Schlagwort: community

Das Zurückfordern der Allmenden

[Artikel aus CONTRASTE 336, September 2012]

Von Elisabeth Meyer-Renschhausen

Am 16. April 2011 begann das Projekt »Allmende-Kontor« auf dem ehemaligen Tempelhofer Flughafen. Binnen eines Jahres entwickelte sich der wildkreative Gemeinschaftsgarten des »Allmende-Kontors« zu einem der neuen Anziehungspunkte Berlins. Neben unendlichen Heerscharen von Journalisten aus dem In- und Ausland, Stadtplaner- und Studentengruppen aus allen Fächern und aus aller Herren Länder, würdigte zuletzt die Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Frau Aigner das Projekt mit ihrem Besuch, mit einem ganzen Bus voller Journalisten im Gefolge.

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Neue Commons, neue Einhegungen

[Beitrag aus dem Commons-Buch (Commons – Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat, Hg. Silke Helfrich/Heinrich-Böll-Stiftung); Lizenz: CC BY-SA.]

Hervé Le Crosnier

Die Geschichte stottert oder wiederholt sich

Die Geschichte der Commons spiegelt sich in der Expansion der Märkte und in der Zunahme privater Entscheidungen über Dinge, die zuvor gemeinschaftlich geregelt wurden. Die Technologien des späten 20. Jahrhunderts sind in dieser Hinsicht zweischneidig. Sie haben einerseits zu mehr Commons geführt, indem sie neue, marktferne Räume schaffen wie jenen der virtuellen Welt. (mehr …)

Peer-Produktion – der unerwartete Aufstieg einer commonsbasierten Produktionsweise

[This article is also available in English.]

Das Commons-Buch[Mein Beitrag zu dem neuen Commons-Buch (Commons – Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat, Hg. Silke Helfrich/Heinrich-Böll-Stiftung); Lizenz: CC BY-SA. Auch als PDF verfügbar.]

Das Linux-Prinzip

Im Jahr 1991 hatte der junge finnische Informatikstudent Linus Torvalds eine verblüffende Idee: Er begann auf seinem PC ein Betriebssystem zu schreiben. Zunächst ging es ihm nur darum, Dinge ausprobieren zu können, die mit den damals erhältlichen Betriebssystemen nicht möglich waren. Nach Monaten der Bastelei bemerkte Torvalds, dass er ein auch für andere nützliches System entwickelt hatte. Er kündigte seine Arbeit im Internet an und bat um Rückmeldung, welche Eigenschaften sich die anderen von einem solchen System wünschten. Wochen später stellte er die Software ins Internet. Jeder konnte seinen Code nun herunterladen, verwenden und (bei entsprechenden Programmierkenntnissen) den eigenen Bedürfnissen anpassen.

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OpenStreetMap – Eine virtuelle Welt gedeiht

[Repost aus freiesMagazin 03/2012]

von Matthias Meißer

Mit „OpenStreetMap – GoogleMaps-Klon oder doch mehr?“ wurde bereits in der Ausgabe 11/2008 von freiesMagazin das OpenStreetMap-Projekt (OSM) vorgestellt, das nach dem Wiki-Prinzip eine ganze Weltkarte erstellt, die jedermann nutzen und verbessern darf. Doch drei Jahre sind eine lange Zeit, gerade für freie Projekte. Hier folgt nun das Update, wie sich die Welt seither verändert hat.

Abb. rechts: Mit einfachem Equipment unterwegs für eine freie Weltkarte. © Sebastian Haag (CC-BY-2.0
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Die soziale Steuerung von Open Source (Teil 8)

[Letzter Teil des Interviews mit George Dafermos: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5, Teil 6, Teil 7]

Neal Gorenflo: Manche Leute behaupten, dass die FOSS-Community wenige originelle Produkte hervorbringt, sondern vor allem gut darin ist, freie Versionen von privatwirtschaftlich produzierten innovativen Produktion zu entwickeln. Wie siehst du das?

Das ist tatsächlich ein weit verbreiteter Irrtum. Manche glauben, dass FOSS-Techniken nur Reimplementierungen von in proprietären Programmen schon umgesetzten Funktionen sind. Dabei betrachten sie aber nur einige Projekte und übersehen, wie reichhaltig und vielseitig das FOSS-Ökosystem insgesamt ist. Dieses Vorurteil habe ich zum Beispiel von mehreren Akademiker_innen aus den Sozialwissenschaften gehört. Warum denken sie das? (mehr …)

Die soziale Steuerung von Open Source (Teil 7)

[Fortsetzung des Interviews mit George Dafermos: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5, Teil 6]

Neal Gorenflo: Auf welche Initiativen oder Veranstaltungen würdest du verweisen, um zu veranschaulichen, wie die soziale Produktion von Software die allgemeine Kultur beeinflusst? Das ist ein Thema, was David Bollier in Viral Spiral untersucht hat, aber mich interessiert, welche direkten Verbindungen du zwischen diesen Communities und anderen Lebensbereichen siehst.

