Die Kalkulation von Aufwand in einer Ontologie der Verbundenheit
Die folgenden Überlegungen nahmen ihren Ursprung im Rahmen der Entwicklung des „Global Commoning System“ – einem in Arbeit befindlichen Softwarekonzeptes, das unter Nutzung des Internets globale gesellschaftliche Selbstorganisation ermöglichen will.
(https://meta.allmende.io/c/transcomm)
Will ein Mensch den Aufwand für Tätigkeiten zur Her- oder Bereitstellung bzw. für Reparatur, Pflege und Erhalt abschätzen und bemessen, so denkt er heutzutage wohl intuitiv an die Zeit, die zur Erledigung dieser erforderlich ist. Konkreter ausgedrückt: Die notwendige Arbeitszeit. Zusätzlich spielt womöglich noch die Intensität bzw. körperliche oder geistige Beanspruchung der Tätigkeit eine Rolle im Sinne des Aufwandes. Zudem werden vielleicht auch Aspekte der Qualifikation, der Verantwortung und des Risikos im Angesicht der konkreten Tätigkeit mit in die Betrachtung einbezogen.
Worum es im Folgenden hauptsächlich gehen soll, ist der zur Aufwandskalkulation mutmaßlich grundlegende Zeitbezug. In unserer marktwirtschaftlich organisierten Gesellschaft drückt sich dieser letztendlich in Preisen aus. Dabei erkennt ein jedes Individuum am Preismerkmal, wie viel persönlichen Aufwand es selbst durch Zeit für Lohnarbeit (i.d.R. stehen andere Formen der leistungslosen Erwirtschaftung von Geld nur wenigen oder nur im geringen Maß zur Verfügung) aufbringen muss, um in den Besitz oder Genuss des jeweiligen Bedarfes zu gelangen: Wie lange muss ich (lohn-)arbeiten, um es mir leisten zu können? Aus gesellschaftlicher Perspektive drückt sich im Preis nichts anderes aus, als die aufsummierten Arbeitsanteile aller Menschen, die am Herstellungsprozess beteiligt waren. Preise beinhalten doch genau genommen keine Geldwerte für Stoffliches, Dinge oder Sachen. Der monetäre Anteil für Rohstoffe, Werkzeuge oder Zulieferteile am Gesamtpreis ist ja lediglich ein abstrakter Ausdruck für den zeitlichen Aufwand, den zumeist unbekannte Menschen zur Bereitstellung aufgebracht haben und damit jeweils ihren Lebensunterhalt verdienten. In der Realität wird es dann sicher komplexer, weil beispielsweise ein abgezweigter Mehrwert, der eigentlich keinen wirklichen Aufwand darstellt, aber gern mit Verantwortung und Risiko begründet wird, oder staatliche Steuern den Preis zusätzlich erhöhen können. Zudem erschweren auch Währungswechsel in den Prozessketten einen nüchternen Blick, indem sie einen einfachen globalen Vergleich von menschlichen Tätigkeiten in ihren monetären Werten erschweren und damit die praktisch unterschiedlich hohe Bewertung menschlicher Lebenszeit verschleiern.
Wichtig für die Betrachtung hier ist gerade der allem zu Grunde liegende Aspekt, dass Preise sich zusammensetzen, wenn Menschen ihre Lebenszeit mit Lohnarbeit in eine Her- oder Bereitstellung bzw. Sorgearbeit einbringen. In der Regel wird – zumindest hauptsächlich und maßgeblich – zur Berechnung des jeweiligen individuellen Arbeitsaufwandes die Zeit in Arbeitsstunden als Multiplikator für den Faktor „Qualifikation“ verwendet. Daraus resultiert zunächst der finanzielle Lohn des einzelnen, der sich dann als Kostenanteil im Gesamtpreis niederschlägt und diesen damit erhöht. Bei der Intensität steht die Logik oft Kopf, da körperlich oder auch seelisch anspruchsvolle Arbeiten oft schlechter bezahlt sind.
Im marktwirtschaftlichen Preiskampf ist nun die Bestrebung aller Wettbewerber mit qualitativ ähnlichem Angebot, den Preis für ihriges zu senken, was sich demzufolge ausschließlich (!) über das Senken von Lohnkosten realisieren lässt, da ja sämtliche Preisanteile wie oben beschrieben stets Ausdruck menschlicher Arbeitszeit sind. Diese Senkung der Lohnkosten an allen Stellen des Herstellungsprozesses kann dabei über zwei Wege umgesetzt werden:
Zum einen kann die Leistung der arbeitenden Menschen gesteigert werden, was bedeutet, dass sie mehr in gleicher Zeit oder genauso viel in weniger Zeit schaffen müssen. Dieses Leistungsprinzip (Arbeit bzw. Output pro Zeiteinheit) ist strukturell aus den Marktmechanismen und dem Kapitalismus hervorgegangen und führt zu physischen, psychischen und nicht zuletzt auch seelischen Überlastungen von Menschen in einer solchen Gesellschaft.
So selbstverständlich uns heutzutage die oft minutiöse Taktung unseres (Arbeits-)Lebens erscheinen mag und allgemein als Errungenschaft gilt, so ist diese doch auch nur eine moderne Erscheinung und von Kritikern zu recht in Frage gestellt. Es gibt neben organisatorisch durchaus begrüßenswerten Aspekten des intensiven Zeitbezugs eben auch eine deutliche gesellschaftliche Entwicklung hin zu Zeitdruck oder sogar -not. Für eine Maschine ist eine mechanisch exakte Fertigung genauso wichtig wie eine exakte zeitliche Taktung, denn sonst „läuft sie nicht rund“. Das gleiche gilt ebenfalls für die so oft zitierte „Megamaschine“, welche die Menschheit mittels Marktprinzipien errichtet hat. Es ist wohl gerade das Wesen unserer Leistungsgesellschaft, dass sie sich im Hinblick auf die Zeit selbst optimiert.
Zum anderen besteht aber auch die Möglichkeit der (Hinweg-)Rationalisierung menschlicher Arbeit durch Automatisierung mittels Maschinen und Robotern sowie nicht zuletzt um sich greifender Digitalisierung und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz. Dies geschieht zwangsläufig unter immer mehr Aufwendung von Energie, welche zunächst durch Verbrennung fossiler Stoffe gewonnen wurde und inzwischen anteilig mehr und mehr durch regenerative Quellen ersetzt werden soll. Ihre gesellschaftlich notwendige Gesamtmenge steigt aber unablässig ihrer Quellen stetig an.
Es scheint ein ganz wesentliches Ideal unserer Gesellschaft zu sein, menschliche Tätigkeit in Form von „Arbeit“ als etwas Unangenehmes zu begreifen und reduzieren bzw. gänzlich abschaffen zu wollen. Die zunehmende Automatisierung verheißt deshalb wohl insbesondere recht Technik-affinen Menschen einen Ausweg aus ihnen lästigen Zwängen. Dabei hat Technik jedoch lediglich eine katalysierende Wirkung und verstärkt stets eine dahinter bzw. tiefer liegende Absicht. Heutzutage ist dies gesellschaftlich gesehen die Illusion von der „Verallgemeinerung des Prinzips König“. Gemeint ist damit eine Utopie, in der jeder Mensch auf der Welt in den Genuss dessen kommt, vollständig bedient und von „niederen Arbeiten“ befreit zu sein, um sich sodann hauptsächlich dem Dirigieren nach eigener Lust und Laune oder der seichten und zerstreuenden Unterhaltung zu widmen – bestenfalls noch, ausschließlich kreativ und lustvoll tätig zu sein.
Im Ergebnis des technischen Fortschritts unter diesem Fokus sinkt im Hinblick auf den Aufwand – ganz deutlich zumindest für die substanzielle und grundlegende Lebensvorsorge – der Anteil menschlichen Zutuns zu Lasten eines gleichzeitig ständig ansteigenden Energiebedarfs, was am Beispiel der Landwirtschaft gut nachvollziehbar ist: Hierzulande arbeiten nur noch relativ wenige Menschen im primären Sektor. Jede konventionell erzeugte Kalorie an Nahrungsmitteln erfordert jedoch inzwischen zehn aufgebrachte Kalorien für den Betrieb von Maschinen, die Herstellung künstlicher Dünger und lange Transportwege. Daraus resultiert nun auch unsere heute problematische Gesamtsituation und hierin ist vermutlich ebenfalls die prozessuale Ursache für die globale Klimaproblematik zu finden, welche mit dem menschgemachten Energieumsatz in ihrer Dramatik mindestens korreliert. Der Gesamtprozess entspringt einer Logik, die Aufwand aus einer eher individualisierten Perspektive betrachtet und deren Grundlage maßgeblich die reine Orientierung am Faktor Zeit ist. Das Ideal ist die Abschaffung menschlicher Arbeit, was jedoch auch im Widerspruch zum Arbeitszwang in marktwirtschaftlichen Strukturen steht, weil ja nur dadurch eine Teilhabe oder gar Existenz gesichert bleibt. Eine globale Verallgemeinerung vom: „Austausch menschlicher Arbeit durch Maschinenarbeit“ unter Beibehaltung der weiteren Ausdehnung von Energie- und Stoffumsätzen ist auf Grund der Endlichkeit von Ressourcen zudem praktisch nicht zu realisieren. Trotzdem verweisen Befürworter dessen gern auf den weiteren technologischen Fortschritt, immer fantastischere Energiequellen und anhaltende Effizienzsteigerungen. Diese Form des Fortschrittsglaubens ist dabei wohl ein weiterer Effekt einer derzeit dominanten Ideologie.
Eine Richtung zu einem neuen Selbstverständnis des Menschen weisen die Commons. Sie verlassen die Vorstellung der voneinander getrennten Individuen, die am Markt rein rationale und ökonomische Entscheidungen treffen und basieren auf der Idee von sozialen Gefügen, durch die Menschen eng miteinander verbunden sind und auf allen Ebenen in engen Beziehungen miteinander stehen. Diese bewusst wahrgenommenen, zwischenmenschlichen Beziehungen lassen zugleich auch reale gegenseitige Abhängigkeiten deutlich werden, die zuvor durch geldvermittelte Beziehungen eher verschleiert oder ganz verdeckt wurden.
