Ok, jetzt hat’s auch die bpb gemerkt: »Open Source ist zu einer weltweiten sozialen Bewegung geworden, die antritt, nach der Software nun auch Wissen und Kultur zu „befreien“« — auch wenn das »Befreien« nur mit spitzen Fingern angefasst wird. Das altbekannte staatliche Wechselspiel von Integration und Repression läuft eben auch bei dieser sozialen Bewegung. Der bpb kommt die Rolle des Integrators zu, die Repression überlässt man dem Justizministerium. Nun gut, das Lesen des neuen Dossiers lohnt natürlich trotzdem. Anscheinend hat die bpb Teilnehmer/innen nach der letzten Wizards-of-OS abgegriffen — und fertig ist das Dossier.
Kategorie: Medientipp
Leo Kofler
Einen interessanten Überblicksartikel über das Werk Leo Koflers bringt Linksnet anlässlich seines bevorstehenden 100. Geburtstages. Für uns daran vielleicht interessant: Der Versuch, Marxismus und Anthropologie zu versöhnen und ein Menschenbild, dass nicht nur Arbeit kennt, sondern auch Spiel.
FOSS-Fallstudien
Nah Soo Hoe hat eine interessante Sammlung von Fallstudien über den Einsatz Freier Software für die nachhaltige Entwicklung erstellt. Das Buch »Breaking Barriers« (PDF-Download) wurde von einer Reihe internationaler Organisationen von UNDP bis UNESCO unterstützt und ist unter CC-BY-Lizenz erschienen. Die Studien befassen sich mit Projekten in diesen Ländern: Südafrika, Burkina Faso, Malaysia, Indonesien, Indien, Sri Lanka, Fidschi, Bulgarien, Spanien, Kolumbien, Ecuador und Brasilien. Dabei habe ich gelernt, dass es ein weiteres OSCAR-Projekt gibt, das sich allerdings nicht mit der Konstruktion eines Autos, sondern mit der Identifikation und Kontrolle von Reis- und Weizenpflanzen [hoffentlich richtig übersetzt…] beschäftigt: Die Software wurde nicht nur für PCs, sondern explizit auch für Simputer entwickelt.
Frithjof Bergmanns Freiheitsbegriff
Den meisten hier ist wahrscheinlich Frithjof Bergmanns Konzept der Neuen Arbeit ein Begriff. Auch wenn dieses Konzept sicher noch nicht das Gelbe vom Ei ist (weil es weder den Markt noch die Verherrlichung der Arbeit hinter sich lässt), sind Bergmanns Ausführungen zum Thema „Freiheit“ IMHO sehr interessant.
In seinem Buch „Die Freiheit leben“ (Arbor, Freiamt im Schwarzwald 2005) analysiert Bergmann zunächst gängige Charakterisierung von Freiheit, die er zurückweist:
Kreisch: Utopie!?
Vor über einem Jahr hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, an einen unwirtlichen Ort (Uni Hannover – schrecklicher Bau!) an einem unwirklichen Kongress teilzunehmen. Also, wehe jemand nennt mich nochmal „abgehoben“, den sperre ich zwei Tage in so einen Kongress! Na ja, es war halt seeehr akademisch. Die Kongressbeiträge sind nun in dem Buch Aufschrei der Utopie. Möglichkeiten einer anderen Welt erschienen. Darin auch ein Beitrag von mir, sprachlich adaptiert. Da fasse ich (für einschlägige Debattenzirkel) alt Bekanntes rund um Freie Software zusammen. Für die Kolleginnen und Kollegen beim Kongress war’s nahezu komplett neu, was begeisterte Zustimmung bis krasse Ablehnung hervorrief. Aber sonst waren die Leute sehr nett:-)
CoForum: Dissidente Praktiken
Sabine Nuss bloggt jetzt auch
und zwar hier. Sabine hat eine sehr lesenswerte Dissertation zu „Aneignungskonflikten um geistiges Eigentum im informationellen Kapitalismus“ geschrieben, in der sie sich kritisch mit der Freie Software/Freie Kultur-Bewegung und der dort weit verbreiteten Annahme, dass „geistiges Eigentum“ etwas völlig anderes als „normales“, materielles Eigentum ist, auseinandersetzt. Gleichzeitig spürt sie dort dem Wandel des Eigentumsbegriffs im Lauf der Zeiten nach, und zeigt dass die heute verbreitete Vorstellung von „Eigentum“ eine spezifisch moderne, kapitalistische ist (und keineswegs universell oder gar „natürlich“, wie uns ESR und andere Ideologen gerne weismachen wollen).
Traurig nur, dass sie anscheinend so wenig vom Copyleft hält, dass ihre Dissertation wohl nur in Buchform erhältlich ist – lohnen könnte sich die Lekture trotzdem.
(Post-)Operaismus
Ja, genauso heißt ein neues Buch, dass die Autoren Martin Birkner und Robert Foltin heute, 28.9.06, bei einer Veranstaltung in Berlin vorstellten. Viele werden damit heute nichts mehr verbinden, denn die italienische politische Bewegung des »Operaismus« ist Geschichte, während andere im Buch behandelte Nachfolge-Theorien häufig nicht mit dem Begriff »Postoperaismus« bezeichnet werden.