re:publica — Scheitern am Geld
Ist die re:publica07 finanziell gescheitert? — Nee, ganz im Gegenteil, waren ja sehr viele Leute da. Und alle waren begeistert. Klar, da wird ein bisschen genörgelt über die Nicht-Debatte. Aber sonst?
Dabei gab es ein Thema, das mühevoll zur einer Scheinkontroverse hochschwadroniert werden sollte: Werbung in Blogs, ja oder nein. Aber irgendwie funkionierte es nicht. Trotz des Moderator-Flehens wollte niemand, weder Publikum noch Podium, gegen Werbung reden. Vielleicht sind die Fundis einfach nicht zur re:publica gekommen. Im Folgenden versuche ich den Gründen nachzuspüren, warum nach meinem Empfinden die re:publica am Geld gescheitert ist, und zwar am Thema Geld und Geldlogik.
Ein Fetisch ist nicht diskutierbar
Das Zähnekappern war im großen Saal mit Händen zu greifen. Bloggen ist ja so toll, aber wo bekomme ich meine Kohle her? Verzweifelt wurde ans SMS-Board gepostet: »Sagt doch endlich wie mit Bloggen Geld verdient werden kann«. Tja, einige werden es wohl schaffen und richtig abräumen — auf das der Mythos vom-Blogger-zum-Millionär neue Nahrung erhalte. Aber die Masse kann wohl kaum Hoffnung machen, auch nur die Betriebskosten reinzuholen. Ist die digitale Bohème doch nur ein Prekariat 2.0?
Auf der re:publica schwebte der Fetisch wie ein unfassbarer Geist durch alle Veranstaltungen: Geld, Geld, Geld. Doch darüber gesprochen wurde nicht. Stattdessen ging es immer nur darum, wie man dran kommt. Geschäftsmodelle, Selbstvermarktung, Selbstverwertung, Selbstverwurstung. Aber immer schön unabhängig bleiben. Und ist nicht sowieso die Festanstellung die schlimmste Abhängigkeit, die man sich vorstellen kann? Also besser selbstverwursten als fremdverwursten. Besser? Anders?
Ein Fetisch ist nicht diskutierbar, ihm kann nur gehuldigt werden. Schließlich hängt das eigene Leben davon ab. Wir kommen nicht drum herum. Müssen wir uns also unterwerfen? In geradezu aggressiver Weise wurde jede leichte Berührung mit der Idee, dass das Geld und seine Logik selbst das Problem sein könnte, pathologisiert:
»Es kann nicht sein, dass Dinge immer verschenkt werden — das ist völlig krank.« (aus der Diskussion Bewegte Bilder).
Diese emotional vorgetragene Wortmeldung aus dem Publikum spiegelt die gesamte Konferenz wider:
- Es geht um den Geldfetisch, aber man kann nicht drüber reden.
- Im Netz gilt Kostenlosigkeit als Maßstab für virtuelle Produkte.
- Die Kostenlosigkeit gefährdet je meine Existenz als Produzent virtueller Güter.
- Das macht Angst.
- Das ist krank.
Ja, das macht Angst, und es macht krank. Jedoch nicht die Kostenlosigkeit ist das Kranke, sondern im Gegenteil die Tatsache, dass das Leben sich nur als Kostenfaktor denken lässt. Die Tatsache, dass Leben kostet, ist krank.
Geld als Natur
Geld ist da, Geld ist Natur, ohne Geld kein Leben. Scheinbar. Darüber gibt’s nichts zu reden. Scheinbar. Wenn es regnet, kann ich jammern, aber ändern kann ich es ja doch nicht. So ist das mit Naturdingen. Besonders anstrengend sind dann solche Leute zu ertragen, die mit einem rebellischen Impetus, Unterwerfung einfordern und vermeintliche Tabus brechen, um endlich mal die Wahrheit sagen: »Leute, es regnet, stellt euch drauf ein.« Auf diese Art von Rebellentum kann man dann wieder ein Marketingkonzept setzen, sich selbst vermarkten und demonstrieren: Es geht doch. Das ist hübsch selbstreferenziell, die zu brechenden Tabus gehen nie aus. Q.e.d.
Keine Denunziation, doch Denunziation
Schreibe ich hier einen wohlfeilen Denunziationsbericht? Trifft nicht zu, was Don in der re:publica-fanzine schrieb:
»Interessanterweise habe ich den Eindruck, dass die Kritik daran, dass manche Blogger ihre Arbeit vermarkten, oft von jenen kommt, die in einem festen Arbeitsverhältnis stehen.« (Blogs & Werbung, S. 5)
Ups, ich stehe in einem festen Arbeitsverhältnis. Aber ich habe nur eine 0,4 Stelle, schon vor längerer Zeit mal durchgesetzt, mir reicht das. Darf ich jetzt noch kritisieren? Was kritisiere ich überhaupt? Was macht der Don hier eigentlich für einen merkwürdigen Gegensatz auf? — Das ist so einer der schwer zu ertragenden Ich-sag-euch-mal-die-Wahrheit Aussagen, der einen künstlichen Gegensatz entlarvt: Feste gegen Freie. Wie blöd.
Es mir nicht darum, irgendeine Form des Umgangs mit den uns drangsalierenden Zwängen zu denunzieren. Es ist doch total Wurscht, in welcher Weise ich dem Zwang nachkomme, dass ich zum Leben irgendwie an Geld rankommen muss: Ob als abhängig Beschäftigter, Selbstangestellter, Unternehmer, Hartz-4-Empfänger, Erbschleicher oder sonst was. Nicht Wurscht ist dabei natürlich das Level an Lebensqualität, was am Ende dabei rauskommt.
Was denunziert gehört, ist die Tatsache, dass es einen solchen Zwang zur Unterwerfung unter die Geldlogik gibt. Diese Denunziation ist dabei unabhängig davon, ob ich die Zwangslogik heute oder morgen abschaffen kann. Aber um mit ihr halbwegs verträglich umgehen zu können, um gar partiell Alternativen sichtbar machen zu können, muss der Fetisch als solcher denunziert werden. Und darüber kann man dann reden, auch wenn es schwer ist.
Was ich stattdessen auf der re:publica erlebt habe, ist eine einzigartige große Anstrengung, sich dieses scheinbar Unsagbare vom Leib zu halten. Und ich muss zugeben, dass ich ja selbst in den Verstaltungen saß und wie gelähmt war und dachte: »Das kann doch nicht wahr sein. Wie kannst du das auch nur ansatzweise irgendwem vermitteln, was gerade hier untergründig abgeht? Du kannst doch den Leuten nicht den Boden unter den Füßen weg ziehen, und dir besser auch nicht. Dabei ist die Panik in den Augen ablesbar.« Und dann sagt der Retro-Design-Punk doch glatt: »Ich mach‘ Euch alle reich« — abgedruckt in dem o.g. Fanzine auf der Zitateseite vor dem Hintergrundbild einer Hauswand, auf der steht: »todo para todos« — Alles für alle. Haha, ja, mit Selbstironie geht es dann doch irgendwie, nicht wahr?
So. Wird damit verständlich, warum die Frage, ob ein Blog Werbung haben darf oder nicht, bloß scheinbar so wichtig ist? Und warum keiner wirklich darüber streiten mag? Und warum auch die Fundis nur auf der anderen Seite der selben Medaille sitzen? Und warum mir auch gerade keine »Lösung« einfällt?
Ganz grandioser Artikel. Danke. 🙂
keine schlechte analyse. allerdings möchte ich einwenden, dass ich zweifel habe, ob eine bloggkonferenz (zumal, wenn sie das erste mal in solcher grösse – in deutschland – stattfindet) der richtige rahmen für eine grundsatzdebatte „Zwang zur Unterwerfung unter die Geldlogik“ ist? die re:publica war nicht als sozialforum gedacht, um es mal überspitzt zu formulieren.
was mir vor allem in den kopf kam, als alle wie gebannt darauf warteten, das patentrezept zu hören: es ist doch ein legitimes interesse, seinen lebensunterhalt zu verdienen – und wenn es dann noch mit etwas funktioniert, was einem spass macht, wäre das natürlich nicht so schlecht. gerade in berlin, mit vielen arbeitslosen oder nicht sicherenden beschäftigungen scheint es logisch, dass die leute nach vorbildern suchen, um ruhiger schlafen zu können.
klar, du nennst das genau den fetisch, den es zu benennen gilt. richtig. aber der hat mit bloggen und bloggern nichts zu tun. das hätte auch ein kongress von webdesignern oder theaterschauspielern sein können.
@sabbeljan: Na ja, der Fetisch hat mit allem und jedem zu tun, und deswegen redet keiner drüber. Das ist schon paradox. Dass das bei den Blogger/innen so mit Händen zu greifen war, ist, glaube ich, kein Zufall.
Lebensunterhalt verdienen ist nicht nur legitim, sondern Zwang. Wenn das Erzwungene mit Spass geht, ist es fein — bin ich sehr dafür. Nur glaube ich, dass das nie lange gut geht. Es kommt irgendwann zu einer Vermischung. Und wenn ich dann das Nette erzwungenermaßen tun muss, dann kippt das Ganze. Selbstentfaltung und Selbstverwertung sind als Widerspruch nicht auflösbar. Mir geht’s eigentlich erstmal nur darum, dass das klar wird. Dann kann ich mich auch viel besser dazu verhalten. Ab hier könnte man anfangen, drüber zu reden.
Wenn mich irgendwas extrem überrascht hat auf der re:publica, dann das Publikum während dieses Panels und der von dir und auch von mir diagnostizierte (und ja auch oft geäußerte) Wunsch nach irgendeinem Patentrezept zum Geldverdienen, am besten schnell. Da sitzt man auch als Vortragender mehr als verwundert da, ich glaube, das hat man auch gemerkt.
Ansonsten habe ich das Thema aber nicht so dominierend empfunden wie du, aber ich hatte sicher nochmal eine ganz andere Sicht auf die Konferenz und war eher darum bemüht, dass die Gäste sich wohl fühlen, meine Gespräche teilten sich in 10-Minüter auf. Gastgeber sein hat ja auch auf Parties nicht nur Vorteile. 😉
Was ich aber nicht verstehe: Warum hast du das, was du geschrieben hast, oder etwas ähnliches, nicht im Panel gesagt? Vielleicht ging es ja anderen wie dir?
Was das Lobo-Zitat angeht… ich hätte nicht gedacht, das irgendjemand auch nur ansatzweise ernsthaft glauben könnte, dass dieser Satz aus einem seriösen Gespräch stammt und nicht mit Hinblick auf die aktuelle Diskussion witzig verstanden werden werden muss. Ja, Selbstironie ist wichtig und (das geht nicht an StefanMZ, den Verfasser dieses durchaus teilweise spannenden Artikels, den ich nicht kenne, sondern einfach so in die weite Welt): Lobo nimmt sich lange nicht so ernst und wichtig, wie es einige seiner Kritiker tun. Die Tatsache, dass jedes Komma seiner Äußerungen oft zu geradezu hasserfüllten Reaktionen führt, ist auch eine Form von Fetisch und Angst und leider manchmal auch einfach kompletter Humor- und Spaßlosigkeit.
Danke für diese Meinung! Es gibt offensichtlich nicht nur Businesskasper.
Ich unterscheide ganz deutlich zwischen Menschen, für die das Konferenzthema Sprungbrett in bessere oder überhaupt erst bezahlte Arbeitsverhältniss ist (Nix wie los!) und den Anderen, die Arbeit haben, aber ihre 20Byte unebdingt versilbern wollen. Aus Sucht.
Jaja, der Rückzug auf die Ironie Bauart Berlin Mitte, und schuld sind die, die es nicht erkennen.
Eine meiner ersten Lektionen im Radio was „Forget Irony“, und wenn Lobo schon damit wirbt, dass er und Adical die Blogger verstehen, nun… Klowände des Internets war sicher auch nur ironisch gemeint. Am Ende ist alles Ironie, und der ganze Lobo so flexibel wie ein Pudding, den man an die Wand nageln will. Blöderweise sieht es für den Pudding so aus, als hätte man für ihn passende Nägel gefunden.
Hasserfüllt würde ich noch nicht mal sagen. Lobo hat mehrfach in Folge den Elefanten im Porzelanladen gegeben, nicht weiter reagiert, als es brannte, und jetzt soll alles nicht so gemeint gewesen sein. Wie schon bei den Zahlen, und überhaupt.
Wie wäre es zur Abwechslung mal mit etwas Ernsthaftigkeit? Meinjanur 😉
Neid, Hass, ach johnny… *kopfschüttelnd ab*
Als Stefan letztens so freundlich war, Dein Gerede, TKP von 20 bis 60 Euro seien „absolute Mondpreise“, mit einem „Entweder hat Don Alphonso Unrecht…“ davonkommen zu lassen und nicht, wie bei Dir üblich, mit einer Hysterie wie eine 14-jährige, die zum ersten Mal Bill von Tokio Hotel die Hand schütteln darf, zu geifern „DON, DER LÜGNER, LÜGT, denn ich bekomme sehr wohl diese TKP bezahlt „, da dachte man, jetzt kommt der souveräne Alphonso gleich um die Ecke und kommentiert irgendwas. Aber weit gefehlt, man wartet bis heute, scheinbar sind die Aussagen über die Zahlen nicht so gemeint gewesen. Bzw, hat der Don eventuell in Lobo endlich den Antipoden gefunden den er so lange gesucht hat, den Bizarro-Don aus der Gegenwelt? Der, der sich selbst nicht so ernst nimmt, wie der Don ihn, sich selbst und alles andere doch so arg ernst nimmt, bis hin zum Wunsch, dem anderen die „Fresse mit schweren Eisenhämmern einzuhauen“? (Prolet der er tief in seinem Herzen immer sein wird.) Der, der mal New Economy war, wo doch heute nur noch der Don mit seinem kleinen Werbebanner für sein Buch versucht, irgendwie von der New Economy zu profitieren?
Meinjaauchnur
Bzw., was ich eigentlich sagen wollte: Diese Sache mit der eingeschlagenen Fresse liest sich für jemanden, der Dich nicht kennt, beinahe wie eine Aufforderung zu einer Straftat, vor allem, weil Du sie an anderer Stelle noch einmal etwas schärfer und ohne den pseudohistorischen Aspekt wiederholt hast. Für deine Jünger, also zum Beispiel Deine beiden Freunde von F!xmbr, die sich selbst so lieb haben, dass sie sich gegenseitig täglich in ihrem eigenen Blog in den Kommentaren abfeiern, mag das ganz anders aussehen. Die lesen Dich seit langem, manche von ihnen kennen Dich bestimmt persönlich und denken: „Ach, so ist er halt, in Wirklichkeit ruft er gar nicht zu schwerer Körperverletzung auf, er formuliert halt ein bisschen scharf!“ Und wenn man Dich dann darauf festnagelt, möchte ich wetten, dass Du nicht mit dem schweren Eisenhammer in Berlin stehen wirst.
@johnny:
Ich hab mit mir gerungen und mich dann doch nicht getraut. Alle geierten nach nem Patentrezept, und da sollte ich auf eine Metaebene gehen und im Grunde das Geiern in Frage stellen? Ich hätte sofort den ganzen Saal plus Podium aufm Hals gehabt — befürchtete ich wenigstens. Letztlich fehlt mir wohl die Coolness, ironische Selbstreferenzialität und Ignoranz, um derartig als Spassbremse aufzutreten. Vielleicht mache ich ja einen Vorschlag für die RP08, das Thema geht nicht verloren.
Erstmal einen riesendicken Dank an Stefan, für seine Diskussionsbeiträge! Diese Formulierung von ihm finde ich sogar extremst pointiert und gut, so sehr, dass sie meiner Meinung nach z.B. in jedes Buch übers Bloggen gehört. Ich bin ehrlich begeistert. Ich verstehe Johnny, dass er sowas auch gerne auf der Konferenz gehört hätte.
Wildwüchsige Diskussionen passen aber eher in Blogs denn in Bloggerkonferenzen. Dort das Gruscheln, hier der Diskurs. 😉 Im Ernst, ich tippe, dass man zuerst die Diskussion in den Blogs benötigt, bevor man sie auf einer Bloggerkonferenz abbilden kann.
Wenn Johnny – an mich gerichtet – von seinem Eindruck „kompletter Humor- und Spaßlosigkeit“ erzählt, so würde ich das „kompletter“ streichen, und Johnny ansonsten Recht geben. Ich bin auch nur ein Mensch mit Mängeln, nun, und Humor, sorry, das ist nicht meine starke Seite. Dass Johny oft einen guten Punkt macht, überhaupt gut beobachtet, gut schreibt: Das macht Johnny zu einem guten Blogger. Ich finde, das sollte auch mal gesagt sein, damit die Diskussion keine Schieflage bekommt.
Eine andere Sache ist es, finde ich, von „hasserfüllten Reaktionen“ zu sprechen, um die Kritiker in eine Ecke zu drücken. Abgesehen davon, dass ich diesen Umgang mit Kritik sehr unprofessionell finde, sorry: Diskussionen in Blogs waren schon immer etwas kantiger, schon immer Johnny, aber ich finde es wirklich erstaunlich, wie schnell ggüber Kritikern von „Hass“ und „Blutrausch“ gesprochen wird und derlei mehr.
Das mag damit zu tun haben, dass man selbst nicht gern im Zentrum der Kritik steht, (*hihi*: da ist sie ja schon wieder,… die Humor- und Spaßlosigkeit) und insofern hat das für meine Begriffe auch ganz gewaltig mit dem Thema zu tun, nämlich, was dieses Kommerzding aus der Blogosphäre macht.
Es verändert sich etwas.
Brodmeier, reden wir mal über die Übersetzung von „Ambush Marketing“, und dann reden wir darüber, warum ich der Meinung bin, dass Werber und ihr Produkt Werbung eines besseren Rufes erfreuen könnte – und warum man sich durchaus Abwehrstrategien gegen deren hinterhältigen Terror überlegen darf, solange es ihnen nicht peinlich ist, mit solchen Begriffen ihr tun zu benennen.
Alphonso, ich glaube, wir sind da nicht so sehr weit auseinander und wir können uns auch gerne über Ambush Marketing unterhalten, aber im Falle adical, mit den Betreibern aus dem Umfeld Spreeblick und Riesenmaschine halte ich es doch für verfehlt, davon zu sprechen. Nimm noch den sehr geneigten Niggemeier mit ins Boot und das hast das genaue Gegenteil von dem, was man in der (sowieso nicht existenten deutschen) Blogosphäre als „Trittbrettfahrerei“ bezeichnen würde.
Was ich da weiter oben meinte, ist vielmehr: Lobo arbeitet mit Buzzwords, natürlich, denn er ist Werber. Du arbeitest mit Buzzwords, natürlich, denn Du bist Werber. Für Dich, bzw, für die Marke „Don Alphonso“. Und wo Lobo von „Nordkorea“ und „Zero Trollerance“ spricht, sind es bei Dir halt die „JoHournalisten“, „Anja-Tanjas“ und die „PR-oleten“. Beides lustig, beides wird, wie damals das „Danke Anke“ bei der Wochenshow von den Jüngern mit- und nachgeplappert, so lange bis es halt langweilt. In der Zwischenzeit – während des Hypes – versucht jeder von euch, das Bestmögliche daraus zu machen. Du verkaufst Deine Marke, die Du Dir über Jahre aufgebaut hast mit gutem Recht, als Redner, Vortragender oder Lesender, wie Du auch in Deinem Blog verlautbarst. Lobo versucht, mit seiner Marke über dreißig andere Blogs finanziell besser zu stellen. Du arbeitest für Don Alphonso, Lobo arbeitet für Lobo und dreißig andere. Und beide denkt ihr, dass ihr Recht habt und Gutes tut. Das Leben schlägt oft Kapriolen.
Blödsinn. ich lehne fast alle kommerziellen Auftritte ab. Die einzige Ausnahme der letzten Zeit war der Auftritt bei der Handelsblattlesung, und die hatte mit der Blogbar nichts zu tun, sondern mit meinen literarischen Texten bei Rebellen ohne Markt. Lesungen finanziere ich ansonsten selber, und weder Unis, noch der evangelische Kirchentag noch das ZKM tragen demnächst mehr als die Fahrt- und anderen Unkosten. Wenn ich den Eindruck habe, dass die Veranstalter nicht ok waren, leiste ich mir den Luxus, alles selbst zu bezahlen, um nicht den Eindruck zu erwecken, ich wäre denen zu irgendwas verpflichtet oder käuflich. Ich zahle meine Drinks selber.
Ich bin Journalist. Ein alter, altmodischer Journalist mit Prinzipien und der Bereitschaft, ein Thema so lange zu reiten, bis die andere Seite den Weg der Schmerzen geht. Ich drängle mich nicht auf Podien, Medienberichte und Reaktionen sind mir wurscht, weil ich als Journalist deren Nullwert kenne, und wenn ich irgendwas nicht bin, dann ist es Werber oder PRler. Und es heisst Johurnaille. Nicht JoHournalisten.
Lobo ist Werber. Ist zwar fies, das zu sagen, aber gut. Warum nicht. Sagt er selber ja auch.
Oh, dann muss ich hier um Entschuldigung bitten, da habe ich wohl schlampig recherchiert, bzw, dieser Absatz in Deinem Disclaimer
„Anders sieht es aus, wenn Leute eingeladen sind, von denen ich weiss, dass sie nicht unerhebliche Summen für das Absondern ihres Unsinns verlangen. In solchen Fällen bin ich mindestens genauso teuer“
ist entweder von Deinen lauteren Absichten überholt, oder wegen Mangels an Buchungen obsolet.
Das Gehacke um Adical interessiert mich weniger — noch seltsamer fand ich allerdings die Fragen nach dem wundervollen (wenn auch etwas von ausfallender Technik geprägten) Vortrag von Aram Bartoll, die sich ausschließlich darauf beschränkten, wie man denn mit Kunst Geld verdienen kann.
Manuelle Trackbacks gelten in Blogistan inzwischen teils als unfein (als Werbung), ich mache es ->hier trotzdem, denn immerhin fingen die dazu führenden Reflektionen bei Keimform an.
Dass nun – ausgerechnet hier – ein Vertreter des „Schmarotzermarketings“ (ts-ts: was es nicht so alles gibt: Ambush Markteting) aufschlägt, um dem bösen Don ans Bein zu pissen, hat vermutlich auch mit Fetischisierung zu tun. Schmarotzen ist eine Form der Geldlogik. Nunja. Den Werbercomment von 03:31 Uhr empfehle ich aus Hygienegründen zu löschen, auch wenn mir scheint, dass man dem Werber bessere Zeiten, etwas mehr seelisches Gleichgewicht und dazu persönliches Glück wünschen sollte.
Ein aktueller Fall von „Scheitern am Geld“: Deutschlands mutmaßlich meistverlinkter Blogger versucht den Ausverkauf per eBay: 1 2 3 4
5. Derzeit ist der Mindestverkaufspreis allerdings noch nicht erreicht, aber jedenfalls gibt’s viel PR 😉