Getting Rich off Those Who Work for Free
Hier eine reichlich zynische Variante der Frage nach dem „Warum“ z.B. auch von Freier Software: Die Frage sei nicht, ob Leute auch von anderen Motivationen getrieben werden als von Geld. Das sei ja klar. Die Frage sei, wie man dafuer sorgt, dass man an freiwilliger Arbeit Geld verdient und die Freiwilligen sich nicht wie die Deppen vorkommen.
Aber der Artikel handelt eigentlich von Jochai Benkler, dem bekannten Autor des Wealth of Networks, der anscheinend Folgendes behauptet:
Peer production by people who donate small or large quantities of their time and expertise isn’t necessarily great at generating the original and the unique, but it’s very good for improving existing products (like software) and bringing together dispersed information (Wikipedia).
Das scheint mir in Anbetracht der real existierenden p2p Loesungen (inklusive Freier Software) erstmal einleuchtend. Aus einer Rundfrage auf Ox-en muss ich hinzufuegen, dass „peer production“ auch nicht so recht fuer wirklich sicherheitsrelevante Produkte zu taugen scheint, also fuer Infrastrukturen, die einfach funktionieren muessen – beim ersten Mal, nicht erst nach x Iterationen.
Diese Frage treiben mich wirklich um. Wenn in Freier Software irgendwas „Neues im Alten“ aufscheinen soll – und mir scheint FS von allen Kandidaten (sind nicht so viele) immernoch am „Neuesten im Alten“, dann sollte dieses Neue doch in der Lage robuste und massenhaft originelle Loesungen anbieten koennen – nicht derivative und erstmal reichlich unzuverlaessige. Oder?
Hab ein bisschen weiter recherchiert und bin auf folgende moegliche Antwort auf meine erste Frage (der nach der Innovation von P2P Produktion) gestossen:
Wir forschen hier auch ein bisschen zu „Innovation“ und es gibt wohl sogar Anzeichen dafuer, dass immer mehr Innovationen inkrementell (immer kleinere Schritte) sind.
Zum Teil hast du es dir ja schon selbst beantwortet. Ich würde allgemeiner sagen, das „Neues“ aus der Dialektik von kleinen Verbesserungs- und Adaptionsschritten und großen Veränderungsschritten (oder -sprüngen) besteht. Die Frage ist also, ob es ein Umfeld gibt, in dem sich diese Dialektik entfalten kann. Allerdings ist es bei „netzwerkartigen“ Innovationsprozessen schwierig, den „Sprung“ zu verorten — oft stellt sich erst im Nachhinein raus, dass es einer war. Eine wichtige Rolle spielt dabei die begrifflliche Verdichtung. Nimm als Beispiel „Web 2.0“ — nur ein neuer Begriff, der aber in der Lage ist, die vielen inkrementellen Schritte zu einem Perspektivwechsel zu verdichten (selbst, wenn es immer noch keine allgemeine Definition gibt).
Mit einer verwandten Frage, nämlich der nach dem wissenschaftlichen Fortschritt, wo man eine solche Dialektik auch beobachten kann, hat sich – wie schon mal gepostet – der Wissenschaftstheoretiker Jürgen Renn beschäftigt. Wir haben das wiederum für die Frage der gesellschaftlichen Transformation adaptiert.