Eine solche Ontologie der Verbundenheit von Menschen, die durch eine Commons-Perspektive ermöglicht wird, ließe sich jedoch noch um eine zusätzliche Ebene erweitern: Auch die Menschen sind in ihrer Gesamtheit als Menschenfamilie nicht etwa losgelöst und unabhängig zu betrachten, sondern stehen als Lebewesen genauso in engen und überlebensnotwendigen Beziehungen zu ihrer Mitwelt. Dies fängt bereits bei ihrer Nahrungsaufnahme an, die von einem gesunden und reichhaltigen Ökosystem abhängt, führt weiter über den von der Pflanzenwelt gespeisten Sauerstoffgehalt der Luft, den wir zum Atmen brauchen und endet vielleicht noch nicht einmal bei den klimatischen Bedingungen, die das Leben in der Biosphäre unseres Planeten überhaupt ermöglichen. Menschliche Körper bestehen zu einem Großteil aus mit uns kooperierenden Kleinstlebewesen, die wir über unsere Nahrung und die Luft in uns aufnehmen und auf anderen Wegen auch wieder ausscheiden und übertragen. Die wenigsten haben ein Bewusstsein dafür, dass der Boden bzw. das Substrat, welchen wir (Mutter-)Erde nennen und täglich recht achtlos betreten (sollte nicht bereits alles im eigenen Umfeld mit Beton versiegelt sein), der Stoff ist aus dem sämtliches Leben hervorgeht und in das sich jedes zu einem Ende gekommene Leben auch wieder zurückzieht, um sich damit für neues Leben bereitzustellen. Dieser Stoff beherbergt genauso unsere sogar nicht-menschlichen Ahnen wie auch all das potenzielle Leben nach uns und verbindet diese Generationen über alle Zeiten hinweg. Alles davon steht also in systemischer Wechselwirkung und enger Beziehung. Alles Leben ist ein Leben.
Alles ist mit allem verbunden und spätestens mit dem ersten Blick von außerhalb auf unseren Planeten sollte uns klar geworden sein, dass in unserer augenblicklichen Situation nur eine einzige für uns tatsächlich undurchlässige Grenze wirklich Sinn macht, denn unsere Erde verlassen können wir nicht und sitzen hier alle zusammen in einem sprichwörtlichen Boot bzw. eher einem Raumschiff. Von dessen reibungslosem „Betrieb“ ist unser Überleben abhängig und bis zum menschlichen Eingriff hat dieser augenscheinlich auch sehr lange weitgehend gut und selbstorganisiert funktioniert.
Was sich hier selbstorganisiert hat, ist das Leben an sich! Und vielleicht ist es genau das, was nun in das gesellschaftliche Bewusstsein vordringen muss: Wir Menschen sind ein Teil dieses Lebens, das seine Lebendigkeit mehr und mehr entwickeln, ausdifferenzieren und ausdehnen „will“. Wir wissen nicht wirklich, was Leben ist, woher es kommt und welchen Zweck es verfolgt. Aber wir wissen, dass wir ein Bestandteil dessen sind, dass dieser Bestandteil – genau wie jeder andere – für sich genommen nicht überlebensfähig ist und dass wir daraus schlussfolgernd, uns nicht nur um das Wohlergehen unserer eigenen Person und um das anderer Menschen zu kümmern haben, sondern dass wir auch das Leben als Ganzes auf unserem Planeten hegen und pflegen müssen! Ob man die Erde insgesamt dabei als sich entwickelnden Organismus begreifen will (Gaia-Hypothese) oder auch davon absehen mag und dennoch die „Verbundenheit allen Lebendigen“ anerkennt, spielt letztlich wohl keine entscheidende Rolle.
Dieser Wechsel in der menschlichen Wahrnehmung ist womöglich vergleichbar mit dem vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild und geht abermals einher mit der Kränkung der Menschheit durch die zwangsläufige Aufgabe eines anthropozentrischen Bewusstseins zu Gunsten eines, welches das Leben selbst ins Zentrum der Aufmerksamkeit und des menschlichen Wirkens rückt (Biozentrismus). Die Natur hat den Menschen mit besonderen Gaben ausgestattet. So sind es nicht nur Bewusstsein, Vernunft, Denk- und Reflexionsvermögen, sondern vor allem auch die Sprache und damit die Möglichkeit zur komplexen Kommunikation sowie das vielseitige Präzisionswerkzeug „menschliche Hand“, welche uns zu etwas ganz Besonderem machen. Dies schlug sich auch zuletzt in unserem Naturverhältnis nieder, denn wir überhöhten auch gesellschaftlich diese Gaben und schlossen aus ihnen eine Überlegenheit und unser Recht, uns alles andere – ob tot oder lebendig – zu unterwerfen. Doch dies ist im vollen Bewusstsein der Verbundenheit und des „Ein-Leben-Seins“ kaum mehr haltbar.
Andererseits erscheint es genauso wenig sinnvoll, Mensch, Tier und Pflanze wieder als „Brüdern und Schwestern“ zu betrachten, wie Indigene es wohl über lange Zeit hielten. Zwar ist es eine für das Leben als Ganzes sehr gesunde Haltung, jedoch den heutigen Einflussmöglichkeiten und der Gestaltungsmacht des Menschen nicht mehr gerecht. Eine heilsame Vereinigung dieser beiden Betrachtungsweisen (Egalität und Herrschaft) ist nun vielleicht in der Auffassung zu finden, der Mensch sei viel mehr ein Hüter oder gar eine Art Koordinator, der in der Lage ist, lebendige Systeme bewusst und zu ihren Gunsten zu gestalten sowie in gewisser Art und Weise zu führen, keinesfalls jedoch mittels heutiger Methoden und Prinzipien der technologischen Unterwerfung! Hinweise für eine lebensdienliche und lebensfördernde Gestaltungspraxis sammelt, erforscht und praktiziert beispielsweise die Permakultur. Der Mensch spielt dabei zwar noch immer eine wesentliche und ganz besondere Rolle, aber keine einzig alleinige und auch nicht mehr die zentrale.
Doch wie kalkuliert sich nun der Aufwand für Tätigkeiten in einer solchen Ontologie der Verbundenheit? Der Vorschlag dazu lautet, dass sich zu diesem Zweck grundlegend die physikalische Energie eignet und auch deshalb anbietet, weil sie zugleich Aspekte der Nachhaltigkeit weitgehend internalisiert.
Die Betrachtung des Energieaufwandes für Prozesse und Tätigkeiten macht aus individueller und alltäglicher Sicht heutzutage noch eher wenig Sinn, weil Energie preislich billig und damit wenig kostbar erscheint, gewinnt aber vor allem an Bedeutung, wenn man menschliches Tun gesellschaftlich bzw. systemisch betrachtet. Ist nicht auch jetzt bereits ein zunehmendes gesellschaftliches Bedürfnis nach Energieoptimierung zu beobachten? Ist nicht Energieeffizienz und zunehmend auch Energiesuffizienz gerade eines der zentrales Anliegen in der Wandelszene? Und ist nicht auch klar, dass wir den hiesigen Energieverbrauch sowie anhaltenden -anstieg nicht werden halten können, weil er nicht global verallgemeinerbar ist und deshalb allein schon der Fairness wegen systematisch gesenkt werden muss?
Deshalb besteht der Vorschlag darin, zwar Aufwand auch weiterhin aus rein menschlicher Perspektive mittels individueller Zeiterfassung zu ermitteln, jedoch parallel um eine energetische Betrachtungsdimension zu erweitern, so dass im Ergebnis auch ein systemischer Aufwand abgebildet und zu einer bewussten Entscheidungsfindung mit herangezogen werden kann. Dabei ließe sich der menschliche Zeitaufwand in Form von physikalischer Arbeit sogar vollständig als eine Teilmenge des systemischen Energieaufwandes begreifen und darin integrieren. Durch diese Betrachtungsweise könnte sich zum einen ein Fließgleichgewicht aus zeitlich möglichst naher Bedürfnisbefriedigung und zugleich auch energetisch bzw. nachhaltig vertretbarer Art und Weise einstellen. Zum anderen verstärkt eine auch energiefokussierte Betrachtung vermutlich den Anreiz, Methoden und Praktiken zu verwenden, die auf einen sparsamen Gebrauch abzielen. Wissenschaft und Forschung – einmal von Profitzwang und Leistungsideologie befreit – könnten ihren Fokus verstärkt auf diese Optimierungsaufgabe legen und sich zudem in der Breite auch wieder auf aus der Zeit geratenen Methoden mit „einfacher, konvivialer Technik“ besinnen. Diese Optimierungsaufgabe liegt jenseits der heutigen Qualitäten von „mehr, schneller und billiger“, welche eher zeit-getrieben sind. Sie fokussiert zwar ebenfalls auf Effizienz jedoch noch viel mehr auf Suffizienz-Maßnahmen und stellt die Frage: „Wie können noch mehr Bedürfnisse mit immer weniger Energieaufwand befriedigt werden?“ Vielleicht entsteht hierbei sogar eine Art sportlicher Wettbewerb um „das Wenigste“? In dieser Abwägung zwischen Bedürfnisbefriedigung für ein gutes Leben aller und dem dafür vertretbaren „Energieverbrauch“ – spiegelt sich also die Frage nach dem sinnvollen / gerechten / machbaren Maß wider und damit die Optimierungsaufgabe zur systematischen Annäherung.
