Streifzug-Review 8: »Make Copyright History!«
Die achte Ausgabe der Kolumne »Immaterial World« der Wiener Zeitschrift »Streifzüge« fordert mit dem Titel plakativ, mit dem Copyright-System endlich Schluss zu machen — denn es zerfällt ohnehin vor unseren Augen. Die Kolumne befasst sich inhaltlich mit der gewachsenen Freien Kulturbewegung, die in Anlehnung an die Freie Softwarebewegung die Imperative der Verwertung praktisch unterläuft. Während die Freie Kulturbewegung sich noch brav an das Copyright hält und sich per Creative Commons absichert, schert sich die illegalisierte Raubkopierbewegung — nicht weniger effektvoll — kein bißchen darum.
Beide Tendenzen spiegeln auch den Universalgut-Charakter wider, den die Informations- und Wissengüter besitzen: Diese lassen sich eben nur mit erheblichem Zwang in die Warenform pressen, sind aber als solche wertlos. Diese These ist zwar auch hier im Keimform-Blog sehr umstritten, aber ich finde, die Produktion Freier Kultur und Software und auch die Piraterie mit all ihren Schattierungen spricht Bände. Das ist natürlich schockierend für jene, die von der Entmonetarisierung persönlich betroffen sind — dann kann auch theoretisch nicht sein, was nicht sein darf (to whom it may concern).
Anstatt das unhaltbar gewordene Alte mit Klauen und Zähnen zu verteidigen, wäre es besser, sich mit Alternativen eines Neuen zu befassen. Das aber ist anscheinend so uncool, so dass die paar Keimform-Rufer ziemlich einsam im Wald stehen. Lieber den doofen Kapitalismus — oder noch primitiver: die doofen Kapitalisten — geißeln, anstatt endlich selbst anzufangen, das Neue gedanklich und praktisch in die Welt zu setzen. Seufz, so sieht’s halt aus.
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