Monat: Mai 2010

Selbstorganisierte Fülle (1): Was commonsbasierte Peer-Produktion ist und warum Leute da mitmachen

Beitragen statt tauschenDies ist der erste Teil der schriftlichen Fassung des Vortrags, mit dem ich zur Zeit zu erklären versuche, wie Gemeingüter und Peer-Produktion zu Grundlagen einer nichtkapitalistischen Gesellschaft werden können. In diesem ersten Teil geht es neben einleitenden Überlegungen zur digitale Fülle um die Grundlagen: was Commons und Peer-Produktion sind, wo Peer-Produktion heute schon erfolgreich praktiziert wird und warum Leute da mitmachen.

Das Internet als Ort der Fülle

Ich beginne mit dem Internet – aber keine Sorge, dabei wird es nicht bleiben, das ist nur der Anfang. Man kann das Internet als Ort der Fülle betrachten, und zwar der Fülle in unterschiedlichen Bedeutungen des Wortes. Die erste Bedeutung ist Fülle im Sinne von „Überfluss“ oder „Verschwendung“. Darin ist das Internet sehr gut. Ich kann mich, wenn mir der Sinn danach steht, beispielsweise den ganzen Tag durch Fotosharing-Seiten klicken, kann mir beliebig viele Fotos zu bestimmten Leuten oder Themen angucken (zum Mount Everest beispielsweise), auch wenn sie großteils recht ähnlich sind und ich bald alles Relevante gesehen habe – ich kann trotzdem immer weiter machen.

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Kunst und Keimform

Das folgende Gespräch führten Nonni und ich mit Archi Kuhnke am 23. April 2010 im Christophorus-Hospiz in Berlin-Havelhöhe. Archi verbringt dort die letzten Wochen seines Lebens. Er wird am Krebs sterben, den er gewähren lässt, da Eingriffe nur Qual, aber keine Rettung versprechen. Mitte März lud Archi Freundinnen und Freunde und Weggefährten zu einem Abschiedstreffen ein. Erasmus Schöfer hat über dieses Treffen in der »jungen Welt« geschrieben: »Archie verlässt die Welt«.

Die folgende Transkription wurde von Archi durchgesehen und korrigiert. Das Gespräch kann bei archive.org angehört oder heruntergeladen werden. Die Fotos stammen von Peter Bach und lassen sich per Klick vergrößern.

[Update] Ein weiteres Gespräch mit Archi auf kanalB

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Commons und Peer-Produktion – kurz erklärt

Commons und Peer-Produktion sind schwierige Begriffe, die in unserer Diskussion eine wichtige Rolle spielen. Kürzlich haben Stefan, Benni und ich uns im Chat darüber Gedanken gemacht, wie man sie ganz kurz – nämlich jeweils in einem Satz – charakterisieren kann. Hier unsere Kurzbeschreibungen der beiden Grundbegriffe sowie der commonsbasierten Peer-Produktion, die beide zusammenführt:

Gemeingüter (Commons)
werden von einer Gemeinschaft entwickelt und gepflegt und sind für die Nutzer/innen nach gemeinsam festgelegten Regeln verfügbar.
Peer-Produktion
Freiwillige Kooperation zwischen Gleichberechtigten („Peers“), die zu einem gemeinsamen Ziel beitragen.
Commonsbasierte Peer-Produktion
Peer-Produktion, die auf Commons aufbaut und Commons herstellt und erhält.

Ich habe diese Kurzdefinitionen schon in meinem Vortrag über Selbstorganisierte Fülle verwendet, möchte sie hier aber nochmal separat zur Diskussion stellen, auch um einfache Verlinkungen zu ermöglichen. Leuchten die Definitionen ein? Weiß jemand bessere?

Ein Beitrag zur Commons-Debatte

Ich möchte gerne die Frage nach der Definition von Commons aus dem Beitrag im CommonsBlog „Revolution ist nicht für Gemeingüter kämpfen, sondern durch sie“ wieder aufnehmen, also die Frage, dass Commons immer eine CPR (Common Pool Ressource) brauchen, eine Community, das Commoning, Regeln oder was auch immer und schließlich Produkte das Endergebnis dieses Prozesses sind.

