Schlagwort: gemeinschaften

»Lasst uns die Spielregeln ändern«

[Aus: »Oya – anders denken. anders leben«, Nr. 01/2010, PDF-Download, Lizenz]

Nachfolgend dokumentiert ist die etwas längere Abschrift des Gesprächs als die im Oya-Heft abgedruckte Version. Die komplette Fassung kann als Video ansehen und angehört werden.

Johannes Heimrath: Am liebsten würde ich unser Gespräch bei den großen globalen Gemeingütern wie Klima beginnen lassen – letztlich bei der Erde, die zweifelsfrei unser größtes Gemeingut ist –, und von dort in die Details gehen. Aber ich fürchte, da wir alle sehr persönlich mit dem Thema Gemeingüter verbunden sind, werden wir nicht so strukturiert vorgehen können.

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Copyleft — Wie sich die Welt an einem Freiheits-Virus infizierte

[Repost aus »Oya – anders denken. anders leben«, Nr. 01/2010, PDF-Download, Lizenz]

Von Lara Mallien

Wissen und das Licht haben viel ­gemeinsam: Wir sprechen von Erleuchtung, vom Geistesblitz, von erhellenden Einsichten. Das Licht wird nicht weniger, gleich, ob zehn oder tausend Menschen es zum Bräunen oder zum Gartenbau nutzen. Hier ­enden die Gemeinsamkeiten, denn das Wissen nimmt sogar zu, je mehr es geteilt wird, je mehr Wissende und Mitdenkende, Weiterdenkende es gibt. Wie die Freude ist auch das Wissen eines dieser geheimnisvollen Gemeingüter, die sich vermehren, wenn wir sie teilen.

Wissen und Erkenntnis teilen sich mit. Selbst wenn etwas unausgesprochen bleibt, liegt es auf seltsame Weise in der Luft. Auch bei großen ­Erfindungen ist das so: Die Glühbirne, die Nähmaschine, das Telefon – sie wurden von mehreren Menschen an mehreren Orten beinahe zeitgleich in die Welt gebracht. Streng genommen gehören noch viel mehr Menschen zu den Urhebern, denn jede Erfindung markiert nur die Spitze eines Eisbergs von Wissen, das unzählige Menschen in den Jahren zuvor zusammengetragen haben. Basiert nicht die Glühbirne auch auf dem alten Wissen der Glasbläser?

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Commons in a taxonomy of goods

[Deutschsprachige Version]

Commons are common pool resources. Commons are common goods. Commons are social relationships. You can find all of these descriptions for the term. Which is the correct one? All three versions are valid—at the same time!

The word „common“ is the best starting point for the analysis. The common thing within a commons are the resources, which are used and cared for, are the goods resulting from joint activities, and are the social relationships emerging from acting together. These three aspects are so different for all commons, that no one could describe them in a reasonably complete manner.

Commons are at odds with commodities, although a commodity is a good which is produced in a specific social form using resources. But it is usual that traditional economics only consider resources as social forms of production in a marginal way or even not in any way. I will try to overcome this limitation by using the following taxonomy of goods [Illustration 1]. I decide to put the concept of „good“ into the center, while describing from the triple definition explained above: as a common good, as a resource and as a social form.

Taxonomy of Goods

Illustration 1: Proposed taxonomy of „goods“

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Manifesto »Strengthen the Commons – Now!«

Strenghen the Commons[Deutsche Fassung]

The following manifesto is the result of a one and a half year process, where dozens of participants from politics, unions, sciences, the free culture and software movement, the environmental movement, economy as well as from art and culture discussed about commons and the relevance for humankind. It was developed in the context of the Interdisciplinary political salons of the Heinrich Böll Foundation‘s „Time for commons“.

Below, the entire text of the manifesto is documented, which is also available as a nicely layouted PDF (4 pages) at Commonsblog. (mehr …)

Commons in einer Gütersystematik

[English version]

Commons sind Gemeinressourcen. Commons sind Gemeingüter. Commons sind soziale Beziehungen. Alle drei Beschreibungen kann man finden. Welche stimmt nun? Alle drei Fassungen treffen zu und zwar immer gleichzeitig!

Am besten geht man vom Wort „common“ aus, dem Gemeinsamen. Das Gemeinsame bei den Commons sind die Ressourcen, die genutzt und gepflegt werden, sind die Güter, die dabei entstehen können, und sind die sozialen Beziehungen, die sich dabei bilden. Und das Gemeinsame aller Commons ist, dass diese drei Aspekte bei den jeweiligen Commons so verschieden sind, dass niemand sie auch nur halbwegs vollständig beschreiben könnte.

