Schlagwort: linus torvalds

Eigennutz, Fairness und Vertrauen

Linus Torvalds ist der Begründer des freien Betriebssystem-Kerns Linux. Manche nehmen an, Torvalds müsse ein »uneigennütziger Mensch« sein, denn er hat der Welt ein freies Betriebssystem geschenkt. Doch das sieht Torvalds ganz anders:

Die eigentliche Idee von Open Source ist, dass sie jedem erlaubt »eigennützig« zu sein, und nicht, dass sie versucht alle dazu zu bekommen, zu einer guten Sache beizutragen.

Das ist überraschend, denn in der Regel wird Eigennützigkeit mit »gegen andere handeln« verbunden und in Gegensatz zur Gemeinnützigkeit von Open Source gebracht. Offensichtlich gibt es Form der Eigennützigkeit, die sich nicht gegen andere richten muss. (mehr …)

Die soziale Steuerung von Open Source (Teil 2)

[Fortsetzung des Interviews mit George Dafermos: Teil 1]

Michel Bauwens: Charles Leadbeater hat in We Think eine sehr starke Aussage über die Steuerung von Open-Source- und kollaborativen Online-Communities formuliert: „Unter keinen Umständen handelt es sich dabei um egalitäre selbstgesteuerte Demokratien“. Glaubst du, dass das stimmt – warum oder warum nicht – und wie sollen wir die Peer-Steuerungs-Praktiken solcher Communities beurteilen? Kannst du uns etwas über deine Sicht auf die Spannung zwischen Gleichheit und Hierarchie in der Peer-Produktion erzählen? Was hältst du von dem Konzept des „gütigen Diktators“?

Ich habe Leadbeaters Buch nicht gelesen, aber ähnliche Argumente wurden auch von anderen geäußert. Gewöhnlich ist der Tenor des Arguments, dass informelle Formen der Organisation – wie sie in vielen Projekten der Peer-Produktion zu finden sind – für die Bildung von administrativen Klüngeln anfällig sind und dadurch den Nährboden für Korruption und Machtmissbrauch bereiten.

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Selbstorganisierte Fülle (2): Voraussetzungen für erfolgreiche Peer-Produktion

Eric Raymond (Autor: Russ Nelson, Lizenz: gemeinfrei)[Erster Teil]

Faustregeln für die Zusammenarbeit

Wir haben im ersten Teil gesehen, warum Leute bei Peer-Projekten mitmachen oder neue Projekte gründen, aber das erklärt noch nicht, warum und unter welchen Umständen solche Projekte langfristig erfolgreich sind. Peer-Projekte unterscheiden sich schließlich sehr von dem, was man sonst so gewöhnt ist. In Firmen gibt es Bosse, Vorgesetzte, die ihren Untergebenen sagen, was zu tun ist; als Selbständige/r geht man Verträge ein, die eine/n verpflichten, dies oder jenes zu tun; auch in Schulen, beim Militär und in anderen offiziellen Institutionen gibt es immer Leute, die den Ton angeben, und andere, die folgen müssen.

Bei Peer-Projekten gibt es solche Strukturen nicht. Es gibt keine Bosse oder Vertragspartner, die den anderen mit Entlassung oder anderen finanziellen Konsequenzen drohen könnten; es gibt auch keine Lehrer/innen oder Offiziere, die eine/n bestrafen können, wenn man ihnen nicht gehorcht. Warum und unter welchen Umständen funktioniert also die Zusammenarbeit, wenn sie nicht durch Geld oder Zwang motiviert wird?

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Wenn Peers produzieren: Von Freier Software zu Freier Hardware und darüber hinaus

Der folgende Artikel ist in der FIfF-Kommunikation 1/2010 erschienen. Er ist als Dokumentation zu der Arbeitsgruppe entstanden, die ich auf der FIfF-Jahrestagung 2009 gestaltet habe. Der Artikel wird unter den Bedingungen der Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen Deutschland-Lizenz (CC-BY-SA) 3.0 veröffentlicht.

Das Beispiel Linux

Das Linux-Maskottchen Tux1991 hatte der junge finnische Informatikstudent Linus Torvalds eine verblüffende Idee: er begann damit, auf seinem neuerworbenen PC ein Betriebssystem zu schreiben. Zunächst ging es ihm nur darum, einige fehlende Funktionen für seinen Rechner nachzurüsten, doch nach einigen Monaten Bastelei bemerkte er, dass er ein System entwickelt hatte, das auch für andere Leute nützlich werden könnte. Er kündigte seine Arbeit öffentlich im Internet an – „Ich arbeite an einem (freien) Betriebssystem (nur ein Hobby…)“ – und bat um Rückmeldungen, welche Eigenschaften sich die anderen von einem solchen System wünschten. Einige Wochen später stellte er die Software ins Internet, was es jedem ermöglichte, Torvalds’ Code herunterzuladen, zu verwenden und (bei entsprechenden Programmierkenntnissen) auch den eigenen Bedürfnissen anzupassen.

