Autor: Benni Bärmann

Die Commoners als Klasse?

Der Keimformtheorie fehlt das historische Subjekt. Es gibt durchaus grobe Skizzen davon, was sich ändern muss (Besitz statt Eigentum, keine getrennte Privatproduktion, Demonetarisierung, …) und sogar wie das von statten gehen soll (Commons Based Peer Production) und wie nicht (ohne Markt und Staat), und in diesem Blog kann man sie sehr materialreich nachverfolgen.

Gegenüber der klassischen Transformationsvorstellung des Marxismus-Leninismus bleibt aber eine entscheidende Leerstelle: Es fehlt die Antwort auf die Frage wer der Träger der gesellschaftlichen Transformation vom Kapitalismus in eine freiere Gesellschaft („Kommunismus“, „Commonismus“, whatever …) sein sollte. Das nennt man gemeinhin die Frage nach dem „historischen Subjekt“.

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Byebye, Facebook.

Gerade eben hab ich das hier auf Facebook gepostet:

Ich werde Facebook verlassen. Genauer gesagt werde ich zwar meinen Account nicht löschen, aber alle Mailnotifikations abstellen außer denen für private Nachrichten, Freundschaftsanfragen und Hinweise an meiner Pinwand. Und ich werde hier nichts mehr posten und auch nichts mehr von Twitter weiterleiten. Facebook kriegt keinen Content mehr von mir und ich werde nur noch sehr selten hier rein gucken.

Warum das genau jetzt?

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Facebook und die Einhegung der sozialen Beziehungen

Die Bewegung der Einhegung der Allmenden begleitet den Kapitalismus seit seinen allerersten Tagen. Immer neue Bereiche werden der Logik der Verwertung unterworfen. Menschen wurden und werden der Möglichkeiten der Subsistenz beraubt und gezwungen Geld zu verdienen um ihre Bedürfnisse (mehr oder weniger) auf dem Markt zu befriedigen. Wie Rosa Luxemburg entdeckt hat, findet diese Einhegung nicht nur einmal zum Beginn kapitalistischer Produktion statt (wie Marx noch nahelegte), sondern um immer weitere Bereiche seinen Gesetzen unterwerfen zu können, muss er immer neue Felder einhegen. Sie dachte damals, jedoch fälschlicherweise die Kolonien seien das letzte Feld, dass eingehegt werden könnte, weswegen der Kapitalismus verdammt sei.

Die zunehmende Informationalisierung der Produktion war in den letzten Jahrzehnten dabei ein heiß umkämpftes Feld. Zum einen gab und gibt es ein Problem, weil als Bedingung der Verwertung immer Knappheit benötigt wird. Ohne Zaun um die Weide keine Einhegung, keine Knappheit und keine Verwertung. Information ist aber auch im Kapitalismus traditionell nur bedingt knapp. Die unendlichen Möglichkeiten der planetaren digitalen Kopie (genannt „Das Internet“) waren es schließlich, die alte Strategien der Erzeugung von Knappheit immer schwieriger gemacht haben. Musik- und Filmindustrie sind seit dem in eine unendliche Jammerschleife verfallen um die Politik dazu zu bringen immer schärfere Repressionsmaßnahmen zu veranlassen.

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Commons Based queer Production

Auf diesem Schild bin ich das erste mal dem vom üblichen „Commons Based Peer Production“ abweichenden Begriff „Commons Based queer Production“ begegnet. Ich bat die Schildermaler_innen um eine Erläuterung. Here we go:

Mit dem Begriff “commons based queer production” beziehen wir uns auf die bei oekonux, keimform und anderen ausgearbeiteten Konzepte einer neuen kommunistischen Produktionsweise jenseits von Staat und Markt. Die Idee wurde angesichts tatsächlicher Produktionen im Bereich freier Software entwickelt, die auf offenen Codes und freiwilligen Beiträgen beruhen. Die “peers” kommunizieren untereinander über die zu erledigenden Aufgaben und Ziele, wie auch über die Mittel zu ihrer Erreichung. Die erstellten Produkte können frei zirkulieren (können frei heruntergeladen und kopiert werden), werden also nicht warenförmig. (mehr …)

Eindrücke von OccupyFrankfurt

Ich will nur kurz meine Eindrücke von heute Mittag bei Occupy Frankfurt loswerden.

