Schlagwort: entwertung

Degrowth-Konferenz in Leipzig

degrowthEine offene, große Commons-Konferenz gab es noch nicht, aber commonsnahe Konferenzen schon einige. Im September 2014 (2.-6.9.) steht wieder eine an: Degrowth 2014 — in lang: Fourth International Conference on Degrowth for Ecological Sustainability and Social Equity. Es geht »um konsensfähige Alternativen zum derzeitigen Wachstumszwang«, um »wachstumsunabhängige Formen von Wirtschaft und Gesellschaft«.

Das klingt im ersten Lesen seltsam, so als ob man nur einen Konsens darüber erreichen müsse, das Wachstum einzustellen sei. Dabei gibt es das doch schon, eine Wirtschaft ohne Wachstum, nur der Name klingt nicht so gut: Krise. Aber auch darauf gibt es eine Antwort: »Your recession is not our degrowth« (»Eure Krise entspricht nicht unserer Vorstellung einer Wirtschaft ohne Wachstum«). Doch kann man sich das aussuchen? Oder brauchen wir nicht doch eine andere Produktionsweise? Oder soll bei der Konferenz genau danach gesucht werden?

Die Degrowth 2014 ist in die folgenden drei Themenstränge gegliedert. (mehr …)

Von Abschaffung und Aufhebung

Georg Seeßlen hat im aktuellen »Freitag« einen bitter-realistischen Artikel zur Zukunft der Autorenschaft geschrieben: »Die letzte Avantgarde«. Zunächst erklärt er die Long-Tail-These für gescheitert. Long-Tail bedeutet, dass in der Summe Nischen-Kulturgüter mehr Profit bringen, als die Top-Seller in der Spitze. Seeßlen hält dagegen, dass »in Deutschland nur mit 4 Prozent der publizierten Bücher echtes Geld verdient [wird]. Der Rest besteht aus Spekulation und Imitation, aus Subvention und aus einem System des selbstausbeuterischen Prekariats«.

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Moores Law und die Vermessung der Maßlosigkeit

Der Kapitalismus ist eine maßlose Veranstaltung. Der sich selbst verwertende Wert kennt keine Grenze. Das ist ja eines seiner großen Probleme. Denn dem entgegen stehen ja die menschlichen Bedürfnisse, die immer endlich sind. Der Kapitalismus misst dabei alles in seiner Maßlosigkeit. Nur was Wert hat, hat eine Existenzberechtigung. Menschliche Bedürfnisse verhalten sich genau umgekehrt: Sie haben immer Maß, sind aber nie zu messen. Zumindestens nicht vollständig. Kein menschliches Bedürfnis geht in seiner Meßbarkeit auf. Es mag sein, dass ich soundsoviel Wasser, soundsoviel Kalorien und soundsoviel Vitamine am Tag brauche zum Leben, aber das beschreibt niemals vollständig und qualitativ mein Bedürfnis nach Essen. Der Kapitalismus ist also die Vermessung der Maßlosigkeit, aber die menschlichen Bedürfnisse haben ein unmeßbares Maß.

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Wächst Freie Software exponentiell?

In der Studie »The Total Growth of Open Source« untersuchten Amit Deshpande und Dirk Riehle mehr als 5000 populäre Open Source Software-Projekte quantitativ. Gemessen wurde der wöchentliche Änderungsrate des Quellcodes der bestehenden Projekte sowie Zunahme der Anzahl der Projekte. Beide Messungen ergaben ein exponentielles Wachstum. Die Verdopplungsrate lag jeweils bei etwa 14 Monaten.

Das ist ein erstaunliches Ergebnis, dennoch sind einige Anmerkungen fällig.

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Entwertung, die zweite: GEMA schwächelt

Bildquelle: jammin-inc.de, Gewinnerband beim OMC#3Wie vorausgesagt hat die GEMA für 2007 ein Einnahme-Minus zu verzeichnen. Die schlechten Nachrichten verkündete der GEMA-Chef Heker bei einer Pressekonferenz am 22.4.08. Im Bereich »Tonträger« kam es zu einem Einbruch: 20 Mio. Euro weniger wurden eingetrieben (-8,3%). Diese werden zum Teil kompensiert durch eine Verdopplung der Einnahmen auf niedrigem Niveau bei »legalen Musikdownloads« (+3,7 Mio.). Reingehauen hat auch ein Minus bei »Kabelweiterleitung« (-18,8 Mio. = -42,7%) im Bereich Rundfunk und Fernsehen — durch Rückgang bei der Kabelnutzung?

Unterm Strich wurden 24,8 Mio Euro weniger eingenommen (-2,8%), die Ausschüttungssumme sank um 23,4 Mio Euro (-3,1%). Auffällig ist das Fehlen des Frühjahr-GEMA-Briefes, der jeweils im März erscheint und die Umsatzlage des Vorjahres erklärt.

Entwertung konkret – 60 Milliarden Dollar pro Jahr

Na, wenn das mal nicht ein konkreter Beleg für die Entwertungsfunktion Freier Software ist! Laut der Studie »Trends in Open Source« der Standish Group International entscheiden sich zunehmend mehr Unternehmer und andere Nutzer für »Open Source Software«. Diese sei funktional gleichwertig und ersetze preisbehaftete proprietäre Software, was eben bei jenen Herstellern zu Einnahmeverlusten von 60 Milliarden Dollar pro Jahr führe. Freie Software sei die ultimative disruptive Technologie. [via]

Nun wird die Schätzung mit dem dicken Daumen erfolgt sein, aber in der Tendenz haut das völlig hin. Ökonomisch bedeutet commons-basierte Produktion eine Entwertung des entsprechenden proprietären Gegenstücks — auskooperieren par excellance. Da hilft auch kein Jammern, die Studie würde bloß »Stimmungsmache« betreiben. Der »disruptive« Trend ist nicht aufzuhalten — Zeit, sich etwas neues jenseits von Arbeit, Ware, Markt und Geld zu überlegen.

Zur Beruhigung erregter Gemüter: Von der Entwertung noch nicht betroffen ist die Studie selbst, sie kostet 1000 Dollar 😉