In loser Folge will ich die Artikel meiner Kolumne »Immaterial World« in der Wiener Zeitschrift »Streifzüge« Revue passieren lassen und nachschauen, ob und wie über die angesprochenen Themen online diskutiert wurde. Die erste Folge erschien vor über zwei Jahren im Juli 2004 unter der Überschrift »Geistiges Eigentum – Rechtsfetisch sui generis«.
Monat: Oktober 2006
Freies Lernen und dabei Reisen?
Bisherige Projekte zum Freien Lernen und Lehren konzentrieren sich meist auf die Bereitstellung frei verwendbarer und veränderbarer Lehrmaterialien – etwa die Wikiversity. Aus einer anderen Perspektive geht jetzt ein neues Projekt an die Sache heran: die Travelling School of Life. Idee dabei ist offensichtlich, ein Netzwerk für selbstbestimmtes Lernen aufzuziehen, wo die Beteiligten selbst entscheiden, was, wann, wo, mit wem und wie sie lernen, und dabei von Ort zu Ort reisen, um sich mit anderen Interessierten zu treffen.
Wer sich beteiligen will, kann also selbst zum Reisenden werden und Kurse anbieten oder suchen; oder sie oder er organisiert einen Lernort oder stellt sich Reisenden als Gastgeber zur Verfügung. Über die Aufteilung anfallender Kosten müssen sich die Beteiligten jeweils einig werden.
Interessante Idee – ob das was wird?
Wer weder reisen noch lehren will, aber gern Freie Software entwickelt, könnte übrigens auch auf seine Kosten kommen: das Projekt sucht noch Programmier/innen, die an der zugrunde liegenden Software mitarbeiten wollen.
Neues von Freier Musik
netzpolitik.org berichtet: Ein Portal für Freie Musik: „Britney is a place to share and publish free music and related news.“
Vielleicht eine neue Chance die seit Jahren etwas unübersichtliche Szene zu fokussieren. Die könnten ihr sourceforge-Äquivalent brauchen.
Selbstentfaltungs-Großversuch
Thomas Kalka meinte einmal in geselliger Runde zu mir, man sollte mal einen Selbstentfaltungs-Großversuch machen: Alle legen zusammen und einer wird alimentiert und dann schaut man was passiert. Wird sich am Ende das Selbstentfaltungs-Bedürfnis durchsetzen oder passiert das, was viele Leute immer befürchten: der Alimentierte füttert sich einfach auf Kosten der Anderen durch und nutzt sie aus.
Nun, ich glaube das gibt es schon und nennt sich Lotto.
Bier und Eiscreme
Seit Anbeginn Freier Software können wir Richard Stallman mit dem Satz »free as in free speech, not free beer« zitieren, um geduldig zu erklären, dass »frei« in Freier Software nicht »kostenlos« bedeutet. Manche schnallen es trotzdem nicht.
Das wird nun noch komplizierter, denn jetzt gibt es FREE BEER – »free, as in free software« könnte man nun sagen. So hat nun also das GNU-Projekt auf Eiscreme umgestellt, ja, kein Witz: »free as in free speech, not as in free ice cream«. Na, ob das lange hält?
Again: Fun or Money?
Es ist ja schon länger bekannt, dass in China viele Leute davon leben, dass sie stundenlang vor dem Computer hocken und Onlinespiele wie zum Beispiel World of Warcraft spielen. Sie häufen Spielgeld an und verkaufen dieses dann an reiche Spieler im Westen für echtes Geld.
Diese an sich schon bizarre Tatsache, wird nun durch eine neue Meldung noch gesteigert. Anscheinend gibt es dort jetzt Banden, die Kinder zwingen für Geld zu spielen-arbeiten.
Fun or Money? Beides und weder noch würde ich sagen.
Was hat das mit unserem Thema zu tun? Das ist zugegeben nicht so direkt zu erkennen. Der Hintergrund für mich ist Folgender: Ich bin zu dem Schluß gekommen, das es entscheidend ist, um Keimformen zu verstehen, zu verstehen nicht nur was Arbeit ist, sondern auch, wie dieser Bedeutungswirbel mit den benachbarten Wirbeln Spiel und Liebe korrelliert. In diesem Zusammenhang macht mich diese Meldung aufmerksam. Zum einen beleuchtet sie ein Verhältnis von Arbeit und Spiel, das völlig quer liegt zu dem sonst üblichen und das nun gerade auch noch Kinderarbeit involviert ist bringt den dritten Wirbel Liebe mit ins Spiel (Ist Kinderarbeit nichts anderes als der Entzug von Liebe unter den Bedingungen des globalisierten Kapitalismus?). Ich gebe gerne zu, dass das alles noch keine ausformulierte Theorie ist, nur Assoziationen. Ich poste das also hier in der Hoffnung, dass sich aus euren Kommentaren neue Assoziationen ergeben, die mich und euch ein Stück weiterbringen – und das ist ja mit Christians Intervention – zumindestens was mich angeht – auch schon geschehen.
Noch ein Versuch: Ist nicht der Witz bei Freier Software, das Spiel und Arbeit zusammenfallen können (siehe Stefans letzten Beitrag)? Und passiert hier nicht genau dasselbe, nur eben doppelt pervertiert statt doppelt frei? Das muss doch was bedeuten für uns, oder?
Fun or money?
Welche Rolle spielt »Spaß« oder/und »Geld« für Software-EntwicklerInnen, und wie sieht es damit bei Freier und »kommerzieller« Software aus? Damit befasst sich eine Dissertation, die in Zürich die Doktorwürde in »Ökonomie« erbrachte – na, das ist doch mal was Sinnvolles. Auch wenn die Gegenüberstellung von »frei« und »kommerziell« eigentlich falsch ist, wie Stefan Merten vom Oekonux-Projekt bemerkt. Er hat die Arbeit gelesen und eine Auswertung in deutsch und englisch verfasst.
Neues vom Duplikator
Für die Fabber-Freunde zum Frohlocken eine neue Heisemeldung.
Telekommunisten schaffen es…
…immerhin bis in die Süddeutsche Zeitung. Dann kann der „Zurückkauf der Welt von den Kapitalisten“ ja auch nicht mehr weit sein. Lies den ganzen Artikel – solange es ihn noch gibt.
Dialektik im Neoliberalismus
Der BdWi – Bund demokratischer WissenschaftlerInnen – lud zur »Herbstakademie« ein, um sich 5 Tage lang in netter Umgebung mit einem alten, aber selten explizit verhandelten Thema zu befassen. Was aber ist eigentlich »Dialektik«? Wer zunächst einmal Aufklärung über diese Frage erwartete, um sich dann gut gerüstet den Gemeinheiten des Neoliberalismus zuzuwenden, sah sich enttäuscht.