Vom 28.-30. Mai haben wir aus dem Utopie Netzwerk heraus eine Online-Tagung zu antiautoritärem Kommunismus gemacht. Nun, gibts alle Inputs und Diskussion online zur Verfügung: https://utopie-netzwerk.de/freie-assoziation/. Viel Spaß beim Nachhören!
(mehr …)Kategorie: Theorie
Podium: Kybernetik und die Ökonomie der Zukunft (3.6.)

Podium mit Jan Groos und Simon Sutterlütti zu digitalen Produktivkräften und einer möglichen Ökonomie der Zukunft – Etwas kurzfristig: Donnerstag, 3.6., 19:30
1973 erhält Wassily Leontief den Nobelpreis der Wirtschaftswissenschaften, seine Computersimulation der Weltwirtschaft war kurz zuvor u.a. auch in den Bericht über die „Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome eingegangen – als früher Verweis auf die mögliche Klima-Krise. Ein Jahr später geht der Wirtschafts-Nobelpreis an Friedrich Hayek, der nun in seiner Rede gerade die Anmaßungen einer solchen Simulation kritisierte und die vermeintliche Unmöglichkeit von Planungen im großen Stil betonte.
(mehr …)„Solidarische Care-Ökonomie“ von Gabriele Winker (Rezension)

Im Keimform-Blog lese ich seit längerem und häufig von den Beiträgen inspiriert mit. Weil Gabriele Winker und ich, wenn wir von solidarischer Gesellschaft sprechen, einen Ansatz vertreten, der mit den Vorstellungen eines ‚Commonismus‘ große Ähnlichkeit hat, möchte ich hier Gabrieles neues Buch vorstellen. Ich hoffe, dass die Darstellung Leser*innen des Blogs anregt, das Buch zu lesen, und dass es ebenfalls Gedankenprozesse anstößt oder zu Kritik führt, die für uns hilfreich ist.
(mehr …)Das Experiment einer schrittweisen Entgeldung in Villach/Österreich

Wie kann der Übergang von einer auf Geldwachstum verpflichteten Gesellschaft in eine Gemeinschaft gelingen, in der die Menschen bereits über die Deckung ihres Bedarfs an Lebensmitteln verbunden sind? Vorstellung eines in diesem Sinne gemeinschaftlichen Experiments zur Entgeldung lebenswichtiger Bereiche noch innerhalb der kapitalistischen Geldlogik.
Ich bin Robert Kravanja und arbeite in Villach zusammen mit Verantwortung Erde, einer Bewegung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat bedingungslos für die Interessen unseres Planeten einzutreten. Wir sitzen im Stadt- und Gemeinderat und 3000 Menschen (12%) haben uns bei der letzten Wahl gewählt. Wir verstehen uns als Teil der Transitionsbewegung.
(mehr …)Hannah Arendt, das Recht auf Rechte und die freie Migration

[Voriger Teil: Marx’ Kritik der „sogenannten Menschenrechte“]
Hannah Arendt thematisiert das Dilemma, das totalitäre Regime wie Nazideutschland für die Rechteperspektive erzeugen, indem sie die Freiheit oder das Leben mancher ihrer Bürger:innen bedrohen. Wenn die so Bedrohten flüchten, können sie sich zwar dieser unmittelbaren Gefahr entziehen, verlieren aber dennoch gewisse Rechte – denn oft finden sie sich dann in einem anderen Land wieder, wo sie eigentlich nicht willkommen sind und das ihnen nur ein Minimum an Rechten gewährt (Arendt 1951, 460 f.). Sie stellt fest, dass Menschen Rechte einbüßen, „wenn der Mensch den Standort in der Welt verliert, durch den allein er überhaupt Rechte haben kann und der die Bedingung dafür bildet, daß seine Meinungen Gewicht haben und seine Handlungen von Belang sind“ – dieser Standort ist für sie „die Zugehörigkeit zu der Gemeinschaft, in die man hineingeboren ist“ (ebd., 461 f.).
(mehr …)Marx’ Kritik der „sogenannten Menschenrechte“

