Schlagwort: politik

Piratenkritik

Ich verfolge gerade den Bundesparteitag der Piratenpartei nebenher im Livestream. Ich hatte ja zur Europawahl zur Wahl der Piratenpartei aufgerufen. Selbst bin ich zwar wohlwollender Beobachter aber kein Mitglied, weil ich viel zu sehr Antipolitiker bin, um bei einer Partei mizumachen. Mir sind beim Livestreamgucken ein paar Sachen aufgefallen, die mich bezüglich der politischen Kultur in dieser Partei doch etwas iritiert zurück lassen:

  • Trotz aller vor sich her getragenen Distanz zum politischen Geschäft gibt es eine geradezu gespenstisch anmutende Begeisterung auch ja alles „richtig zu machen“. Schon immer tummeln sich in der Netzkultur auch die Grammatiktrolle und Regelfetischisten wie sonst nirgendwo (ausser vielleicht in Kleintierzüchtervereinen). Jetzt haben sie eine Partei zum Austoben. So wirkte das Ganze zeitweise mehr wie eine Parodie eines Parteitages oder wie eine Partie Nomic. Die Piraten sollten aufpassen, dass sie nicht von der Legalistenpartei unterwandert werden.

(mehr …)

Marx’ Theory of Value and Why Exchange Can Be “Equal” and Still Bad

Karl MarxThis post resulted from a thread on the p2presearch mailing list. The discussion started when a remark by Joseph Jackson’s “forced” me to clear up some frequent misunderstandings about the meaning of the labor theory of value, as formulated by Karl Marx. The thread then turned to Marx’ criticism of capitalism and I tried to explain why (according to Marx) the root cause of raising inequality and other detrimental effects of capitalism isn’t “unequal exchange,” but rather exchange per se, regardless of whether or not it’s equal.

Quotes from Joseph Jackson are indented and printed in italics:

Economics has no coherent Theory of Value and we must solve this problem if we are to establish the field of Abundance. The Labor Theory of Value has advantages in that it is objective and normative—it states that price should tend toward the cost of production; it also allows us to determine what constitutes equitable exchange.

Actually, the Labor Theory of Value, as first formulated by Adam Smith and Ricardo and later refined by Marx, is not normative, but descriptive: it describes the basics of price formation in capitalism. Of course, the value of goods is only their average price—actual prices will usually be somewhat below or above the average because of fluctuations in supply and demand etc.

(mehr …)

Announcement of 4th Oekonux Conference

Free Software and Beyond
The World of Peer Production
4th Oekonux Conference
in cooperation with
P2P Foundation

Invitation

Project Oekonux researches the economical, political and social forms of Free Software and similar forms of production we collectively call peer production. In Project Oekonux, different people with different reasons and different approaches get together to build something new. A lot of participants want to know, whether and if so, how, the peer production can serve as a basis for a new society.

(mehr …)

15.000 bis 100.000 auf der Straße

Tux auf der Demo in BerlinOk, es liegt zwar keine 10er-Potenz zwischen der Schätzung der Polizei und der der Veranstalter, aber fast. Ts. Also ziehen wir mal die Zuschauer_innen ab und gehen dann rund von 50.000 Menschen aus, die gegen den Überwachungswahn demonstriert haben — dann waren das immer doch richtig viele! Und das bei so einem Langweilerthema wie »Datenschutz«. Es gruselt eben doch viele, was CDU/SPD so alles vorhaben.

Wie schon letztes Jahr, war das Tux-Transparent beliebtes Fotomotiv, zum Beispiel auch jener oben erwähnten Zuschauer_innen. Auch der RBB hat drauf gehalten, mal sehn ob’s einen Dreisekundenschnipsel in den Nachrichten gibt. Es war nett, so viele Leute getroffen zu haben, und es gab so auch immer jemanden, der das Transparent getragen hat 😉

(mehr …)

Weltzeituhr um zwei

Mit Tux auf der Demo gegen ÜberwachungsstaatMorgen, am Samstag, um 14:00 Uhr, beginnt die große Feier zur Beerdigung des Kapitalismus Demo gegen den Überwachungswahn. Freundinnen und Freunde des Neuen im Alten treffen sich — gewiss, etwas phantasielos — um 14:00 Uhr an der Weltzeituhr. Wir werden nebenstehendes Transparent dabei haben, sollten also nicht zu verfehlen sein. Wir können ja dann schon mal überlegen, wie es nach dem Kapitalismus weitergeht wir die Überwachung individuell unterlaufen, Vorschläge hatten wir ja schon mal letztes Jahr in einem Flyer (PDF) gemacht.

Wider den Überwachungsstaat

freedom not fear

Auch dieses Jahr wird offline (ja, da draußen auf der Straße!) demonstriert, und zwar gegen den Staat, der online allerlei Daten auf Vorrat speichern will. Wie schnell man aufgrund simpler Stichworte als Terrorverdächtiger in die Repressionsmühlen gerät, zeigte der Fall von Andrej und anderen im letzten Jahr sehr anschaulich. — »Kann mir nicht passieren« gilt hier nicht!

Aus dem Demo-Aufruf:

Um gegen Sicherheitswahn und die ausufernde Überwachung zu protestieren, gehen wir am Samstag, den 11. Oktober 2008 in Berlin unter dem Motto „Freiheit statt Angst – Stoppt den Überwachungswahn!“ auf die Straße. Treffpunkt ist der Alexanderplatz um 14.00 Uhr. Der Protestmarsch durch die Stadt wird mit einer großen Abschlusskundgebung vor dem Brandenburger Tor enden.

