischen Gesellschaft aufwachsen, automatisch besitzen (Stichwort “Das Sein bestimmt das Bewusstsein”), das gleichzeitig für das Funktionieren der kommunistischen Gesellschaftsform notwendig ist, ist in erster Linie ein kritisches.“
Sorry, das ist Blafasel.
Du postulierst, dass das „kommunistische Bewusstsein… in erster Linie ein kritisches“ ist. Woher nimmst Du diese Gewissheit? Welche konkreten Umstände sorgen dafür, dass sich so ein Bewusstsein bildet, welche Faktoren verstärken das, welche würden es abschwächen?
Es gibt keinerlei seriöse wissenschaftliche Aussagen, die solche Fragen beantworten würden. Der Zusammenhang, den Du da zwischen „kommunistischem Bewusstsein“ und kritischem Geist herstellst, ist reines Wunschdenken.
Schlimmer noch: Du definierst nicht einmal, was „kommunistisches Bewusstsein“ eigentlich ist.
Und… sorry… wenn Du ein Denken „jenseits bürgerlicher Ideologien“ propagierst, aber nicht mal mit einem Stichwort definierst, was eigentlich ein „Denken innerhalb bürgerlicher Ideologien“ ist, dann ist Dein eigenes Denken ideologisch: Du sagst nicht, was Du eigentlich sagen willst, sondern Du zitierst Schlagworte.
Ich weiß, das war jetzt hart. Ich neige dazu, hart zu formulieren, wenn ich auf schlecht Durchdachtes stoße. Oder auch nur auf etwas, das mir schlecht durchdacht vorkommt – ich bin der Letzte, der behauptet, in jedem Urteil richtig zu liegen 🙂
D.h. Du darfst mich gern als in bürgerlicher Ideologie befangen einordnen, dann ordne ich Dich als von Kommunismus-typischen Schlagworten (leider) Verscheuklappten ein und keiner von uns beiden lernt etwas 😉
@ Benni:
Für das Nachtreten kann ich nix, ich hab den Ball gespielt, Du standest falsch. Trotzdem sorry, falls es weh tat. Siehs so: Ich finde diesen Widerspruch (über Kommunismus diskutieren und dabei kapitalistische Werkzeuge benutzen) äußerst interessant und es wäre schade ihn unter den Teppich zu kehren. Mir scheint es, als ob es bei dem Plakat gar nicht um den Kapitalismus geht und dieser Widerspruch gibt mir die Möglichkeit zu verstehen, um was es geht und was passiert, wenn Kapitalismus und Kommunismus aufeinandertreffen.
Da stellt sich nämlich heraus, dass Kommunismus und Kapitalismus keine Antipoden sind, sondern dass sie sich schon die ganze Zeit heimlich miteinander am Strand treffen, Sandburgen bauen, Cocktails trinken und lustige Plakate gestalten. Mit denen darauf hingewiesen wird, dass sie unvereinbar sind.
Für das Nachbasteln würde ich inkscape verwenden, das scheint mir vom Handling für einseitige Geschichten einfacher zu sein als Scribus, das dafür bei mehrseitigen Drucksachen punktet. Aber das ist sicher Geschmackssache. Trotzdem: Warum nicht mit den Widersprüchen leben, sondern auf deren Unvereinbarkeit bestehen? Warum das obige Plakat in Open Source Software nachbasteln? Schade um die Arbeit.
@blub#35:
1. Aus der Begrenztheit folgt keineswegs der Zwang zur Kopplung, schon formal logisch nicht. Doch bist du damit in (un)heiliger Allianz von Kirche und Sozialisten, die forderten, dass wer nicht arbeitet auch nicht essen solle.
2. Es stimmt faktisch nicht, dass nicht genug Mittel für ein gutes Leben für alle da sind, schon jetzt.
3. Entscheiden sich die Menschen, dass von einem bestimmten Gut zu wenig da ist, dann stellen sie von diesem Gut einfach mehr her. Mehr zu wollen, heisst mehr herstellen wollen. Wenn die Produktion von den Bedürfnissen bestimmt wird, dann gibt es diesen direkten Zusammenhang.
Was soll damit sein? Auch für die genannten Personen kann es keine Macht geben, für andere zu entscheiden, was richtig ist und was er/sie zu tun hat. Deine Fragen beruhen auf einer Situation, wo es aber der Fall ist, dass sich Einzelne auf Kosten anderer durchsetzen. Das ist die Logik des Kapitalismus.
Du sitzt einem bürgerlichen Mythos auf und naturalisierst diesen auch noch. Nur im Kapitalismus ist die Freiheit des einen die Grenze der Freiheit des anderen. Im Kommunismus ist die Entfaltung jedes Einzelnen die Voraussetzung für die Entfaltung der Anderen — und umgekehrt. Dass dies kein Wunschbild ist, zeigt die Freie Software ansatzweise.
Unter den Bedingungen der Nicht-Herrschaft und reziproken Selbstentfaltung lassen sich zahllose Konflikte völlig anders lösen als es jemals unter bürgerlichen Verhältnissen möglich wäre. Das ist eine Strukturfrage und keine des individuellen Draufseins.
Siehst du nicht, dass darin die (Erziehungs-)Diktatur angelegt ist, die man dem Osten vorwirft? Dass also der Osten keineswegs so viel anders aussehen konnte als er es getan hat? Es war eben doch nur Staatskapitalismus als Erziehungsstaat — mit dem besten Wollen und Wünschen: Ich bin immer noch beeindruckt davon, dass 1972 DDR-Kinder eine Million Rosen gemalt und an Angela Davis ins Gefängnis in die USA geschickt haben….
@Jo#38:
Nein, das klappt grundsätzlich mit Erziehung nicht. Erziehung ist Fremdbestimmung, die immer der Selbstbestimmung entgegensteht — seien die Erziehungsziele auch von noch so »menschlichem Geist« (wobei ja unklar ist, wer das entscheidet).
Mehr dazu hier: We don’t need no education! – Kann man zur Freiheit erzogen werden?
@StefanMz:
Es gibt ja auch Erziehungsmethoden, die nichts mit Fremdbestimmung (oder, meine Wortwahl: Zwang) zu tun haben. Aufklärung, öffentlicher Diskurs, sokratische Fragen, usw. usf.
Die Volkswirtschaftler sagen übrigens, dass die Produktion tatsächlich für alle ausreichen würde. Weltweit.
Das sei erst seit einigen Jahren so; in den 70ern sei es noch nicht möglich gewesen.
Ich habe diese Ansicht im Zusammenhang mit Diskussionen ums bedingungslose Grundeinkommen gelesen, von Verfechtern der Idee – es könnte also schöngerechnet sein. Nichtsdestotrotz: völlig abseitig ist die Idee nicht (mehr).
Noch ein Detail: Du stellst die Herstellung freier Software als Modell für eine nicht den üblichen Paradigment entsprechende Produktionsweise heraus.
Ich halte das aus zwei Gründen für verfehlt:
1. Software hat extrem hohe Investitionskosten bei Arbeitskraft, extrem niedrige Investitionskosten bei Kapital, sowie extrem niedrige Produktionskosten. (Mit „Kosten“ meine ich Ressourcenverbrauch, also Elektrizität, Lebenszeit usw.) Um Dein Argument gültig zu machen, müsstest Du darlegen, warum dieser Unterschied kein Hindernis ist, diese Produktionsweise auf Güter mit normaleren Kostenstrukturen zu übertragen. (Ich vermute: es ist nicht möglich.)
2. Wichtige freie Software wird in der Regel sehr wesentlich von kommerziellen Firmen unterstützt. Die Motive dahinter, so darf man vermuten, sind nicht in allen Fällen Kooperation zum Aufteilen von Kosten, sondern Marktmanipulation. Diese Motiv würde bei einer Abschaffung der Märkte wegfallen und damit auch die aus diesem Motiv geborene Unterstützung.
@Jo#42=>Erziehung:
Nein, gibt es nicht. Erziehung ist per definitionem vom Drittstandpunkt für andere vorzugeben, was gut, richtig, angesagt, notwendig etc. ist. Aber: »Aus der Außensicht kann man nicht wissen, was der subjektiv notwendige Schritt eines Kindes, allgemeiner eines anderen Menschen, ist.« (Morus Markard)
Jeder Versuch dies doch zu tun, ist Fremdbestimmung.
Das sind Beispiele für Nicht-Erziehung. Wenn ich dich hier über den fremdbestimmten Charakter von Erziehung aufkläre, kannst du das lesen oder es lassen. Dito im öffentlichen oder sokratischen Diskurs. Diese Formen leben davon, dass es kein Machtgefälle gibt. Das ist bei Erziehung anders. Dort hat eine Seite die Macht für andere zu setzen, was richtig etc. ist. Deutlich wird dies bei Kindern, aber es gilt generell, etwa auch für die Fantasien, man könne Kommunismus »herbei erziehen«.
Was man sich klar machen muss, ist, dass die Erziehungsform menschlicher Beziehungen im Kern die bürgerlichen Herrschaftsverhältnisse reproduziert und einübt. Noch schärfer formuliert: Erziehung ist unabhängig von den Inhalten immer Erziehung zur Nutzung von und Gewöhnung an Herrschaftsformen und damit das Gegenteil von Freiheit und Kommunismus.
@Jo#42=>FS:
Akzeptiert! Es ist im Kern die Frage nach der gesellschaftlichen Verallgemeinerbarkeit der Produktionsweise Freier Software. Neben der Arbeitskraft selber ließen sich noch Unterschied in der Rivalität (digitale Güter sind keine Verbrauchsgüter, stoffliche Güter schon) angeben und einiges mehr. Diese Fragen werden breit diskutiert, u.a. in diesem Blog, und ich kann das jetzt in Kürze nicht zusammenfassen. Es gibt Vorschläge (wie das erwähnte Peer-Ökonomie-Konzept). Ich betrachte die Frage als offen, aber lösbar. Solange bleibt das eine These (nicht nur) von mir.
