Hätte ich ja nicht gedacht, dass eine Forderung, die mal auf keimform.de gepostet wurde, so schnell aufgegriffen wird: Make Copyright History. Die »Süddeutsche« bringt den Artikel »Krieg den Palästen, Friede den Künstlern!«, der Autor kann sich durchaus »Eine Welt ohne Urheberrecht« vorstellen. Auch wenn das nicht wirklich jemand kapiert (siehe die Kommentare beim Artikel), manchen ziemlich unwohl dabei wird und der Autor die Geldlogik kein bisschen überschreitet — auch wenn das alles so ist, ist es trotzdem sehr gut, dass der Artikel erschienen ist (inkl. einer zugespitzten Kritik an Creative Commons).
Monat: Mai 2007
Artikel »Open Source« im HKWM
Für das Historisch-Kritische Wörterbuch des Marxismus (HKWM) schreibe ich einen Artikel zum Stichwort »Open Source«. Nachdem es viele nützliche Hinweise zum Exposé gab (vielen Dank!), habe ich nun den Artikel ausformuliert. Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Bemerkungen als Kommentar eintragt — beim Artikel bei open theory oder hier bei keimform.de.
The Compact
Heute hat jemand im CoForum eine Bewegung eingetragen, deren Mitglieder versuchen, ein Jahr im wesentlichen ohne Geld auszukommen. Rund um das Blog einer der Initiatorinnen ist eine Gemeinschaft von ca 8000 Menschen entstanden, die sich in lokalen Gruppen bei diesem Experiment unterstützen (siehe Spiegel-Artikel vom 27.1.2007, glücklicherweise verknappt der Spiegel zur Zeit seine Online-Artikel nicht).
Für Europa gibt es auch eine Gruppe.
Geistiges Eigentum beim G8-Gipfel
… interessiert (fast) keine Socke, so kommt’s mir vor. Da finde ich ja prima, dass es nun überhaupt eine »zivilgesellschaftliche Erklärung« zu diesem Gipfelthema gibt. Vermutlich wurde die Erklärung jedoch so lasch und schwankend — geistiges Eigentum, ja bitte, aber nicht zu doll — formuliert, um möglichst viele Unterstützer zu gewinnen. Na ok. Aber …
Neue Plattform für „E-Partizipation“ online
Unter e-participation.net ist ein neues Meta-Projekt online gegangen, wo Online-Projekte gesammelt und vorgestellt werden, die für mehr oder bessere politisch-gesellschaftliche Beteiligung sorgen wollen. Gegründet wurde das Ganze, durchaus staatstragend, von politik-digital.de und dem British Council.
Nun hat Partizipation, sofern sie sich innerhalb oder an die bestehenden Strukturen richtet, natürlich im Allgemeinen kein sonderlich gesellschaftsveränderndes Pozential. Übertragen auf die Softwareentwicklung würde „Partizipation“ bedeutet, dass jede/r sich dazu äußern kann bzw. möchte, wie Windows aussehen soll (und evt. sogar dazu beitragen darf, dass es dann auch anders aussieht). Dass sich mit einem solchen Ansatz eine vergleichbare Wirkung hätte erziehen lassen, wie mit der unabhängigen FLOSS-Bewegung, die gerade nicht versucht hat, sich in die bestehenden (Firmen-)Strukturen einzubringen, sondern ihr eigenes Ding gemacht hat, darf man bezweifeln.
Insofern ist diese Plattform für uns vermutlich nur bedingt relevant. Als Übersicht darüber, was sich wo so tut, ist sie aber nicht uninteressant – ein paar Projekte zum Copyright gibt es beispielsweise auch schon.
Dank an Ingmar Redel und Netzpolitik für den Hinweis.