Mehr zum Thema Überwachung im Interview mit Anne, die seit ihrem mittelbaren Hineingeraten in die o.g. Mühlen ein Blog zum Thema betreibt.

Was ist und zu welchem Ende betreiben wir Antipolitik?

Seit Robert Kurz‘ Artikel „Anti-Politik und Anti-Ökonomie“ ist im Zusammenhang mit Keimformen oft von der sogenannten Antipoltik die Rede. Dieser Begriff ist für viele verwirrend und auch für mich ist er noch immer alles andere als geklärt.

Aus Leipzig erreichte mich nun kürzlich ein schon älterer Artikel (2002), der versucht genauer zu umreißen, was Antipolitik eigentlich sei. Das versucht er auf zwei Weisen. Zunächst wird eine lange Liste aufgeführt, die positiv darstellen soll, was antipolitisch ist. Da kann ich bei den meisten Punkten nicken, bei anderen wieder nicht. Schließlich versucht er den Begriff noch negativ zu bestimmen, also zu untersuchen, wie genau das Verhältnis von Politik und Antipolitik sich darstellt. Dabei wird ein erstaunlich simpler Politikbegriff unterstellt. Der reduziert sich nämlich auf

(mehr …)

Der alte Marx und die Probleme des Kapitalismus

In einem seiner letzten Artikel hat Stefan den jungen Karl Marx lobend zitiert:

Marx geht hier von einem “menschlichen Wesen” aus, das unter den Bedingungen der Privatproduktion nicht zur Geltung kommen kann und dadurch sich selbst fremd werde. In der Entfremdung sieht Marx den Antrieb für die Aufhebung des (frühen) Kapitalismus.

Der alte MarxSpäter hat Marx diese frühe Auffassung als idealistisch und idealisierend kritisiert (und damit immer auch normalisierend – wie geht man mit Menschen um, die dem postulierten “menschlichen Wesen” nicht entsprechen oder entsprechen wollen?). In seinen späteren Texten hat Marx es deshalb konsequent vermieden, überhaupt mit irgendwelchen Annahmen über ein “menschlichen Wesen” zu argumentieren (abgesehen von tautologischen Annahmen wie dass Menschen so leben möchten, wie sie leben möchten, oder dass sie möglichst wenig von dem tun wollen, was sie nicht tun wollen).

Stefan kritisiert, dass dieser Verzicht auf ein postuliertes Menschenbild dazu führt, dass nicht mehr klar wird, warum man den Kapitalismus überhaupt überwinden solle. Eine positive “Quelle der Veränderung” könne “nur die entfaltete Individualität des Menschen sein”, die es (gemäß dem angenommenen Menschenbild) genießen, gemeinsam für andere zu produzieren und dabei deren Bedürfnisse zu befriedigen, wie das bei der freiwilligen Entwicklung Freier Software der Fall ist. Wenn es darum gehen soll, andere zu überzeugen, hat diese Argumentation allerdings einen doppelten Haken.

(mehr …)

Workshop zu Markt- vs. Planwirtschaft

Total verplantDie Rosa-Luxemburg-Stiftung veranstaltet einen Workshop zu Markt- vs. Planwirtschaft: “Total verplant? Wochenend-Workshop zu Plan und Markt: In der Theorie, dem Realsozialismus und anderswo”. Der Workshop wird am 27./28. Juni 2008 in Berlin stattfinden; das gesamte Programm gibt es online.

Schade, dass die Peer-Ökonomie als dritte Produktionsweise neben Markt und Plan noch nicht thematisiert wird – das könnte sich bei einer Nachfolgeveranstaltung aber vielleicht ändern 😉

Freie Software ist immerhin schon ein Thema des jetzigen Workshops, wobei die Perspektive da eher kritisch zu sein scheint (was ja nicht verkehrt ist, aber die Beschreibung klingt doch etwas einseitig):

(mehr …)

Deutsche Übersetzung meines Peerconomy-Buchs erschienen

Titelbild des deutschen Peerconomy-BuchsMein kontrovers diskutiertes Buch zu den Möglichkeiten einer Peer-Ökonomie ist jetzt auch in deutscher Sprache verfügbar – die Gelegenheit für alle, die schon länger wissen wollten, wohin die Reise gehen kann, aber bisher durch die englische Sprache abgeschreckt wurden! Die deutsche Ausgabe trägt den Titel Beitragen statt tauschen und wird vom Verlag AG SPAK Bücher veröffentlicht (wo seinerzeit auch schon Stefans “Linux & Co” erschienen ist).

Gedruckt kostet das Buch 16€; es kann über den Online-Shop des Verlags bereits bestellt werden (dort kommen noch 1,50€ Versandkosten hinzu). Ab Juni wird es dann auch über den normalen Buchhandel und über Onlinehändler wie Amazon.de (wo keine Versandkosten anfallen) erhältlich sein.

Natürlich ist aber auch die deutsche Ausgabe unter einer freien Creative Commons-Lizenz komplett online verfügbar (168 Seiten, PDF). Weitere Downloadformate und der Quellcode des Buchs sind über das Peerconomy-Wiki zu finden.

(mehr …)