Selbstorganisierte Fülle in Berlin
Am kommenden Donnerstag, dem 18. November um 18 Uhr (c.t.) halte ich an der Freien Universität Berlin (Hörsaal im Informatikgebäude, Takustr. 9) einen Vortrag über Selbstorganisierte Fülle:
Wie könnte eine Gesellschaft aussehen, wo die Bedürfnisse der Menschen (anstatt des Profits) bestimmen, was und wie produziert wird? Wo nicht mehr verkauft und gekauft wird? Wo also auch niemand gezwungen ist, die eigene Arbeitskraft zu verkaufen, oder arbeitslos und arm zu bleiben, falls dieser Verkauf scheitert? Wo es keinen Zwang zur Konkurrenzfähigkeit gibt, der einer/einem vorschreibt, wie man sich verhalten muss, wenn man (wirtschaftlich) überleben will? Wo Knappheit überflüssig wird und es keinen Grund mehr gibt, Ideen und Wissen geheim zu halten statt sie zu teilen?
Anfänge einer solchen Gesellschaft gibt es schon heute, denn in den letzten Jahrzehnten ist eine neue Produktionsweise entstanden, die auf Kooperation und Teilen beruht. Auf dieser Produktionsweise – Peer-Produktion genannt – basieren Freie Software (wie Linux und Firefox), die Wikipedia und die Freie-Kultur-Bewegung; sie steckt hinter Freien Funknetzen und Projekten wie SETI@home.
Peer-Produktion nutzt und erzeugt Gemeingüter (Commons): Ressourcen und Güter, die allen zustehen und die gemäß selbstdefinierten Regeln gemeinsam oder anteilig genutzt werden. Sie basiert auf Beiträgen statt auf Tausch: Menschen beteiligen sich an Projekten, die ihnen wichtig sind, und tragen so zu deren Erfolg bei. Und sie basiert auf freiwilliger, zwangloser Kooperation, die keine formalen Hierarchien und Befehlsstrukturen kennt.
In dem Vortrag wird es darum gehen, wie und warum Peer-Produktion funktioniert. Vor allem aber geht es um die Frage, wie die Peer-Produktion den Sprung von der immateriellen in die materielle Welt schaffen kann: wie könnte eine Gesellschaft aussehen, die im Wesentlichen auf Peer-Produktion beruht, so dass es kein Geld und keinen Markt mehr braucht? Dabei muss die ökologische Begrenztheit der Erde berücksichtigt werden; gleichzeitig braucht es dezentrale produktive Infrastrukturen, die von Freiwilligen betrieben werden und für alle offen sind.
Wer meinen Vortrag noch nicht kennt oder sich für die Diskussion interessiert, ist herzlich eingeladen!
Bedürfnisbefriedigung ist dasselbe wie Profit. Wenn du etwas bekommst, das dir keinen Nutzen bringt, weil du es nicht brauchst, –auch nicht, indem du es mit anderen tauschst– dann profitierst du nicht davon.
Ich finde es ja niedlich, wie man aus mißverstandenen Worten eine ganze Ideologie machen kann. Nachdem man Eigennutz verpönt hat, erfindet man „gesellschaftlichen Nutzen“ oder sowas, hat letztlich aber das ganze nur umbenannt, weil der „gesellschaftliche Nutzen“ oder wasauchimmer sich nach genau denselben persönlichen Präferenzen richtet wie der Eigennutz.
@politbuerokrat:
„Profit … bezeichnet den Gewinn, d.h. den Überschuss, welcher nach Abzug der Kosten der eingesetzten Mittel von einem Unternehmen, bzw. Unternehmer erzielt wird“, so sagt es die Wikipedia. Welche eine Armseligkeit des Denkens und Fühlens, wenn man sich außer dem unternehmerischen Gewinnemachen andere Bedürfnisse scheinbar nicht mal mehr vorstellen kann!
Lustig wie du anderen Positionen unterschiebst, die sie überhaupt nicht haben. Bei mir (und ich denke generell in diesem Blog) wirst du nirgendwo eine Verurteilung des Eigennutzes oder das Ausspielen der Gesellschaft gegen das Individuum (oder andersrum) finden. Im Gegenteil ist ja das Schöne an der Selbstentfaltung, dass da der eigene Nutzen und der Nutzen der anderen zusammenfallen.