Auch zutreffend! Es ist allerdings eine Variante des ersten Arguments, denn ich behaupte ja, dass die gesellschaftliche Verallgemeinerbarkeit möglich ist, wir also eine gesellschaftliche Vermittlungsform finden jenseits von Wert, Geld, Markt und Staat, was »kommerzielle Firmen« hinfällig macht. Mehr noch: Das ist ja das Ziel.
Aber dein Argument verweist auf die doppelte Funktionalität von Freier Software (bzw. von Keimformen allgemein) im Hier und Jetzt: Sie müssen nutzbar sein für das Alte, um von dort noch Unterstützung zu erlangen, und gleichzeitig in ihrer eigenen Logik eine neue Form der gesellschaftlichen Vermittlung repräsentieren, die das Alte ablösen kann. Die Kosteneinsparung ist die Nützlichkeit im Alten, die Vermittlung jenseits von Ware, Wert und Co. das Neue.
@StefanMz: „Wenn ich dich hier über den fremdbestimmten Charakter von Erziehung aufkläre, kannst du das lesen oder es lassen.“
Nein, Du spielst ein Definitionsspiel.
Deine Definition ist, dass Erziehung ein Prozess ist, bei dem notwendigerweise Zwang im Spiel ist – genauer hast Du Dich dazu bisher nicht geäußert.
Meine ist, dass Erziehung jedes systematische Einwirken in Richtung bestimmter Lernprozesse ist. Das kann mit Zwang verbunden sein oder nicht, ich setze nicht voraus, dass ein konkretes Ergebnis erzielt wird – eine solches Vorgehen würde ich ohnehin aufs Schärfste ablehnen, aus Zwang an sich lernen die Menschen, dass das Entwickeln und Verfolgen eigener Standpunkte sinnlos ist (dutzendfach bei der Kindererziehung gesehen, bei Erwachsenen ist wohl noch mehr Zwang und noch stärkere Persönlichkeitsdeformation erforderlich).
„Es ist im Kern die Frage nach der gesellschaftlichen Verallgemeinerbarkeit der Produktionsweise Freier Software.“
Zustimmung.
„Ich betrachte die Frage als offen, aber lösbar.“
Ich bin da skeptisch, insbesondere halte ich das FOSS-Modell für nicht 1:1 auf die Güterwirtschaft übertragbar. Der wichtigste Punkt (den ich übersehen hatte) ist wohl, dass die Softwarevervielfältigung kaum Ressourcenkonkurrenz erzeugt.
Ich gestehe da aber gerne zu, dass das nicht das letzte Wort sein muss.
Dass FOSS in der herkömmlichen Wirtschaft einen nützlichen Platz gefunden hat, macht sie natürlich als Modell interessanter – sie erhält dadurch Gelegenheit, ihre eigene Philosohpie zu entwickeln und zu erproben.
Ob daraus eine neue Wirtschaft entsteht – wie gesagt, ich warte es mit Interesse ab.
@ Randale
„eine Ablehnung von heutigen KommunistInnen darf deshalb niemals derart pauschal sein, wie sie von einem Teil der Antideutschen, z.B. Kulla propagiert wird“
In dem Aufkleber scheint auch jeder zu sehen, was er darin sehen will.
„und ist auch nur dann legitim, wenn die KritikerInnen andere Strategien zur Überwindung des Kapitalismus parat haben.“
Das finde ich dann aber wieder lustig.
@Jo#45:
Aber selbstverständlich kannst du es lassen. Und ich spiele kein Definitionsspiel.
Der Begriff »Zwang« ist deine »Wortwahl«, wie du betonst. Ich habe von Fremdbestimmung gesprochen. Aber du hast schon recht: Wo fremd über andere bestimmt wird, sind die verschiedenen Formen des Zwangs nicht weit, um die Fremdbestimmung auch durchzusetzen. Doch auch ohne allzu offensichtlichen Zwang ändert Erziehung ihren Charakter nicht.
Erziehung ist Durchsetzen von fremder Bestimmung über andere Menschen. Dabei sind die Mittel durchaus variabel. Heute ist der Rohrstock nicht mehr angesagt. Eine ganze Ratgeber-Industrie erfindet stets neue Tricks, um zu erreichen, dass ein Mensch das tut, was er nach Meinung anderer Menschen tun soll — von Drohungen, Sanktionen etc. (die neue Strenge in der Erziehung) bis hin zu Überredungen, Bestechungen, emotionalen Erpressungen etc. (die outdated Softi-Masche).
Wenn ich das so (be-)schreibe, dann ist das keine willkürliche »Definition«, sondern der analytische Versuch, die Funktionalität von Erziehung in der bürgerlichen Gesellschaft zu bestimmen. Und da ist meine — selbstredend kritisierbare — Zusammenfassung: Erziehung ist eine Beziehungssform der Fremdbestimmung, die freien Beziehungen auf Basis der Selbstbestimmung diametral gegenüber steht.
Wenn du nun sagst, dass Erziehung ok ist, wenn man den Zwang aus der Erziehung nimmt (obwohl mir nicht klar geworden ist, ob du ggf. doch für Zwang bist), dann kritisiere ich, dass du den Charakter von Erziehung nicht richtig erfasst.
Exakt, das ist Erziehung. Da sind wir uns einig. Nur ich kritisiere genau das. Warum?
»Lernen« geschieht immer erster Person (»ich«), das »systematische Einwirken« ist immer dritter Person (von außen, »er/sie«). Die Außen-Person setzt, was die Ich-Person zu lernen hat. Das ist fremde Bestimmung über die Lernprozesse anderer Personen. Woher weiss die dritte Person, was die erste Person gerade an Lernprozessen braucht? Sie weiss es nicht. Sie könnte fragen, aber dann ist Erziehung (»systematische Einwirken« etc.) obsolet, weil die erste Person einfach das tun kann, was sie eh schon weiss und tun will (wenn sie denn will).
Deine Definition lautet also vollständig: »Erziehung [ist] jedes systematische Einwirken in Richtung fremdbestimmter Lernprozesse«. Diesen Fremdbestimmungscharakter wirst du bei Erziehung nie los. Es ist ihr Wesenskern.
Aber eigentlich ist alles ganz einfach, denn es gibt eine sehr einfache Alternative: Wir lernen einfach gemeinsam und überlegen gemeinsam, was eine sinnvolle Richtung sein kann, wie der Lernprozess laufen kann etc.
Kooperative Selbstbestimmung statt Fremdbestimmung. Gemeinsam lernen statt erziehen. Kommunismus als Prozess verstanden setzt das voraus: »Fragend [also gemeinsam lernend] gehen wir voran«.
Ich fände es toll, wenn das gedruckt werden könnte, und würde ein paar Exemplare nehmen. Vielleicht könnte man es ja schaffen, hier (oder sonstwo) eine Art „Subskription“ zu machen?
@StefanMz:
„»Lernen« geschieht immer erster Person (»ich«), das »systematische Einwirken« ist immer dritter Person (von außen, »er/sie«). Die Außen-Person setzt, was die Ich-Person zu lernen hat. Das ist fremde Bestimmung über die Lernprozesse anderer Personen.“
Lernende sich dem Lernen dieser Person entziehen kann, fällt der Zwang aus.
Damit ist der Lehrer auch gezwungen, sein Anliegen in eine Form zu bringen, die akzeptabel ist (was ich positiv finde), er ist gezwungen, die Stichhaltigkeit und Sinnhaftigkeit seines Lehrstoffs zu überdenken (was bei totalitären Zwangserziehungssystemen ja regelmäßig ausfällt).
Weniger günstig ist, dass sich der Lernende jeglichem Lernen verweigern kann. Auch dann, wenn’s eigentlich nötig und sinnvoll wäre. Ich weiß nur keine Möglichkeit, wie man so eine Verweigerung unterlaufen kann, ohne gleich wieder zu Zwang zu greifen – der, da sind wir uns einig, nicht angebracht ist.
„Aber eigentlich ist alles ganz einfach, denn es gibt eine sehr einfache Alternative: Wir lernen einfach gemeinsam und überlegen gemeinsam, was eine sinnvolle Richtung sein kann, wie der Lernprozess laufen kann etc.“
Nicht jeder Lernstoff kann kooperativ bestimmt werden. Es gibt immer gemeinsame Scheuklappen aller Beteiligten, es gibt im sozialen Verhältnis von Lehrern und Schülern immer auch die alten Spiele von Über- und Unterordnung, und das alles steht einem rein kooperativen Lernen im Weg.
Das heißt nicht, dass kooperatives Lernen nicht trotzdem einen viel höheren Stellenwert haben könnte, als man ihm allgemein zubilligt.
Aber wenn es darum geht, Menschen zu lehren, wie sie sich zu verhalten haben, damit die ideale Gesellschaftsform(TM) auch funktioniert – das ist so fremd und neu, da funktioniert das kooperative Lernen nicht.
Meine These ist: was auch immer man an besseren Gesellschaftsmodellen man entwirft, man hat den Menschen so zu nehmen, wie er ist.
Und er ist nun mal aus krummem Holz geschnitzt.
Lernen ist kein Ausweg aus dem Problem. Das kann eine bessere Gesellschaftsform unterstützen, aber es ist kein Ersatz für die Auseinandersetzung mit der *ganzen* Bandbreite menschlicher Verhaltensweisen, die allesamt ihren Platz in so einer Gesellschaft finden müssen.