Genau hierfür wäre nun eine Erfassung des Energieaufwandes für Tätigkeitsmuster so sinnvoll. Diese beschreiben einem jeden frei zugänglich alles Wesentliche eines realisierbaren Prozesses zur Her- oder Bereitstellung eines bestimmten Resultates, welches zur direkten Bedürfnisbefriedigung genutzt wird oder aber zunächst einen nötigen Bedarf zum letztlichen Zweck der Bedürfnisbefriedigung zur Verfügung stellt. Darin erfasst werden also alle nötigen Handlungen sowie die erforderlichen Mittel (Bedarfe) zur Realisierung eines konkreten Resultates ähnlich eines Rezeptes. Der energiebilanzierte Vergleich verschiedener solcher Tätigkeitsmuster, die das gleiche Ziel / Resultat verfolgen, liefert dann eine Antwort darauf, welche Vorgehensweisen, Methoden und Praktiken am wenigsten energieaufwendig und damit am ehesten global verallgemeinerbar und zukunftsfähig sind – unabhängig davon, wie viel menschliche (Muskel-)Arbeit sie dabei erfordern!
Am ressourcenschonendsten ist es wohl, Gestaltungsprozesse insgesamt möglichst energiesparend zu gestalten. Zum Beispiel, indem genutzt wird, was bereits da ist, ohne etwas neu herstellen zu müssen. Sehr vorteilhaft in der Bilanz könnten gemeinschaftliche genutzte Orte wie ein zentraler Kühlraum anstatt vereinzelter Kühlschränke sein oder der Betrieb einer örtlichen Großküche statt einer Vielzahl an Herdplatten und Backöfen. Oder auch, energieeffiziente Muskelkraft aus lebendigen Energiekreisläufen der höchst ineffizienten Verbrennung von Kohlenstoff vorzuziehen, indem bspw. mit Pferd statt Traktor geackert und mit Hand- statt Motorsense gemäht wird. Die Tätigkeiten benötigen dadurch zwar mehr menschliche Zeit, was dauerhaft nur jenseits des Verwertungszwangs und des Leistungs- bzw. Konkurrenzdrucks umsetzbar wäre, senken jedoch die Energiebilanz dramatisch. Eine besonders energiesparende Methode wäre im Übrigen, ganz auf das Ackern verzichten zu können! Dieses Erkennen von heute scheinbaren Notwendigkeiten als Dinge und Tätigkeiten, die es vielleicht gar nicht bräuchte – die wir also auch einfach weglassen könnten – ist dabei wohl die höchste Form der Suffizienz.
Ab einer gewissen Distanz und unter bestimmten Bedingungen könnte vor-Ort-neu-herstellen aber auch nachhaltiger (da energiesparender) sein, als ein weiter Transport. Rohstoffe aus der Erde graben kostet ebenfalls viel Energie und ist so von Nachteil im Vergleich zur Nutzung bereits oberflächlicher Stoffe! Zumindest bis zu einem gewissen Grad, denn der in Herstellung energieaufwendigere Spaten aus aus Eisen „lebt“ auch dramatisch länger als der aus Holz, was sich im Aufwand dann wieder rechnen könnte!? Aber wie viel Energieaufwand steckt denn letztlich in einem Spaten? Allein für dieses einfache Werkzeug wäre das äußerst komplex zu erfassen.
Wenn aber eine jede Beteiligte am gesamten Herstellungsprozess die durch ihre ausgeführten Tätigkeiten bzw. durch ihre angewendeten Tätigkeitsmuster in den Prozess eingebrachten Energieaufwände angibt und eine Computersoftware die Gesamtenergiebilanz über alle beteiligten Einzelprozesse genauso zu ziehen vermag, wie es heutzutage mit den Arbeitsstunden zur Preisermittlung auch bereits getan wird, dann wäre die Komplexität wohl kein grundlegendes Problem mehr. Fragt sich nun nur noch, wie (gut) jeder einzelne seine Arbeiten energetisch genau erfassen kann?
Menschliche Arbeitszeit ließe sich recht leicht in energetischen Aufwand umrechnen und somit in die Aufsummierung für einen Gesamtprozess integrieren. Damit steht der Mensch seinen äußeren Bedingungen (Natur) nicht mehr gegenüber und versucht diese zu beherrschen und rücksichtslos auszubeuten, indem er sich selbst systematisch dem Prozess entbehrlich macht, sondern ist hier ein selbstverständlicher und womöglich auch dauerhafter Bestandteil der Prozesse. Der Energieeinsatz durch menschliches Zutun könnte dabei durch eine automatische programminterne Umrechnung von angegeben Arbeitsstunden in Kalorien oder Joule erfolgen. Je nach körperlicher Intensität der Tätigkeit multipliziert sich ein menschlicher Durchschnittswert des Energiegehaltes dafür aufgenommener Nahrung mit der aufgewendeten Arbeitszeit. Dazu addieren sich dann vielleicht noch die Energieaufwendungen am Prozess durch andere Lebewesen, wie bspw. Pferde, aber vor allem und wohl letztlich maßgeblich (!) die benötigten Wattstunden aus „externer Energiezufuhr“. Gemeint ist damit in der Regel die leicht messbare Stromzufuhr. Sogar auch benötigte Mengen fossiler Brennstoffe ließen sich vergleichsweise leicht einkalkulieren.
Körperliche Arbeiten werden bei all dem nicht zwangsläufig bevorzugt und genauso wenig ein Wunsch nach Automatisierung unterdrückt. Auf Grund der Betrachtung könnte sich jedoch deutlich zeigen und herausstellen, wie effizient es im Sinne der Energiebilanz ist, Dinge mit Muskelkraft oder auch auf langsamere Art und Weise durchzuführen. Im heutigen Sinne meint Effizienz doch eher Kosteneffizienz, also vor allem im preislichen Sinne und damit sehr einseitig die Einsparung menschlicher Arbeit und menschlicher Zeit. In einer Ontologie der Verbundenheit allen Lebendigen ist der Mensch nur ein Teil des systemischen Gesamtgeflechts.
In dieser übergeordneten Dimension und Betrachtungsweise spielt insbesondere die Zeit menschlicher Tätigkeit eine eher untergeordnete Rolle und Effizienz bezieht sich viel mehr auf die Dauerhaftigkeit und eine langfristige Zuverlässigkeit von Abläufen und Prozessen, was eben viel mehr die Einsparung von Stoffumsätzen und Energie adressiert: Wenn jeder seine eigenen Bedürfnisse bzw. Beiträge möglichst wenig aufwendig befriedigt und gestaltet, dann lässt eben genau dies zu, dass auch andere mehr ihrer Bedürfnisse befriedigen können und es ist genug für alle da. Ein Bewusstsein der Verbundenheit legt nahe, eine genügsame Haltung und Praxis zu entwickeln, weil dadurch insgesamt weitaus mehr Bedürfnisse zufrieden gestellt werden und dies auch die Chance auf Realisierung aller eigenen erhöht.
Die Commons-Gesellschaft kann es mit der Produktivkraft im Kapitalismus in Form von Energie- und Rohstoffumsatz sowie quantitativem Güterausstoß nicht aufnehmen. Könnte sie es, wäre sie keine Lösung für unsere Zukunftsprobleme! Letztlich brauchen wir die Entschleunigung auf das vertretbare Maß… welches wir jedoch noch nicht kennen. „Schneller“ und damit „noch mehr“ sind heutige Qualitäten. Das „besser“ in der Zukunft entsteht durch andere Qualitäten.
Deshalb die Energie als die neue grundlegende Orientierungsgröße, welche menschliche (Arbeits-)Zeit integriert und damit zugleich entthront, um den Fokus menschlicher Prozessoptimierung zu verschieben. Die Zeit, als tatsächlich recht menschliche Perspektive, wird zugleich in einen größeren und übergeordneten Kontext gepackt und beide Betrachtungen laufen sodann parallel bzw. miteinander verschränkt: Zeit als anthropozentrische bzw. eher individualistische Perspektive und Energie als ganzheitliche bzw. gesellschaftliche Kenngröße.
Keine Frage kann nicht behauptet werden, der Energieaufwand oder jede andere quantifizierbare Größe wäre ein einzig relevantes Maß in der Zukunft! Doch diese Betrachtungsweise internalisiert zum einen bereits eine Menge von dem, was heute aus dem Blick fällt und erscheint zum anderen auch praktisch recht leicht und völlig dezentral handhabbar. Sie legt die Kraft zur Entscheidung für Veränderung in die Hände aller Menschen. Die Hoffnung dabei: Es bilden sich dynamische Fließgleichgewichte zwischen zeitnaher Bedürfnisbefriedigung und genügsamen Energieaufwendungen. Ähnlich wie durch das finanzielle Preissignal entsteht eine Nahelegung zur Einsparung, der man folgen kann, hierbei jedoch auch im einzelnen niemals gezwungenermaßen muss. Diese Nahelegung speist sich aus dem Spektrum, welches das jeweils energieärmste und das energieintensivste Tätigkeitsmuster zur Befriedigung eines Bedürfnisses bzw. zur Bereitstellung eines Mittels zum Zweck der Bedürfnisbefriedigung eröffnen. Damit sind also auch schnelle Lösungen möglich – jedoch immer im vollen Bewusstsein ihrer tatsächlichen „Kosten“.
So könnte letztlich jede menschliche Her- bzw. Bereitstellung ein (vielleicht auch nur digitales) Energielabel tragen, genau wie es heute mit Preisschildern üblich ist. Dies wiederum könnte dazu führen, die wirklich schädlichen Lebensweisen, die vielen Menschen heute noch so normal erscheinen, zu entlarven und zudem für einen schleichenden Umgewöhnungsprozess sorgen, der energieeffizientes Denken und Handeln als neuen, zumeist unbewussten Wertmaßstab auf eine ähnliche Weise in unser alltägliches Tun einschreibt, wie uns heute eher die Preiseffizienz in Fleisch und Blut übergegangen ist. Außerdem dazu, Anreize strukturell zu stärken, um nachhaltige Alternativen für lieb gewonnene, bequeme und schnelle Handlungsweisen und Lösungen zu finden.
Im Zuge dieses Prozesses könnte sich zugleich auch der Fortschritts-Begriff inhaltlich neu füllen, indem das Fortschreiten und Weiterentwickeln im Äußeren nicht als „immer mehr erringen“, sondern „immer weniger brauchen“ begriffen wird und sich weiteres Wachstum auf das menschlich Innere beschränkt.
