Schlagwort: peer-economy

Produzieren ohne Geld und Zwang

¿Otros mundos posibles?[Versión en español]

Dieser Text ist mein Beitrag für die Konferenz „Andere mögliche Welten?“ (¿Otros mundos posibles?), die im Mai in Medellín (Kolumbien) stattfand. Alle Beiträge der Konferenz werden in einem Sammelband der Rosa-Luxemburg-Stiftung erscheinen, der Ende des Jahres in deutscher sowie in spanischer Sprache veröffentlicht werden soll.

Die Bewegung zum Commonismus

Stellen wir uns eine Welt vor, in der Produktion und Reproduktion bedürfnisorientiert zum Wohle aller stattfinden, organisiert von Menschen, die sich niemandem unterordnen müssen und sich freiwillig in die erforderlichen Tätigkeiten teilen. Ich nenne eine solche Gesellschaft Commonismus, weil ich glaube, dass darin die Commons, die Gemeingüter, eine wichtige Rolle spielen werden.

Man mag einwenden, dass eine solche Gesellschaft unmöglich sei, weil es sie noch nicht gab oder weil sie der Natur des Menschen widerspreche. Doch daraus, dass es etwas noch nicht gab, kann man nicht schließen, dass es unmöglich ist; und Argumente zur „Natur des Menschen“ übersehen, dass die Menschen nicht nur die Gesellschaft machen, sondern umgekehrt auch durch die Gesellschaft beeinflusst und geprägt werden. Ändern sich die Strukturen, ändert sich auch das Verhalten der Menschen.

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Conference on Other Possible Worlds

Conference flyer—click to enlargeI recently arrived in Colombia where I will take part in a conference that starts on 11 May in Medellín. The topic of the conference is “Other Possible Worlds? Construction of alternative policies from governments and social movements in Latin America” and it is motivated as follows (translated from original Spanish):

Why this workshop?

Recent years have been marked by multiple crises—of an economic, social, political and environmental nature. It is quite clear that the neoliberal model, based on fossil energy and consumerism, has reached its limits. Against this background it is more than reasonable to consider social and economic alternatives.

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Das gute Leben produzieren

Streifzüge Nr. 51 (zum Vergrößern klicken)[aus: Streifzüge Nr. 51]

Wenn wir über das gute Leben nachdenken, stellen wir uns ein Leben in Fülle vor – wo niemand Not leiden muss, wo es genug für alle gibt und jede/r seine oder ihre Bedürfnisse befriedigen kann. Aber geht das überhaupt? Scheitert die Möglichkeit eines Lebens in Fülle nicht zwangsläufig an der Endlichkeit der Erde? Und wo soll die Fülle herkommen? Kommt nicht vor den Freuden des Konsums die Mühsal des Produzierens, vor dem angenehmen „Reich der Freiheit“ das weniger erfreuliche „Reich der Notwendigkeit“? Um diese zwei Herausforderungen für die Vision eines guten Lebens für alle soll es im Folgenden gehen.

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Peer Produktion: Wie im Internet eine neue Produktionsweise entsteht

Beitragen statt tauschenDer folgende Artikel ist im WIDERSPRUCH – Münchner Zeitschrift für Philosophie, Heft 52 (2010) erschienen.

„Kreativ zu sein, ist eine inhärente Eigenschaft des menschlichen Geistes … Warum singt Figaro, warum schreibt Mozart Musik, die Figaro singt, warum erfinden wir alle neue Worte? Weil wir es können. Homo ludens trifft Homo faber. Die soziale Bedingung globaler Verbundenheit, die wir das Internet nennen, ermöglicht uns allen, kreativ zu sein auf eine neue und nie erträumte Weise. Wenn wir nur nicht das ‚Eigentum‘ dazwischen­funken lassen.“

So beschreibt der US-amerikanische Rechtsprofessor Eben Moglen (1999) das bemerkenswerte Phänomen, das Peer-Produktion genannt wird. Es hat die Art und Weise der Produktion von Software und Kulturgütern in den letzten Jahrzehnten kräftig durcheinander gewirbelt. Was ist das Geheimnis der Peer-Produktion, und wie weit reicht ihr Potential? Warum und unter welchen Umständen kommt es zur spontanen und ungezwungenen Kooperation gleichberechtigter „Peers“? Welche Bereiche der gesellschaftlichen Produktion wurden dadurch schon verändert, und wo stehen Veränderungen ähnlicher Reichweite bevor? Darum soll es im Folgenden gehen.
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Vom Strike Bike zum Free Bike?