Das ist eine verdammt große Aufgabe. Und eine, von der ich bezweifle, dass sie mit heutigem sozialwissenschaftlichem und psychologischem Werkzeug überhaupt lösbar ist.
Deshalb halte ich von Entwürfen für eine bessere Gesellschaft nicht sonderlich viel.
Die bestehende Gesellschaft abwandeln, um sie zu verbessern, ist zwar ebenfalls schwierig und fast nur frustrierend, aber der Entwurf einer komplett neuen Gesellschaftsform ist schlicht keine gangbare Alternative.
YMMV 🙂
@Jo:
Was darauf hindeutet, dass das tradierten Rollenmuster von Lehrern und Schülern so wohl nicht beibehalten werden sollten.
Tja, wenn man das den Menschen erst beibringen muss, dann ist das wohl noch nicht die ideale Gesellschaftsform(TM). Denn wie du ja selbst sagst:
Womit das Thema „Umerziehung zum Kommunismus“ eigentlich erledigt sein sollte.
Ich finde es fehlt der Strang der Debatte um gesellschaftliche Naturverhältnisse. Grad in Zwiten von drohendem Klimawandel und nahem Piek der fossilen Energieträger. Also die Frage:
„Wie kann eine Gesellschaft Funktionieren in der Weltweit jedE selbstbestimmt ihre Bedürfnisse befriedigt, aber trotzdem weniger Ressourcen verbraucht und also auch weniger Produziert wird.“ Und die Antwort darauf sollte keine billige Technikgläubigkeit sein (die hat der Kapitalismus auch schon). Ich glaub aber es gibt eine.
@Jonas: Stimmt, das fehlt in dem Plakat. Damit beschäftige ich mich aber gerade im englischsprachigen Teil dieses Blogs, in der Serie „The Earth’s the Limit“ (Teil 1, Teil 2). Demnächst mehr.
Na ja … Kommunismus schön und gut. Der Begriff ist ja schon (inzwischen) abgenutzt und wohl auch problematisch. Aber als Endziel. Warum nicht, wenn man es den Leuten vermitteln kann. In jedem Fall sind wir jetzt vom Kommunismus ganz weit entfernt. Zunächst ist wohl erst mal wichtig weiteren sozialen Kahlschlag zu verhindern. Die NRW-Landtagswahl ist da durchaus von Bedeutung. Wenn man die Presse genau liest (Zeit etc) dann wird vielerorts Schwarz-grün als neue Traumkoalition für „notwendige soziale Grausamkeiten“ angesehen. Das muss verhindert werden! Früher war es rot-grün mit ihrer Hartz-IV- und Kriegspolitik, die es als Pionieraufgabe übernommen haben, historisch bahnbrechende Verschlechterungen für die einfachen Menschen durchzuziehen. Jetzt wird auf schwarz-grün orientiert. Der Kahlschlag soll kein Ende nehmen! Deshalb: Bei der NRW-Landtagswahl am 09.05.2010 „Die Linke“ wählen. IN NRW sind die noch wirklich links und würden die anderen Parteien im Landtag ärgern!
Ein hübsches Plakat, witzige Idee!
Wenn ich aber das mal zusammenfassen soll: Keiner weiß, was Kommunismus tatsächlich sein soll (außer daß alles ganz toll werde, das ist die Mindestvoraussetzung, daß so ein Konzept nicht längst vergessen ist), keiner weiß, wie man dorthin kommen soll (Umerziehung haben wir abgehakt) und vor allem: Warum wir es nicht schon lange haben, wenn es doch so toll sei. Wäre Kommunismus der menschl. Natur gemäß, warum hat sie ihn dann aufgegeben? Jetzt kann man natürlich mit dem Urkommunismus kommen, aber erstens ist der mittlerweile widerlegt und zweitens können wir die Steinzeit nicht wiederbekommen.
Macht was schönes mit Eurem Leben! Macht etwas, wo ihr nicht davon abhängig seid, gegen den Unwillen anderer zu kämpfen! Weder anderen eine unfundierte „Gesellschaftsform“ aufzwängen noch darauf angewiesen sein, von ihnen etwas kaufen zu müssen oder von ihnen Behördenstempel zu bekommen!
@buerokrat: Dein Einwand wird im Plakat bereits genannt („Die Natur des Menschen ist nicht so“) und dort von dem Kommunismus gänzlich unverdächtigen Hobbes entgegnet.
„Keiner weiß was K. tatsächlich sein soll“
Im Plakat werden sehr spezifische Eigenschaften genannt. Du kannst das natürlich gerne weiterhin ignorieren.
Zum „Urkommunismus“: Wo ist der widerlegt? Das Thema hatten wir hier auch schon mal vor langer Zeit: http://www.keimform.de/2006/10/27/urkommunismus-konkret/ Bitte belege Deine Behauptung.
Zum Hinkommen: Du badest Deine Hände drin.
Zum schönen Leben: Deswegen mach ich das ja hier.
Auf jeden Fall interessant mal zu sehen, wie so etwas von Antikommunisten gelesen wird. Danke dafür. Das ist durchaus ernst gemeint.
Catal Hüyük ist gerade eine Widerlegung, weil die Bewohner offensichtlich einer Religion gehuldigt haben. Der Raum mit den Stierhörnern wird in dem Artikel verschwiegen. Aber so ähnlich haben ja schon Marx und Engels ihre Geschichtseisegese betrieben: Störende Fakten werden verschwiegen.
In dem Plakat steht nur, was Kommunismus nicht sein soll. Dann stehen da noch ein paar Versprechen (Deine „Eigenschaften“?), was der Kommunismus tolles ermöglichen oder machen (als ob er eine Person mit eigenem Willen und Handlungsmöglichkeiten wäre!) werde.
Zum schönen Leben: Wenn ich irgendwo Leid sehe oder mich was stört, kümmer ich mich selber darum und überlege nicht, wie ich die Gesellschaft ändern müsse, damit die das in Ordnung bringt.
@politbuerokrat: Hast Du einen Link zu den Stierhörnern? Konnte da auf die Schnelle nix finden. Tatsächlich ist die Frage ob Kommunismus und Spiritualität oder Religion unvereinbar sind, eine interessante Frage, die im Plakat noch nicht vor kommt. Für entschieden halte ich sie nicht. Gerade von Antikommunisten kommt ja auch oft der Vorwurf, Kommunismus sei auch nur eine Religion. Und auch da bin ich unsicher, was davon zu halten ist. Es gibt auf jeden Fall jede Menge religiös inspirierte KommunistInnen.
Jede Gesellschaftsform, die anders ist, als die, die wir haben, muss sich ja zwingend in erster Linie negativ definieren. Wie sonst. Darüber was von dem was ist, man negiert, definiert sich jede Utopie wesentlich mit. Das, was Du „Versprechen“ nennst, sind keine Versprechen sondern Eigenschaften nach denen man in anderen Gesellschaften gucken kann (sei sie jetzt fiktiv oder historisch) und so feststellen kann, ob es sich um „Kommunismus“ handelt oder eben nicht. Das kommunistische Versprechen besteht aber in der Tat darin, dass eine solche Gesellschaft möglich sei.
Zum Leid: Das versuche ich auch so zu handhaben und genau deswegen habe ich schon sehr oft festgestellt, dass das Leid ohne eine Veränderung der Gesellschaft nicht wegzukriegen ist. Z.B. wird man den Hunger auch mit noch so vielen Spendengeldern nicht aus der Welt kriegen. Tatsächlich ist es aber nicht „die Gesellschaft“, die das dann in Ordnung bringen muss, sondern wir selbst. Gerade im Kommunismus sind es ja wir selbst, die entscheiden. Das alles heißt natürlich nicht, dass es nicht auch Kommunisten gibt und gegeben hat, für die die nicht-Existenz des Kommunismus nur eine Ausrede ist, nicht handeln zu müssen. Aber auch da würde ich sagen: „Nein, Nein, das ist nicht der Kommunismus!“.
Du hast schon den Link. Das war nämlich vermutlich genau der Artikel im Spektrum der Wissenschaft, der angesprochen wird. Ich erlebe es oft, daß Behauptungen weiterexistieren, obwohl sie durch Nachrechnen oder Überprüfen der Quellen (selbst wenn sie korrekt angegeben werden) widerlegt werden können. Das ist nur die Spitze des Eisberges (schmilzt der bis 2050 oder 2500?)! Als Zwischenergebnis können wir deswegen festhalten: Wer gewohnt ist, aus Behauptungen eines Faches ethische Wertungen in ganz anderen Bereichen zu erzeugen, der ist hochgradig manipulierbar und in seinem moralischen Urteil unzuverlässig.
Den Vorwurf, Kommunismus sei eine Religion, mache ich nicht, denn religiöser Glaube ist ja immer eine private Entfaltung des eigenen Selbst, zu der jeder das Recht hat. Kritik an Glaubensinhalten erlaube ich mir dennoch.
Zum Leid: Wie realistisch ist dieses Versprechen etwa bei Erdbeben. Kriegt man das Leid aus Naturkatastrophen weg? Ist nicht vielmehr das Leid unser Antrieb, menschlich zu sein? Denn wie soll ich jemanden Zuwendung entgegenbringen, der schon mit allem gesättigt ist? Praktisch habe ich erlebt, daß die studentischen antirassistischen AktivistInnen ihren afrikanischen Kommilitonen, die sich das Studium vom Munde absparen, vor lauter Revolutionsgedöns überhaupt nicht helfen. Man kann eben nicht helfen und revoltieren. Stattdessen schaden sie ihnen sogar, weil die Kosten durch ihre erbrüllten „studentischen Freiräume“ und die Sachbeschädigungen auf alle umgelegt werden. Daraus mache ich allerdings einen Vorwurf.