[Voriger Teil: Utopisches Denken und der Rechteansatz]
Wer mit der marxistischen Tradition vertraut ist, erinnert sich beim Rechteansatz vielleicht an Marx’ Kritik an den „sogenannten Menschenrechte[n]“, die dieser insbesondere in seinem frühen (1844 veröffentlichten) Text „Zur Judenfrage“ formuliert hat (MEW 1, 347–377, hier 362). Diese Kritik ist allerdings relativ speziell. Marx betrachtet zunächst die „politische[n] Rechte, Rechte, die nur in der Gemeinschaft mit andern ausgeübt werden“ und die „Teilnahme am Gemeinwesen, und zwar am politischen Gemeinwesen, am Staatswesen“ zum Inhalt haben (ebd. – Hervorhebungen entfernt). Mit diesen scheint er kein Problem zu haben, doch er grenzt sie ab von den „Menschenrechte[n]“ im engeren Sinne, sofern sie sich von diesen „Staatsbürgerrechte[n]“ unterscheiden.
(mehr …)Utopisches Denken und der Rechteansatz

[Voriger Teil: Konkrete Utopien und utopische Potenzialitäten]
„Ohne utopisches Denken gibt es kein Ziel gesellschaftlicher Transformation, und ohne Ziel wird der Weg in eine freie Gesellschaft fragwürdig – denn wohin sollte er gehen?“, fragen Simon und Stefan (Sutterlütti und Meretz 2018, 16). Jedoch ist utopisches Denken von der Entwicklung und Darlegung einer vollständigen Utopie, einem imaginierten Gesellschaftsentwurf zu unterscheiden. Utopisches Denken bedeutet zunächst nur die Vorstellung und das Anstreben von etwas, das noch nicht, oder jedenfalls nicht vollständig realisiert ist – die U-Topie bezeichnet ja wortwörtlichen den Nicht-Ort.
(mehr …)Automatische Gesellschaft
[Kolumne Immaterial World in der Wiener Zeitschrift Streifzüge]
Die fetischismuskritische Richtung der marxschen Analyse betont den automatischen Charakter der kapitalistischen Vergesellschaftung. Und schließt manchmal daraus, dass eine freie, postkapitalistische Gesellschaft keinen automatischen Charakter haben dürfe. Warum das aus meiner Sicht falsch ist, soll in dieser Kolumne begründet werden. Zunächst jedoch ein paar Vorklärungen.
(mehr …)Konkrete Utopien und utopische Potenzialitäten

[Voriger Teil: Utopiekritik, Utopistik und die Probleme des „Modells Zukunftswerkstatt“]
Ohne einen Bezug auf Ernst Blochs Begriff der „konkreten Utopie“ wäre jede Debatten über Utopien unvollständig. Bloch grenzt die konkrete Utopie vom bloß „Utopistischen“ bzw. der „abstrakten Utopie“ ab (Bloch 1959, 1:179–180) – sie beschreibt „real Mögliche“ und hat dabei eine „Prozeßwirklichkeit“: „ die konkrete Phantasie und das Bildwerk ihrer vermittelten Antizipationen sind im Prozeß des Wirklichen selber gärend und bilden sich im konkreten Traum nach vorwärts ab“ (ebd., 226). Die konkrete Utopie steht als „reale Möglichkeit“ am „Horizont jeder Realität“ (ebd., 258).
(mehr …)Utopiekritik, Utopistik und die Probleme des „Modells Zukunftswerkstatt“

[Voriger Teil: Produktivkräfte, Destruktivkräfte und materialistische Geschichtsauffassung]
Im Gegensatz zur materialistischen geht die typische utopische Perspektive nicht von gesellschaftlichen Veränderungen aus, die sich (mutmaßlich) vollziehen müssen, sondern von einer ganz anderen Gesellschaft – einer Ziel- oder Idealgesellschaft, die es herzustellen gilt. Ihre Verfechter:innen gehen oft davon aus, dass die bessere Gesellschaft zuerst gedanklich vorgestellt werden muss, bevor sie realisiert werden kann. So schreibt P.M. (Hans Widmer), der Autor von bolo’bolo, einer der bekanntesten und erfolgreichsten Utopien der letzten Jahrzehnte: „Warum haben wir eigentlich immer noch Kapitalismus? Weil wir uns nichts anderes vorstellen können. Weil wir uns nicht auf einen Vorschlag einigen können [wie] wir unsere Verhältnisse vernünftig gestalten können“ (P.M. 2020, 24)
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