Schlagwort: philosophie

Kontrovers diskutieren, aber bitte nicht wirklich

re:publica08Langsam bin ich schon von der re:publica08 genervt, bevor ich überhaupt da war. Dabei habe ich keine Lust, irgendwem den Spaß zu verderben. Aber die folgende Geschichte macht mir keinen Spaß.

Letztes Jahr schwebte die Frage, wie ich mit meinem Blog Geld machen kann, als Hidden-Agenda über den Veranstaltungen. Das war mal mehr, mal weniger spürbar — jedenfalls aus der Perspektive eines Teilnehmers, der die Stimmung im Publikum gespürt und ein paar Gespräche geführt hat. Explizit kam es dann hoch bei der Veranstaltung zur Frage des »Geld verdienen mit Blogs«. Man kann das natürlich auch rundweg bestreiten, die Wahrnehmungen sind offensichtlich sehr unterschiedlich.

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Kritik und Keimform braucht Dialektik

Hegel und MarxMarx hätte ohne Hegel die »Kritik der politischen Ökonomie« — so der Untertitel des »Kapital« — nicht schreiben können. Zu Lebzeiten hat sich Marx stets von Hegel abgesetzt, hat solche häufig zitierten Phrasen wie »vom Kopf auf die Füsse stellen« geprägt. Damit war für viele nachfolgende Generationen der Fall klar: Marx war der »Materialist«, Hegel der »Idealist«, Marx wollte »die Welt verändern«, Hegel nur »interpretieren«, Marx war der reifere Denker, Hegel der frühere und damit unreifere Philosoph. Kurz: Mit Hegel zu beschäftigen lohnt nicht, lieber gleich den Marx nehmen — oder keinen von beiden.

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Tier werden, Schwarz werden, Frau werden.

Schwarz werden, Tier werden, Frau werden.So lautet der Titel eines Buches von Gabriel Kuhn. Der Untertitel lautet „Eine Einführung in die politische Philosophie des Poststrukturalismus“. „Post was?“ Wer so reagiert sollte vielleicht dieses Buch lesen. Ebenso kann man es allen empfehlen, die ihre Vorurteile – oder meinetwegen auch lange gepflegte Urteile – mal hinterfragen wollen. Meiner Meinung nach kann es nämlich keine halbwegs zeitgemäße Theorie geben, die die wesentlichen Erkenntnisse des Poststrukturalismus ignoriert. Man muß sie vielleicht nicht teilen, aber sollte dann zumindestens gut begründen können, warum man diesen Weg der Philosophie nicht teilt. Viele von den landläufig kursierenden Einschätzungen („Beliebigkeit“, „wirr“, …) halten dieser kompakten Einführung jedenfalls nicht stand.

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Sozialwirtschaft als Keimform?

Telepolis hat ein Interview mit dem Praxisphilosophen Horst Müller gemacht. Die Praxisphilosophie beansprucht die alte Grundfrage der Philosophie (»Materie vs. Geist«) zu überschreiten und die Welt — von der unbelebten bis zur menschlich-gesellschaftlichen Natur — vom Standpunkt der menschlichen Praxis zu denken. Dem Anspruch nach möchte sie Materialismus, Dialektik und »Utopistik« zusammenbringen, um damit die bloße Kritik zu überwinden.

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André Gorz ist tot

André GorzHeute wurde der Philosoph André Gorz zusammen mit seiner Frau Dorine tot aufgefunden. Sie lagen Seite an Seite, sie haben sich gemeinsam das Leben genommen. Dorine war schwer krank, André ist mit ihr gegangen. Mit »Brief an D.« hatte André eine späte Liebeserklärung an seine Frau verfasst, die kürzlich auch auf deutsch erschienen ist. Darin heißt es: »Jeder von uns möchte den anderen nicht überleben müssen.«

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Was ist eigentlich eine „Keimform“?

Blumentöpfe in prekärer LageOk, das zu beantworten ist ja unter anderem gerade Sinn und Zweck dieses Blogs. Es wäre also sehr vermessen, wenn ich das jetzt mal eben hier und jetzt beantworten würde. Aber ich will mal einen eigentlich ziemlich simplen Gedankengang darlegen, wie ich mir das zur Zeit vorstelle. Und unter uns: Nach über 100 Beiträgen sollten wir langsam mal anfangen 😉 Widerspruch natürlich sehr willkommen.

Um sich klar zu machen, was eine Keimform ist, sollte man sich drei Dinge klar machen:

  1. Was ist ein Keim?
  2. Was ist eine Form?
  3. Was verbindet beide in dem Begriff Keimform?

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Kreisch: Utopie!?

Vor über einem Jahr hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, an einen unwirtlichen Ort (Uni Hannover – schrecklicher Bau!) an einem unwirklichen Kongress teilzunehmen. Also, wehe jemand nennt mich nochmal „abgehoben“, den sperre ich zwei Tage in so einen Kongress! Na ja, es war halt seeehr akademisch. Die Kongressbeiträge sind nun in dem Buch Aufschrei der Utopie. Möglichkeiten einer anderen Welt erschienen. Darin auch ein Beitrag von mir, sprachlich adaptiert. Da fasse ich (für einschlägige Debattenzirkel) alt Bekanntes rund um Freie Software zusammen. Für die Kolleginnen und Kollegen beim Kongress war’s nahezu komplett neu, was begeisterte Zustimmung bis krasse Ablehnung hervorrief. Aber sonst waren die Leute sehr nett:-)

Wahrheit und Verantwortung(-slosigkeit)

Im Forschungsprojekt »Keimform« gibt’s einen neuen Text von Annette Schlemm zum »Wahrheitsanspruch von Wissen« – auch angeregt durch eine Diskussion über mentale Modelle einmal hier und zum zweiten hier. Reaktionen gibt es nicht nur in den Texten in Form von Kommentaren bei den Projekttexten, sondern auch außerhalb, zum Beispiel als Dorftratsch. Darum soll es in diesem Beitrag gehen.

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Dialektik im Neoliberalismus

Der BdWi – Bund demokratischer WissenschaftlerInnen – lud zur »Herbstakademie« ein, um sich 5 Tage lang in netter Umgebung mit einem alten, aber selten explizit verhandelten Thema zu befassen. Was aber ist eigentlich »Dialektik«? Wer zunächst einmal Aufklärung über diese Frage erwartete, um sich dann gut gerüstet den Gemeinheiten des Neoliberalismus zuzuwenden, sah sich enttäuscht.

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