Das mit den Negationen: „Utopia“ vom hl. Thomas Morus ist keine Ansammlung von Lamentos, sondern genau das, wonach ich Dich gefragt habe. Er wußte allerdings, daß es eine Utopie ist und nie wahr werden wird. Aber wenn Du den Heiligen fragen würdest, was das Versprechen ist, an dessen Eintreten er glaubt, dann hätte er Dir sicher die Sätze gesagt, die auf dem Plakat stehen, nur nicht mit dem Wort Kommunismus sondern „Reich Gottes“. Beachte, daß das Reich Gottes durchaus auch personal verstanden werden kann! Es gibt aber einen Unterschied: Die Kommunisten verlangen eine Wandlung der Gesellschaft, also aller Menschen. Da nichts so gut ist, daß nicht trotzdem jemand es schlecht findet, entsteht automatisch das Problem des Umganges mit Dissidenten. Ins Reich Gottes hingegen kommt niemand gegen seinen Willen und das Reich Gottes konkurriert niemals mit der Zuwendung für andere.
politbuerokrat: klar, Leid ist nicht gänzlich wegzukriegen, dass war missverständlich formuliert. Wir sind aber dennoch in der Verantwortung es zu minimieren (wie Du ja selbst gesagt hast). Die Gesellschaftliche Struktur bei dieser Minimierung nicht zu berücksichtigen ist eine Verleugnung dieser Verantwortung. Und man kann sehr wohl helfen und die Struktur kritisieren, ja ich würde sogar sagen Hilfe, die nicht auch die Struktur kritisiert ist gar keine sondern nur Gewissensberuhigung.
Die KommunistInnen verlangen eben gerade nicht die Verwandlung der Menschen, sondern die der Gesellschaft. (Dass es in der Geschichte und auch hier in den Kommentaren KommunistInnen gibt, die das anders sehen, ist ein anderes Thema, ebenso ist es ein anderes Thema, dass Verwandlung der Gesellschaft natürlich immer nur durch verändertes Handeln von Individuen möglich ist). Gesellschaft ist mehr als die Summe der Individuen.
Der Kapitalismus jedoch verlangt jeden Tag die Verwandlung der Menschen in Wertverwerter.
„Die Gesellschaftliche Struktur bei dieser Minimierung nicht zu berücksichtigen ist eine Verleugnung dieser Verantwortung.“ –Ich kann verstehen, wenn Du es als eine Verleugnung der Relevanz gesellschaftlicher Struktur betrachtest, bei Hilfsleistungen diese nicht zu berücksichtigen. Eine Verleugnung der Verantwortung zur Hilfeleistung ist es definitiv nicht.
„Und man kann sehr wohl helfen und die Struktur kritisieren“–Klar, wenn man die Gabe der Bilokation hat…
„ja ich würde sogar sagen Hilfe, die nicht auch die Struktur kritisiert ist gar keine sondern nur Gewissensberuhigung.“ –Was ist an Gewissensberuhigung falsch? Ist es wirklich Ziel kommunistischer Aktivitäten, den Menschen ein schlechtes Gewissen zu erhalten?
„Die KommunistInnen verlangen eben gerade nicht die Verwandlung der Menschen, sondern die der Gesellschaft.(…) Gesellschaft ist mehr als die Summe der Individuen.“ –Das würde bedeuten, daß die Verwandlung der Gesellschaft genau das verändern muß, das nichts mit der Summe der Individuen zu tun hat. Aber was sollte das sein?
Erkläre mir doch mal bitte: Ein Freund nichtdeutscher Herkunft kämpft mit der deutschen Sprache bei der Abfassung eines Dokuments. Was sind die gesellschaftlichen Strukturen, die dieses Leid auslösen? Daß man in Deutschland nicht Lingala spricht? Warum verleugne ich meine Verantwortung, ihm zu helfen, wenn ich nicht einsehe, daß die Gesellschaft irgendetwas mit der Sprachbarriere zu tun hat? Warum ist es nur eine Gewissensberuhigung, wenn ich mit ihm das Dokument sprachlich ausfeile? Warum könnte ich ihm genausogut helfen, wenn ich ihn alleinlasse und in der Zeit auf einer „gesellschaftskritischen“ Demo rumlaufe? Und wie müßte man die Gesellschaft verändern, damit er das Problem nicht mehr hat?
@buerokrat:
Sorry für die lange Pause.
Nein, aber Gewissensberuhigung ist noch keine Hilfe.
Da gibt es einiges. Sprache ist mein Lieblingsbeispiel. Grundsätzlich ist ja die Idee, dass komplexe Systeme mehr sind als die Summe ihrer Teile nicht so besonders originell.
Die Existenz einer „Amtssprache“ ist sicherlich Teil der gesellschaftlichen Struktur und als solche vielleicht noch nachvollziehbar, dass der Staat, der ja ein Zwangsgebilde ist, den Leuten, die genötigt sind mit ihm zu interagieren, keinen Dolmetscher stellt ist ja aber vielleicht schon kritisierbar?
Es ist nicht nur eine Gewissensberuhigung und Du kannst ihm nicht direkt helfen durchs demonstrieren. Aber Du kannst durch öffentlichen Druck versuchen dafür zu sorgen, dass die Sprachprobleme von Migranten nicht mehr als deren individuelles Problem angesehen werden, sondern als gesellschaftliche Aufgabe. Deine Hilfe ist ja im Grunde schon Annahme dieser gesellschaftlichen Aufgabe, aber eben nur auf einer individuellen Ebene. Du kannst ja nicht allen Migranten helfen.
Mal ein Beispiel dafür, wie Hilfe und Kritik zusammen stehen und nicht gegeneinander: http://www.medico.de/wir/selbstverstaendnis/
@StefanMz und alle anderen 🙂
…“wie gesellschaftlich produziert und verteilt wird,“….
„Bei der Warenform (aka Kapitalismus) entscheidet der geldvermittelte Tausch, der Markt. Ein unpersonaler Mechanismus.“
Immer entscheiden Menschen, nie entscheidet der „Tausch“, ein „Markt“, ein „Gesetz“,…
Auf dem Markt entscheiden die Händler/Verkäufer/Laden-Besitzer nach ihren Gewinnabsichten,… (mit gaanz vielen Rand und Rahmenbedingungen aber auch nach dem gewünschten eigenen Lebensstandard und dem Glauben daran, dass dieser vor allem oder nur durch Geld & persönlichen Besitz erreicht werden kann,…) und die Kunden nach ihren (auch eingeredeten) Bedürfnissen, Möglichkeiten, ihrer Liquidität, nachdem sie Preise verglichen haben, nachdem sie sich über die Qualität informiert haben, z.B. über Produktionsbedingungen und/oder Ressourcenverbrauch und/oder (Ent-)Belohnung der/aller Beteiligten, die dazu beigetragen haben, dass das Produkt an dem Ort verfügbar ist, entsprechend ihrem Anteil/Beitrag,…
Ich weiß, eine so umfangreiche Produktinformation gibt es heute noch garnicht, aber es gibt Menschen, die eine solche Transparenz einfordern und Unternehmungen, die diese Transparenz bieten wollen.
Und natürlich wird es auch da Betrüger/innen geben und Menschen, die dies aufdecken,…
„Gesellschaftliche Vermittlung, die über Aufwände“ (alle Zeit- + Material-Aufwände) läuft, wie bei Peerökonomie und in den meisten Tauschringen, hat die meiste Akzeptanz, wie ja die selbst-organisierte (frei vereinbarte) Wirtschaft, in Tauschringen und bei der Peerökonomie zeigen.
Besonders interessant wird es, wenn beachtet wird, dass Menschen, die andere beauftragen (direkt oder über Kauf), die Produzent/inn/en oder Dienstleister/innen fördern, ihre Fähigkeiten zu entwickeln bzw. Erfahrungen sammeln und wenn dies auch Anerkennung erhält, also sich gegenseitig Quittiert wird. (..wie in meinem Tauschring :-))
Dann findet nämlich die Gegenseitigkeit schon hier Anerkennung und wird kommuniziert.
Eine direkte/re Kommunikation zwischen den Produzent/inn/en und den Nutzer/innen sowie den Dienstleistenden und Bedürftigen ist auch immer besser, als z.B. die häufige Produktion für einen fiktiven „Markt“… weil passender an den Bedürfnissen orientiert produziert würde und weniger Ressourcen verbraucht würden. Diese wäre für eine freundliche/re Gesellschaft, Wirtschaft, Lebenskultur,… wichtig so zu organisieren, dass gut, leicht passend, an den Bedürfnissen orientiert, produziert wird, werden kann.
Die Material-Aufwände sind schwerer abzuschätzen, wenn überhaupt, da wir hier einen Kredit bei der Natur, bei allen anderen Wesen, und bei folgenden Generationen aufnehmen, die nicht für sich verhandeln können. In unserer jetzigen gelebten Ausbeutungs- und Verwertungsgesellschaft fragen Menschen nicht einmal all die Menschen, die an den Orten leben, wo es das gewünschte Material gibt, ob diese dieses dort freibeuten dürfen. Die anderen Wesen werden erst recht nicht gefragt und die Folgen schöngeredet.
