Kategorie: Theorie

Auskooperieren

Da ich diesen Begriff durchaus gerne benutze, will ich doch mal ein eigenen Beitrag dazu schreiben — damit ich den dann stets verlinken kann 😉

Der Begriff »out-cooperate« ist im Englischen wohl nicht total unüblich, aber auch nicht gerade weit verbreitet. Das deutsche Äquivalent »aus-kooperieren« oder ohne Bindestrich: »auskooperieren« ist hingegen eine Neuerfindung und wird derzeit nur im engeren Umfeld von keimform.de verwendet. Auch deswegen ist eine etwas ausführlichere Erläuterung sinnvoll.

(mehr …)

Thesen zum Informationskapitalismus (2)

„Wer den Kapitalismus nicht überwinden will hat ihn nicht verstanden.“ (Franz Schäfer)

Vor einiger Zeit habe ich ja hier mal meine Thesen zum Informationskapitalismus vorgestellt. Die Diskussion auf Open Theory verlief sehr rege, aber meiner Wahrnehmung nach zum großen Teil am Thema vorbei. Das liegt wohl vor allem daran, dass mir selbst garnicht so genau klar war, was eigentlich das Thema ist. Das will ich jetzt in diesem zweiten Teil der Thesen mal versuchen darzustellen. Diesmal zur Abwechslung mal nicht auf Open Theory sondern hier.

(mehr …)

Materielle Peer-Produktion – Teil 1: Aufwandsteilung

Book Cover[This is the German translation of the original English article.]

Voriger Teil: Merkmale der Peer-Produktion.

Das erste charakteristische Merkmal der Peer-Produktion besteht darin, dass der zum Erreichen der Ziele eines Projektes benötigte Aufwand unter den Menschen aufgeteilt wird, denen das Vorhaben wichtig genug sind, um dazu beizutragen. Wie dieses Teilen organisiert wird, hängt von der Art des Projekts ab.

Projekte, die Freie Software oder Freies Wissen produzieren, setzen auf eine Methode, die Francis Heylighen [2007] als „stigmergisch“ (Hinweis-basiert) beschreibt. Die Arbeit, die in solchen Projekten geleistet wird, hinterlässt Zeichen (griechisch stigma) oder Hinweise, die andere motivieren, damit fortzufahren. Beispiele für solche Hinweise sind To-Do-Listen, Bug Reports und Feature Requests in Freien Software-Projekten; und „rote Links“ auf fehlende Artikeln sowie Listen von „Fehlenden Artikeln“ und „Artikelwünschen“ in der Wikipedia. Sie weisen Beteiligte und potentielle Beteiligte auf lohnende Aufgaben hin.

Dieses Hinweissysteme dient auch als informeller Mechanismus für die Priorisierung von Aufgaben: je mehr Menschen eine Aufgabe wichtig ist, desto wahrscheinlicher wird sie jemand in Angriff nehmen (da die entsprechenden Hinweise sichtbarer und deutlicher werden dürften, und da Menschen sich eher um Dinge kümmern, die ihnen selbst am Herzen liegt). Und da sich jede/r selbst aussucht, wo sie sich einbringt, sind die Beteiligten im Allgemeinen motivierter als in Markt-basierten Systemen, wo man den Anweisungen eines Vorgesetzten oder Kunden Folge leisten muss. Zudem suchen sich die Beteiligten meist Aufgaben auf, die sich sich am ehesten zutrauen, was dazu führt, dass die unterschiedlichen Kenntnisse und Fähigkeiten der Beitragenden nahezu optimal eingesetzt werden.

(mehr …)

Transformation und Eigentum

[This is the German translation of the original english article]

Auf der Oekonux-Mailingliste gibt es eine interessante Debatte über das Verhältnis von Privateigentum und gesellschaftlicher Veränderung, insbesondere wenn es um die commons-basierte Produktion stofflicher Güter geht. Raoul Victor aus Frankreich schrieb:

Die ursprüngliche Frage war, wie mit der Eigentumstransformation umzugehen ist, wenn sie die materiellen Produktionsmittel betrifft. Ich bestand auf der Tatsache, dass dies zu dem einem oder anderen Zeitpunkt (wahrscheinlich noch viele Jahre hin) zu einer allgemeinen sozialen Konfrontation mit dem Kapitalismus führt, wobei die „Arbeiter der Welt“ die Hauptrolle spielen werden und die Keime der Peer-Produktionspraxen — hauptsächlich im Bereich frei reproduzierbarer Güter — dann eine wichtige Rolle bei der Evolution ihres Bewusstseins gespielt haben werden. Aufgrund der Natur des Kapitalismus ist diese Konfrontation unvermeidlich.