Montage des Strike BikeDieser Artikel knüpft an Stefans Überlegungen zum Ende des »Strike-Bike« an:

Die Strike Bike GmbH hat Insolvenz angemeldet. Das Strike-Bike war zunächst der Soli-Hit, aber mit Solidarität lässt sich auf Dauer kein kapitalistisches Geschäft aufrechterhalten.

Tatsächlich bedeutet Solidarität im Falle von Verkäufer/Kunde-Beziehungen ja ganz konkret: „die Kund/innen sind bereit, mehr zu zahlen, damit die Verkäufer/innen ihr selbstorganisiertes Produktionsmodell aufrechterhalten können.“ Wäre das nicht nötig, müsste man nicht von Solidarität reden, die Kund/innen würden dann schon aus pragmatischen Gründen (günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis o.ä.) kommen und nicht nur aus Solidarität mit den Verkäufer/innen.

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Self-organized Plenty

Peers support each other[Eine etwas ausführlichere Version dieses Artikel gibt es auch auf Deutsch.]

This is a handout of the slides of the talk which I gave at FSCONS 2010. So far, a detailed written version of the talk exists only in German (1, 2, 3, 4), but I hope to prepare something similar in English in the foreseeable future.

The Emergence of Physical Peer Production

Commons-based Peer Production

Commons
Goods which are jointly developed and maintained by a community and shared according to community-defined rules.
Peer production
People cooperate voluntarily on an equal footing (as peers) in order to reach a common goal.
Commons-based peer production
Peer production which is based upon commons and which creates new commons or maintains and fosters the existing ones.

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Selbstorganisierte Fülle in Berlin

Das Informatikgebäude der FU Berlin (Public Domain, Quelle verlinkt)Am kommenden Donnerstag, dem 18. November um 18 Uhr (c.t.) halte ich an der Freien Universität Berlin (Hörsaal im Informatikgebäude, Takustr. 9) einen Vortrag über Selbstorganisierte Fülle:

Wie könnte eine Gesellschaft aussehen, wo die Bedürfnisse der Menschen (anstatt des Profits) bestimmen, was und wie produziert wird? Wo nicht mehr verkauft und gekauft wird? Wo also auch niemand gezwungen ist, die eigene Arbeitskraft zu verkaufen, oder arbeitslos und arm zu bleiben, falls dieser Verkauf scheitert? Wo es keinen Zwang zur Konkurrenzfähigkeit gibt, der einer/einem vorschreibt, wie man sich verhalten muss, wenn man (wirtschaftlich) überleben will? Wo Knappheit überflüssig wird und es keinen Grund mehr gibt, Ideen und Wissen geheim zu halten statt sie zu teilen?

Anfänge einer solchen Gesellschaft gibt es schon heute, denn in den letzten Jahrzehnten ist eine neue Produktionsweise entstanden, die auf Kooperation und Teilen beruht. Auf dieser Produktionsweise – Peer-Produktion genannt – basieren Freie Software (wie Linux und Firefox), die Wikipedia und die Freie-Kultur-Bewegung; sie steckt hinter Freien Funknetzen und Projekten wie SETI@home.

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Interview zu Peer-Produktion und selbstbestimmter Kooperation

Beitragen statt tauschenDer freiberufliche Autor Peter Plöger („Arbeitssammler, Jobnomaden und Berufsartisten“) arbeitet derzeit an einem Buch über Menschen, „die der kapitalistischen Wirtschaftsweise ein Schnippchen schlagen“. Dafür hat er mit mir ein Interview über Peer-Produktion und Peer-Ökonomie, über selbstbestimmtes Leben und die Hürden auf dem Weg zu einer kooperativeren Gesellschaft geführt.