Gesellschaft aber vor allem die Menschen darin, die dazu die Mittel, Fähigkeiten und Zeit haben, geben immer durch direkte Orientierung über Medien, die alle Menschen erreichen, unübersehbar sind und durch (wie auch immer vereinbarte) Gesetze, Verordnungen,… bzw. durch Sanktionen, Belohnung, unterlassene Sanktionen, durch Einfluss auf Lerninhalte in Ausbildung, Schule, Kindergarten, und durch Organisationsformen (die bestimmte Menschen und bestimmtes Verhalten belohnen), durch Vorbild „erfolgreicher“ Menschen und deren massenhafte Darstellung in den Medien, Orientierung, wie Menschen gewünscht sind, sich darzustellen, auszusehen, zu reden, zu schreiben,.. und sich zu verhalten.
Das ergibt gerade auch die Verschiedenheit wie auch die Ähnlichkeit der uns umgebenden Menschen.
Wobei die sehr anderen Menschen sich von der Manipulation durch Massen-Medien fern halten, sich ihr kritisches Hinterfragen bewahrt haben und sich selbst Informationen holen, die direkter von den Orten und Menschen kommen,…
Zum Errichten einer freundlichen Lebenskultur, Gesellschaft, Wirtschaft,… scheint also kritisches Hinterfragen eine wichtige Voraussetzung zu sein, wie auch die Fähigkeit, sich selbst und frei zu vereinbaren, sich die Zeit, Mittel, Fähigkeiten und Informationen zu besorgen um in einer günstigen Verhandlungsposition zu sein.
Aufgabe derer, die eine solche freundliche Gesellschaft haben wollen, scheint zu sein, möglichst viele der dafür nötigen Informationen gratis zur Verfügung zu stellen, gratis möglichst viele Menschen in diesen o.g. Fähigkeiten zu schulen, wenn sie das wollen, möglichst vielen Menschen zu ermöglichen sich vielfältig zu orientieren, selbst Zusammenhänge herauszufinden, herauszufinden, was worauf aufbaut, wie Wirtschaft für alle gut funktioniert und was es dafür braucht, und eine angemessene andere Orientierung zu geben, als das Rest-System mit seinem ausgeklügelten Manipulationswerkzeugen.
Ich meine ja sogar, dass es schlau wäre das Ego zu bearbeiten und zu erkennen, dass einem nichts gehört, dass einem alles nur geliehen ist und dass es Freude macht und bringt wenn ich / Du / alle Gutes tue/n (für alle gut), dass dann ein Glücksgefühl entsteht, dass alles Andere aufwiegt, dass Aufwand leicht macht und Anstrengung zur Freude wandelt, was kein Geld und Geld-Äquivalent mir je bringen kann.
Ich meine auch, dass, wenn wir uns unsere Basis-Bedürfnisse befriedigen (können) oder uns unsere Basis-Bedürfnisse gegenseitig befriedigen, dass wir dann wesentlich weniger Ausgleichs-Befriedigung brauchen, also weniger Technik, weniger Material, weniger Aufwand, dass wir also dann alle mehr Zeit hätten,… für uns, für Genuss und für die Anderen, um uns unsere Bedürfnisse zu befriedigen,… um uns zu orientieren,… um die freundliche Lebenskultur, Gesellschaft, Wirtschaft,… zu errichten.
Ich meine auch, dass es nötig ist, (vielleicht sogar gerade besonders günstig möglich ist, aus dieser Gesellschaft heraus, die noch einigen Reichtum produziert,.. und Vernichtet), eine neue freundliche/re Gesellschaft, Wirtschaft,… zu bilden, eine freundliche/re Wirtschafts-, Bildungs-,… Lebenskultur zu leben und so die Löcher in der uns umgebenden Ausbeutungs- und Verwertungsgesellschaft bildet, die dann, bei Kenntnis voneinander und Kooperation miteinander so groß werden, dass sie aneinander stoßen und sich einander öffnen, wodurch sich immer größere Freiräume bilden, die dann eine immer breitere, buntere und dennoch stärkere, freundliche Subkultur entstehen lassen, die irgendwann die restliche stinkende Rest-Gesellschaft immer transzendenter machen, was den Suchenden eine gleichstarke Orientierung bietet, bis stinkende Rest-Gesellschaft nicht länger stört, weil sich darin dann die gefunden haben, die Führung und Hierarchie brauchen und Verantwortung ablehnen. Aber wir, die gern Verantwortung übernehmen und darum keine Hierarchie und Führung brauchen, wir, die wir uns selbst und frei vereinbaren miteinander zu kooperieren oder die Kooperation einschränken oder unter Bedingungen zu stellen. Wir werden durch unsere Organisationsform die Zeit und Freiheit haben,
uns um die direkt geäußerten Bedürfnisse unsrer Mitmenschen auch direkt zu kümmern aber darüber hinaus werden wir auch alle Zeit, Mittel und Fähigkeiten haben, zu analysieren, wie unsere Organisationsform geändert werden kann, damit erst garnicht so viel Leid entsteht und/oder möglichst jeder/jedem die/der will, leicht wird, sich Menschen freundlich zuzuwenden, sich zu kümmern. Und wir werden die Möglichkeit haben, direkt die Organisationsform zu ändern.
Klingt etwas utopisch, ich weiß, aber so stelle ich mir eine freundliche Gesellschaft und den Ablöseprozess vor. 🙂
P.S: „Kommunismus“ mag ich aber nicht dazu sagen, denn -ismusse beinhalten die Worte „ist“ und „muss“, also eine Verordnung, etwas Aufgesetztes, ich mag eher Anarchie oder Demokratie, wenn diese von der Basis bestimmbar ist und die Mächtigen darin, also die die über Zeit und Mittel verfügen und die Fähigkeiten besitzen, auf Vielfalt und freundlichen Umgang miteinander und mit der Natur (mit anderen Wesen) und folgenden Generationen orientieren, entsprechend freundliches Verhalten belohnen und unfreundliches Verhalten sanktionieren. Ich meine nicht DIE ÜBER-MÄCHTIGEN sondern jede/n die/der über das genannte verfügt und es ist auch nicht die angenehmste Vorstellung aus heutiger Perspektive. Aber vielleicht gibt es ja durch den Prozess einen solchen Bewusstseinswandel, dass die Menschen ihr Ego eh immer stärker als Teil des Ganzen erleben und Empathie wächst und vielleicht wird viel interessanter, für Andere da zu sein und darüber Lebensfreude, Lebensenergie, Lust,… Freunde zu gewinnen…. sich darüber zu versorgen und versorgt zu wissen,… ~~ wow, ich kann’s mir vorstellen !!! ~~ 🙂
P.P.S: Danke allen, die ermöglichen, hier in Austausch zu kommen !!!
@Kritizist#66:
Es gibt zwei Ebenen: die Einzelentscheidungen und die Entscheidung „wie gesellschaftlich produziert und verteilt wird“ (die Ebene der geellchaftlichen Vermittlung). Du hast über die erste geschrieben, ich über die zweite. Die zweite resultiert blind aus der Summe der Individualentscheidungen. Hier kommt es zu einer Verkehrung, Verdrehung, Verfremdung: Das, was ich rational individuell entscheide, tritt mir als Fremdes, Verselbstständigtes und Sachliches wieder gegenüber, über das ich nun keineswegs mehr entscheiden kann. Diese Verdrehung, dass soziale Entscheidungen als Sachzwang zurückkehren hat Marx Fetischismus genannt. Dabei handelt es sich um einen unpersonalen Mechanismus, der durch Entscheidungen von Personen betrieben wird. Verrückt.
Du hast also recht: „Immer entscheiden Menschen“. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit.
@Benni:
„Gewissensberuhigung ist noch keine Hilfe.“ –Sich zum Helfen verpflichtet zu fühlen, ist eine Gewissensfrage.
Sprache als Beispiel für etwas, was nichts mit der Summe der Individuen zu tun hat? Nein, die Eigenschaft hat Sprache als Mittel der Interaktion zwischen allen Individuen nicht. Versuche ein anderes Beispiel zu finden! Ich behaupte, das gibt es gar nicht. Deswegen läuft das ganze Gesellschaftsveränderungsgedöns immer darauf hinaus, sich in das einzumischen, worauf sich andere freiwillig und harmonisch geeinigt haben.
Bezüglich der Hilfe für einen fremdsprachigen Freund kann ich interessantes an Deiner Antwort feststellen:
Ich hatte die Hilfe zur Bewerbung bei einer privaten Stipendienstiftung im Kopf, aber Du dachtest zunächst an Behördenbriefe. In der Tat eine unangenehme Sache, dazu gezwungen zu sein, etwa durch die Pflicht, Steuern zu zahlen! Und natürlich noch unangenehmer, solche Dinge in einer Sprache regeln zu müssen, in der man nicht so gewandt ist. Aber wie willst Du das Problem lösen? Indem Du es vergrößerst! Denn woher soll der Dolmetscher kommen? Der Staat muß ihn bezahlen oder zwingen (etwa per Dienstverpflichtung wie bei Wehrpflichtigen oder Schöffen), sonst macht er es normalerweise nicht freiwillig. Der Freund macht es freiwillig, und er will ein gutes Ergebnis. Der staatliche Dolmetscher aber macht es stets nur so, daß seinem Dienstherren sein mangelndes Engagement nicht auffällt. In einem Clint Eastwood-Film heißt es: „Der Staat gibt Almosen, der Freund aber leistet Hilfe.“
Mein Eindruck ist, Ihr treibt den Teufel mit dem Beelzebul aus: Die Probleme durch mangelnde Berücksichtigung der Individualität (etwa individuell verschiedene Muttersprache) wollt Ihr durch noch weniger Berücksichtigung von Individualität beheben (etwa indem kollektive Maßnahmen dem individuellen Freundschaftsdienst entgegengestellt werden).
Danke StefanMz!