Es gab sehr viele selbst gebastelte Plakate auf denen die unterschiedlichsten Weltsichten ausgebreitet wurden. Da war viel schlimmes Zeug dabei, allerlei Verschwörungstheorien und Zinskritik. Angeblich hat sogar jemand am Micro alles Übel der Welt der Familie Rothschild angedichtet und wurde dafür auch noch beklatscht (das hab ich aber nur von einem späteren Redebeitrag, der das thematisiert hat, hab es nicht selbst gehört).

Die allermeisten Leute haben ihre moralische Empörung ausgestellt.

Positiv fand ich zum einen den Versuch Basisdemokratie mit ja durchaus ein paar Tausend Leuten hinzukriegen nach spanischem Vorbild aber auch eine Grundstimmung, die schon irgendwie so war, dass „der Kapitalismus“ etwas ist, das man loswerden muss. Leider wusste niemand was „der Kapitalismus“ wirklich ist und es war mehr ein Synonym für alles was irgendwie böse ist und mit Geld zu tun hat. Leute von Parteien hatten keinen leichten Stand und auch sonst geht der Trend eindeutig zu Nicht-Organisationen wie Anonymous.

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Sofort Abschalten!

Logo ePetiton sofort AbschaltenEs gibt wohl kaum einen größeren Angriff auf die Commons als einen atomaren GAU. Deswegen beteilige ich mich gerade an einer Initiative, die ergänzend zu den großen Straßenprotesten Unterschriften für eine ePetition sammelt. Wir wollen jetzt endlich ein Ende der Atomkraft durchsetzen. Wir haben uns das ehrgeizige Ziel gesetzt noch vor der Veröffentlichung der Petition auf den Bundestagsservern die 50.000 benötigten Unterschriften auf Papier zu sammeln. Das hat bisher noch niemand geschafft, das wird also wohl hoffentlich ziemlichen Wirbel verursachen. Und darum geht es natürlich eigentlich: Wirbel machen; nicht so sehr um das parlamentarische Spielchen einer Petition als solcher. So viel Druck ausüben, dass die AKWs abgeschaltet werden und nicht wieder ein windelweicher Kompromiss bei raus kommt, der hauptsächlich dazu taugt warten zu können, bis Gras über die Sache gewachsen ist.

Bitte sammelt Unterschriften! Jetzt und schnell! Aber geht bitte auch am Montag auf die über 400 Mahnwachen und am 26.3. auf die Großdemos! Entscheidend wird vor allem der Druck auf der Straße sein. Aber auch zum Unterschriften sammeln sind das die besten Gelegenheiten.

Liquid Feedback und die Dialektik des Datenschutzes

Es ist ja sei den Bundestagswahlen etwas ruhig geworden um die Piraten. Sie kreisten sehr um sich selbst. Nun ist mal wieder etwas aus dem Bauch der Piratenpartei nach oben gespült worden, was eine größere (Netz-)öffentlichkeit interessiert obwohl auch das eigentlich eine rein interne Angelegenheit ist.

Ich habe ja schon von Anfang an gesagt, dass – bei aller Kritik die ich an den Piraten geäußert habe – einer ihrer interessantesten Aspekte ihre Experimente mit neuen Demokratieformen sind. Zu diesem Zweck benutzt zum Beispiel der Berliner Landesverband ein Tool namens „Liquid Feedback“ (eine Implementation der Ideen der „Liquid Democracy„). Die Bundespartei will das laut einem Parteitagsbeschluss auch einführen. Was ist das überhaupt? Im Kern geht es um eine Mischung aus direkter und repräsentativer Demokratie. Ich kann je nach Thema selber abstimmen oder meine Stimme für bestimmte Themenkomplexe delegieren. Die Leute an die ich die Stimmen delegiere, können diese dann selbst wieder delegieren. Ich kann jederzeit meine Delegation widerrufen (Das Parteigesetz lässt allerdings nicht zu, dass Beschlüsse damit gefasst werden, das System soll also vorerst nur empfehlenden Charakter haben).

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