Schlagwort: entfremdung

Haben und Teilhaben

Streifzuege 74[Kolumne Immaterial World in der Wiener Zeitschrift Streifzüge]

Menschen sichern ihre Existenz, indem sie ihre Lebensbedingungen herstellen. Sie tun dies jedoch in der Regel nicht ad hoc, also wenn sie aktuell etwas brauchen, sondern vorsorgend für den Fall, etwas in der Zukunft brauchen zu können. Wer etwas braucht, greift auf mehr oder weniger lange zuvor Produziertes zurück. Doch wem gehört dies Produzierte, wer verfügt darüber? Damit ist die Frage des Habens und des Teilhabens aufgeworfen.

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Erziehung

Streifzuege 65[Kolumne Immaterial World in der Wiener Zeitschrift Streifzüge]

„Kinder brauchen Grenzen“, tönt es aus Erziehungsratgebern, sonst würden aus kleinen Menschen später maßlose Monster werden. Gerne werden die empfohlenen Grenzen mit moralischen Werten drapiert, die Heranwachsenden Orientierung bieten sollen. Erstaunlicherweise findet sich eine ähnliche Argumentation bei jenen Eltern, die emanzipatorische Ansprüche hegen. Selbstbestimmung für alle – mit Ausnahme von Kindern?

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„Post-Kapitalistische“ oder „Nicht-Kommerzielle“ Landwirtschaft?

Nicht-Kommerzielle KartoffelernteIm Umfeld der Projektwerkstatt auf Gegenseitig (PAG) trifft sich regelmäßig ein Kreis von Menschen aus verschiedene Projekte die sich dem nicht ganz klar definierten Konzept der „Nicht-Kommerzialität“ (NK) verbunden fühlen und sich auf diesen Treffen vernetzen und austauschen. Eins der bekanntesten Projekte aus diesem Umfeld ist wohl die „Nicht-Kommerzielle Landwirtschaft“ wie sie auf dem Karlshof bei Berlin von einer Hofgruppe und nach deren Scheitern von einer freien Assoziation von Menschen aus dem Karlshof-Umfeld organisiert wurde. Die Unterschiede diese Praxis zur vielfältig umgesetzten Community Supported Agriculture (CSA) bzw. Solidarischen Landwirtschaft werden dort immer wieder kontrovers diskutiert. Bei mir als Mitglied der CSA Freudenthal, einem solchen post-kapitalistischen Landwirtschafts-Experiment, regen diese kritischen Diskussionen immer wieder die Reflektion über das eigene Projekt an. Einige Aspekte dieser Kritik an unserem Projekt und meine Entgegnungen seien hier skizziert.

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Die post-revolutionäre Möhre. Hier und Jetzt.

People

Commons-based peer production braucht ein Commoning, also eine Form von Selbstorganisierung um Gemeingüter nicht-kommerziell und bedarfsgerecht zu verwalten. Dieser Artikel möchte einen Beitrag leisten zur Erkundung wie diese Organisierung konkret aussehen könnte: Eine Reflektion über ein Experiment „Solidarischer Landwirtschaft“. Der Artikel findet sich auch in der aktuellen Ausgabe der „Streifzüge“ und dem soeben erschienenden Büchlein „Herrschaftsfrei Wirtschaften“.

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The Generative Logic of the Commons — Slidecast

During the International Commons Conference in Berlin (Oct 31–Nov 2, 2010) I gave a keynote speech in the stream »The Generative Logic of the Commons« together with Roberto Verzola. I slidecasted (slides+audio) my talk which you can watch and listen to here:

If you wish to see me speaking at the desk—which isn’t really interesting—you may switch to the Böll conference page and choose part 10. There you’ll also find Robertos presentation (part 9) and all other ICC talks, which have been recorded. And I can recommend the discussion after Roberto’s and my talk (part 11), which was loaded with a lot of critical but constructive energy 🙂

[Update: Here are the slides in PDF or ODP format]

Scrum — Software-Toyotismus?

ScrumDas, was wir in der Freien Software und anderswo im Freien Feld beobachten können, gibt es tendenziell auch in der proprietären Produktion. Sonst wäre es auch keine Keimform — die historische Tendenz zeigt sich überall. In der proprietären Produktion sind allerdings die Widersprüche anders gelagert. Während im Freien Feld die Frage vordringlich ist, wo die Leute Knete fürs Leben her bekommen können, um all die netten Sachen zu tun, die sie tun, ist im proprietären Feld diese Frage »geklärt«: Die Kohle ist da, gearbeitet werden muss. Entfremdung nennt man das. Aber auch unter entfremdeten Bedingungen können manchmal sinnvolle Dinge geschehen.

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Der alte Marx und die Probleme des Kapitalismus

In einem seiner letzten Artikel hat Stefan den jungen Karl Marx lobend zitiert:

Marx geht hier von einem “menschlichen Wesen” aus, das unter den Bedingungen der Privatproduktion nicht zur Geltung kommen kann und dadurch sich selbst fremd werde. In der Entfremdung sieht Marx den Antrieb für die Aufhebung des (frühen) Kapitalismus.

Der alte MarxSpäter hat Marx diese frühe Auffassung als idealistisch und idealisierend kritisiert (und damit immer auch normalisierend – wie geht man mit Menschen um, die dem postulierten “menschlichen Wesen” nicht entsprechen oder entsprechen wollen?). In seinen späteren Texten hat Marx es deshalb konsequent vermieden, überhaupt mit irgendwelchen Annahmen über ein “menschlichen Wesen” zu argumentieren (abgesehen von tautologischen Annahmen wie dass Menschen so leben möchten, wie sie leben möchten, oder dass sie möglichst wenig von dem tun wollen, was sie nicht tun wollen).

Stefan kritisiert, dass dieser Verzicht auf ein postuliertes Menschenbild dazu führt, dass nicht mehr klar wird, warum man den Kapitalismus überhaupt überwinden solle. Eine positive “Quelle der Veränderung” könne “nur die entfaltete Individualität des Menschen sein”, die es (gemäß dem angenommenen Menschenbild) genießen, gemeinsam für andere zu produzieren und dabei deren Bedürfnisse zu befriedigen, wie das bei der freiwilligen Entwicklung Freier Software der Fall ist. Wenn es darum gehen soll, andere zu überzeugen, hat diese Argumentation allerdings einen doppelten Haken.

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Karl Marx über Freie Software

Karl Marx 1939 (Bild: public domain)Was Karl Marx vor mehr als 160 Jahren gedacht hat, wird zum Teil erst heute Realität. So auch die folgende Passage von 1844 über »Freie Software« und »Selbstentfaltung«, die Marx »individuelle Lebensäußerung« nennt (Bild rechts: Karl Marx mit 21 Jahren):

Gesetzt wir hätten als Menschen Freie Software hergestellt: Jeder von uns hätte in seiner Softwareentwicklung sich selbst und den anderen doppelt bejaht.

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