Commons liegen damit quer zur Ware, obwohl auch die Ware ein Gut darstellt, das in einer bestimmten sozialen Form hergestellt wird und dabei Ressourcen verwendet. Doch bei der Ware ist es die traditionelle Ökonomie gewohnt, sowohl die Ressourcen wie auch die sozialen Formen der Herstellung nur marginal oder gar nicht in Betracht zu ziehen. In der folgenden Gütersystematik will ich das ändern. Dabei entscheide ich mich, den Güteraspekt aus dem Tripel von Gut-Ressource-Sozialform in den Mittelpunkt zu stellen.

Güter-Systematik

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Commons in einer Systematik von Gütern

Wenn die »Commons« (Gemeingüter) ein neues Paradigma politischer Theorie werden sollen, dann muss der Begriff klarer bestimmt werden. Ein Ansatz ist, ihn in Relation zu anderen Gütern zu verorten. Vor längerer Zeit hatte ich schon mal einen Versuch einer Systematik von Gütern unternommen (siehe diese Abbildung). Die Darstellung blieb jedoch vor allem beim Punkt des »Eigentums« unklar, da Commons nicht mit »Gemeineigentum« gleich gesetzt werden können. Ferner ist das Besondere bei den Commons gerade, dass sie stets als soziale Beziehung zu verstehen sind. Genau genommen gilt das jedoch für alle Güter, denn die fallen ja nicht vom Himmel, sondern werden — sozial — hergestellt. Erst im Vergleich zur »Sozialität« der Nicht-Commons, wird die Besonderheit der Gemeingüter deutlich.

Kurz und gut: Ich habe einen neuen Anlauf unternommen. Hier ist das Ergebnis.

Systematik von Gütern

Wie ist die Abbildung zu lesen?

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Manifest »Gemeingüter stärken. Jetzt!«

Gemeingüter stärken

[English version]

Das folgende Manifest ist Ergebnis eines anderthalbjährigen Prozesses, in dem sich Dutzende von Beteiligten aus Politik, Gewerkschaften, Wissenschaft, der Freien-Kultur- und -Software-Bewegung, der Umweltbewegung, der Wirtschaft sowie Kunst und Kultur mit den Gemeingütern und ihrer Bedeutung für die Menschheit auseinandergesetzt haben. Es ist im Rahmen des Interdisziplinären Politischen Salon »Zeit für Allmende« entstanden, der an der Heinrich-Böll-Stiftung angesiedelt war.

Auch das im Frühjahr verabschiedete »Manifest zur Wiedergewinnung der Gemeingüter« des Weltsozialforum macht sich für die Gemeingüter stark. Das Potsdamer Gemeingütermanifest geht darüber hinaus, indem es detaillierter und meiner Meinung nach sehr prägnant herausarbeitet

  • warum Gemeingüter gerade in Krisenzeiten einerseits besonders wichtig und andererseits besonders bedroht sind,
  • wie vielfältig die gemeingüterorientierten Communities und Bewegungen sind – und wie viel sie doch gemeinsam haben,
  • was Gemeingüter ausmacht und wie eine gemeingütergerechte Gesellschaft aussehen könnte.

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Die dunkle Seite der Macht

Gerade haben wir uns ein ganzes langes Wochenende mit der Frage auseinandergesetzt wie man die „commons-based peer-production“ auf gesellschaftliches Niveau verallgemeinern kann. Dabei sind viele interessante Ideen entstanden und weitergedacht worden und womöglich ist das ein Fortschritt auf dem Weg zur befreiten Gesellschaft. Doch jetzt ist es Zeit sich mal wieder die dunkle Seite der Macht anzugucken. Ich nenne diese die „commons-based peer-destruction„. Diese folgt den selben Prinzipien wie ihr heller Vetter, wirkt aber nicht emanzipativ und lebendig, sondern unterdrückend und tot. Anhand zweier Beispiele möchte ich vor allem meine Ratlosigkeit demonstrieren. Gibt es irgendetwas, das diese Beispiele von peer-production, wie wir sie bisher verstanden haben, unterscheidet? Wenn ja: Was könnte das sein? Wenn nein: Ist das gut oder schlecht? Hängen diese Probleme vielleicht mit der Frage der Rolle der Gemeinschaften für die commons zusammen?

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