Also immer entscheiden Menschen aber oft nicht als Einzelpersonen sondern kollektiv.Und das kollektiv Entschiedene ist manchmal (oder oft?) nicht so, wie die vielen Einzelnen es sich wünschen. Aber sie realisieren garnicht, dass sie als Einzelwesen Entscheidungen treffen, die ihnen hinterher als unangenehme kollektive Entscheidungen begegnen. Wenn sie dies aber wüssten, würden sie dann anders entscheiden, sich anders verhalten, anders mit Geld umgehen, anders Kaufen, anders verhandeln oder überhaupt verhandeln, ihre Kooperation unter Bedingungen stellen oder einschränken oder verweigern? Kennen die vielen Menschen die Fogen ihres Tun’s nicht oder ignorieren sie diese? Haben sie gelernt, in Zusammenhängen zu denken, Zusammenhänge zu sehen, Zusammenhänge herauszufinden? Forschendes Lernen wäre dagür gut, aber wo geschieht das, wo kann Mensch das lernen? Werden Kinder und Jugendliche eher (oder nur?) mit dem Wissen vollgestopft, was sie gut ausbeutbar macht? Eltern würgen die forschenden Fragen ihrer Kinder auch oft ab, weil sie auch manchmal (oder oft?) keine Zeit haben, auf die Fragen mit der gemeinsamen Suche nach Erklärungen zu reagieren? Aber Lehrer/innen & Erzieher/innen, haben die auch keine Zeit oder sind sie nich fähig oder sind sie nicht so geschult,…? :-{
Fragend voran!! Wir finden es heraus, wieso wir uns eine so gruslige Gesellschaft bauen und wie wir uns eine schöne, freundliche Gesellschaft bauen können, mit einem ausschießlich freundlichen Nachhall.
Vielleicht stecken in der Bildung die Möglichkeiten für einen freundlichen Wandel?
1) Ich finde das Plakat toll. Weil es witzig ist, nicht weil es des Pudels Kern erfasst hat.
2) Ich bin kein Kommunist.
3) Wenn man aber Kommunismus verstehen will, sollte man eines bedenken: Der Clou bei dem Ding war dass es als Wissenschaft und Religion (im Sinne einer Heilslehre, man spricht auch von „Eschatologie“) gedacht war um im 19. Jahrhundert propagandistisch erfolgreich zu sein. Aufgeklärt betrachtet macht beides keinen Sinn: Heilslehren sind unnötig (Utopien sind auch nett, ohne dogmatisch zu sein), und Wissenschaft war der Kommunismus keine (Marx’sche Ökonomie mag eine Ausnahme sein, ist aber sicher nicht ident mit „Kommunismus“). Das Plakat spricht mEn nur über diese beiden, eher sinnlosen, Aspekte.
4.) Kulturelle Umerziehung ist Bockmist. Gewisse „kommunistische Prinzipien,“ z.B. kein Privateigentum an Produktionsmitteln, treten aber in er Vielfalt menschlicher Kulturen sehr wohl auf (zb in Matriarchaten sehr verbreitet – man checke wikip. oder so) und funktionieren mal mehr mal weniger gut.
5.) Man muss also schauen was – wenn man den Schutt von „Pseudoreligion und -wissenschaft“ wegräumt – übrig bleibt. Und das ist glaube ich Kapitalismuskritik mit der Aufforderung (größere) Veränderungen zu versuchen. Das einzige brauchbare Element des Kommunismus ist also die Erkenntnis, dass sich das ökonomische System mit Privateigentum, Profitmotiv und Marktwirtschaft gegen die Interessen der Menschen richten kann (im 19. Jhdt. gegen das Proletariat und danach gegen 3. Welt und zukünftige Generationen). An dem Argument ist freilich was dran (was nicht heißt, dass es auch Argumente für die hier angeführten Elemente des Kapitalismus sprechen). Ergänzung: Im Detail findet man natürlich bei vielen sozialistischen AutorInnen gute und schlechte Argumente für alles mögliche, die einer detaillierten Diskussion oftmals wert sind. Aber wenn man vom „Kommunismus“ so pauschal spricht (was ich normalerweise zu vermeiden suche), darf sich auch nicht recht viel konkreteres erwarten.
6.) Ich finde gerade die Commons-Kultur ein geiles Beispiel für die theoretische Überlegenheit einer eigentumsfreien Ökonomie – das vor allem weil hier die Grenzkosten einer weiteren Nutzung so unfassbar klein sind, schlagen die Vorteile eines fehlenden Profitmotivs voll durch. (wer kennt nicht die, ironischerweise sehr korrekten, „Downloaden ist Kommunismus“-Plakate der Musikindustrie).
Danke, das ist mein Reden, wenn auch nicht die Mehrheitsmeinung hier 🙂
Ich würd vielleicht nicht über den „einzig brauchbaren Aspekt des Kommunismus“ reden, weil ich den Kommunismus dafür nicht gut genug kenne. Aber… Details.
Ich seh den Marx ein bisschen so wie den ollen Demokrit mit seiner Atomlehre: Viel Wahres ist dabei, aber man darf da nicht stehenbleiben, sonst entgeht einem, was die Welt danach an Erweiterungen und Korrekturen herausgefunden hat.
@Joko: Stimmt, dass mit der „Heilslehre“ ist auch ein viel genommener Diskurspfad, der bisher im Plakat nicht vor kommt. Was würde wohl unser Kommunist des Plakats da erwidern? Ein Benjamin-Zitat macht sich da bestimmt gut. Irgendwelche Vorschläge?
Ich glaub nicht, dass man das Plakat in dem Sinne vollständig machen kann. Es gibt zu viele Erwiderungen und Gegenerwiderungen; letztlich kann so ein Plakat die persönliche Beschäftigung mit dem Kommunismus nicht ersetzen.
Gibt es denn noch Plakate in Frankfurt abzuholen?
Danke.
@invanti: ja, hab noch ein paar hundert Stück und Dir ne Mail geschickt.
hallo, ich hab das plakat gestern bei einem bekannten gesehen und find es super. hier steht, dass man auch eins bestellen oder sich abholen kann… wie geht das denn von statten? kannst du dich bei mir melden?
lg
marlen
Hallo!
Das Plakat finde ich einfach genial, deshalb hätte ich auch gerne eins. Nur leider wohne ich weder in Frankfurt, noch in Berlin. Kann man das Plakat auch irgendwo bestellen? Ich zahle im Zweifel auch!
Ansonsten müsste ich in einen Druck-Laden gehen, … danke schon mal für eine Antwort.
Hallo, ich würde mir gerne das Plakat in Frankfurt abholen, wo und wann macht man das denn am besten?
Danke! 🙂
@Axel: Du bist der Axel, dem ich schon gemailt hab?
@Basti: Wo bist Du denn? Ich bin grad in München und hab ein paar Plakate dabei. Ansonsten ist Drucken wirklich das einfachste. Der Versand ist sauaufwändig und teuer 🙁
Für einen gut organisierten Versand (gegen Unkostenerstattung) hätte es spätestens jetzt mit dem aktuellen Medienhype um Gesine Lötzsch‘ Kommunismus-Zitate eine ziemliche Nachfrage gegeben. Auch hätte man dem „Thema“ Kommunismus wohl zu einer breiteren Debatte verhelfen können. Schlechte Öffentlichkeitsarbeit. Chance verpasst.
@Hasenfuss: Schön dass Du Dich freiwillig meldest das zu organisieren. Ich wünsche Dir viel Spaß und Erfolg. Meine Ressourcen reichen dafür leider nicht. Aber sei gewarnt: Plakatversand ist aufwändig und teuer, deswegen habe ich mich dagegen entschieden. Das Plakat steht unter cc-by und kann deswegen von jedem gedruckt und vertrieben werden, gerne auch mit Gewinn, wir sind da gar nicht so.
Die ca. hundert Plakate die ich noch habe, kriege ich auch so unter die Leute, da bin ich mir sicher. Momentan habe ich tatsächlich deutlich erhöhte Nachfrage, was ich ziemlich lustig finde, angesichts einer so absurden Debatte, wie sie momentan geführt wird, aber das nur nebenbei.
All den Befürwortern des Hirngespinstes Kommunismus sei gesagt, dass diese Staats-/ bzw. Gesellschaftsform aus gutem Grund eine Utopie ist. Die Idee ist schön und gut, und entspräche die Natur des Menschen der Mehrzahl der gängigen Moralmaßstäbe, dann gäbe es vielleicht sogar eine minimale Erfolgschance für dieses System. Das ist aber nicht der Fall. Zudem sind der Kommunismus und seine unzähligen Spielarten vermutlich das unfairste System, dass jemals erdacht wurde. Gerechtigkeit ist synonym mit Gleichheit? Wenn alle gleich behandelt würden, dann würde auch der viel genannte „kleine Mann“, dem von den pöhsen Kapitalisten ganz übel mitgespielt wird, ganz schnell auf die Barrikaden gehen.
Winston Churchill sagte einmal, die Demokratie wäre nicht das beste System, sondern das beste, das wir haben. Das gleiche gilt für die freie bzw. (öko-)soziale Marktwirtschaft. Es gibt keine ultimative Wahrheit, weder aus der roten noch aus der braunen Ecke.
[Kommentar wg. Sexismus gelöscht]
@ Demokrat:
„Kommunismus“ (Gesellschaftsform) ist definiert als staats- und klassenlose Gesellschaft, die keine Warenproduktion mehr kennt, sondern Güter planvoll in Absprache und Kooperation, je nach den Bedürfnissen der Menschen (nicht: des Marktes!) herstellt.
„Kommunismus“ ist kein Staatssystem, wie Sie behaupten. Er ist auch nicht das Gegenstück zur Demokratie, sondern die Gesellschaft nach der Aufhebung des Kapitalismus.