Vielleicht wird sich eines Tages sogar herausstellen, dass es eine generelle Strategie allen Lebendigen ist, sich im Hinblick auf den erforderlichen Energieaufwand selbst zu optimieren!? Wäre das nicht auch eine spannende Forschungsfrage?
Mir ist nicht klar geworden, warum wir ein einheitliches Ersatzmaß „Energieaufwand“ brauchen. Gegenüber dem Einheitsmaß „Preis“ hat es zwar den Vorteil, immerhin eine wichtige konkret-sinnliche Dimension menschlicher Lebenstätigkeit abzubilden, aber eben nur eine. Ich sähe dann die Gefahr, dass sich alles unter diese Dimension unterordnen muss. Dabei verschwinden alle anderen Konkretheiten, vor allem die besonderen Bedürfnisse, die einzigartigen Verbindungen zwischen den Menschen, die konkreten Begrenztheiten von Stoffen etc. – alles das, was ihr nach neuem Maß regulieren wollt, wenn ich euch richtig verstanden habe. Schließlich bedeutet Einheitsmaß Vergleich von Unvergleichbarem, womit dann nicht nur Entscheidungsfähigkeit (auf fragwürdiger Grundlage) suggeriert wird, sondern auch Ersetzbarkeit und Tauschbarkeit. Der Tausch selbst liegt wieder auf der Hand. Ich befürchte: In jedem Einheitsmaß liegt der Nukleus der Tauschlogik.
Das heißt nicht, dass wir auf jeder Abstraktion verzichten sollen – das geht eh nicht. Doch sie sollte sich gegenstandsangemessen auf den jeweiligen Tätigkeitsbereich beziehen. So kann „Gummi“ eine sinnvolle Abstraktion bei der Schlauchproduktion sein, das im Verbrauch bei der Herstellung zu berechnen ist. Etc.
Am Rande: Bei der Transformation von „Arbeitszeit“ in Energie wollt ihr zwar die „Intensität“ berücksichtigen (fragt sich, wie), die Qualifikation, die oben noch erwähnt ist, fällt schon unter den Tisch. Diese Transformationsproblematik bekommt ihr an allen Ecken und Enden. Sie ist eine „Objektivierungsproblematik“, die der Kapitalismus mit der Marktlogik bestens gelöst hat. Ihr wollt zwar nicht auf dem Gebiet der Effizienz konkurrieren, aber auf dem Gebiet der Objektivierung/Vergleichbarkeit von Tätigkeiten? Noch mal meine Ausgangsfrage: zu welchem Zweck?
Zunächst muss ich klar stellen, dass der Text zwar im Rahmen des SW-Projektes entstanden ist, aber nicht den Standpunkt oder gar die angedachte Vorgehensweise des gesamten Projektteams widerspiegelt. Zur Historie ist zu sagen, dass die Frage im Raum stand, wie man das Problem der Nachhaltigkeit systematisch in die Aufwandskalkulation mit einbeziehen könnte und dies hier ist mein Vorschlag dazu. Da es dazu im Projekt keinen Konsens gab, war die Idee, den Vorschlag hier zur Diskussion zu stellen.
Nun zur Frage, warum es überhaupt ein Maß braucht, obwohl die Marcus vermutlich viel besser beantworten könnte: Wenn Menschen eine konkrete Re*Produktion gemeinsam durchführen wollen, dann müssen sie sich dazu auch zeitlich koordinieren. Vor allem dann, wenn Einzelprozesse von den
Zuarbeiten anderer abhängen. Dass Zeiten für den Gesamtprozess eine Rolle spielen, steht also meiner Meinung nach auch völlig außer Frage. Auch nachvollziehbar ist für mich der Gedanke, dass Menschen das zu erstellende Resultat möglichst zeitnah in den Händen halten oder nutzen bzw. genießen wollen. Das gilt wohl auch dann noch immer, wenn Leistungsdruck und Arbeitszwang einmal aufgehoben wären. Aus einer rein individuellen Sichtweise heraus werden sich Menschen also bei der Auswahl eines Tätigkeitsmusters bzw. „Rezeptes“ zur Herstellung tendenziell eher für jene entscheiden, die möglichst rasch zum gewünschten Ergebnis führen. Die Optimierung des Prozesses nach Zeit wäre also auch in der Commons-Gesellschaft weiterhin ein durchaus berechtigtes Bedürfnis der Menschen. Diese Tätigkeitsmuster sind dann aber eben auch immer genau jene, die hochautomatisiert und mit aufwendiger Unterstützung von Technik arbeiten und damit viele Ressourcen (eben nicht nur die für das Resultat selbst) und Energie erfordern und verschlingen!
Deshalb meine ich, dass es noch eine weitere Kenngröße geben muss, welches diesem Bedürfnis nach zeitnaher Bereitstellung etwas entgegenstellt und in einen Zielkonflikt führt, der diesem Bedürfnis Einhalt gebietet. Genau das könnte nun aus meiner Sicht passieren, wenn für jedes Tätigkeitsmuster nicht nur ein Zeitaufwand, sondern genauso auch der Energieaufwand ersichtlich ist: Je schneller ich zum Resultat kommen will, je mehr Energie wird der Prozess in der Regel verschlingen. Außer, es finden sich neue, innovative Ideen, wie auch mit vergleichsweise wenig Energie schnell zum Resultat gelangt werden
kann.
Der Zielkonflikt wird hierbei immer durch eine Abwägung und bewusste, menschliche Entscheidung gelöst, indem sich die Frage gestellt wird, ob die besonders zeitnahe Bereitstellung im Hinblick auf den Aufwand wirklich notwendig und auch gerechtfertigt ist? Die Einsicht in eine solche Notwendigkeit, wie bspw. das unmittelbare Ausrücken und vor Ort sein eines Rettungsteams, müssen dann auch alle Menschen, die an dem Prozess beteiligt sind, mit tragen wollen, da ja jeder freiwillig beiträgt. Nur, weil ein neues Wohnhaus errichtet werden soll, muss dieses nicht unbedingt in der kommende Woche bereits stehen und es kann langsam in sparsamer Weise gebaut werden. Falls jedoch nach einem Erdbeben eine große Notunterkunft errichtet werden muss, dann darf das nicht zwei Jahre dauern…
Energie ist somit kein „Ersatzmaß“, sondern eine Ergänzung zur bereits
heute gängigen Zeitkalkulation, welche allein nicht zu systematisch nachhaltigem Handeln führt. Wenn jedoch dem Zweitaufwand stets auch ein Energieaufwand „gegenüber gestellt“ wird, dann kann jeder einzelne entscheiden, welche Priorität er dem einen oder dem anderen zubilligt, weil er die tatsächlichen Folgen seines Tuns und seines Beitragens halbwegs klar abschätzen kann.
Dass sich dann alles der Energie unterordnen muss, sehe ich nicht zwingend. Die Idee ist nicht, dass etwas mittels Zeit oder Energieangaben reguliert bzw.
gesteuert wird, sondern, dass eine Selbstregulation stattfindet, weil jeder Mensch frei entscheiden kann, was er als seinen angemessenen Beitrag zur Bedürfnisbefriedigung wählt und nicht „blind“ zur naheliegend schnellsten Lösung greift.
Auch die Gefahr, dass sich Energie – so ähnlich wie die (Lebens-)Zeit heute – als Tauschmittel etabliert, sehe ich nicht. Innerhalb der Räume, die mittels Global Commoning System organisiert werden, gilt die Logik der Commons. Das heißt, jeder Beitrag innerhalb des Systems ist freiwillig und nicht erzwungen. Ich verstehe auch die Unvergleichbarkeit nicht, denn es werden ja nicht verschiedenartige Resultate miteinander verglichen, sondern nur die jeweiligen Aufwände zur Herstellung gleicher oder sehr ähnlicher Resultate, um diese zu
optimieren.
„Arbeitszeit“ wird dabei auch nicht in „Energie“ „transformiert“, sondern bestenfalls „menschliche Arbeit“ in die „Energiebilanz“ „integriert“. Intensität wird m.M.n. nicht systematisch berücksichtigt, sondern wird stets lokal von jedem Betroffenen selbst bewertet. Dies kann er durch die Auswahl seines bevorzugten Tätigkeitsmusters tun, indem er sich bspw. zwischen Schaufel und
Bagger entscheidet. Das eine spart Zeit und „Intensität“, geht aber zu Lasten des erforderlichen Energieaufwandes. Was angemessen und vertretbar ist, entscheidet die Person, die diesen Beitrag leisten kann und will.
Ja, die Qualifikation fällt wirklich unter den Tisch. Aber sollte sie das nicht? Zumindest in der systematischen Bewertung von Menschen, denn in der Commons-Welt haben alle Menschen unabhängig ihrer Qualifikation den gleichen Wert. Sich zu qualifizieren sollte dann keine extrinsischen Anreize jenseits von persönlicher Anerkennung, Dankbarkeit und Reputation mehr haben, oder? Es ist eine spannende Frage, wie ein Bildungssystem oder eine Gesellschaft dafür sorgen, dass Menschen wirklich qualifiziert SIND ohne dass sie eine Qualifikation HABEN, durch die sie gerade vergleichbar werden.
Ja, Tätigkeiten, die zu einem gleichen Resultat führen, sollen wirklich im Hinblick auf Zeit- und Energieaufwand miteinander vergleichbar werden, damit sich Menschen dann jeweils die aus ihrer Sicht angemessene Art und Weise zur Umsetzung ihres eigenen Beitrages auswählen können. Zudem, weil es immer dringlicher wird, Energieeffizienz und -suffizienz an allen Stellen menschlichen Wirkens systematisch zu verankern und wir außerdem als „hochtechnologische Niedrigenergiegesellschaft“ die meisten menschlichen und nichtmenschlichen Bedürfnisse befriedigen könnten.
Ein paar Gedanken zum Text und zu den Kommentaren.
