Schlagwort: keimform

Knast statt Keimform

Wie ich ja hier schon schrieb, wollte ich auf der Attac-Sommerakademie einen Workshop zu „Eigentum und Alternativen der Vergesellschaftung“ halten. Leider kam der Workshop nur zum Teil zu stande. Der Grund dafür hat mich völlig geschockt: Einer meiner Mitreferenten (Andrey H. ) sitzt im Knast, weil ihm „Bildung einer terroristischen Vereinigung“ vorgeworfen wird. Der Vorwurf wird mit folgenden bizarren Begründungen vorgetragen:

  • Er habe Leute getroffen, die Brandanschläge verübt haben sollen.
  • Er hat in seiner Forschungsarbeit Begriffe benutzt, die auch in Bekennerschreiben verwendet wurden. Dabei handelt es sich um sozialwissenschaftliche Fachbegriffe.
  • Er sei intellektuell in der Lage, Bekennerschreiben zu verfassen.
  • Er könne Bibliotheken unauffällig benutzen.
  • Er hat in einem Artikel einmal über einen Anschlag berichtet.

Ja, das ist alles! Und zwar obwohl es 30 Ordner (!) mit Abhörprotokollen geben soll. Mit anderen Worten: Es hätte genausogut mich, dich oder jeden anderen treffen können. Wir haben dann gestern mit ca. 400 Leuten eine Demo gemacht unter dem Motto „Wer dies liest ist Terrorist“. Es wurden ca. 30 Selbstbezichtigungen abgegeben, darunter auch auf der Kundgebung Tobias Pflüger (Europaparlament).

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Das Keimform-Theorem

Emanzipation-oder-Barbarei schreibt einen zusammenfassenden Beitrag zu der hier begonnenen Debatte um das »Keimform-Theorem« — so nenne ich das jetzt mal. Bin gespannt, wie die Debatte über zwei Blogs hinweg weiterläuft. Von mir stehen da noch Antworten aus…

Keimformen im Dienstleistungsbereich?

Gerade habe ich auf Grund einer Verlinkung im (auch lesenswerten) Artikel „Sozialpolitik oder bedingungsloses Grundeinkommen“ auf Emanzipation-oder-Barbarei einen Text von 2004 der Gruppe schöner Leben Göttingen gefunden, wo es auch um die Keimformfrage ging:

„Für den Aufbau von Keimformen scheint für uns hier ein der kapitalistischen Entwicklung entgegengesetztes Vorgehen sinnvoll: Während der Kapitalismus sich von den Grundstoffindustrien immer weiter in die menschliche Reproduktion eingegraben hat, so hat seine Aufhebung genau am anderen Ende anzusetzen. Am Anfang einer Aufhebungsbewegung steht also der Versuch, Dienstleistungen nicht-marktvermittelt im Rahmen freier Kooperationen zu organisieren. Die Frage nach kostenlosem Wohnen könnte im Rahmen einer neuen Squatting -Praxis angegangen werden.
Kostenlose Friseur-Dienstleistungen ließen sich ebenso relativ leicht außerhalb kapitalistischer Logik aufbauen wie Umsonstläden, Umsonstkneipen oder NutzerInnen-Gemeinschaften. So können Schritt für Schritt Felder freier Kooperation entstehen.“

Ich finde das sehr interessant, weil ich schon immer etwas skeptisch gegenüber dem Produktionsfetisch der Marxisten war. Mir stellen sich da zunächst mal folgende Fragen:

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Was ist eigentlich eine „Keimform“?

Blumentöpfe in prekärer LageOk, das zu beantworten ist ja unter anderem gerade Sinn und Zweck dieses Blogs. Es wäre also sehr vermessen, wenn ich das jetzt mal eben hier und jetzt beantworten würde. Aber ich will mal einen eigentlich ziemlich simplen Gedankengang darlegen, wie ich mir das zur Zeit vorstelle. Und unter uns: Nach über 100 Beiträgen sollten wir langsam mal anfangen 😉 Widerspruch natürlich sehr willkommen.

Um sich klar zu machen, was eine Keimform ist, sollte man sich drei Dinge klar machen:

  1. Was ist ein Keim?
  2. Was ist eine Form?
  3. Was verbindet beide in dem Begriff Keimform?

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Keimform mal anders

Telepolis bringt ein Interview mit Martin Sonneborn, Ex-Chefredakteur bei Titanic. Seine Sicht auf die Keimformfrage:

Die Titanic betreibt Medienkritik in der Form der Satire. Wie kamen Sie zu diesem Gewerbe?

Martin Sonneborn: Es gab kein Schlüsselerlebnis. Ich denke, das ist eine Charakterfrage. Man kann in fünferlei Weise mit diesem zunehmend irrer werdenden Gesellschaftssystem umgehen. Da ist der Weg in den bewaffneten Widerstand – heute eher antiquiert –, die Entwicklung zum Alkoholiker, die aktive Teilnahme am System oder die klassische Gesellschaftskritik. Und man kann versuchen, die Widersprüche in einem guten Witz aufzulösen, wofür ich mich entschieden habe.

Was kritisches Denken von FOSS Projekten lernen kann

Von seinen Anfängen an hat FOSS vom Wissen(schaft)sethos der Aufklärung gelernt: Frei soll er sein, der Code/Gedanke, und gemeinsam mit Peers wird er entwickelt. Kritische Denker und Denkerinnen sind ebenfalls diesem Erbe verpflichtet. Ich meine, dass nun die Zeit gekommen ist, in der sich diese von den PragmatikerInnen, die in FOSS Projekten Wunderbares schaffen, inspirieren lassen sollten. Probehalber und auch als Beitrag zu der jüngeren Debatte ueber Dorftratsch und das Keimform-Forschungsprojekt lege ich hier einige Thesen vor, wie diese Inspiration aussehen könnte.
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Forschungsprojekt »Keimform« gestartet

Kann man »Keimformen« erforschen? Ja, aber dann müssen wir zunächst mit dem Begriff »Keimform« anfangen – meinen Annette Schlemm, Uli Weiß und Stefan Meretz (yes, that’s me!). Das Forschungsprojekt wird bei open theory gehostet, drei Texte sind bislang erschienen: