Schlagwort: wissenschaft

Bundesrat mag keinen Open Access

Der Bundesrat hat sich laut Heise-Meldung gegen reine Open-Access-Modelle beim wissenschaftlichen Publizieren ausgesprochen — Open Access könnte die klassischen (und inzwischen ultra-teuren) privatwirtschaftlichen Fachzeitschriften bestenfalls „ergänzen“:

Die Länderchefs betonen in ihrer Stellungnahme zur Mitteilung der EU-Kommission über wissenschaftliche Informationen im Digitalzeitalter dagegen, dass dieser Ansatz „in einem Spannungsfeld mit dem Schutz des geistigen Eigentums“ stehe und die Verwertungsrechte der Verlage gefährden könne. Die traditionellen Publikationsinstanzen hätten eine zentrale Rolle im wissenschaftlichen Informationssystem. Sie stünden dabei in ständigem Wettbewerb um Autoren und Leser, was letztlich die hohe Qualität der wissenschaftlichen Veröffentlichungen sicherstelle. Open Access könne so allein einen „ergänzenden Weg der Wissensvermittlung“ bei Forschungsergebnissen darstellen.

Nun ja, ein deutsches Gegenstück zu First Monday gibt es bislang nicht, und bei der Haltung wird sich daran auch in Zukunft nichts ändern.

Und was sagt uns das? Dass Politiker/innen keine Wissenschaftler/innen sind, und keine Ahnung haben, welche Probleme sich im Wissenschaftsbetrieb stellen und wie die Qualitätssicherung durch Peer-Review funktioniert? Dass die Politik im Kapitalismus sehr gut dazu geeignet ist, die Interessen der deutschen (oder auch der internationalen) Wirtschaft zu vertreten, aber (aus strukturellen Gründen) zu wenig sonst? Dass die Wissenschaftsverlage effektivere Lobbyarbeit betrieben haben als die Wissenschaftler und Open-Access-Befürworter/innen?

Vermutlich alles zusammen 😉

Elsevier akzeptiert Open Access

Auch die Global Player sind irgendwann dran: Elsevier, einer großen proprietären Wissenschaftsverlage, akzeptiert die erstmals das Einstellen in einem Open-Access-Archiv — sechs Monate nachdem der Artikel als Druckfassung erschien. Diese Vereinbarung schlossen das Howard Hughes Medical Institute und Elsevier für das PubMed Central Archiv mit Wirkung ab September 2007.

Elsevier hat mit seiner aggressiven Preispolitik — »Die Journalbranche hat Gewinnraten wie der Waffen- und Drogenhandel« (Gerhard Fröhlich, Universität Linz, vgl. Freie Netze – Freies Wissen) — nicht nur die Zeitschriftenkrise im Bibliothekswesen mit verursacht, sondern sich selbst auch das erste kleine Sargnägelchen zurechtgehämmert: Der Weg zu Open Access Global ist vorgezeichnet — auch wenn er noch weit ist.

Reblogged from Science Commons Blog.

Hintergrundartikel 1: Die Farbenlehre des Open Access

Hintergrundartikel 2: The Access/Impact Problem and the Green and Gold Roads to Open Access

The Joy of Science

Bezugnehmend auf Stefans letzten Beitrag hier eine Fundsache: Zuska lehrt sich selbst „feministische Theorie und die Freude an der Wissenschaft“. Sie hat einen Lehrplan entwickelt und berichtet uns jede Woche von ihren Fortschritten.

Was hat das auf Keimform.de zu suchen? Davon abgesehen, dass ich das fuer eine charmante Idee halte, koennte das Wundern ueber die mangelnde Freude von Frauen an der Selbstentfaltung via FOSS ja vielleicht tiefer greifen.

In diesem Zusammenhang bin ich heute auf einen Beitrag auf der Mailingliste nettime gestossen, der fuer mich die tiefst moegliche Skepsis gegenueber freier Software als Keimform formuliert. Aber eins nach dem anderen. Der Autor schreibt:

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Wissenschaft als Begreifen-wollen

In Sabine Nuss‘ Blog gibt es anlässlich eines Marx-Zitats einige Überlegungen zum Ziel und Anspruch von wissenschaftlicher Arbeit:

Zweifel und Zagheit, die beim Eingang in die Wissenschaft zu „ertöten“ sind, beziehen sich auf den Umgang mit den Ergebnissen der Analyse: sind sie Ergebnis ernsthafter Forschung, so müssen sie auch vertreten werden, egal wie viele Vorurteile der „öffentlichen Meinung“ oder der „herrschenden Klassen“ verletzt werden.

Vorurteile existieren aber auch bei der Linken, auch dort geht es nicht selten darum, sich liebgewonnene Beurteilungen der Verhältnisse durch eine Analyse bloß nicht kaputt machen zu lassen. Demgegenüber betont Marx an einer späteren Stelle des „Kapital“, dass es ihm gerade nicht um eine Kritik geht, „welche die Gegenwart zu be- und verurteilen, aber nicht zu begreifen weiß.“ (528, Fn. 324). Ohne ein „Begreifen“, das sich eben nicht vor seinen Resultaten fürchtet, egal wie sie ausfallen mögen, ist eine wirkliche Kritik schlechterdings nicht möglich!

Das ist es wohl, was die Wissenschaft und generell jede Suche nach Erkenntnis ausmacht: es geht darum, die Dinge möglichst gut verstehen zu wollen; sich darum zu bemühen, sie so zu begreifen, wie sie sind (nicht wie man sie gern hätte). Leider scheint das auch bei „Linken“ und „kritischen Geistern“ manchmal in Vergessenheit zu geraten…

Forschungsprojekt »Keimform« gestartet

Kann man »Keimformen« erforschen? Ja, aber dann müssen wir zunächst mit dem Begriff »Keimform« anfangen – meinen Annette Schlemm, Uli Weiß und Stefan Meretz (yes, that’s me!). Das Forschungsprojekt wird bei open theory gehostet, drei Texte sind bislang erschienen: