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Rezension: Christoph Spehr (2003) »Gleicher als Andere«

Rezension: Christoph Spehr (2003) Gleicher als Andere. Eine Grundlegung der freien Kooperation. Mit Kommentaren von Frigga Haug, Ralf Krämer, Stefan Meretz, Dorothee Richter, Babette Scurrell, Uli Weiß, Frieder Otto Wolf u.a.

Von Marco Pompe, Berlin

Herrschaftskritik, die sowohl anarchistische, als auch marxistische Elemente beinhaltet, entwickelt zunehmend Orientierungsfunktion in der Linken. Wie dieses Zusammengehen heute theoretisch wie praktisch funktionieren kann wird aber selten direkt verhandelt. Auch der 2001 von der Rosa-Luxemburg-Stiftung ausgezeichnete Text ‚Gleicher als Andere. Eine Grundlegung der freien Kooperation‚ stellt sich nicht wirklich dieser Herausforderung. Dafür geht aber das Buch, indem dieser Text auf ca. 100 Seiten veröffentlicht und anschließend in zahlreichen Kommentaren diskutiert wird, insgesamt ein gutes Stück diesen Weges. Wie in dem Text erläutert besteht die emanzipatorische Linke aus vielen Strömungen. Er macht deutlich, daß der Selbstfindungsprozess als eine strömungsübergreifende Bewegung nicht abgeschlossen ist. Mir scheint, die Debatte um Spehrs Text in Erinnerung zu rufen, kann diesen Prozess unterstützen und die Qualität von so manchem politischen Projekt positiv beeinflussen.

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Keimform und gesellschaftliche Transformation

Streifzüge Nr. 60/2014[Alle »Keimformen«-Artikel in Streifzüge 60/2014]

Der analytische Begriff der „Keimform“ hat eine gewisse Karriere hinter sich, und wie bei so manchen Karrieren ist nach einer Weile nicht mehr so recht klar, was damit eigentlich gemeint ist. Eine Klärung sei versucht.

Das Keimform-Konzept will die Frage beantworten, wie eine neue gesellschaftliche Form in der Entwicklung entstehen und sich schließlich durchsetzen kann. Das traditionelle Transformationskonzept des Marxismus-Leninismus versuchte den Widerspruch zwischen Ökonomie und Politik zu lösen, indem eine Klasse geleitet durch eine Avantgarde die Macht ergreift. Historisch konnten auf diese Weise zwar die Notwendigkeiten der Warenproduktion etabliert werden (etwa in Russland nach der Revolution), eine kommunistische Produktionsweise ließ sich so jedoch nicht durchsetzen. Das Keimform-Konzept hingegen betrachtet die Spaltung in Ökonomie und Politik, von Warenproduktion und gesellschaftlicher Steuerung, selbst als das Problem. Es kann nicht darum gehen, die Ökonomie mittels der Politik zu verändern, sondern darum, eine neue gesellschaftliche Form durchzusetzen, in der lokale Produktion und gesellschaftliche Zwecksetzung nicht mehr auseinanderfallen. Was ist der Unterschied?
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Was ist eigentlich „solidarisch“ an der „Solidarischen Landwirtschaft“?

Prinzipien für eine Solidarische Landwirtschaft die über die Geldlogik hinaus weist.http://superpolar.org/wp-content/uploads/2013/02/nclarge.png

Prinzip:

Bedarfserhebung im Unterstützer*Innen-Kreis

 Umsetzung:

  • Zur Gründung einer Solidarischen Landwirtschaft wird der Bedarf der Unterstützer*Innen an verschiedenen Produkten erhoben. Dann wird jährlich eine Befragung unter den Unterstützer*Innen durchgeführt, in der deren Zufriedenheit mit Menge und Qualität der Produkte festgestellt wird. So nähern sie die Bäuer*Innen in der Anbauplanung immer weiter dem exakten Bedarf der Unterstützer*Innen an.

Warum:

  • Trotz Marktforschung wird in der Marktwirtschaft ins Blaue hinein produziert. Weil man weiß nicht was die Konkurrenten tun. Es gibt keine Bedarfserfassung sondern man hofft, dass man seine Waren, loswird. Wenn das nicht klappt greift man zum Marketing. Und dann landet der Großteil des Produzierten auf dem Müll. All das ist absurd und sollte in der Solidarischen Landwirtschaft anders sein.