Schlagen Sie es ruhig mal nach. „Kommunismus“ ist nicht die Sowjetunion. Das hat auch nischt mit „ultimativen Wahrheiten“ zu tun (wie zB Sie die hier verbreiten wollen – etwa über die angebliche „Natur des Menschen“).
Im Prinzip können Sie die Diskussion auch mit Hilfe des Plakats ganz alleine führen. 😉
Man kann das Plakat auch in A2 bei der RLS bekommen. Sie verschicken es auch, wenn es mehrere sind. Mail an den Öffentlichkeitsbereich der RLS hilft.
Oh, jetzt hat die RLS es sogar online: http://www.rosalux.de/news/37280/kommunismus.html
Danke für den Tipp mit der taz! Ich lese sonst immer die Junge Welt, werde heute aber zum Kiosk gehen und mir die Taz holen. Bin totaler Kommunismus-Fan! (immer noch)
Na ja. Die „junge Welt“ hat, auch wenn sie ständig irgendwelche kommunistischen Parteifürsten zu Wort kommen lässt, mit ihren Oden auf allerlei seltsame Regime (wie z. B. Ahmadinedschads Iran) sicherlich nichts mit Kommunismus im Sinne des Plakats am Hut. Das gilt für die „taz“ aber genauso. Deren Ausrichtung wäre mit den Stichworten Grünenpartei, „Neoliberalismus von links“ oder „ökosoziale Marktwirtschaft“ wohl ganz gut widergegeben.
Ich finde in denMedien herrscht antikommunistische Hysterie! Wenn man nur die Talk-Shows jetzt sieht! Ich will nicht die ehemalige DDR wiederhaben oder so, aber es war auch nicht alles schlecht! Jeder hatte Arbeit, kein Hartz4 und alles war irgendie menschlicher. Klar, gab keine Reisefreiheit, aber heute haste Reisefreihet aber „Ohne Moos nix los!“
Lustiges Bild:
http://www.steinbergrecherche.com/20110113lisacomunistaklein.jpg
Dieser Schluss ist falsch und wird auch durch die Realität widerlegt. Man kann nicht davon ausgehen, dass sich alle Menschen so sozial Verhalten, dass eine klassenlose Gesellschaft möglich wird. Es werden sich immer Sozialstrukturen und damit auch Machtgefüge bilden, die wiederum ein Klassensystem etablieren. Das liegt in unserer Natur, der eines sozialen Wesens. Es ergeben sich immer Strukturen, die für ihren Vorteil arbeiten. Ja, für den Einzelnen lohnt sich das „Arschloch“-sein weniger. Aber es lohnt sich für eine Gruppe aus „Arschlöchern“ umso mehr. Und da reicht es, wenn die Bauern auf der einen Seite des Flusses fruchtbarere Felder haben, als die Bauern auf der anderen Seite.
Gerechter Kommunismus ist eine Utopie, genauso wie der funktionierende Kapitalismus.
Ach, ansonsten ist das Plakat nett.
Es zeigt ein wenig, wie in der Diskussion oft vereinfacht vereinfacht wird, gegenteilige Meinung oder hinterfragende die Andeutung mit Theorie abgewiegelt wird. Da schwingt immer so eine Art Gottvertrauen mit – „der Herrgott wird’s schon richten, sodass alles Gut wird“.
Wir müssen uns ständig bewusst sein, dass wir naiv sind in allem, was wir tun und denken!
@Menschentier: Vorsicht mit den Ontologisierungen über das »Wesen des Menschen«! Hierzu empfehle die gerade erscheinende Artikelserie von Annette Schlemm: http://philosophenstuebchen.wordpress.com/2011/01/15/wechselseitig-i/ und http://philosophenstuebchen.wordpress.com/2011/01/16/wechselseitig-ii/ (und folgende Artikel)
@StefanMz Bitte verstehe meine Sicht nicht falsch. Ich schließe keineswegs aus, dass Menschen nach kommunistischen Maßstäben zusammenleben können. Ich will jedoch betonen, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass alle Menschen / Verbände in den selben Maßstäben funktionieren. Die Bedingungen und Einflüsse sind zu vielfältig, als dass ich die Funktionstüchtigkeit des propagierten Kommunismus einfach so voraussetzen möchte. Ich schließe mich da, nachdem ich die Kommentare überflogen/gelesen habe, Jo an. Mir erheben die Verfechter des K. ihre Theorien und, ja, positiven Ziele zu oft zur Gesetzmäßigkeit und vergessen dabei, dass sie auch nur naive Wesen sind. Genauso, wie ich in meiner Naivität nicht verneinen kann, dass eine k. Lebensweise nicht doch möglich ist (aber halt unwahrscheinlich).
„Gerechter Kommunismus ist eine Utopie, genauso wie der funktionierende Kapitalismus.“
Aber was dann?
@Ratloser Tja, das ist die Frage. Vielleicht keiner der beiden Pole, eine Mischform und andere Lebensweisen, und zu akzeptieren, dass unsere Existenz zu komplex ist, als dass man sie in Ideologien und Schemata pressen kann. Vielleicht sollte man, anstatt die Systemfrage zu stellen, sich um die Probleme kümmern, die man lösen kann. Und man muss bereit sein, Kompromisse einzugehen.
@Menschentier: Du hast halt wieder bei „Die Natur des Menschen ist nicht so.“ angefangen. Vielleicht fehlt da noch ein Pfeil? Aber dahin kann man halt im Prinzip von überallher Pfeile machen.
@Benni Auch mit ein oder zwei Pfeilen mehr, kann man die Vereinfachung nicht wegwischen – sowohl der des Standpunktes, dass der Mensch nicht so sei (Plakat) und der Vereinfachung der Ansicht, dass man die Menschen doch nur anders erziehen müsse.
@Menschentier: Woher nimmst du, »dass alle Menschen / Verbände in den selben Maßstäben funktionieren« sollen? Woher nimmst du die Idee, dass Kommunismus »gerecht« sein solle?
Ein Problem der sogenannten Kommunismus-Debatte scheint mir zu sein, dass viele von solchen Projektionen ausgehen. Es sind Projektionen von den heutigen Verhältnissen auf ein ausgedachtes Ideal: Im Kapitalismus funktionieren die Menschen nach ihren egoistischen Maßstäben, also müssen die Menschen im X nach den gleichen Maßstäben funktionieren; im Kapitalismus geht’s ungerecht zu, also muss es im X gerecht zugehen.
Merkst du, dass es sich nur um einfach-negierte Projektionen kapitalistischer Formen handelt? Schade, dass du die empfohlenen Texte nicht gelesen hast.
@Menschentier: Zum Kommunismus erziehen ist kein Kommunismus.
Immer wieder interessant wie mit Begriffen gespielt wird. Alle reden vom Kommunismus und meinen dabei völlig verschiedene Dinge bzw. Begriffsinhalte. Doch eins haben alle gemeinsam, die eifrig über den Kommunismus reden und behaupten sie wüssten, was Kommunismus ist: In Wirklichkeit haben sie davon keine Ahnung.
Falls doch einer dabei ist, der eine politisch-ökonomische Definition für den Kommunismus liefern kann und dabei das Bewegunggesetz des Kommunismus nennt, ohne welches bekanntlich keine Gesellschaftsordnung funktionieren bzw. „sich bewegen“ würde, dann bitte ich sie mich zu entschuldigen.
Falls jemand fragen sollte: Ich kann natürlich auch keine Definition für den Kommunismus liefern. Man sollte sich lieber erstmal dem Sozialismus zu wenden. Nicht das man sich übernimmt…
Achja noch etwas: Wenn man nicht weiß, was Kommunismus ist, dann kann man ihn natürlich auch nicht verteidigen. Deshalb ist das, was dort in der Abbildung zu sehen ist, gut gemeint, aber sinnlos.
@Dialectic Progress:
Man muss zwei Fragen trennen: (a) Woran erkenne ich den Kommunismus? (b) Warum funktioniert der Kommunismus?
Dir geht es um (b), die Erklärung warum der Kommunismus funktioniert. Das kann man wohl kaum im Detail beantworten, solange er nur als Zielvorstellung, aber nicht als Realität existiert.
Aber die Frage (a), was man sich unter Kommunismus eigentlich vorstellen kann, muss davon losgelöst gestellt und beantwortet werden können. Sonst wäre der Kommunismus vielleicht irgendwann da und niemand würde ihn als solchen erkenne, weil ja niemand weiß, welche Anforderungen eine kommunistische Gesellschaft überhaupt erfüllen sollte!
Für (a) würde ich tentativ folgendes Kriterium vorschlagen:
Eine Gesellschaft, in der Produktion und Reproduktion bedürfnisorientiert zum Wohle aller stattfinden, organisiert von Menschen, die sich niemand unterordnen müssen und sich freiwillig in die erforderlichen Tätigkeiten teilen.
PS. Dein Blog ist spannend!
@Christian
„Dir geht es um (b), die Erklärung warum der Kommunismus funktioniert. Das kann man wohl kaum im Detail beantworten…“
Mir geht es, wie gesagt, um eine (polit-ökonomische) Definition (=Bestimmung des Wesens von Dingen) und dazu zählt neben der Systemquantität (welche Systemelemente beinhaltet der Kommunismus) auch die Systemqualität (wie sind diese Systemelemente gewichtet, im welchen Beziehungen (!) stehen sie zu anderen Systemelementen etc.).
