WikiSpeed lehnt Risikokapital ab

WikiSpeed baut Open-Source-Autos. Von der Rechtsform her ist WikiSpeed eine normale Firma. Globales Kapital ist stets auf der Suche nach rentierlichen Anlagen. Der Blick fällt dabei auch auf kleine agile Firmen mit guten Ideen. WikiSpeed-Gründer Joe Justice begründet, warum WikiSpeed dennoch Risikokapital (Venture Capital, im folgenden VC) ablehnt. Als Negativbeispiel verweist er auf die Erfahrungen der Firma Aptera. Ein lehrreiches Beispiel. Joe Justice:

Aptera nahm Venture Capital im Wert von ein paar Millionen Dollar im Austausch für das Recht der VC-Firma, das Projekt zu beenden und alle Rechte und das geistige Eigentum zu behalten, wenn sie kalte Füße bekämen. Das sind VC-übliche Regeln. Während wir [WikiSpeed] mit ihnen [Aptera] beim X Prize waren, feuerte die VC-Firma das ursprüngliche Ingenieur-Team (7 von ihnen, glaube ich), und laut Vertrag war es diesen Ingenieuren verboten, jemals wieder an irgendetwas zu arbeiten, was einen Bezug zum Aptera-Projekt oder ihrer Technologie hat. Die ursprünglichen Ingenieure hatten Privatdarlehen von zusammen über einer Million Dollar gegeben, um die ersten funktionsfähigen Prototypen herzustellen, was das VC überhaupt erst anzog, und nun hatten diese Ingenieure weder Job noch die Möglichkeit, weiter an ihrer Leidenschaft und im Bereich ihrer Expertise zu arbeiten, gleichzeitig belastet mit diesen massiven Privatdarlehen. Die einzige Gruppe, die bezahlt wurde, war das VC, das dann die Vermögenswerte des Unternehmens liquidierte (1|2|3|4).

Viele revolutionäre Unternehmen suchen VC, um »ihr Ding groß zu machen« oder aus Schulden herauszukommen, und kämpfen dann mit den Berichten, Prognosen und dem Prozess, der ihnen vom nicht-innovativen Großunternehmen auferlegt wurde, bis sie ersticken und Pleite gehen. Oder sie werden einfach für einen kurzfristigen Gewinn komplett liquidiert, wenn es das Großunternehmen auf Basis ihrer Kostenrechnung für angebracht hält. WikiSpeed hat keine Schulden. Selbst wenn wir kein weiteres Auto in den nächsten 3 Jahren verkaufen, werden wir noch da sein, unsere Produkte verbessern und Neuerungen einführen.

Ich will klarstellen, dass — obwohl wir die urspünglichen Ingenieure und ihr VC trafen — ich nicht im Raum des Aptera- oder VC-Aufsichtsrats während der oben beschriebenen Ereignisse war. Meine Meinung basiert auf Beobachtungen der Nachrichten und des Aptera-Teams. Die ursprünglichen Ingenieure sind vermutlich die besten Ansprechpartner, aber sind sind wahrscheinlich durch einen Maulkorberlass rechtlich gebunden und werden mit weitgehenden finanziellen Strafen belegt, falls sie über irgendwelche Teile des Geschäfts sprechen. Ich bin so froh, dass wir eine Version unseres Auto als Open Source in die Gemeinfreiheit gegeben haben: Egal welche dummen Verträge wir unterzeichnen werden, es wird immer da draußen sein. Es ist wie eine Versicherungspolice, dass das Projekt etwas hergestellt hat, das die Welt nutzen kann.

Wie finanziert sich WikiSpeed dann aber?

Wir haben Mikro-Investoren mit 10 Dollar im Monat (siehe die rechte Seite von www.wikispeed.com), und das ist es im wesentlichen, was uns treibt. Auf diesem Niveau wäre es administrativ zu aufwändig, einen Fonds aufzulegen. Stattdessen haben wir eine Vereinbarung mit ihnen, das wir sie im Falle eines erkennbaren Gewinns auszahlen, wenn leistbar mit Zinsen. Das stellt sicher, das wir uns auf dem Weg zur Bank nicht ins Fäustchen lachen und unsere Unterstützer im Unklaren lassen. Dann haben wir traditionelles Investment ab 10.000 Dollar oder dem Bitcoin-Äquivalent. Dafür bieten wir eine Schuldanerkennung oder Wandelschuldverschreibung mit standardisierter Investionsdokumentation. Was wir knallhart sicherstellen ist, dass Investoren niemals das Recht bekommen, das Unternehmen zu liquidieren und das geistige Eigentum zu behalten. Das bewahrt uns vor dem, was mit Aptera passiert ist. Schreibe eine E-Mail an info at wikispeed dot com und rocke mit uns.

Bis jetzt hat es jeder Investor abgelehnt, eine Schuldverschreibung mit uns zu zeichnen — sie haben schlicht gesagt: »Wenn ihr Gewinne macht und es für das Unternehmen nachhaltig ist, dann zahlt mir was mit Zinsen zurück«. Die Welt ist phantastisch, ich habe niemals dieses Ausmaß altruistischer Unterstützung durch die globale Community erwartet.

[via, eigene Übersetzung]

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