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COM’ON: Commons und Linke

Bei der COM’ON-Tagung am 10.12.2011 fand ein World Café mit fünf Tischen statt, die sich in zwei Runden mit jeweils einer Frage befassten. Nachfolgend das Protokoll vom Tisch mit der Frage »Was können Linke von den Commons, was können Commoner von Linken lernen?« (Moderation: Benni Bärmann, Protokoll: Markus Euskirchen):

Unsere eigenen, praktischen Zugänge zu den Commons: Stadtimkerei und OS Hardware, Gemeinschaftsgärten, Freiräume, Besetzungen, CSA, Wikipedia, Bibliothek, Internetseite, Nicht-kommerzielles: Schule, Radio, Theoriearbeit („Sozialismus“), Bücher der Stiftung könnten Commons sein, Freie Schule.

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Mit Commons Machtverhältnisse verändern

Mein Beitrag auf der COM’ON-Tagung am 10.12.2011:

Wenn neue Begriffe im politischen Diskurs oder in den Sozialen Bewegungen auftauchen, dann entspringen sie konkreten politischen Erfahrungen. Es waren im Fall der Commons Erfahrungen von Enteignung und Ohnmacht – trotz massiver Proteste, wurde weiterhin die Agenda des Kapitals umgesetzt, gerade auch bei der Krisenbekämpfung, die Umverteilung von unten nach oben nahm zu und demokratische Instrumente greifen nicht mehr, viele Menschen haben das Gefühl, es wird ihnen die Kontrolle über ihr Lebensumfeld und ihre Lebensbedingungen entzogen.

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Commons und die Machtfrage

Dem Commons-Diskurs wird häufig vorgeworfen, er würde die Machtfrage unberücksichtigt lassen. Dabei ist natürlich die Frage, was man unter »Machtfrage« versteht. Bei Wikipedia heißt es, Macht bezeichne

….einerseits die Fähigkeit, auf das Verhalten und Denken von Personen und sozialen Gruppen einzuwirken, andererseits die Fähigkeit, Ziele zu erreichen oder sich äußeren Ansprüchen nicht unterwerfen zu müssen. Die beiden Sichtweisen werden auch als „Macht über“ und „Macht zu“ bezeichnet.

Das ist eine wichtige Unterscheidung! Traditionell-links wird die Machtfrage als Frage der »Macht über« gestellt. Die Commons hingegen stellen die Machtfrage als Frage der »Macht zu«. Das arbeitet die Commons-Aktivistin Brigitte Kratzwald in dem ausgezeichneten Text heraus und setzt sich dabei insbesondere mit der Macht-über-Frage, wie sie traditionell die Arbeiter*innenbewegung stellte, auseinander. Leseempfehlung: »Wie werden wir mächtig?«

[Update] Tipp: Veranstaltung mit Brigitte Kratzwald in Berlin: Gemeingüter – ein anderes Betriebssystem für unsere Gesellschaft?, Freitag, 23.9.11, 19:30 Uhr, Restaurant Merhaba im Haus der Demokratie, Veranstaltungsraum 1. Etage Vorderhaus, Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin, Veranstalter: Grüne Liga e.V.

»Us Now«

EN: In a world in which information is like air, what happens to power? New technologies and a closely related culture of collaboration present radical new models of social organisation. This project brings together leading practitioners and thinkers in this field and asks them to determine the opportunity for government. (english with german subtitles)

DE: In einer Welt, in der Informationen wie Luft sind: Was bedeutet das für die Macht? Neue Technologien und eine damit eng verbundene Kultur der Zusammenarbeit zeigen radikal neue Modelle der sozialen Organisation. Dieses Projekt bringt führende Praktiker in diesem Feld zusammen und bittet sie, die Möglichkeiten des Regierens auszuloten. (englisch mit deutschen Untertiteln)

Tolkiens »Herr der Ringe« — Commonismus in Mittelerde

[Foto: CC-by-nc-sa Kaptain Kobold]

J.R.R. Tolkien hat die sechs Bände des »Herrn der Ringe« sicherlich nicht in irgendeiner kapitalismus-kritischen Absicht geschrieben. Dennoch lässt sich die Geschichte anders als nur als ein mittelalterliches Roadmovie lesen. Tolkien hat explizit zurückgewiesen, dass es sich bei seinem Werk um eine Allegorie (etwa auf den 2. Weltkrieg) handele, denn mit der Geschichte habe er keine Botschaft verbunden. Der Leser oder die Leserin solle das Buch jedoch »anwenden« durch eigene Gedanken zur Geschichte. Grundlage der folgenden »Anwendung« sind die drei Filme von Peter Jackson der »Extended Special Edition«, Zusammenfassungen aus Wikipedia und eine Spezialberatung von Pauline (danke!). Das Buch habe ich nicht gelesen. Los geht’s…

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