Das ist meine Antwort:

(mehr …)

Transformation and ownership

Fourier transform (cc-by-nc: xkcd.com/26/)[Es gibt eine deutsche Übersetzung dieses Artikels]

On the Oekonux-Mailinglist there is an interesting debate about the relationship between private ownership and societal change, especially when it comes to commons based production of physical goods. Raoul Victor from France wrote:

The original question is how to deal with the ownership transformation when it concerns material means of production. I insisted on the fact that, at one moment or another (probably many years ahead), this will lead to a general social confrontation with capitalism, where „the workers of the world“ will play a major role, the germs of peer production practices, mainly in the freely reproducible goods domain, having played an important role in the evolution of their consciousness. This confrontation is inevitable because of the nature of capitalism itself.

This is my answer:

(mehr …)

Streifzug-Review 9: »Copyright & Copyriot«

Aufkleber »Politik ist der demokratische Vollzug der Unfreiheit«In der neunten Ausgabe der Kolumne »Immaterial World« der Wiener Zeitschrift »Streifzüge« geht es um das Buch »Copyright & Copyriot« von Sabine Nuss. Neben viel Löblichem habe ich eine doch ziemlich grundsätzliche Kritik an dem Inhalt formuliert. Eine kurze Rekapitulation und eine weiter gespannte Reflexion über das Denken.

(mehr …)

Ohne Kampf kein Mampf?

Jüngst kommt eine neue Ausgabe der Zeitschrift »Exit« auf den Markt, in deren Editorial es heisst:

»Einen parallelen Versuch ähnlicher Art [wie John Holloway] haben Stefan Meretz und Ernst Lohoff in Krisis 31 vorgeführt. Die Szene, die damit bedient werden soll, ist die als „Ökonux“ firmierende Ideologisierung der „Freien Softwarebewegung“. Dort wird (etwas allgemeiner gefasst unter www.keimform.de) schon länger die Wunschidee vertreten, der Kapitalismus würde hinter dem Rücken seiner Subjekte „das Neue im Alten“ hervorbringen, das dann unverändert in die befreite Gesellschaft übernommen werden oder diese gar auf dem Wege einer kampflosen Ausbreitung herbeiführen könne.«

Damit ist in der Tat ein wichtiger Punkt angesprochen, nämlich der nach den Vorstellungen gesellschaftlicher Transformation. Dabei scheinen sich zwei Pole herauszukristallisieren: Einerseits die Vorstellung, eine Befreiung könne nur durch den bewussten Umsturz der alten Verhältnisse und rückstandlose Entfernung derselben geschehen; andererseits die Vorstellung, die alten Verhältnisse wachsen in neue Verhältnisse hinüber, befördert durch das mehr oder weniger bewusste Handeln der Menschen.

(mehr …)

Material peer production—Part 4: What Difference Does It Make?

'From Exchange to Contributions' Cover[Diesen Artikel gibt es noch nicht auf Deutsch. Wenn du dazu beitragen willst, das zu ändert, beteilige dich bitte an der Übersetzungs-Werkstatt.]

Previous part: Commons and Possession

We have seen that it is indeed possible to generalize peer production to material production in such a way that its essential traits—it is based on contributions, on free cooperation, and on commons and possession—are preserved. So far, peer production has been largely limited to the immaterial sphere of information goods, but this limitation is not essential and might sooner or later disappear.

At this point, the reader might be inclined to ask: So what? So we can either have an economy based on markets (a market economy, a.k.a. capitalism) or an economy based on peer production (a peer economy), but, in the end: what difference would it make?

(mehr …)

Material peer production—Part 3: Commons and Possession

Book Cover[Diesen Artikel gibt es noch nicht auf Deutsch. Wenn du dazu beitragen willst, das zu ändert, beteilige dich bitte an der Übersetzungs-Werkstatt.]

Previous part: Free Cooperation.

Peer production is based on commons and possession, not on property. As long as you use something (by yourself), there is no obvious difference between possession and property. The difference only becomes visible when you stop using it: your property still remains your property, allowing you to sell it to someone else (in return for money or some other equivalent). But possession is bound to usage—if you no longer need something, you cease possessing it and somebody else can start possessing it.

One issue where this becomes relevant is the question of long-term vs. short-term usage. When projects expect people to make contributions in order to get the things they want, there are cases where the length of usage should be taken into account. Otherwise, people who want to use something for a limited period of time would be put at a serious disadvantage, since they would have to contribute just as much as if they wanted to use it “forever.” When the expected “lifespan” of a good exceeds the expected time of usage by any given person, it might thus be appropriate to tie the required contributions to the length of usage, sharing the overall effort between all who use it over time. For example, a project or local association organizing housing for its members might prefer to require contributions for living in a house or apartment for a certain amount of time (instead of for living there forever), thus spreading the effort necessary for building and maintaining houses among all the people who live there over time.

The difference between property and possession is also relevant for the problem of resource allocation. In an economy where everything is based on commons and possession instead of property, it would not make sense to treat natural resources as property—to rely on buying and selling to allocate them. In fact, it would not even be possible: if nothing apart from resources is sold, how should those who lack them be able to buy them?

(mehr …)