Wenn allein Quantitatives geklärt ist, sagt es nicht viel aus. Vergleichbar mit einem Haus, das ein Fundament, Wände und ein Dach hat, aber das eine bröckelt, das andere ist zu schwach und das letztere hält nicht dicht. Wenn dagegen nur Qualitatives geklärt ist, weiß aber aber immer noch nichts über die Elemente, die diese Qualität verursachen. Vergleichbar mit: Im Haus soll es warm sein (Qualität), aber welche Bauteile man dafür braucht (Quantität), weiß man nicht.
Deshalb: Wenn Quantität und Qualität des Wesens geklärt sind, können wir sehr wohl sagen „(a) Woran erkenne ich den Kommunismus?“.
Außerdem ist das Bewegungsgesetz des Kommunismus auch keine Detailfrage, sondern eine wesentliche allgemeine Frage; genauso wie das kapitalistische Bewegungsgesetz, welches laut Marx das Mehrwertgesetz ist, auch keine Detailfrage ist und notwendig ist, um den Kapitalismus zu analysieren.
Zu deiner tentativen Definition:
„Eine Gesellschaft, in der Produktion und Reproduktion bedürfnisorientiert zum Wohle aller stattfinden, organisiert von Menschen, die sich niemand unterordnen müssen und sich freiwillig in die erforderlichen Tätigkeiten teilen.“
1) „sich niemand unterordnen müssen“
Dies spricht eigentlich die Stellung zu den Produktionsmitteln an. Ich würde es jedoch weitaus weniger psychologisch formulieren wie du und deshalb stattdessen eher von einer klassenlosen Gesellschaft sprechen.
Außerdem: Das (polit-ökonomische (!)) „Unterordnen“ kann ja nur Resultat von bestimmten materiellen Verhältnissen sein und geschieht nicht, weil manche Menschen psychisch/körperlich stärker als andere sind, wie der philosophische Idealismus immer wieder beteuert. Wenn du dagegen „Unterordnen“ in Bezug auf individuelle Beziehungen meinst (wo, psychische/körperliche Überlegenheit schon eine Rolle spielt) dann hätte das in einer Definition über eine Gesellschaftsformation nichts zu suchen.
Das Problem ist insgesamt auch, dass „Unterordnen“ kein wissenschaftlicher Begriff ist, sondern Umgangssprache.
2)“freiwillig in die erforderlichen Tätigkeiten teilen“
Das ist wiederum eine auf dem Bewusstsein der Menschen basierende Ansicht, welche die kommunistische Gesellschaftsordnung (also die materiellen Verhältnisse) definieren soll. Da jedoch umgekehrt die Verhältnisse das Verhalten bestimmen und das Verhalten die Verhältnisse beeinflusst, dürfte auch dieser Nebensatz nicht in die Kommunismus-Definition hinein. Man muss sich eher fragen: „Aus welchem Systemelement resultiert diese Freiwilligkeit?“
Letztendlich muss man wissen, dass die Elemente, die in einer Definition genannt werden, das System so weit es geht quantitativ/qualitativ wesentlich erklären. Dazu ist es notwendig, dass u.a. die systemregelungsrelevanten (!) Elemente genannt werden und nicht irgendwelche beliebigen. Dass das alles andere als einfach ist, erklärt sich von selbst.
Ich habe versucht die gesamte Diskussion zu lesen bis mir leider die Zeit ausgegangen ist (kapitalistische Zwänge halt). Also hoffe ich, dass die Frage nicht schon beantwortet wurde: Ist nun ein Nachbau des Plakats in freier Software gewünscht? Würde mich gerne daran versuchen 🙂
@Anticap: Selbstverständlich ist der erwünscht! Sehr sogar 🙂
Allet klar, dann nochmal eine kurze Auflistung von Verbesserungen, die direkt eingebaut werden sollen ?!
@Anticap: Keine. Alles was in der Diskussion genannt wurde hat sich entweder doch noch als Feature rausgestellt oder wurde noch nicht genügend ausgearbeitet.
Die Inkscape-Version ist fertig gestellt. Ist alles in allem nur gut 5mb groß dank vektorisierten Grafiken. wohin soll ich es schicken?
http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ku&dig=2011%2F09%2F06%2Fa0103&cHash=bb8925520e
Micha Brumlik zum Kommunismus.
@GegenStalinismus: Nein, nein, das ist nicht der Kommunismus.
Auf den Kommunismus können wir lange warten. Kommunismus funktioniert mit den Lebewesen „Mensch“ nicht, da dieser von Natur aus faul und egoistisch ist. Biologische und physikalische Gründe sprechen dagegen.
Es wird nie ein System geben, in dem jeder absolut gleich ist. Menschen wollen immer mehr haben, als ihre Mitmenschen. Und so sehr man sich das auch wünscht, die menschliche Natur, unsere Biologie wird sich nie ändern.
Ich habe nichts gegen ein System indem manche mehr, manche weniger haben. So ist die Natur, so ist unsere Natur. Nur im Moment werden die Unterschiede zwischen „arm“ und „reich“ zu groß.
Es wird Zeit für einen Wandel: Zurück bzw. hin zu einer wirklichen sozialen Marktwirtschaft!
Mit manchen Dingen lässt sich nunmal weniger Geld machen als mit anderen.
Ich würde auch furchtbar gerne Geschichte studieren, wenn ich nicht wüsste, dass ich damit später kein Geld verdienen kann.
Ach, Deutscheuropäer, guck Dir das Plakat doch einfach nochmal an…
Die Gruppe „Bewegung für gesellschaftlichen Fortschritt“ bietet ein fundiertes Sozialismus-Modell an, wobei sie die Wissenschaftlichkeit betonen. „Was ist Sozialismus?“ und „wie kommt man dahin?“, scheint die Organisation im Wesentlichen beantwortet zu haben. Für Interessierte: Der Internetauftritt lautet http://www.gesellschaftlicher-fortschritt.de
@WayToScience: Ich glaube, hier wäre mal wieder ein Hinweis auf das Kästchen „Nein, nein, das ist nicht der Kommunismus!“ angebracht 😉
“Aber der in der Gemeinwirtschaft wirksame Trieb, der Arterhaltungstrieb (Gemeinsinn, Altruismus) ist nur eine verwässerte Lösung des Selbsterhaltungstriebes, der zur Eigenwirtschaft führt, und er steht diesem an Kraft in demselben Maße nach, wie die Verwässerung zunimmt. Je größer die Gemeinschaft (Kommune), umso größer die Verwässerung, umso schwächer der Trieb, zur Erhaltung der Gemeinschaft durch Arbeit beizutragen. Wer mit einem Genossen arbeitet, ist schon weniger ausdauernd, als derjenige, der die Frucht der Arbeit allein genießt. Sind es 10 – 100 – 1000 Genossen, so kann man den Arbeitstrieb auch durch 10 – 100 – 1000 teilen; soll sich gar die ganze Menschheit in das Ergebnis teilen, dann sagt sich jeder: auf meine Arbeit kommt es überhaupt nicht mehr an, sie ist, was ein Tropfen für das Meer ist. Dann geht die Arbeit nicht mehr triebmäßig vonstatten; äußerer Zwang wird nötig!”Silvio Gesell (Vorwort zur 3. Auflage der NWO)Die sozialistische Planwirtschaft (Staatskapitalismus) ist nicht erst seit 1918 widerlegt, sondern schon seit dem “Auszug der Israeliten aus Ägypten”:http://opium-des-volkes.blogspot.com/2011/07/die-ruckkehr-ins-paradies.html
@Herr Wehmeier: Sie dürfen bei „Die Natur des Menschen ist nicht so“ ins Plakat einsteigen. Das weitere überlasse ich dann ihnen.
Habe diese Fundgrube für die Entdeckung von Diskussionsbedarf in Sachen (Öko-) Kommunismus gerade erst entdeckt. @Jo #2
Eine kommunistische Vergesellschaftung bräuchte natürlich, sollte sie einst Grundlage des globalen Für- und Voneinanders geworden sein, Mechanismen, die die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der Fähigkeit garantieren, die sozio-ökologischen Zwecke, Umstände, Methoden, Orte usw. der Produktion menschlicher Existenz- und Bereicherungsmittel innerhalb der gemeinsam bestimmten Grenzen (innerhalb des Doughnuts) zu halten.
Was gegen böse Absichten Machthungriger bzw. zur Wiederherstellung privaten Zweckbestimmungsvermögen usw. zu geschehen hätte bzw. anzudrohen wäre, darf ja nicht zugleich zu einer repressiven Willkürherrschaft im Namen eines „wehrhaften Kommunismus“ werden (können).Man kann derzeit wohl nicht viel mehrdazu sagen als dass dies als Herausforderung ständig präsent sein muss.
Es betrifft unter anderem die Frage eines weltgemeinschaftlichen Gewaltmonopols im Falle von Kommunismusversagen. Insgesamt denke ich, dass zwischen Emperie und kommunistischer Logik unterschieden werden muss.Logisch können Staat, Recht, Mehrheitsprinip usw. in dem Maße absterben, wie kommunistische Übereinkünfte die Gründe zur Androhung von Gewalt überwinden. Ob das empirisch jemals erreicht werden kann, darf aber vielleicht bezweifelt werden und mitder voreiligen „Abschaffung“ bürgerlichen Rechts und bürgerlicherFreiheiten sind nicht so gute Erfahrungen gemacht worden.
Transparenz, Garantie des freien Meinungsstreits usw. sind natürlich notwendige Elemente einer kommunistischen Vergesellschaftung.
Gruß hh
PS. Habe in meinem Blog ein paar Thesen zum (Öko-) Komunismus formuliert. http://oekohumanismus.wordpress.com/about/ Ab „Wie die richtige Richtung finden, wo es doch kein richtiges Leben im falschen gibt.“
Ja,man könnte auf den Gedanken kommen, dass Kommunismus nur ohne Kommunisten funktioniert.