Zunächst einmal stimme ich mit einigen Aussagen überein (z.B. insgesamt sollten wir weniger Energie verbrauchen; vieles könnte ressourcenschonender hergestellt werden; und eine Entwicklung hin zum „immer weniger brauchen“ würde ich auch begrüßen).
Eure These mit den Berechnungen kann ich dennoch nicht nachvollziehen.
Im Kapitalismus finde ich Transparenz eine sehr schöne und sinnvolle Sache. Z.B. ist es gut, zu wissen, wie das Tier gehalten wurde, dessen Produkt ich kaufe, oder unter welchen Umständen ein Produkt hergestellt wurde (Kinderarbeit, Pestizide, Umweltverschmutzung/-zerstörung, CO2 Ausstoß etc.). Ich denke jedoch nicht, dass das in einer Commonswelt noch dieselbe Wichtigkeit hätte – und zwar deshalb, weil die Menschen dann freiwillig arbeiten und es nicht mehr auf Profit ankommt, weil sie ihre Bedürfnisse ohne Geld befriedigen können. Vielleicht habe ich ein zu naives Menschenbild, doch ich frage mich, wer noch seine Kinder zum Arbeiten schicken würde, wenn er seine Bedürfnisse und die seiner Kinder jederzeit befriedigen kann. Wer würde noch seine Tiere massenhaft in Ställe pferchen und mit Antibiotika vollpumpen (bzw. für einen solchen Betrieb arbeiten), wenn er seine Bedürfnisse befriedigen kann ohne Tieren Leid zuzufügen? Etc. etc.
Zitat Christian Schorsch: „Fragt sich nun nur noch, wie (gut) jeder einzelne seine Arbeiten energetisch genau erfassen kann?“
Joa, die Frage kam mir auch sofort. Ich liebe Pflanzen, habe inzwischen einen beachtlichen „Zimmerdschungel“ und vermehre meine Pflanzen. Jedes Wochenende stelle ich 6-8 Pflanzen auf eine Bank im Eingangsbereich (ich wohne in einem Hochhaus), wo sich dann jeder einfach nehmen kann, was er möchte. Ich häkle auch Überzüge für die Untersetzerschälchen (Joghurtbecher und ähnliches). Die Mitbewohner haben diese Idee sehr gut angenommen, und die Bank ist zu einem Wochenend-Verschenke-Platz geworden
So. Und nun soll ich in Zukunft, so wie ihr euch das vorstellt, meinen Energiebedarf und Arbeitsaufwand berechnen???? Wie soll das gehen?
Stromkosten wären ja noch einigermaßen leicht zu berechnen (Pflanzen brauchen Licht – ergo habe ich viele LED Lampen, die natürlich Strom verbrauchen; und auf Grund erhöhter Luftfeuchtigkeit sowie für destilliertes Wasser habe ich einen Luftentfeuchter – braucht natürlich auch Strom … Eine Solaranlage wäre geil, kann ich mir aber nicht leisten, und dürfte ich auch gar nicht anbringen). Aber woher soll ich wissen, was für eine Energiebilanz meine verschiedenen Substrate haben? Oder die verschiedenen Dünger? Oder die Wolle für die Übertöpfe? Oder die Übertöpfe und die Becher in denen ich die Pflanzen wachsen lasse? – Müsste ich bei letzteren dann etwas abziehen, weil die Produkte, die sie ursprünglich enthielten (Joghurt, Hüttenkäse etc.) ja meiner Ernährung dienten??? Wenn ich verschiedene Kräuter als Tee zur Düngung ansetze, die ich im Teeladen kaufe – muss ich dann den Arbeitsaufwand des Verkäufers und des Großhändlers, und der verschiedenen Anbaubetriebe mit in die Berechnung einfließen lassen??? Muss ich dann jedes Gramm einzeln berechnen, weil ich einige der Kräuter auch in meinen Aquarien verfüttere bzw. einige selbst als Tee trinke??? Inwiefern fließt das Aquariumwasser in die Berechnung ein, das ich ebenfalls zum Düngen benutze? Wie soll ich meinen eigenen Arbeitsaufwand berechnen? Ich schaff mir doch keine Stechuhr an, um zu erfassen, wie lange ich für ein Häkeltöpfchen brauche oder zum Gießen und Düngen oder zum Umtopfen etc. etc. Das ist mir doch scheißegal, wie lange das dauert. Ich mache das alles gerne! Aber eines weiß ich jetzt schon, wenn ich für euer Modell dann tausende Berechnungen anstellen müsste, dann würde ich sofort aufhören, meine Pflanzen zu vermehren, auch wenn mir das noch so viel Spaß macht und ich damit vielen Menschen eine Freude machen kann. So einen Berechnungsaufwand hasse ich wie die Pest!
Zitat Stefan Meretz: „Mir ist nicht klar geworden, warum wir ein einheitliches Ersatzmaß „Energieaufwand“ brauchen.“
Ja, das würde ich auch zu gerne wissen. Das ist mir auch nach Christians Antwort nicht klar geworden.
Zitat Christian Schorsch: „Ich verstehe auch die Unvergleichbarkeit nicht, denn es werden ja nicht verschiedenartige Resultate miteinander verglichen, sondern nur die jeweiligen Aufwände zur Herstellung gleicher oder sehr ähnlicher Resultate, um diese zu optimieren.“
Wie willst Du denn sämtliche verschiedene Aufwände zur Herstellung vergleichen, selbst bei ähnlichen Resultaten?
Wenn das Resultat beispielsweise eine Zimmerpflanze ist, wie willst Du das denn vergleichen? Selbst unter ähnlichen Bedingungen (jetzt mal abgesehen vielleicht von super professionellen Hochleistungs-Pflanzenzüchtereien) wachsen nicht alle Pflanzen gleich schnell – ich habe Cherimoyas (alle aus ein und derselben Frucht), davon sind einige jetzt schon rund 40 cm hoch, andere gerade mal 15 cm. Logischerweise brauchen die Pflanzen, die länger bei mir sind (weil sie z.B. langsamer wachsen, oder länger zum Blühen brauchen) mehr Zeitaufwand, Dünger, Wasser, etc. Es ist vollkommen unmöglich (außer für genannte Großbetriebe) für jede einzelne Pflanze eine Berechnung anzulegen. Und wieso sollte sich nun jemand dagegen entscheiden, eine bestimmte Pflanze mitzunehmen, nur weil diese länger zum Wachsen brauchte, und deshalb eine schlechtere Bilanz hat? Das ist doch alles Kokolores.
Ich könnte als Beispiel auch meine Bücher anführen (die ich gratis online gestellt habe). Wie soll denn ein Autor seine Arbeitszeit/Energieaufwand berechnen??? Und welcher Mensch würde denn ein Buch danach auswählen, ob der Autor sein Manuskript und Notizen mit der Hand geschrieben hat (und was hätte da dann die bessere Bilanz – ein Kugelschreiber? Oder wäre ein Bleistift besser? Oder doch besser in Stein meißeln?) oder ob er alles am PC geschrieben hat, und dadurch vielleicht eine schlechtere Energiebilanz hat?
Und wählt man sich dann eine Kindergärtnerin aus, die mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, oder eine die schneller arbeitet? Gerade in den Care Berufen ist doch Zeit nun wirklich nichts was man berechnen sollte – oder wenn dann eher danach wie VIEL Zeit sich jemand dabei nimmt. Und auch Energieaufwand spielt hier eher keine Rolle – jedenfalls sehe ich da keine Möglichkeit, das irgendwie sinnvoll in eine Berechnung einfließen zu lassen. Nee, also wirklich, das ist doch Quatsch.
Im Kapitalismus, wie gesagt, ist Transparenz, und auch solche Berechnungen, vermutlich in vielen Bereichen sinnvoll, aber in einer Commons Gesellschaft sehe ich keinen Sinn in solchen Berechnungen außerhalb von speziellen Studien für ganz bestimmte Bereiche.
Zunächst Grundlegendes, das vielleicht schon eine ganze Reihe der von Dir, Sophia DeLuna, gestellten Fragen und Vorstellungen auflöst:
1. Die Idee des Global Commoning System (GCS) ist, die heutzutage eben globale Komplexität der Her- bzw. Bereitstellung von Gütern und Leistungen auch für die zukünftige Gesellschaft zu erhalten, dabei jedoch die Warenlogik durch Commoning zu ersetzen. Das heißt nebenbei bemerkt jedoch nicht, dass es damit zukünftig keine Reregionalisierung geben solle! Ganz im Gegenteil soll diese durch die zunehmende Verwendung des GCS auch besonders nahegelegt werden. Es gibt aber eben auch Güter und Leistungen, welche sich nicht lokal oder regional herstellen lassen, sondern vielleicht eine gar globale Kooperation erfordern! Ein gutes Extrembeispiel wäre vielleicht die Raumfahrt. Das GCS soll letztlich auch derartiges ermöglichen, wenn jemand sein Bedürfnis nach einem Raumflug einspeist und sich dann Freiwillige finden, die dies bis zur letzten dazu notwendigen Schraube ermöglichen, weil sie es für sinnvoll erachten.
2. Nicht alle menschlichen Aktivitäten müssen zwangsweise in das System eingespeist werden! Vermutlich werden sogar viel mehr daran vorbei und völlig unabhängig davon von statten gehen. Sämtliche interpersonellen Absprachen, Aushandlungen, Tätigkeiten und Kooperationen können gut und gern auf die Verwendung des Systems verzichten. Der Fokus liegt auf den transpersonellen Beziehungen, also zwischen Menschen, die sich nicht kennen! Das System soll Kooperationen zwischen einer Person oder Gruppe und der abstrakten Allgemeinheit – die sich dann dank SW-Vermittlung in eine konkrete, aber stets auch wieder austauschbare Beziehung verwandelt – ermöglichen. Innerhalb eines lokalen Commons-Betriebes oder einer Dorfgemeinschaft kennt man sich in einer Commons-Gesellschaft wohl gut genug, um sämtliche Community-Aufgaben sogar auch komplett offline miteinander zu koordinieren.