Bis Peters Buch erscheint, wird es noch eine Weile dauern (Veröffentlichungstermin ist September 2011), aber mit seiner freundlichen Genehmigung veröffentliche ich die Interviewfragen und -antworten hier vorab. Wer informiert werden will, wenn das fertige Buch erscheint, kann sich bei pploeger ät freenet Punkt de melden.

Peer Production hat in einigen Punkten Ähnlichkeiten mit Tauschringen. Wie viel verdankt das Konzept älteren Ideen zu alternativen Formen der Ökonomie?

Ich denke dass eventuelle Ähnlichkeiten mit Tauschringen bei der Peer-Ökonomie, so wie ich sie in meinem Buch beschreibe, nur sehr oberflächlich sind. Bei Tauschringen muss ja jede/r für sich etwas machen, was sie oder er dann den anderen anbieten kann. Produziert wird einzeln, die anderen sind eigentlich nur als potenzielle Tauschpartner/innen von Interesse.

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Seminar zur Peer-Produktion in Berlin

Die Teamerinnen der Kapitalkurse an der RLS führen am kommenden Samstag, 25.9.2010, 10 bis 19 Uhr, ein Tagesseminar durch zum Thema:

Beitragen statt Tauschen: Commons und Peer-Produktion als Grundlagen einer nicht-kapitalistischen Gesellschaft

In den letzten Jahrzehnten ist eine neue Produktionsweise entstanden, die auf Kooperation und Teilen beruht. Auf dieser Produktionsweise – Peer-Produktion genannt – basieren Freie Software (Linux und Firefox), Wikipedia und die Freie-Kultur-Bewegung, Freie Funknetze und Projekten wie SETI@home. Aber Peer-Produktion kann mehr. In dem Seminar soll es darum gehen, wie eine Gesellschaft aussehen könnte, die auf Peer-Produktion beruht, so dass es kein Geld und keinen Markt mehr braucht.

Geplant sind zwei Themenblöcke: Vormittags geht es um die Grundprinzipien der Peer-Produktion, wie wir sie insbesondere in der digitalen Sphäre heute schon beobachten können. Nachmittags geht es Möglichkeiten, Probleme und Herausforderungen der Übertragbarkeit der commonsbasierten Peer-Produktion auf andere gesellschaftliche Bereiche hin zu einer gebrauchswertorientierten Peer-Ökonomie.

Mit: Dr. Christian Siefkes

Es sind noch Plätze frei, anmelden bitte bei Antonella Muzzupappa und Valeria Bruschi: valeanto ät das-kapital-lesen.de

Selbstorganisierte Fülle (4): Bausteine für materielle Peer-Produktion

Beitragen statt tauschen[Dritter Teil]

Dezentrale commonsbasierte Produktion

Im dritten Teil ging es unter anderem darum, wie die Freiheit zu teilen bei materiellen Gütern umgesetzt werden kann. Dabei hatte ich zum Thema „Vervielfältigen“ gesagt: „Wenn man die gesamten Baupläne (Freies Design) sowie die benötigten Ressourcen und Produktionsmittel hat, sind auch materielle Produkte kopierbar.“

Wir haben also drei Voraussetzungen: Baupläne, Ressourcen und Produktionsmittel. Bei der heutigen Peer-Produktion sind die Ressourcen und Produktionsmittel im Allgemeinen Gemeingüter oder verteilter Besitz.

Bei digitaler Peer-Produktion sind Wissen und Informationen die wichtigste Ressource. Dieses Wissen ist ein Gemeingut, das von allen genutzt und weiterentwickelt werden kann. Exemplarisch für eine bei Peer-Produzierenden weitverbreitete Ansicht formuliert die Wikimedia Foundation, die hinter der Wikipedia steht, den Anspruch, dass alles öffentlich relevante Wissen Gemeingut sein sollte:

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