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Copyleft — Wie sich die Welt an einem Freiheits-Virus infizierte

[Repost aus »Oya – anders denken. anders leben«, Nr. 01/2010, PDF-Download, Lizenz]

Von Lara Mallien

Wissen und das Licht haben viel ­gemeinsam: Wir sprechen von Erleuchtung, vom Geistesblitz, von erhellenden Einsichten. Das Licht wird nicht weniger, gleich, ob zehn oder tausend Menschen es zum Bräunen oder zum Gartenbau nutzen. Hier ­enden die Gemeinsamkeiten, denn das Wissen nimmt sogar zu, je mehr es geteilt wird, je mehr Wissende und Mitdenkende, Weiterdenkende es gibt. Wie die Freude ist auch das Wissen eines dieser geheimnisvollen Gemeingüter, die sich vermehren, wenn wir sie teilen.

Wissen und Erkenntnis teilen sich mit. Selbst wenn etwas unausgesprochen bleibt, liegt es auf seltsame Weise in der Luft. Auch bei großen ­Erfindungen ist das so: Die Glühbirne, die Nähmaschine, das Telefon – sie wurden von mehreren Menschen an mehreren Orten beinahe zeitgleich in die Welt gebracht. Streng genommen gehören noch viel mehr Menschen zu den Urhebern, denn jede Erfindung markiert nur die Spitze eines Eisbergs von Wissen, das unzählige Menschen in den Jahren zuvor zusammengetragen haben. Basiert nicht die Glühbirne auch auf dem alten Wissen der Glasbläser?

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Repost: »Über den Commonismus«

[Der nachfolgende Artikel ist ein (reformatierter und nun lesbarer) Repost aus dem Blog Marx101. Lizenz: CC-by-sa-nc]

Vom Kapitalismus über den Commonismus zum Kommunismus?

Eine Betrachtung in Marx‘ Kategorien

Verfasser: Daniel Scharon

1. Einleitung

Die zunehmende Verbreitung und Bedeutung von Freier Software rückt die Zusammenhänge ihrer Entstehung sowie ihre grundsätzlichen Bedeutung in den Fokus wissenschaftlichen Untersuchungsinteresses. Doch dabei bleibt es nicht stehen. Freie Software und dessen Entwicklungsmodell wird von vielen als etwas ganz neues angesehen, das dem bisherigen Modell, Software zu produzieren, diametral entgegen steht. (mehr …)

Codename: Linux

Diesen ARTE-Film kannte ich noch nicht: »Codename: Linux« ist zwar von 2001, ist aber nach wie vor eine sehr gute Einführung in die Freie Software [via]. Zu Wort kommen wichtige Protagonisten der Freien Software (Linus Torvalds, Richard M. Stallman, Eric Raymond, Alan Cox, Jon »maddog« Hall, David S. Miller, Ari Lemmke, Ted Ts’o, Eric Allman, Miguel de Icaza u.a.) und Menschen drum herum, die für die Enwicklung von GNU/Linux und der Freien Software wichtig waren (Anna und Nils Torvalds (Eltern von Linus), RedHat, RedFlag u.a.).

Erstaunlicher Abspann in dem Film:

Was bleibt übrig von dem Phänomen Linux? … Linus Torvalds Traum, die Grenzen der Computerwelt zu sprengen, ist noch nicht ausgeträumt. Aber es besteht auch die Gefahr, dass er sich zu einem der größten verpassten Chancen der Gegenwart entwickelt, nämlich dann, wenn die Freie Software nur einzig und allein den Programmcode befreit.

Linus Torvalds über offene Entwicklung

Während alle Welt interessiert, was uns Linus über die Kernel-Saison 2008 sagt, interessiert mich, was er sonst noch so sagt. Gefragt, ob die Linux- oder M$-Server-Entwicklung schneller laufe, antwortet er zunächst, dass er nichts darüber sagen könne, weil ihn der M$-Server einfach nicht interessiere, aber dann sagt er deutlich:

»Ich glaube schon, dass die Linux-Entwicklung tendenziell wesentlich effektiver ist als alternative Wege … als irgendein hinter-geschlossenen-Türen-kommerziell-proprietäres Modell«

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Vom „Nutzen“ Freier Software

Torvalds himself[Damit ich nicht immer nur rumnoergele hier mal ein begeisterter Beitrag:]

Ihr habt ja sicherlich mitbekommen, dass Linus Torvalds, der sympathische Nerd, dem wir den Linux Kernel verdanken, KDE (und andere Window Manager) lieber mag als Gnome. In der letzten Eskalation des Streits mit den Gnome Entwicklern, die natuerlich darueber sauer sind, dass er seine Autoritaet gegen sie nutzt, hat er mal bewiesen, wie gut er Freie Software versteht.

Folgendes hat sich naemlich zugetragen. Gnome ist stolz auf seine Nutzerfreundlichkeit, die z.T. durch das Verstecken von Konfigurationsoptionen erreicht wird. Linus mag das nicht, es sei gut dass Gnome nutzerfreundlich sei, es sei aber nicht gut, wenn es nur und hauptsaechlich nutzerfreundlich sei. Und: Leute seien tatsaechlich im Stande, neue Dinge zu lernen, wenn man sie nur lasse.

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