3. Natürliche (also nicht menschlich beeinflusste oder gesteuerte) Vorgänge müssen weder zeitlich noch energetisch erfasst werden. Es geht also nicht darum, die gesamte Welt zu vermessen und zu quantifizieren, sondern lediglich darum, menschliches Tun zeitlich koordinieren zu können und den mit den Aktivitäten vermutlich einhergehenden negativen Einfluss auf das Gesamtsystem (Leben/Planet) mit im Auge behalten zu können und zu minimieren. Dass ein Wald mittels Sonnenenergie wächst und gedeiht oder ein frei lebender Hase sich am Karottenbeet bedient ist für die Energiebilanz des GCS belanglos. Wenn Menschen jedoch das Anlegen eines Waldes gemeinsam gestalten und koordinieren wollen oder zielgerichtet Hasenfleisch durch Hasenhaltung produzieren, dann könnte das durch das GCS unterstützt werden, indem alle dazu erforderlichen Bedarfe und Prozesse zeitlich koordiniert und notwendige Aufwendungen dafür (nicht-monetäre Kosten: Zeit und Energie) im Blick behalten werden können.
Nun noch einmal zur Frage, warum wir den Aufwand überhaupt kalkulieren müssen: Grundidee einer bedürfnisorientierten Wirtschaftsweise ist ja, dass die Produktion und Bereitstellung NUR DANN stattfindet, wenn es auch ein tatsächlich auslösendes Bedürfnis gibt! Im Kapitalismus ist es (inzwischen) oft andersherum, weil zunächst etwas produziert wird, von dem man sich erhofft, dass es später auch rentabel abgesetzt werden kann – es wird sogar versucht, Bedürfnisse zu diesem letztlichen Zweck zu erzeugen… Wenn nun also ein Bedürfnis der Initiator für einen Herstellungsprozess ist, so kann eben auch erst nach dessen Erscheinen der Produktionsprozess bzw. die Produktionskette gestaltet werden! Marcus Meindel nennt diesen selbstorganisierten Prozess, in dem sich zumeist mehrere Commons-Projekte miteinander verbinden, um letztlich alle Bedarfe bereitzustellen, die das Bedürfnis letztlich erfüllen können, Konfiguration. Sobald also jemensch ein Bedürnis nach Mobilität eingespeist und es keine bessere, einfachere oder günstigere Möglichkeit gibt, dieses Bedürfnis zu erfüllen, als ein zusätzliches Auto herzustellen, dann verbinden sich durch freiwillige Teilnahme sämtliche Commons-Projekte bis hin zu dem, welches das Metall für die kleinste Schraube bereitstellt, die eben nötig sind, um das Auto zu bauen. Sicherlich wird es nun auch in der Commons-Welt Lagerhaltung für oft bis ständig Benötigtes geben (vor allem Lebensmittel!) was die Reproduktionsprozesse natürlich vereinfacht und beschleunigt! Jedoch widerspricht das ja dem Grundsatz, nur nach Bedarf zu produzieren, weshalb dies sicherlich auch minimiert bleibt?! Da würde ich also eher von Puffern sprechen, als von Vorratslagern… Wenn nun also vieles bis sehr vieles wirklich erst durch das eintreffende Bedürfnis in der Herstellung getriggert wird, dann muss alles, was im Folgenden miteinander verschachtelt und aufeinander aufbauend bereit- und hergestellt wird, zeitlich miteinander koordiniert werden! Ich kann das Auto bspw. erst final zusammenfügen, wenn wirklich alle Bestandteile dafür auch eingetroffen sind. Durch die Zusammensetzung in der Konfiguration aller beteiligten Commons-Projekte entsteht also auch ein chronologischer Fahrplan für den Gesamtprozess und damit auch eine Gesamtdauer, die mindestens vergehen wird, bis sämtlicher Bedarf zur Bedürfnisbefriedigung bereitgestellt werden kann. Nun ist es wohl nicht nur ein Anliegen des Bedürfnis-Erstellers selbst, sein Bedürfnis möglichst zeitnah erfüllen zu können, sondern auch das der an den jeweiligen Commoning-Vorgängen zur Bedarfsbereitstellung beteiligten Menschen. Letztere werden sich also auch vorzugsweise solche Tätigkeitsmuster auswählen, die möglichst schnell (wenig zeitlicher Aufwand) zum Ziel führen und diese sind in der Regel eben jene, die nicht sonderlich nachhaltig sind, weil sie besonders viel automatisieren oder energieintensive Technik nutzen… Auch wenn der Zwang zur Rationalisierung von menschlicher Arbeitszeit wie in Marktmechanismen entfällt, so bleibt es zunächst dennoch naheliegend für jeden einzelnen, zur schnellen Lösung zu greifen! Deshalb nun der Vorschlag, dieser zeitbezogenen, zwangsläufigen und intuitiven Aufwandskalkulation etwas Entschleunigendes entgegen zu setzen, damit es für jeden einzelnen bei der Wahl dessen, wie er seinen Beitrag leistet auch einen relativ einfachen, handhabbaren, verallgemeinerten und wirksamen Indikator gibt, welche „Belastung“ er dem globalen Gesamtsystem mit seiner Entscheidung für eine bestimmte Art und Weise zugleich aufbürdet.
„So. Und nun soll ich in Zukunft, so wie ihr euch das vorstellt, meinen Energiebedarf und Arbeitsaufwand berechnen???? Wie soll das gehen?“
Nein, Du bist an dieser Stelle kein Teil eines komplexen bzw. abgestimmten Produktionsprozesses und stellst hier auch noch nicht einmal bedürfnisorientiert her. Zudem bedarf Dein Tun keiner transpersonalen Vermittlung. Es wäre wohl zudem albern, diese Späße in geringer Größenordnung aufwendig kalkulieren zu wollen.
„Aber woher soll ich wissen, was für eine Energiebilanz meine verschiedenen Substrate haben? Oder die verschiedenen Dünger? Oder die Wolle für die Übertöpfe?“ Diese Information ist dem Gut durch den jeweiligen Hersteller zugeordnet und angeheftet worden. Entweder steht es auf der Packung oder auch nur als digitale Information in der Software. Wie ein jeder diese nun ganz genau ermittelt, kalkuliert und herunterbricht, das kann ich auch nicht verallgemeinert sagen und obliegt der jeweiligen konkreten Situation des Herstellers. Aber im Grunde funktionierte es mit Energie praktisch vermutlich so ähnlich wie heute mit finanziellen Kosten auch: Jedes Unternehmen hat finanzielle Gesamtaufwände, die sich letztlich im Preis der Einzelprodukte widerspiegeln.
„… muss ich dann den Arbeitsaufwand des Verkäufers und des Großhändlers, und der verschiedenen Anbaubetriebe mit in die Berechnung einfließen lassen???“ Ja, wenn Du für Deine Tätigkeiten Bedarfe in Anspruch nimmst, die andere her- und bereitgestellt haben, dann summieren sich diese (die Angaben dazu sind dem jeweiligen Bedarf ja „beigelegt“) mit Deinen auf. Nur verkauft Dir via GCS niemand etwas und Großhändler gibt es da auch nicht. 😉
„Wie willst Du denn sämtliche verschiedene Aufwände zur Herstellung vergleichen, selbst bei ähnlichen Resultaten?“ Dass das im Einzelfall Fragen aufwerfen kann und wird, ist klar. Allein der unterschiedlichen Herstellungs-Bedingungen wegen. Aber sobald die Resultate im Grunde (weitgehend) identisch sind (zum Beispiel eine Eisenschraube mit ganz bestimmten Maßen), dann kann ich an Hand der angegebenen Herstellungsdauer und dem damit verbundenem Energieaufwand zwischen zwei Herstellungsmethoden wählen, je nachdem, ob ich sie wirklich ganz dringend brauche oder mir ein möglichst niedriger Kollateralschaden für das Gesamtsystem wichtiger ist.
OK, also wenn ich das richtig verstehe, dann ist dieses GCS im Grunde nur für professionelle Großbetriebe relevant, und nicht für den einzelnen „Normal-Bürger“.
Dennoch ist meine Vorstellung von einer Commons Gesellschaft wohl eine andere als eure.
1. In meiner Vorstellung wird nicht erst dann eine Schraube hergestellt, wenn jemand Bedarf anmeldet, sondern es wird ein bestimmter Vorrat gehalten, und immer wenn aus diesem Vorrat eine Menge X entnommen wurde, wird diese Menge wieder hergestellt und der Vorrat aufgefüllt. Wieviel Vorrat jeweils sinnvoll ist, werden Erfahrungswerte zeigen. Momentan gibt es dermaßen viel Überschuss, dass bis zu einer Verknappung genügend Erfahrungen gesammelt worden sein dürften, um entsprechend rechtzeitig wieder neue Chargen herzustellen. Den Endverbraucher würde in meiner Vorstellung all dies überhaupt nicht tangieren, denn er wählt sich etwas aus dem Vorrat – ergo die Entscheidung was schneller produziert werden kann wäre völlig irrelevant.
2. In meiner Vorstellung machen sich die Hersteller Gedanken darüber, wie sie ihr Produkt am umweltfreundlichsten, ressourcenschonendsten, qualitativ besten, langlebigsten, nachhaltigsten etc. herstellen können. Es gäbe auch nicht 1000 verschiedene Waschmaschinenhersteller (oder was auch immer), die gegeneinander konkurrieren, sondern nur genügend Betriebe, um den (weltweiten/regionalen/je nach dem) Bedarf zu decken. Produkte mit geringer Qualität würden überhaupt nicht mehr hergestellt, denn wozu sollte auch nur irgendjemand das wollen?
