Selbstorganisierte Fülle (1): Was commonsbasierte Peer-Produktion ist und warum Leute da mitmachen

Beitragen statt tauschenDies ist der erste Teil der schriftlichen Fassung des Vortrags, mit dem ich zur Zeit zu erklären versuche, wie Gemeingüter und Peer-Produktion zu Grundlagen einer nichtkapitalistischen Gesellschaft werden können. In diesem ersten Teil geht es neben einleitenden Überlegungen zur digitale Fülle um die Grundlagen: was Commons und Peer-Produktion sind, wo Peer-Produktion heute schon erfolgreich praktiziert wird und warum Leute da mitmachen.

Das Internet als Ort der Fülle

Ich beginne mit dem Internet – aber keine Sorge, dabei wird es nicht bleiben, das ist nur der Anfang. Man kann das Internet als Ort der Fülle betrachten, und zwar der Fülle in unterschiedlichen Bedeutungen des Wortes. Die erste Bedeutung ist Fülle im Sinne von „Überfluss“ oder „Verschwendung“. Darin ist das Internet sehr gut. Ich kann mich, wenn mir der Sinn danach steht, beispielsweise den ganzen Tag durch Fotosharing-Seiten klicken, kann mir beliebig viele Fotos zu bestimmten Leuten oder Themen angucken (zum Mount Everest beispielsweise), auch wenn sie großteils recht ähnlich sind und ich bald alles Relevante gesehen habe – ich kann trotzdem immer weiter machen.

Ich kann mir per BitTorrent jede Menge Filme herunterladen – das ist zwar meist illegal, aber es funktioniert trotzdem –, kann meine Festplatte mit Filmen füllen, ohne jemals die Zeit zu finden, sie alle anzusehen. Ich kann mir lauter Freie Programme auf meinen Rechner installieren, immer wieder neue ausprobieren, auch wenn ich sie eigentlich gar nicht gebrauchen kann. Man kann im Internet sehr viel Zeit verlieren, sehr viel Verschwendung betreiben.

Man kann unter Fülle aber auch „genau was ich brauche“ verstehen. Das Internet bietet Fülle auch im diesem Sinn. Man muss sich nur mal daran erinnern (für viele Leute ist das nicht mehr einfach, und manche haben es gar nicht erlebt), wie das war, wenn man zu einem Thema recherchieren wollte, bevor es das Internet gab. Da musste man in der Bibliothek geeignete Bücher zum Thema finden; gab es keine, musste man nach Zeitschriftenartikel suchen oder versuchen herauszufinden, ob irgendwo Expert/innen erreichbar sind, die man konsultieren kann. Heute ist die Grundrecherche dagegen sehr einfach, man muss nur bei Google ein paar Suchbegriffe eingeben oder bei Wikipedia nachlesen und dann den vielversprechendsten Links folgen. Es ist inzwischen so einfach, Informationen zu beliebigen Themen zu finden, dass man sich gar nicht mehr vorstellen kann, dass das früher nicht ging.

Ähnlich einfach ist es, wenn man ein Problem hat, denn man ist vermutlich nicht die erste, die dieses Problem hatte. Man kann also im Internet suchen und wird wahrscheinlich andere Leute finden, die dieses Problem ebenfalls hatten und sich dazu geäußert haben. Man kann sich an deren Lösungen orientieren; wenn das nicht ausreicht, kann man sich meist auch selber einhaken und nachfragen. Da sind neue Möglichkeiten entstanden, mit anderen zusammen Probleme zu lösen. Früher war das so nicht möglich; da war es sehr schwierig, mit Leuten außerhalb der eigenen Stadt oder Region oder außerhalb eng begrenzter Organisationsformen in Kontakt zu treten.

Wenn ich eine bestimmtes Musikstück oder ein bestimmtes Video suche, dann finde ich es wahrscheinlich bei YouTube oder anderswo im Internet. Oder ich lade mir einen Film herunter, nicht um ihn „für später“ zu sammeln, sondern um ihn tatsächlich anzugucken. Wenn ich ein Programm suche, das mir bestimmte Möglichkeiten bietet oder bestimmte Probleme löst – ob im Web surfen, online mit anderen kommunizieren, Videos anschauen, Fotos oder Musik oder Videos bearbeiten oder was auch immer –, dann sind die Chancen sehr gut, dass es eine Freie Software gibt, die genau oder ungefähr das macht, was ich brauche. Das Internet ist eben auch sehr gut, wenn es um Fülle im Sinne von „genau was ich brauche, wenn ich es brauche“ geht.

Dabei ist das Internet nicht in erster Linie ein technisches Medium. Die Technik ist nur die Grundlage; die Fülle, die da entsteht, wird von den unzähligen Leuten gemacht, die am Internet teilnehmen und dazu beitragen, dass diese Fülle entsteht.

Commonsbasierte Peer-Produktion

Nicht alles, was im Internet an Fülle existiert, aber doch ein größerer Teil davon, entsteht in einem Prozess, den wir als commonsbasierte Peer-Produktion bezeichnen. Diesen Begriff versteht man am besten, wenn man zunächst seine Bestandteile betrachtet.

Also zum einen: was sind Commons? Commons, zu Deutsch Gemeingüter, sind Güter, die von einer Gemeinschaft entwickelt und gepflegt werden, und die für die Nutzer/innen nach gemeinsam festgelegten Regeln verfügbar sind. Wer ein Gemeingut nutzen kann, wird dabei von der Gemeinschaft festgelegt, die sich um es kümmert – mindestens die Mitglieder dieser Community, oft aber auch viele andere, im Falle von Freier Software und anderen Formen Freien Wissens sogar die ganze Welt. Und Gemeingüter sind nicht einfach da, sondern müssen entwickelt und gepflegt werden.

Der Ausdruck Peer-Produktion bezeichnet die freiwillige Kooperation zwischen Gleichberechtigten (englisch „Peers“) die zu einem gemeinsamen Ziel beitragen. Man kooperiert mit anderen also nicht, weil man Geld verdienen möchten oder von irgend jemand dazu gezwungen wird, sondern weil man dasselbe Ziel (oder ein ähnliches Ziel) wie die anderen hat. Deshalb macht es Sinn, sich mit anderen zusammen zu tun, ohne dass es einen externen Anreiz wie Geld oder Zwang bräuchte.

Die commonsbasierte Peer-Produktion bringt beides zusammen: Peer-Produktion, die auf Gemeingütern aufbaut und die ihrerseits neue Gemeingüter herstellt oder die vorhandenen Gemeingüter weiterentwickelt und pflegt. Der Übergang zwischen beidem – Neues hervorbringen und Vorhandenes erhalten – ist dabei fließend.

Beispiele für Peer-Produktion

Eins der ältesten und bekanntesten Beispiele für commonsbasierte Peer-Produktion ist die Freie Software. Freie Software ist ein Gemeingut – gemäß den Regeln der Community darf sie jede/r nutzen, und jede/r darf sich an ihrer Weiterentwicklung beteiligen. Man ist also nicht auf die bloße Nutzung beschränkt, sondern kann immer auch selbst aktiv werden, sich selbst um die Verbesserung und Weiterentwicklung der Software kümmern.

Zu den bekanntesten Freien Softwareprojekten gehört Linux, das Freie Betriebssystem. Nach Microsoft Windows und Apple Mac OS steht Linux auf Platz 3 der am häufigsten benutzten Betriebssysteme. Bei vielen Endnutzer/innen ist es vergleichsweise unbekannt, doch auf Webservern und anderen Rechnern, die dauerhaft zuverlässig laufen müssen, ist Linux sehr weit verbreitet. Linux basiert seinerseits auf dem GNU-Projekt – das Projekt, das die Bezeichnung „Freie Software“ erfunden und definiert und das Selbstverständnis der Freien-Software-Community sehr stark geprägt hat. Daneben gibt es noch eine andere wichtige Familie Freier Betriebssysteme, die nicht auf dem GNU-Projekt basieren, nämlich die BSD-Systeme.

Dazu kommen hunderttausende von Anwendungsprogrammen, die auf den unterschiedlichsten Betriebssystemen laufen. Zwei der bekanntesten davon sind der Webbrowser Firefox, der in Deutschland ähnlich erfolgreich ist wie der MS Internet Explorer, sein großer Konkurrent, und das E-Mail-Programm Thunderbird – beide werden vom Mozilla-Projekt entwickelt. Aber wo immer man guckt, ob zur Bearbeitung von Grafiken, Audioaufnahmen oder Videos, Programmiersprachen, jede Art von Internetsoftware, auch einige Spiele – in jedem Bereich, der Leute genügend interessiert, dass sie sich zur Entwicklung Freier Software motiviert fühlen, entstehen Freien Programme.

Was in den 1980er Jahren mit der Freien Software begann, hat um die Jahrtausendwende herum auf andere Arten von Inhalten übergegriffen. Das bekannteste und größte Projekte für Freie Inhalte ist die Wikipedia, die Freie Enzyklopädie, die nicht nur eine der zehn beliebtesten Websites im Internet ist, sondern auch von Hunderttausenden von Nutzer/innen mehr oder weniger aktiv weiterentwickelt wird. Diese nutzergetriebene Enzyklopädie hat herkömmlichen Enzyklopädien wie dem Brockhaus und der Encyclopaedia Britannica und proprietären digitalen Lexika wie der Microsoft Encarta inzwischen weitgehend das Wasser abgegraben.

Für die Wikipedia und andere Freie Inhalte werden meist Creative Commons-Lizenzen verwendet. Die Idee von Creative Commons war es, das Lizenzmodell, das für Freie Software funktioniert, für andere Inhalte anzupassen – Texte, Musik, Filme und so weiter. Dabei bietet das Projekt eine ganze Familie von Lizenzen zur Auswahl an: ein Baustein, den man nutzen kann oder auch nicht, ist das Copyleft, das später noch Thema sein wird; ein anderer Baustein ist, dass sich die Autor/innen entscheiden können, ob sie kommerzielle Nutzungen zulassen oder nicht (bei Freier Software sind sie immer erlaubt). Ein weiterer Baustein ist, dass man sich entscheiden kann, ob andere das Werk nur in unveränderter Fassung nutzen und weitergeben können oder ob darüber hinaus auch Änderungen erlaubt sind – von Peer-Produktion kann man nur reden, wenn Änderungen zulässig sind, da andernfalls keine Beiträge anderer möglich sind.

Ein anderes großes Projekt ist OpenStreetMap, wo frei nutzbare Karten der ganzen Welt erstellt werden, in die alles eingetragen werden kann, was die Leute interessiert.

Denn gibt es das Filesharing, das per BitTorrent, eDonkey oder ähnlichen Netzwerkprotokollen stattfindet. Man teilt Dateien mit anderen. Das ist oft etwas brisant, weil die Urheber- bzw. Verwerter/innen dieser Dateien meist der Ansicht sind, dass ihre Inhalte nicht frei geteilt, sondern bei ihnen gekauft werden sollten. Aus Sicht der Leute, die bestimmte Dateien haben oder haben wollen, ist es dagegen eine sehr effiziente Methode, Inhalte mit anderen zu teilen – zu bekommen, was man haben möchte, und zu teilen, was einem gefällt. In vielen Fällen ist das Teilen auch unproblematisch, weil z.B. Kopien von Freien Softwareprogrammen wie Linux und OpenOffice oder von frei verfügbaren Filmen wie der Star-Trek-Parodie Star Wreck geteilt werden.

Beim Verteilten Rechnen tragen Leute die Rechenkapazität ihrer Computer zu einem gemeinsamen Projekt bei. Das erste solche Projekt war SETI@home, wo das gemeinsame Ziel die Suche nach Außerirdischen ist. Man wertet Signale aus dem All aus in der Hoffnung, auf Regelmäßigkeiten, auf von Lebewesen erzeugte Signale zu stoßen. Nachdem die US-Regierung das SETI-Programm einstellen wollte, haben sich Freiwillige gefunden, die wollten, dass die Suche weitergeht; daher läuft das Projekt heute auf den Computern von Millionen von Einzelpersonen und braucht keine teuren Großrechner mehr. Andere solche Programme (die man sinnvoller finden mag) laufen im medizinischen Bereich – da werden Medikamente gegen Krebs und andere Krankheiten gesucht.

