Monat: Januar 2008

Microsoft: Mit Koopkurrenz siegen?

Tux auf der Jagd (CC by-sa-nd IT appuntiubuntu.wordpress.com)Manche reiben ich verwundert die Augen: Microsoft und Open Source — kann das sein? Na klar, denn wenn eins Microsoft nicht ist, dann blöd (trotz manch gegenteiliger Beispiele). »Coopetition« heisst die Strategie dahinter, also eine Mischung aus Hände schütteln und Messer in den Rücken (Kooperation und Konkurrenz). Eigentlich nichts Neues in der Wirtschaft, aber schon interessant, dass sich ein Monopolist zu Anpassung an die Macht des Faktischen der Freien Software gezwungen sieht.

Wenn man das ökonomisch durchdenkt, ist es noch interessanter: Da muss ein fetter Rentier, der gut von der »Informationsrente« lebt, eine freiwillige Rentenkürzung hinnehmen, um den Rest der Rente zu sichern. Microsoft, ein Opfer des Neoliberalismus! Nun werden die Koopkurrenten genau das gleiche tun und die Abwärtsspirale antreiben — ein »Race to the bottom«. Und was bildet die Bottomline? Na ja, nach meiner These ist Software ja eh wertlos, also bleibt da nur ein wenig Infrastruktur. Aber auch wenn man proprietäre Software noch ernsthaft für werthaltig hält, kann der Sturz sehr tief sein. Wir werden das noch erleben — die Entwertungsspirale hat erst begonnen!

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Material Peer Production — Part 1: Effort Sharing

Book Cover[Es gibt eine deutsche Übersetzung dieses Artikels.]

Previous part: Traits of Peer Production.

The first characteristic of peer production is that the effort required to reach the goals of a project is shared among those who care enough to contribute. How this sharing is organized depends on the kind of project.

Projects creating free software or open knowledge use a style which Francis Heylighen [2007] describes as „stigmergic“ (hint-based). The work done in such projects leaves „stimuli“ or hints motivating others to continue. Examples of such hints are to-do lists, bug reports, and feature requests in free software projects; or „red links“ to missing articles and listings of „most wanted articles“ in the Wikipedia. They point participants and potential participants to the tasks that are worth doing.

This hinting system also serves as an informal mechanism for prioritizing tasks: the more people care for a task, the more likely it is to be picked up by somebody (since the corresponding hints tend to become more visible and explicit, and since people are more likely to pick up a task they wish to be done). And since everybody is free in choosing the tasks they want to do, participants will generally be more motivated than in a market-based system, where they have to follow the orders of their boss or customer. They also tend to pick up those tasks they think they are good at, ensuring that the different talents and skills of people are applied in the best possible way.

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Streifzug-Review 8: »Make Copyright History!«

Aufkleber »Politik ist die notwendige Illusion der Änderbarkeit«

Die achte Ausgabe der Kolumne »Immaterial World« der Wiener Zeitschrift »Streifzüge« fordert mit dem Titel plakativ, mit dem Copyright-System endlich Schluss zu machen — denn es zerfällt ohnehin vor unseren Augen. Die Kolumne befasst sich inhaltlich mit der gewachsenen Freien Kulturbewegung, die in Anlehnung an die Freie Softwarebewegung die Imperative der Verwertung praktisch unterläuft. Während die Freie Kulturbewegung sich noch brav an das Copyright hält und sich per Creative Commons absichert, schert sich die illegalisierte Raubkopierbewegung — nicht weniger effektvoll — kein bißchen darum.

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Open Source und Web 2.0

Graffiti in Wellington/Neuseeland (cc-by-nc-sa Taniwhaiti)Das Angekommensein Freier Software in der Gesellschaft spiegelt sich in dem Maße wider, wie es zum Reflektionsgegenstand wird, wie sich also etablierte Wissenschaft eines für sie »neuen« Themas annimmt. Das Thema kann nur deswegen »neu« sein, weil die etablierte Wissenschaft damit selbst meist nichts zu tun hat. Sie nähert sich dem »fremden« Gegenstand von außen und bringt allerlei etabierte Meßlatten mit. Das ist Teil des Problems. Nein, das ist natürlich nicht immer so, und ja, es gibt auch eigenständige Zugänge, etwa in der Informatik oder über das Thema Open Access.

Immerhin bietet das »Neue« und »Fremde« auch Studentinnen und Studenten eine gute Möglichkeit des wissenschaftlichen Einstiegs durch Verfassen entsprechender Abschlussarbeiten. Von einer soziologischen Diplomarbeit soll hier die Rede sein, von »Open Source und Web 2.0 — Soziale Bewegungen für eine „freie“ Wissensgesellschaft« von Jonathan Harth, erhältlich zwar unter CC-Lizenz, aber nur als PDF [Update: inzwischen auch als offenes ODT]. Das Problem häufig fehlender bearbeitbarer Quellen haben wir hier schon diskutiert. Nun aber zu den Inhalten.

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Materielle Peer-Produktion — Teil 0: Merkmale der Peer-Produktion

Buch-Cover[This is the German translation of the original English article.]

Ist es möglich, die Peer-Produktion in die physische Welt auszuweiten und materielle Güter und Dienstleistungen auf die gleiche Weise zu produzieren wie Freie Software und offenes Wissen? Ist es möglich, dass Peer-Produktion zur primären Produktionsweise wird und damit Märkte und den Kapitalismus überflüssig macht? In meinem „Peerconomy„-Buch argumentiere ich, dass dies in der Tat möglich ist und diskutiere wie es umgesetzt werden kann. Dieser Beitrag ist der erste Teil einer kurzen Artikel-Serie, in denen die Kernideen meines Konzepts erklärt werden. Sie wurde ausgelöst durch eine Diskussion auf der englischsprachigen Oekonux-Liste. Dieser Artikel dokumentiert meine erste Mail.

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1968: Massenintelligenz, 2008: Intelligenz der Masse

In der Jungle-World gibt es zur Zeit eine interessante Disko-Reihe zum Thema „68“ anlässlich des 40jährigen Jubiläums dieses Jahres. Der aktuelle Beitrag stammt von Georg Fülberth, der in Anlehnung an wiki(Eric Hobsbawm) 1968 als Erwachen einer neuen sozialen Klasse, nämlich der Massenintelligenz beschreibt:

„Die Revolte von 1968 war das Betriebs­geräusch, das dadurch entstand, dass die neue Massenschicht sich auf ihren Platz im politischen und gesellschaftlichen System drängelte.“

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Material Peer Production — Part 0: Traits of Peer Production

'From Exchange to Contributions' Cover[Update: es gibt jetzt auch eine komplette deutsche Übersetzung dieses Artikels — danke, Stefan!]

Is it possible to generalize peer production into the physical world and to produce material goods and services in the same way as free software and open knowledge? Is it possible for peer production to become the primary mode of production, obsoleting markets and capitalism? In my „Peerconomy“ book, I argue that it is indeed possible and discuss how it can be done. This is the first part of a short series explaining my core ideas. It was triggered by discussion on the English Oekonux list. This article documents my first mail.

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