Imitate können Leben retten
Was das Geistige Eigentum auf dem G8-Gipfel betrifft, findet sich bei Spiegel Online eine perfide Argumentation:
Markenschutz steht ganz oben auf der Wunschliste der G-8-Staaten. Wer dabei bloß an Adidas-Turnschuhe, Rolex-Uhren und Gucci-Taschen denkt, verkennt das eigentliche Problem – gefälschte Medikamente stellen die größte Gefahr dar.
[…] im Gegensatz zu einer nachgemachten Rolex oder Gucci-Tasche stellen gefälschte Arzneimittel eine ernsthafte Gefahr dar. Umso alarmierender ist der dramatische Anstieg, den gerade dieses Segment der Produktpiraterie zu verzeichnen hat.
Nun ist der bloße Markenschutz (dass A sich nicht als B ausgeben sollte) ja relativ unumstritten (im Gegensatz zum Copyright- und Patentsystem), und das Problem würde überhaupt nicht erst entstehen, wenn jede/r sich die richtigen Präparate leisten könnte. Aber SpOn klagt dann doch lieber ganz pauschal über „Produktpiraterie“, ohne sich um solche Details groß zu kümmern.
Nach einer Schätzung der WHO sind zurzeit rund zehn Prozent aller Medikamente Fälschungen – im besten Fall sind es Imitate, schlimmstenfalls wirkungslose Attrappen oder sogar Gift.
Was SpOn nicht erwähnt, ist dass „richtige“ Imitate (die so wirken wie das Original) nicht nur der beste Art von Fälschung sind, sondern sogar besser als das Original – weil Menschen sie sich leisten können, für die das Original unerschwinglich wäre. Imitate und Generika können Leben retten – eine Perspektive, die bei SpOn (nicht überraschend) fehlt.
Ich fände es gut (aber schwer durchzusetzen :-), wenn dem
Imitieren, Kopieren, Nachmachen nur eine Grenze gesetzt würde:
Der Hersteller einer Ware muss wahrheitsgemäß seine Identität
offenbaren, z.B. in Form einer standardisierten Bezeichnung, mit
der jede Ware versehen sein muss.
Auch das ganze Branding, die Werbung, etc. sollte kopiert werden
dürfen, solange der Pirat in jedem Werbespot und in jeder Anzeige
seine Identität ausweist. Ich stelle mir das heilsam vor, für
alle Beteiligte …
Medikamentenfälschungen sind ein ganz wichtiges Thema um hinterhältige Re-Importe aus Ländern stoppen zu können, wo deutsche Preise nicht zum Maximum an Profit führen.
„Tatsächlich verzeichnete das Bundeskriminalamt in den vergangenen 10 Jahren gerade einmal 27 Fälle von Medikamentenfälschungen mit Bezug zu Deutschland.“
Pfizer: Panikmache aus Profitgier
This Information is presented to you not by Spiegel Online and not sponsored by Pfizer. 🙂
nicht durch profit gier gefälschte pseudo medikamente stellen die größte gefahr dar (wenn gleich auch diese mehr als verächtlich sind), sondern durch patente nicht verfügbare lebensnotwendige medikamente für hunderte millionen arme menschen in aller welt: sogenannte generika.
da kann man nur wütend werden, wenn die tatsachen so verdreht werden, um mit einer sicher richtigen aussage die viel wichtigeren tatsachen zu verstecken, zu verdrehen.
Medikamenten Kampagne – Ärzte ohne Grenzen
Netzwerk Freies Wissen
Telepolis hat sich jetzt auch das Themas angenommen: Tödliches Copyright:
Wenn es um nebensächliche Fälschungen geht, wie Handtaschen, oder Schuhe, tja da geht es wenigstens nur um den Profit der Hersteller. Wenn es um Medikamente geht, da hört sich der Spaß echt auf. Ich habe eine amerikanische Dokumentation gesehen, bei der aufgezeigt wurde, daß es einem sogar in normalen Apotheken passieren kann, daß man eine Fälschung bekommen kann. Nachdem so viele Zwischenhändler existieren, werden nicht nur die Medikamentenpreise extrem hoch, es ist auch leicht möglich, daß gefälschte Medikamente in den Handel kommen
(admin-edit: Link auf Markenschuhwerbung entfernt)
@Schuhe: Das ist aber kein Problem der Fälschung, sondern der schlechten Qualität. Es passiert ja auch immer wieder, dass Markenmedikamente schlechter Qualität sind und deshalb Leute sterben. Umgekehrt gibt es auch „Fäschungen“ ausgewiesen guter Qualität, die aber Leben retten, weil sich die Menschen die Originale nicht leisten können. Wie wir ja auch schon oft berichtet haben. Fazit: Geh nicht der Werbung der Pharmaindustrie auf den Leim, das hat so nichts miteinander zu tun.
@Schuhe: Der Schluss kann nur sein, Patente auf Medikamente zu verbieten und Generika transparent und unter öffentlicher Kontrolle zu produzieren. »Open Source« bei Medikamenten würde sicher auch die Qualität der sog. Marken-Medikamente verbessern.