DRM: der neuste Lacher
Netzpolitik berichtet über den neusten Lacher zum Thema DRM:
Bob Zitter, beim größten US-Bezahlsender Home Box Office (HBO) für Technologiefragen zuständig, hat am Dienstag auf dem jährlich in Las Vegas stattfinden Treffen der National Cable & Telecommunications Association (NCTA den Vorschlag unterbreitet, das bei Verbrauchern unbeliebte digitale Rechtemanagement umzubenennen, um dessen Akzeptanz zu erhöhen. […] In Zukunft solle daher [statt von DRM] nur noch die Rede von “Digital Consumer Enablement” (DCE) – etwa mit “digitale Ermächtigung der Verbraucher” zu übersetzen – sein.
Ein Kommentar verweist dazu auf diesen treffenden UserFriendly-Comic: aus “Piracy” wird dann eben “Consumer Choice Enhancement” 🙂 . Allerdings würde diese Umbenennung noch inhaltlich Sinn machen, anders als Zitters Vorschlag.
Bundesrat mag keinen Open Access
Der Bundesrat hat sich laut Heise-Meldung gegen reine Open-Access-Modelle beim wissenschaftlichen Publizieren ausgesprochen — Open Access könnte die klassischen (und inzwischen ultra-teuren) privatwirtschaftlichen Fachzeitschriften bestenfalls „ergänzen“:
Die Länderchefs betonen in ihrer Stellungnahme zur Mitteilung der EU-Kommission über wissenschaftliche Informationen im Digitalzeitalter dagegen, dass dieser Ansatz „in einem Spannungsfeld mit dem Schutz des geistigen Eigentums“ stehe und die Verwertungsrechte der Verlage gefährden könne. Die traditionellen Publikationsinstanzen hätten eine zentrale Rolle im wissenschaftlichen Informationssystem. Sie stünden dabei in ständigem Wettbewerb um Autoren und Leser, was letztlich die hohe Qualität der wissenschaftlichen Veröffentlichungen sicherstelle. Open Access könne so allein einen „ergänzenden Weg der Wissensvermittlung“ bei Forschungsergebnissen darstellen.
Nun ja, ein deutsches Gegenstück zu First Monday gibt es bislang nicht, und bei der Haltung wird sich daran auch in Zukunft nichts ändern.
Und was sagt uns das? Dass Politiker/innen keine Wissenschaftler/innen sind, und keine Ahnung haben, welche Probleme sich im Wissenschaftsbetrieb stellen und wie die Qualitätssicherung durch Peer-Review funktioniert? Dass die Politik im Kapitalismus sehr gut dazu geeignet ist, die Interessen der deutschen (oder auch der internationalen) Wirtschaft zu vertreten, aber (aus strukturellen Gründen) zu wenig sonst? Dass die Wissenschaftsverlage effektivere Lobbyarbeit betrieben haben als die Wissenschaftler und Open-Access-Befürworter/innen?
Vermutlich alles zusammen 😉
You’ll be free, hackers
Richard Stallman erklärt die Freie Software, singend:-)
Öffnung von Reisenetzwerken wird versucht
Wie beim Hospitality-Club gibt es nun auch bei CouchSurfing Bestrebungen, das Netzwerk zu öffnen und auf „demokratische“ Beine zu stellen.
Nachdem es wohl schon eine Weile lang interne Diskussionen über eine Öffnung und speziell die Bedingungen für die Mitarbeit am Code gab, wird mit der Kampagne OpenCouchsurfing.org versucht CouchSurfing von außen zu öffnen:
We believe information should flow freely through an Open Organisation.
We have realized that this Freedom will not come from within the Couchsurfing core itself.
We believe in being able to help Couchsurfing by opening the organisation from the outside.
Als Werkzeuge gibt es eine Petition, Blog, Wiki, Mailingliste und ein Chat-Channel.
Beim Hospitality-Club ist aus gleicher Motivation die Kampagne BeVolunteer.org entstanden (siehe Historie).
Allerdings hat dies dort nicht zu einer Öffnung geführt, sondern zu einem Split-Off: BeWelcome.org
Die Nutzer laufen jedoch noch nicht in Scharen über, die Software ist in den Anfängen. BeWelcome scheint auch nicht in Richtung OpenSource zu gehen. Schade.
Brasilien befreit Medikament vom Patent
SpOn meldet: »Brasilien bricht Patent«. Kann man ein Patent brechen?