Ein anderer Bereich ist die Sphäre der Blogs, die sogenannte Blogosphäre. Blogs sind von der Idee her Online-Tagebücher (deshalb der Name: Weblog oder kurz Blog). Einzelne oder kleine Gruppen von Leuten haben jeweils ihre eigene Website, ihr eigenes Blog, und schreiben dort über Dinge, die sie interessieren. Das an sich wäre noch keine Peer-Produktion, aber die Blogosphäre ist insofern interessant, als die Beteiligten da regelmäßig aufeinander verweisen und anderswo diskutierte Themen aufgreifen und weiterführen. Auf diese Weise wandern Themen von einem Blog zu anderen. So ist ein neues Medium entstanden, wo es keine einzelnen großen Medienhäuser gibt, die kontrollieren, worüber und wie berichtet wird, sondern wo viele Leute dezentral mitmachen und dazu beitragen, interessante Themen zu identifizieren und zu verbreiten.

Ein anderes Beispiel sind Freie Funknetze. Oft hat man ja heute drahtlosen Internetzugang (per WLAN). In Freien Funknetzen öffnen Leute ihre WLAN-Zugänge, so dass auch andere darüber online gehen können, wenn sie in der Nähe sind. Neben dem Zugang zum Internet können Freie Funknetze auch kleine autonome Netzwerke bilden, in denen die zusammengeschalteten Rechner miteinander kommunizieren können (wobei andere Rechner im Netzwerk die Daten weiterleiten, wenn zwischen Start- und Zielrechner keine direkte WLAN-Verbindung besteht). In Entwicklungsländern, wo es mancherorts kein Internet gibt, können die Leute direkt über solche autonomen Funk-Netzwerke innerhalb ihrer lokalen Gemeinde telefonieren oder Mails austauschen, ohne dafür Internetzugang zu brauchen.

Gemeinschaftsgärten (community gardens) sind eine Form der Peer-Produktion, die gar nichts mit der digitalen Welt zu tun hat. Leute suchen sich gemeinsam ein Grundstück, oft ein ungenutztes, verwildertes Grundstück in der Stadt, und legen dort einen Garten an. So entstehen kleine städtische Allmenden (Gemeingüter), die allen offen stehen und von Freiwilligen gestaltet und gepflegt werden.

In anderen Projekten geht es darum, dass man Dinge weitergibt, die man nicht mehr braucht. Beispielsweise ist die Idee des BookCrossing-Projekts, Bücher, die man gelesen hat und nicht mehr braucht, freizugeben, sie „wandern“ zu lassen in der Hoffnung, dass das Buch neue interessierte Leser/innen findet.

Gründe für Peer-Produktion

Peer-Produktion funktioniert also in vielen Bereich sehr gut, aber warum ist das so? Das hat vor allem in der Anfangszeit, als Freie Software bekannt wurde, einige Verwirrung ausgelöst, denn die Beteiligung an Peer-Produktion widerspricht dem gängigen Modell des Homo oeconomicus. Da ist die Annahme, dass man Dinge tut, um Geld zu verdienen oder weil man sich davon materielle Vorteile verspricht, wobei der Vorteil des einen meist als Nachteil der anderen gesehen wird. Manche der an Peer-Projekten Beteiligten passen gut in dieses Schema – es gibt Firmen, die mit Freier Software Geld verdienen wollen, indem sie z.B. Dienstleistungen rund um die Software verkaufen, und die sich deshalb an der Entwicklung der Software beteiligen. Oder eine Firma nutzt eine bestimmte Freie Software selbst und beauftragt deswegen Mitarbeiter/innen, sie anzupassen und weiterzuentwickeln. Aber damit lassen sich längst nicht alle Beteiligten erfassen – bei Wikipedia wird praktisch niemand für die Teilnahme bezahlt; bei Freien-Software-Projekten ist der Anteil der unbezahlt Mitarbeitenden unterschiedlich, mal sind’s die Hälfte, mal mehr und mal weniger. Die Frage ist: warum machen die das? Warum machen sie mit, wenn’s ihnen nicht ums Geld geht?

Wenn man Studien macht, warum sich Leute an Freier Software oder anderen Formen von Peer-Produktion beteiligen (z.B. Lakhani und Wolf 2005, Lehmann 2004), ergeben sich verschiedene Motivationen, die man in drei Gruppen zusammenfassen kann:

Erstens gibt es pragmatische Gründe: man beteiligt sich an der Produktion eines Gutes, das man haben möchte. Ich schreibe z.B. eine Software, die mir selber fehlt, die ich gern verwenden würde. Wenn ich die Software im Internet freigebe, schadet mir das jedenfalls nichts, und im besten Fall nutzt es mir, weil sich andere finden, die sich ebenfalls an der Entwicklung der Software beteiligen – dann kommen wir gemeinsam schneller zum Ziel. Noch besser für mich ist es, wenn ich eine Freie Software finde, die schon ungefähr tut, was ich brauche. Dann kann ich auf der Arbeit anderer Leute aufbauen und die Software so abändern, dass sie meinen Bedürfnissen entspricht. Sinnvollerweise werde ich die vorgenommenen Änderungen dann an die Leute weiterleiten, die sich um die Software kümmern, in der Hoffnung, dass sie sie übernehmen. Denn das erspart mir Arbeit, wenn eine neue Version der Software erscheint – andernfalls müsste ich bei jeder neuen Version den Patch (d.h. die Änderungen, die ich vorgenommen habe) selber wieder neu integrieren, sofern ich die Software weiterhin nutzen will. Aus ganz pragmatischen Gründen macht es für mich also Sinn, mich an der Weiterentwicklung der Software zu beteiligen.

Ein anderer Grund ist Spaß oder Befriedigung – man macht etwas, weil man es gerne macht. Linus Torvalds, der Gründer des Linux-Projektes, hat seine Autobiografie „Just for Fun“ genannt, also „Nur zum Spaß“. Mittlerweile verdient er Geld mit Linux, aber das war nicht seine anfängliche Motivation, sondern er hat das Projekt gestartet, weil er Spaß daran hatte, weil er es tun wollte. Viele Leute, die zur Wikipedia beitragen oder Freie Software schreiben, machen das aus Spaß an der Sache, aus Lust am Tun.

Eine dritte Art von Gründen sind ethische Gründe. Richard Stallman, dem Gründer des GNU-Projekts, ging es darum, „seinen Nachbarn helfen“ zu können (vgl. Stallman 2002, insb. Kap. 1). Er sagte sich: wenn ich Software schreibe, will ich sie nicht nur verkaufen, ich will sie auch weitergeben dürfen, um anderen helfen zu können. Deshalb will ich nur Software schreiben, die das erlaubt, und zwar nicht nur mir, sondern auch allen anderen. Deswegen hat er auch die Lizenzmodelle für Freie Software erfunden, die festschreiben, dass jede/r die Software weiterentwickeln und weitergeben darf. Denn er fand es inakzeptabel, dass man, wenn man z.B. eine Windows- oder MS-Office-Kopie hat, seinen Nachbar/innen offiziell nicht helfen darf. Wenn man solche proprietäre Software an seinen Nachbarn weitergibt, weil der sie auch gerne hätte, dann macht man sich strafbar; wenn man sie nicht weitergibt, ist man ein Arschloch, das seinen Nachbarn nicht hilft. Wie man’s macht, macht man’s falsch. Um dieses Dilemma aufzulösen, muss es Software geben, die man weitergeben darf, so dass man seinen Nachbarn helfen kann, ohne dafür in die Bredouille zu geraten. Das war Stallmans ethische Motivation.

Wenn man Leute fragt, warum sie sich an Freien Projekten beteiligen, ist eine häufige Antwort: „Ich möchte der Community etwas zurückgeben.“ Also die anderen haben mir Gutes getan, deshalb möchte ich selbst auch mal etwas für die anderen tun. Das ist für viele Leute ein Grund – und zwar ein ethischer Grund, auch wenn man darüber nicht weiter nachdenkt –, sich an Peer-Projekten zu beteiligen.

Literatur

[Zweiter Teil]

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