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Commons jenseits von Markt und Staat

Bei meiner Tour habe ich den Vortrag »Commons und Eigentum — jenseits von Markt und Staat« in Darmstadt, Tübingen und Hamburg gehalten (Kiel folgt). In Tübingen hat die »Wüste Welle« vom BUKO 33 berichtet und bietet u.a. einen Mitschnitt meines Vortrages an. Diesen Mitschnitt habe ich mit den Folien (PDF) synchronisiert. Sie können hier als Slidecast ansehen und angehört werden  [Update: Hier die ODP-Quelle].

Selbstorganisierte Fülle

Beitragen statt tauschen[This article is also available in English.]

Angeregt durch meine Erfahrung der letzten Jahre und durch Überlegungen, die ich in meiner englischsprachigen Serie „The Earth’s the Limit“ (Teil 1, Teil 2) niedergelegt habe, habe ich meine Überlegungen zu einer möglichen künftigen Peer-Ökonomie weiterentwickelt. Anders als früher gehe ich nicht mehr von der Notwendigkeit einer Kopplung zwischen Geben und Nehmen aus. Der wichtigste Grund dafür ist, dass ich nicht mehr im menschlichen Tun, sondern in der Endlichkeit der natürlichen Ressourcen die kritische Grenze sehe, mit der jede emanzipatorische Gesellschaft wird umgehen müssen.

Meine Ideen für ein solches „entkoppeltes“ Modell einer verallgemeinerten Peer-Produktion habe ich erstmals am 5. Mai in einem Vortrag in Fulda dargestellt; seit Anfang letzter Woche folgten mehrere Vorträge in Baden-Württemberg. Dieser Beitrag dokumentiert meine Vortragsfolien (in Form eines Handouts); in näherer Zukunft hoffe ich auch eine verschriftlichte Version des Vortrags vorlegen zu können. Ich hoffe, dass das Handout schon einige Anregungen geben kann, wie es ohne Kopplung von Geben und Nehmen (und natürlich ohne Zwang oder Geld) gehen kann.

Selbstorganisierte Fülle

Gemeingüter und Peer-Produktion als Grundlagen einer nichtkapitalistischen Gesellschaft

Das Internet als Ort der Fülle

Zwei Auffassungen von Fülle:

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Oops: »Piracy has always been a source of progress«

Sometimes ministers are not under well control of the media industry. The portuguese Minister of Science and Technology, Mariano Gago, stated that »piracy« increases the value for the producers due to the distribution of their content and that this is not surprising, since piracy has always been a source of progress and globalization.

Bad boy: Pressure from the media industry lobby forced the minister to publicly retract his statement. [via]

Die Fünf-Stunden-Woche

Seit Jahr und Tag propagiert Darwin Dante die Fünf-Stunden-Woche. Wir haben darüber schon mal berichtet. Die Argumentation geht so:

  • Verzicht auf das Geld => spart 18 Std.
  • Güter langlebiger machen => spart 8 Std.
  • Arbeitsquote von 50 auf 66% steigern => spart 3 Std.
  • Steigerung des Automatisierungsgrades => spart 2 Std.

Macht 31 Stunden, abgezogen von 36 Stunden, ergibt 5 Stunden. Mal die Details übersprungen, die Probleme der Fortschreibung der Produktivkräfte ausgeklammert, die Frage des Arbeitszwangs ignoriert — dann nur dies: Wer leistet wie die gesellschaftliche Vermittlung?

Wenn auf das Geld als gesellschaftlicher Vermittler verzichtet wird — und eine freie Gesellschaft muss das –, dann ist jedoch die Frage zu beantworten, wie dann die gesellschaftliche Vermittlung hergestellt wird: Wer wieviel wovon produziert, wer das Produzierte wohin transportiert, wer es wie und wo bekommt usw.

Diese und andere Fragen können Oliver gestellt werden, der die Idee der Fünf-Stunden-Woche am 15.Mai im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Arbeit?!« vorstellt (in der Reihe präsentiert auch Christian Siefkes die Peer-Ökonomie).