Kategorie: Reichtum & Knappheit

Entwertung konkret – 60 Milliarden Dollar pro Jahr

Na, wenn das mal nicht ein konkreter Beleg für die Entwertungsfunktion Freier Software ist! Laut der Studie »Trends in Open Source« der Standish Group International entscheiden sich zunehmend mehr Unternehmer und andere Nutzer für »Open Source Software«. Diese sei funktional gleichwertig und ersetze preisbehaftete proprietäre Software, was eben bei jenen Herstellern zu Einnahmeverlusten von 60 Milliarden Dollar pro Jahr führe. Freie Software sei die ultimative disruptive Technologie. [via]

Nun wird die Schätzung mit dem dicken Daumen erfolgt sein, aber in der Tendenz haut das völlig hin. Ökonomisch bedeutet commons-basierte Produktion eine Entwertung des entsprechenden proprietären Gegenstücks — auskooperieren par excellance. Da hilft auch kein Jammern, die Studie würde bloß »Stimmungsmache« betreiben. Der »disruptive« Trend ist nicht aufzuhalten — Zeit, sich etwas neues jenseits von Arbeit, Ware, Markt und Geld zu überlegen.

Zur Beruhigung erregter Gemüter: Von der Entwertung noch nicht betroffen ist die Studie selbst, sie kostet 1000 Dollar 😉

WoW als Testplattform für die Peer-Economy

Ich bin ja gerade mal wieder etwas in World of Warcraft abgetaucht und verfolge die Diskussion hier deshalb zur Zeit etwas passiv. Aber einen Vorschlag von dort hätte ich hier einzubringen:

World of Warcraft bietet ja einen spielinternen Marktplatz, die sogenannten Auktionshäuser. Dort können Spieler Gegenstände, die sie im Spiel finden oder selber herstellen, an andere Spieler verkaufen oder versteigern. Meine Idee wäre es jetzt eine Alternative zu diesen Auktionshäusern zu bieten, die auf den Prinzipien der Peer-Economy basiert. Man könnte in dieser vielleicht etwas schräg anmutenden Spiel-Ökonomie einiges ausprobieren ohne schon wirklich etwas kaputt machen zu können. Man kann das Benutzerinterface des Spiels programmieren, so dass man ein eigenes Programm („Addon“ im WoW-Jargon) dort einbinden könnte.

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Howard Rheingold über Keimformen

Howard Rheingold, der alte High-Tech-Hippie, spricht bei TED über Spieltheorie, die Tragik der Allmende, neue Formen der Kooperation und wie daraus eine neue Ökonomie mit neuem Wohlstand jenseits von Markt und Staat entstehen kann. Ein sehr prägnanter, kurzer Vortrag, der viel auf den Punkt bringt auch wenn er mit komischen Biologismen durchsetzt ist:

Thesen zum Informationskapitalismus

Ich arbeite gerade an einem längeren Text zum Informationskapitalismus. Auf Open Theory hab ich mal eine erste Version online gestellt, die sehr vorraussetzungsreich ist und wenig erklärt und zitiert. Es ist also eher eine Diskussionsgrundlage, bei der Kenntnis der Quellen vorausgesetzt wird. Das soll aber niemanden von der Diskussion ausschliessen. Wenn irgendetwas unklar ist, also bitte einfach nachfragen.

Umsonst – ein radikaler Preis

Wie ist eigentlich die Sicht der Vorkämpfer des Marktes auf das alles, was wir hier immer wieder durchkauen? Eine Antwort gibt Chris Anderson, Chefredakteur von Wired in seinem neuen Buch „Free – The past and future of a radikal price“. Auf einer Nokia-Konferenz hielt er einen Vortrag darüber, der auch im Netz steht(45min). Das Buch selbst ist wohl noch garnicht erhältlich, ich konnte es zumindestens nicht finden. Das ist ein sehr erhellendes Werk, weil es zum einen deutlich macht wie radikal die Umwälzungen sind, in denen wir uns mitten drin befinden und weil es zum anderen eines der seltenen Dokumente ist, dass jemand sich Gedanken darüber macht, wie unter den Bedingungen des Überfluss eigentlich Kapitalismus noch funktioniert. Seine Antwort: Jeder (!) Überfluss generiert neue Knappheiten. Jetzt wo Rechenzeit, Speicherplatz und Bandbreite in ihren Kosten gegen Null tendieren, werden diejenigen die Konkurrenz gewinnen, die die neuen Knappheiten zu monetarisieren wissen. Die neuen Knappheiten sind Aufmerksamkeit und Reputation. Da Aufmerksamkeit sich auch auf Reputation zurückführen lässt, ist also Reputation das neue knappe Gut auf das man sich stürzen soll.

Pay what you want

Unter diesem Motto hat ein Restaurant in Frankfurt ein von der Universität Frankfurt begleitetes Experiment gewagt. Es gab keine festen Preise fürs Mittagessen mehr, sondern jeder konnte zahlen was er wollte (Im Zweifel auch nichts). Das Experiment war so erfolgreich, dass es jetzt weitergeführt wird, obwohl es eigentlich nur auf zwei Wochen begrenzt werden sollte. Es ist wohl vor allem eine prima Werbung. So gabs dann auch heute einen großen Aufmacher im Lokalteil der Frankfurter Rundschau (leider nur begrenzte Zeit online zu lesen) dazu. Clever.

Singularität

So heißt ein sehr lesenswerter Science-Fiction Roman von Charles Stross. Darin wird sehr schön das Thema Technikdeterminismus aufs Korn genommen. In irgendeiner hinterwäldlerischen Kolonie, in der moderne Technik inklusive der „Füllhorn-Technik“ verboten ist, regnet es eines Tages Telefone vom Himmel, die jeden Wunsch erfüllen, wenn man ihnen nur eine interessante Geschichte erzählt. Das freut besonders den leninistischen Untergrund,  doch auch die werden sich noch wundern. Sehr spaßig zu lesen … vielleicht bis auf die etwas langatmigen Raumschlacht-szenen die etwas sehr mit dem SF-typischen Technobabbel überfrachtet sind. Aber selbst das ist ganz lustig weil das Technobabbel umso größer ist umso rückständiger die benutzte Technologie ist.