Der Einfluss der peerproduzierten Software ist so weitreichend, dass es nahezu unmöglich ist, ihre breite kulturelle Wirkung nicht zu bemerken. Peerproduzierte Software war die wesentliche Inspirationsquelle, die Jakubowskis vorher erwähntes globales Dorf geprägt hat. Sie war ein Einfluss für das weltweite Netzwerk der unabhängigen Medienzentren Indymedia, die 1999 mit dem Ziel ins Leben gerufen wurden, die Aktionen der Antiglobalisierungsbewegung zu koordinieren. (mehr …)

Die soziale Steuerung von Open Source (Teil 6)

[Fortsetzung des Interviews mit George Dafermos: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5]

Neal Gorenflo: Was könnten ortsgebundene Communities, die nach einer Peer-Ökonomie streben, von den Communities lernen, die Software mittels Peer-Produktion herstellen? Welche Hindernisse siehst du bei der Übertragung der Online-Ökonomie in einen Offline-Kontext wie eine Stadt?

Die Communities der Peer-Produktion lehren uns, dass es unterschiedliche Wege gibt, menschliche Arbeit – und allgemeiner: menschliche Aktivitäten – zu organisieren. Peer-Produktion organisiert Enthusiasmus, nicht Gehorsam. Es zeigt sich, dass Manager_innen und Aufseher_innen nicht erforderlich sind. Auch wenn Hunderte von Personen teilnehmen, können diese in einem nicht-hierarchischen Rahmen koordiniert werden. In der Tat gibt es kaum ein Prinzip des traditionellen Business-Mangements, dem das lebende Beispiel der Peer-Produktions-Projekte nicht widerspricht.

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Die soziale Steuerung von Open Source (Teil 5)

[Fortsetzung des Interviews mit George Dafermos: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4]

Michel Bauwens: Bitte nenne uns einige Details Deiner Einsichten in Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den FLOSS-Stiftungen. Angesichts der gegenwärtigen Entwicklung von Open Hardware: In welchem Ausmaß bewegt sich die Logik der Peer-Produktion von Software in das Feld von Open Hardware? Siehst du die Herausbildung vergleichbarer sozialen Dynamiken und Institutionen oder gibt es Unterschiede? Gibt es auch Open-Hardware-Stiftungen, die eine ähnlichen Rolle spielen?

Die meisten großen FOSS-Projekte haben Stiftungen gebildet, um administrative Aufgaben zu bewältigen, die nicht direkt mir dem Entwicklungsprozess der Produkte verbunden sind. So organisiert zum Beispiel die FreeBSD-Stiftung Konferenzen und Entwickler_innen-Treffen und ist für die finanziellen (z.B. Spenden sammeln) und rechtlichen Aspekte des FreeBSD-Projekts sowie für Firmenkontakte zuständig. (mehr …)

Die soziale Steuerung von Open Source (Teil 4)

[Fortsetzung des Interviews mit George Dafermos: Teil 1, Teil 2, Teil 3]

Michel Bauwens: Welche Beziehung siehst du zwischen der Peer-Produktion und der aufkommenden Ökonomie des Teilens, einschließlich der gemeinschaftlichen Nutzung, die das Hauptthema von Shareable ist? Sind beide Ausdruck von etwas noch Breiterem?

Ich denke nicht, dass gemeinschaftliche Nutzung oder die Ökonomie des Teilens etwas neues ist. Bücher aus der Bibliothek auszuleihen hat eine Jahrtausende lange Tradition. Und es sind nicht nur Bibliotheken. Das Konzept der „Umsonstläden“ ist sehr alt: Leute bringen Dinge, die sie weggeben wollen, etwa Kleidung und Möbel, und andere können sie umsonst mitnehmen. Was ich wichtig finde, ist das breite Spektrum von Motivationen, das hinter der Ökonomie des Teilens steht. (mehr …)

Die soziale Steuerung von Open Source (Teil 3)

[Fortsetzung des Interviews mit George Dafermos: Teil 1, Teil 2]

Michel Bauwens: Peer-Produktion umfasst Communites von Beitragenden, die zum Teil dafür bezahlt werden und zum Teil nicht, gemeinnützige Vereinigungen wie die FLOSS-Stiftungen sowie beteiligte Unternehmen. Wie sind die Beziehungen zwischen diesen drei Gruppen? Gibt es einen Punkt, wo die Rolle der Unternehmen die P2P- und Commons-Dynamiken so stark verzerrt, dass man nicht länger von Peer-Produktion sprechen kann?

Ihrem Wesen nach ist Peer-Produktion eine Produktionsweise, die weder auf den Markttausch abzielt, noch durch Firmenhierarchien gesteuert wird. Daher unterscheidet sich die Peer-Produktions-Projekten zugrunde liegende Motivation wie auch die Ausrichtung der Produktion in solchen Projekten radikal von den Merkmalen profitorientierter Unternehmen. (mehr …)