Land-WG oder (kämpfende) Keimform?
Tjaja, leider kann man sich nicht aussuchen wie man porträtiert wird. Die Fuchsmühle gründeten einige Menschen, um Commons und Commonsnetzwerke auf dem Land und in der Praxis zu gründen. In der Doku scheinen sie vor allem als „einige junge Leute“ die halt „alles teilen: vom Schlafzimmer bis zur Unterhose“. Aber ihre Vision und ihre Kapitalismuskritik, ihre Verbindung zu sozialen Kämpfen und auch ihr gesamtgesellschaftlicher Anspruch verschwinden hinter der seltsamen, aber doch ganz okayen Gemeinschafts-Landoase.
Und ja, es geht um Teilen und um das Tun nach Bedürfnissen, oder wie sie so schön schreiben: „Menschen organisieren ihre Tätigkeiten auf der Basis von Freiwilligkeit und Verantwortung, entfacht aus einer Balance zwischen Lust und Notwendigkeit“. Und: „Wir sorgen gemeinsam für einen gleichberechtigten Zugang zu Ressourcen, die wir bedürfnisorientiert verteilen, sodass genug für Alle da ist“. Aber können wir in unseren Geschichten nicht Commons mit Kämpfen und dem Verändern der Gesellschaftsform verbinden, gewinnen wir zwar Freund*innen, aber zum Preis des gesellschaftlichen Abseits und Privatisierung als gemeinschaftlicher Spielerei. Können Commons und soziale Kämpfe noch relativ einfach in Symbol und Bild gezeigt werden, frage ich mich wie wir das bei Änderung der Gesellschaftsform gut machen?
Ich hab mir die Doku vor ein paar Tagen angesehen und fand das nicht so negativ. Vor allem wurde gezeigt, dass dem ganzen eine Dynamik innewohnt, dass sich immer mehr junge Menschen für diese Art zu leben begeistern lassen, dass es eine Vernetzung gibt, die unweigerlich zu größeren gemeinschaftlichen Unternehmungen führen wird etc.
Spätestens an dem Punkt, wo in lokalen Werkstattzentren und Open Eco Labs dann richtig leistungsfähige Produktionsmittel zur Verfügung stehen, wenn in globaler Wissenskooperation jede Kleinregion angebunden wird an ein System der gemeinsamen Weiterentwicklung, wird auch die absehbare Änderung der Gesellschaftsform sehr schlagend – wenn auch keimformhaft – sichtbar werden.
Also ich hab mit Leuten aus der Fuchsmühle gesprochen und zumindest einige finden, dass auch echt blöd, dass nur ihre Praxis, nicht so richtig ihre Inhalte wie Commons und Kapitalismuskritiker aufgenommen wurden. Aber das ist zuerst mal nur ein Standpunktargument. Ich glaube es ist ein reales und relativ wichtiges Problem was da aufscheint. Hier wird daran gearbeitet Commons zu verkleinern, zu privatisieren und damit von Ansprüchen gesamtgesellschaftlicher Veränderung zu entfernen. Sie werden zu Mikropolitik gemacht, anstatt ihren makropolitischen Anspruch ernst zu nehmen. Ich sehe nämlich die „größeren gemeinschaftlichen Unternehmungen“ oder wie „leistungsfähige Produktionsmittel“ nicht so richtig, aber vl bin ich da zu negativ, wo siehst du das?