3. In meiner Vorstellung würden sich die Produzenten eines Produkts zusammenschließen und dafür sorgen, dass sie das in jeder Hinsicht beste Produkt entwerfen und herstellen. Es gäbe ja keine Konkurrenz mehr, und Profit sowieso nicht. Ergo können die Menschen zusammenarbeiten und die besten Ideen verwirklichen. Die Berechnungen dafür, was dann jeweils die beste Produktionsweise ist, werden die jeweiligen Betriebe selbst für sich herausfinden. Es gibt aber keinen Grund, sich für eine schlechtere Version zu entscheiden, im Gegensatz zum Kapitalismus, wo man u.a. schlechtere Produkte herstellt, um den Konkurrenten die kaufschwachen Kunden abzujagen. In einer Gesellschaft ohne Geld sehe ich wirklich keinen Grund für Menschen, etwas herzustellen, was minderwertiger, kurzlebiger oder weniger nachhaltig, weniger umweltschonend, mehr Ressourcen verbrauchend etc. ist.
4. In meiner Vorstellung wird auch viel viel mehr regional produziert werden, und es wird wieder viel mehr auf Handwerkliches gebaut werden, und viele (fast) ausgestorbene Berufe wiederbelebt werden, einfach weil es nicht mehr darauf ankommt, seinen Lebensunterhalt mit der Tätigkeit zu verdienen. Und wenn die Produkte dann langlebiger sind, und „mehr-haben-als-der-Nachbar“ wegfällt (weil theoretisch jeder alles haben kann, weil – kein Geld nötig), und es keine Werbung mehr gibt (weil niemand mehr zwanghaft den Menschen suggerieren muss, dass sie sein Produkt unbedingt haben müssen), dann wird es auch automatisch weniger Bedarf geben. Somit fände dann bei vielen Gütern keine Massenproduktion mehr statt, weil – nicht nötig.
Also, offenbar habt ihr eine völlig andere Vorstellung von einer Commons Gesellschaft. Macht ja nix. Solange ich in eurer Welt weiterhin meine „Späße“ mit den Pflanzen und Häkeltöpfchen machen kann, ohne belegen zu müssen, wie effizient ich arbeite, oder sonstige Zwangsmaßnahmen, um meine Bedürfnisse befriedigen zu dürfen, würde ich auch eure Commons Welt begrüßen 🙂 Besser als im jetzigen kapitalistischen System wäre es auf jedem Fall!
Vielen Dank Christian für deinen Text, ehrlich. Ich finde auch die bisherige Diskussion recht spannend. Und die Fragestellung ist gerade wirklich relevant (für unser Projekt) und eine abgeschlossene Meinung habe ich in manchen Bereichen selbst noch nicht.
Das war bisher auf jeden Fall eine Menge Input und entschuldige, wenn ich Sachen hinten runter fallen lasse. Ich würde zuerst auf die ganze „ontologische“ Geschichte eingehen, dann nochmal allgemein auf Stefans Frage nach dem Zweck des Ganzen und schließlich auf das Problem, an dem ich mich gerade abarbeite, mir noch unschlüssig bin und wo die Energiefrage vielleicht helfen könnte. Ich hoffe, das bleibt dann auch ein wenig verständlich für diejenigen, die die Struktur des ununterbrochenen Commonings/Global Commoning Systems/Sofwarekonzepts nicht so genau kennen.
1. Zur Ontologie: Ich glaube, dass wir oft deutlich weniger Widersprüche haben, als es manchmal scheint und vieles, dass du ansprichst, denke bzw. löse ich auf andere Weise. Was, glaube ich, ein bestehender und wohl nicht auflösbarer Widerspruch ist, ist die Herangehensweise an das Commoning selbst. Ich lese bei dir heraus, dass du auch ein bestimmtes Weltbild (bitte nagel mich auf den Begriff nicht fest) vermitteln willst, durch das der Mensch sich eher als Teil einer größeren Ganzheit begreift. Das hat für mich etwas „erziehendes“, mit dem ich nichts zu tun haben möchte. Ich glaube, dass wir als Commoner in einer wahnsinnig marginalisierten Position sind und wir wirklich kaum eine Chance haben uns gegen die kapitalistischen Verhältnisse durchzusetzen und eine von Commoning bestimmte Gesellschaft zu erreichen. Es sieht einfach wirklich wirklich nicht gut aus für uns. Und ich denke, dass wenn wir das überhaupt schaffen wollen, dann müssen wir am Alltag anknüpfen und versuchen Strukturen zu schaffen, in denen es für Leute, die weder Bock auf Theorie noch auf einen „Wandel ihres Weltbildes“ haben, sinnvoll wird, Commoning zu betreiben. Und dieser Sinn ist ja da: Ich glaube, ohne Ausbeutung/Mehrwertabschöpfung und mit dem Stand der heutigen Technik, ist super wenig „Arbeit“ notwendig, um ein gutes Leben führen zu können. Und das muss unmittelbar begreifbar werden und das ist mir wesentlich wichtiger, als eben eine bestimmte Art von Denken an ein paar hundert Leute zu vermitteln. Das so ganz generell. Das andere Denken, wenn man so will, entsteht durch eine andere Vermittlungsform ja sowieso.
Und die Energiefrage finde ich gut und wichtig, aber würde wirklich vom „menschlichen Energieaufwand“ absehen, wie du es ja auch einmal anmerkst („unabhängig davon, wie viel menschliche (Muskel-)Arbeit sie dabei erfordern!“), aber an anderer Stelle wieder aufnimmst („Je nach körperlicher Intensität der Tätigkeit multipliziert sich ein menschlicher Durchschnittswert des Energiegehaltes dafür aufgenommener Nahrung mit der aufgewendeten Arbeitszeit“). Für mich ist das ein Hemmnis, wenn es darum geht, Tätigkeiten nach eigenen Fähigkeiten und Interessen auszuwählen. Wenn ich hart körperlich arbeiten will, weil ich mich z.B. nach einem muskulösen Körper sehne, dann will ich nicht darüber nachdenken, wie viel Kalorien ich dabei verbrauche und ob das nicht vielleicht „schädlich“ für die Allgemeinheit ist, weil ich dann zu viel esse. Es stimmt absolut, dass ich die menschliche Perspektive und die individuellen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Interessen immer in den Mittelpunkt stelle. Das ist vielleicht einfach der Marx in mir, der die „Gesellschaft nach Bedürfnissen und Fähigkeiten“ sucht, aber ich komm aus meiner „individuellen menschlichen Perspektive“ auch nicht raus und finde das einfach voll okay so. Jetzt kann man sagen: „Aber die Dauer der Tätigkeit steht ja genauso über einen bei der Tätigkeitsauswahl und schränkt mich ein“ – das stimmt, aber dazu würde ich dann gleich kommen.
2. Zum Zweck dieser ganzen Berechnungen: Der Aufwand einer Tätigkeit (bzw. eines Tätigkeitsmusters) soll aus zwei Gründen festgehalten werden: 1. Zur Ordnung der Tätigkeitsmuster im Konfigurationsprozess (dazu komm ich gleich) und 2. um einen Zusammenhang zwischen Beteiligung und tendenziellen individuellen Vorteil herzustellen (Trava). Aber um letzteres geht es gerade nicht.
Was ist der Konfigurationsprozess? Wie Christian schon in den Kommentaren gesagt hat, ist eine Konfiguration die Auswahl und Anordnung von Tätigkeitsmustern zum Zweck einer bestimmten Bedürfnisbefriedigung. Der Konfigurationsprozess ist ein Kernstück der Software. Anhand der Verfügbarkeit von Mitteln und ihrer gesetzten Nutzungsbedingungen (z.B. Deckelungen) in der lokalen Umgebung des vermittelten Bedürfnisses, stellt die Software sämtliche mögliche Konfigurationen heraus, wie das Bedürfnis befriedigt werden kann. Da jede einzelne Tätigkeit für ein bestimmtes Resultat prinzipiell durch zig andere ersetzt werden kann und jede davon verschiedenen Bedarf hat, der wieder auf zig verschiedene Weisen gedeckt werden kann, können das – trivial gesagt – echt viele verschiedene Möglichkeiten, sprich: Konfigurationen sein. Was die Software dann automatisch macht, ist diese möglichen Konfigurationen zu ordnen. Zuerst also die Konfiguration welche den gegebenen Informationen nach im lokalen Umfeld „am sinnvollsten“ erscheint und zuletzt natürlich, welche „am wenigsten sinnvoll“ erscheint.
Als nächstes geht es darum diese Konfigurationen mit den Fähigkeiten und Interessen der (lokal) Beteiligten abzugleichen, also zu sehen, ob jemand Lust/Interesse daran hat, sich auch den entsprechenden Tätigkeiten anzunehmen. Also wird das erste Tätigkeitsmuster der „sinnvollsten“ Konfiguration freigeschalten – die Beteiligten (welche dafür qualifiziert und prinzipiell daran interessiert sind) können sie also sehen und sich entscheiden, ob sie sich dem annehmen wollen oder nicht. Falls sich jemand findet, der:die sich der Tätigkeit annehmen will, werden die zur Bedarfsdeckung notwendigen Tätigkeitsmuster freigeschalten und hier wieder das jeweils in der lokalen Umgebung „sinnvollste“ zuerst. Ordnet sich dagegen niemand einem freigeschalteten Tätigkeitsmuster zu, wird nach einem zeitlichen Abstand ein weiteres Tätigkeitsmuster zusätzlich freigeschalten und zwar natürlich das, welches die „zweit-sinnvollste“ Konfiguration verspricht usw. usf. Der Prozess ist natürlich etwas komplizierter als jetzt kurz dargestellt, aber im Endeffekt läuft das so lange, bis am Ende die Konfiguration feststeht, also klar ist, wie das Bedürfnis befriedigt und jeder dafür notwendige Bedarf gedeckt werden wird.
Und die Frage worum es jetzt geht ist, was dieses „sinnvoll“ bedeutet. Ich denke, das ist auch der Anlass für Christans/deinen Text. Also besonders; Was ist die Einheit des Konfigurationsprozesses? Und mein Standpunkt ist gerade folgender: Wenn wir die Selbstzuordnung so offen wie möglich lassen wollen, also so wenig wie möglich „das eigene Weltbild anderen aufdrängen wollen“, dann müssen wir den Aufwand einer Tätigkeit differenzieren in Aspekte welche die gesellschafte Kooperation und Apsekte welche nur die ausführende Person betreffen. Körperliche/geistige Anstrengung? Betrifft nur die ausführende Person und muss sie selbst wissen. Qualifikation/Fähigkeiten? Betrifft natürlich nur die ausführende Person bzw. macht die Zuordnung ihr überhaupt erst möglich. Lust/Risiko/etc.? Betrifft nur die ausführende Person. Das alles muss sie selbst abwägen. Der einzige Aspekt der Tätigkeit, der die Tätigkeit anderer betrifft und allgemeine Gültigkeit hat, ist die durchschnittliche zeitliche Dauer der Tätigkeit. Und aus diesem Grund sehe ich die „Dauer“ einer Tätigkeit als Einheit der Ordnung des Konfigurationsprozesses. Dass damit auch Bedürfnisse tendenziell schneller befriedigt werden, wird für mich fast zu einem Nebeneffekt, aber auch das ist äußerst relevant, wenn wir eine wirkliche Alternative zur kapitalistischen Produktion aufbauen wollen.
Kurze Randanmerkung: Die Zeitdauer soll nur bei Tätigkeiten zur Bedarfsdeckung relevant sein, nicht bei Tätigkeiten die Bedürfnisse direkt befriedigen (Pflege z.B.). Also es geht um die „tieferen“ Teile der Re-Produktionskette. Und zweite Randanmerkung: Eigentlich sollte das eine kurze Antwort werden, aber der Zug ist wohl abgefahren (sorry).
Ums jetzt noch wirklich kompliziert zu machen: Dieses „wahnhafte Gehetze“ wird durch Nebenresultate gebremst. Nebenresultate von Tätigkeitsmustern sind ihre Auswirkungen auf die Umwelt. Gibt es also eine Tätigkeit, die „schnell“ ist, aber z.B. Mittel aufbraucht, die danach erst erneuert werden müssen, dann wird die Dauer dieser dadurch entstehenden Tätigkeiten zur Gesamtdauer der „schnellen“ Tätigkeit dazu addiert. Genauso wird die (spekulative) Dauer der Tätigkeiten zur Erzeugung von z.B. elektrischer Energie hinzu addiert, welche durch die Tätigkeit verbraucht wird. Der Konfigurationsprozess bewegt sich eben im Rahmen der verfügbaren Mittel und ihren Nutzungsbedingungen. Wenn also ein bestimmtes Mittel (z.B. Stromverbrauch) gedeckelt wird, wirkt sich das darauf aus, welche Tätigkeitsmuster freigeschalten werden. Und solche Nutzungsbedingungen von Mitteln sind innerhalb wie außerhalb der Softwarevermittlung gleichermaßen verständlich – während es die „Hülle“ der zur Herstellung verbrauchten Energie nicht ist; diese bleibt immer abstrakt. Daher würde ich den „Energie-Preisschildern“ wirklich widersprechen – ich glaube, dafür gibt es keine Notwendigkeit und ich würde um alles vermeiden wollen, dass die Dinge so einen „Doppelcharakter“ bekommen. Die Dinge sind einfach da bzw. verfügbar oder nicht. Und sie verfügbar zu machen, ist eben aufwändig, was sich auf den Konfigurationsprozess auswirkt.
3. Zur wirklichen Problematik (für mich) mit der Zeitdauer: …. das ist drecks speziell und wer sich nicht näher mit dem Softwarekonzept auseinander setzt, braucht spätestens das nicht mehr zu lesen.
Der Konfigurationsprozess geht vom Bedürfnis aus „in Tiefe und Breite“. Der Gesamtaufwand/die Gesamtdauer davon ist dabei von Anfang an immer spekulativ, da in jedem Moment davon ausgegangen wird, dass immer die „sinnvollste“ Tätigkeit gewählt wird – ist das nicht der Fall, erhöht sich der Gesamtaufwand/die Gesamtdauer der Konfiguration. Das ist okay so und daran führt kein Weg vorbei. Aber von jedem Tätigkeitsmuster ausgehend geht der Konfigurationsprozess in zwei Seiten: a) zur Bedarfsdeckung und b) zur Herstellung des Erhaltungszustandes der von der Tätigkeit betroffenen Mittel (also Nebenresultate/Auswirkungen der Tätigkeit auf die Umwelt). Und ich weiß nicht, ob diese Nebenresultats-/Auswirkungsseite genauso behandelt werden darf, wie die Seite der Bedarfsdeckung. Unterscheiden lässt sich hier ja zwischen aufschiebbaren und unaufschiebbaren Tätigkeiten (Danke Stefan für diese Kategorien, die in unserem „Kollektivierung der Reproduktionsarbeit“-Workshop gefallen sind), aber das macht den Abschluss des Konfigurationsprozesses vielleicht einfacher (weil sich für aufschiebbare Tätigkeiten nicht sofort jemand zuordnen muss), aber dadurch könnten auch „schwere Auswirkungen“ relativiert werden. Vielleicht ist es irgendwie sinnvoll hier einen anderen Maßstab anzulegen oder eben einen „bremsenden Faktor“. … aber ich kann das gerade nicht denken und ist vielleicht auch wirklich der falsche Ort hier. Ich will nur sagen: Im straighten Konfigurationsprozess „von oben nach unten“ (nur Bedarfsdeckung) halte ich die Dauer für eine sinnvolle Einheit – in der „Verästelung“ zu den Auswirkungen vielleicht nicht mehr. … … Weiß ich gerade einfach wirklich nicht.
So viel von meiner Seite erstmal.
Hier noch eine kleine Reaktion auf Sophia DeLuna:
„Dennoch ist meine Vorstellung von einer Commons Gesellschaft wohl eine andere als eure.“Ich glaube nicht, dass unser beider Vorstellungen da so weit auseinander gehen oder sich gar ausschließen.
1. Ja, aber ich würde es dann eher (Ausgleichs-)Puffer statt Lagerhaltung nennen. Und ja, das entspannt die Situation und macht sie flexibler und schneller, jedoch verbleibt die grundlegende, zeitliche Koordinationsaufgabe insgesamt dennoch.
2. Zustimmung. Mein Vorschlag ist ja, dazu die Energiebilanz ihres Produktes als zumindest einen für alle gleichermaßen leitenden Indikator zu verwenden. Was in der Herstellung und seiner Lebensdauer relativ viel Energie verschlingt, ist eben vergleichsweise wenig nachhaltig oder verallgemeinerbar. Energie erfasst dabei nicht alles, aber tangiert und integriert letztlich doch recht viele Aspekte. Vielleicht gibt es irgendwann auch gar keine Waschmaschinenhersteller mehr, weil andere, zeit- und erergiesparsame Methoden zum gleichen Ziel führen?!
3. Ja, zusammenschließen! Aber wie, vor allem bei räumlich verteilten Strukturen? Dafür das GCS! Und welches ist das „beste“ Produkt und die „beste“ Idee? Die Meinungen darüber werden auseinander gehen und in der Commons-Welt gibt es niemanden, der darüber für alle bestimmen darf! Der ermittelte Aufwand in zeitlicher und energetischer Hinsicht kann da als Orientierung und Entschiedungshilfe genutzt werden. Bsp: Soll es ein hochmodernes Niedrigenergiehaus werden, das in Kürze bezugsfertig ist oder ein handgebautes Lehmhaus, welches zwei Jahre Bauzeit und viel mehr Hände braucht? Was wäre dabei „minderwertiger, kurzlebiger oder weniger nachhaltig, weniger umweltschonend, mehr Ressourcen verbrauchend etc.“ und ist das wirklich immer alles, was wichtig ist? Oder gibt es sogar noch Lösungen dazwischen? Oder vielleicht auch noch etwas ganz anderes noch nicht Erfundenes?
4. Ja, so ist es..
Eine Replik auf Marcus‘ Beitrag könnte etwas länger dauern… Puuuh. 😉
Dass es sinnvoll sein kann, im Rahmen von Aggregations-/Planungsprozessen Aufwände von Tätigkeiten zu bestimmen, leuchtet mir ein (danke Marcus, für deine Erklärung!). Ich würde aber auch bezweifeln, dass Energie ein sinnvolles Maß dabei ist. Wenn ich dich richtig verstehe, Christian, geht es dir vor allem um Nachhaltigkeit. Ist Energie dann aber nicht eine vollkommen unzulässige Abstraktion, weil sie vollkommen davon absieht aus welchen Quellen die Energie kommt (Muskelkraft, Wind, Sonne oder Kohle & Atomkraft)? Nur Treibhausgasemissionen zu berechnen reicht nicht, das sehe ich ein. Denn natürlich ergibt es Sinn, auch den Energieverbrauch aus erneuerbaren Quellen zu reduzieren, weil es z.B. Rohstoffe braucht, um Solarzellen zu bauen und Windräder auch ein schädlicher Eingriff in Ökosysteme sein können. Aber würde es dann nicht mehr Sinn ergeben, diese Faktoren (also z.B. Verbrauch von bestimmten Ressourcen) einzeln zu erfassen und anzugeben? Evtl lässt sich daraus ja auch eine Art Öko-Bilanz zusammenrechnen, wenn es sonst unübersichtlich wird (gibt es ja schon, z.B. den ökologischen Fußabdruck, auch wenn ich nicht weiß wie genau der berechnet wird und was der taugt). Spätestens wenn Energieverbrauch durch Muskelkraft mit berechnet wird, hat das Maß des Energieverbrauchs glaube ich gar nichts mehr mit einem Maß der Nachhaltigkeit zu tun. Ich jedenfalls verbrauche nicht zwingend mehr Ressourcen durch Essen wenn ich mich körperlich betätige. Eher umgekehrt, wenn ich nur zuhause rumhänge, esse ich tendenziell mehr – v.a. wenn mein Mitbewohni wieder Unmengen Snacks vom Foodsharing mitgebracht hat (was ja für die Öko-Bilanz auch wieder etwas ganz anderes ist als wenn ich mir z.B. Rinder-Steaks bestelle).