Kommt das Open Source Auto ?
Eine unendliche Geschichte mit vielen Windungen, Enttäuschungen, Hoffnungen, Ankündigungen – doch diesmal eine realistische Aussicht.
Die EDAG Gruppe wird am Genfer Automobilsalon das erste Open Source Auto vorstellen:
In der Presserklärung heisst es:
Viele der heute gezeigten Technologien befinden sich noch im frühen Stadium der Entwicklung. Daher hat EDAG das Light Car als Open Source Projekt ausgelegt und spricht andere Unternehmen an, um gemeinsam das „EDAG Light Car“ weiterzuentwickeln. Dabei definiert das Unternehmen den Adressatenkreis bewusst weit, um neue Denkansätze in das Auto der Zukunft mit einfließen zu lassen. Computer- und Softwareentwickler sollen genauso ihre neuen Technologien zur Anwendung bringen wie die Spezialisten für die ASA.TEC Basaltfaser, (O)LED Technik oder Elektroantriebe.
Zur Frage der enormen Konsequenzen hinsichtlich „intellectual property“ finden sich aber in der Presseerklärung noch keine Hinweise. Auch nicht zur Frage ob nicht ein Open Source Projekt eigentlich heute schon über das Auto hinausdenken könnte….
Hm, bist du sicher, dass sie meinen, was sie sagen? Ich habe eher das Gefühl, dass sie den Begriff „Open Source“ hier irreführend als Marketinggag missbrauchen und tatsächlich nur meinen, das Auto in einem offenen Prozess mit anderen Firmen gemeinsam zu entwickeln.
Davon, dass tatsächlich geplant ist, alle Designs und Baupläne als Open Source/Freies Design zu veröffentlichen, kann ich in der Pressemitteilung jedenfalls nichts entdeckt. Oder hab ich was übersehen?
Glaub ich nicht, ich vermiss das ja ebenso. Aber wenn das so ist, dann müsste man sehr rasch drauf reagieren und das zumindest mal in Erfahrung bringen. Marketinggag hin oder her, sie haben sich da auf etwas eingelassen was sie selbst eigentlich noch nicht wirklich absehen können. Und sie werden sicher nicht wollen, dass Warnungen im Internet zirkulieren à la: hier wird Deine Kreativität gestohlen.
Wir haben schon genug communities gesehen, die unter dem Deckmantel einer Schaffung freier Inhalte nichts anderes geschaffen haben als commecial value, der sich nachher sogar sehr gewinnbringend verscherbeln ließ. Irgendwann gehört in dieser Grauzone so etwas wie eine Klarheit geschaffen. Dieser Fall eignet sich wirklich bestens dafür.
Dubios, in der Tat. Abgesehen vom normalen Copyright steht zur Lizenz:
http://www.edag.de/dataprotection
Das klingt für mich nicht nach einer Notlösung für die Website (aus welchen Gründen auch immer eine solche nötig sein könnte), sondern wie eine klare Rechtfertigung des intellectual property.
Es ist schon bescheuert, dass es noch immer keine Organisation gibt, die in Belangen der Commons ähnlich klar, deutlich und proaktiv auftritt wie etwa eine Umweltorganisation.
Vielleicht sollte man die P2P Foundation ein wenig mit Leben erfüllen?
Also ich habe mit dem Projektleiter des „Light Car – Open Source“ telefoniert. Das hat nichts mit Open Source wie wir das aus der Software kennen zu tun. Vielleicht wird hier die Begrifflichkeit Open Source mit Open Innovation verwechselt. Es wird z.B. keine Dateien (CAD/CATIA) zum herunterladen und bearbeiten geben. Man kann sich mit Ideen/Entwicklungen/Innovationen an die Firma wenden und sich bewerben um diese – sofern sie denn interessant genug sind – in das Prjekt einbringen. Weitere Infos sollen nach dem Genfer Automobisalon kommen.
Danke Hilmar. Wär zu schön gewesen um wahr zu sein. Wie siehts denn bei Euch im plushundert Projekt aus? Gibts da prinzipielle Einigkeit in Richtung Open Source zu gehen?
Open Source ist weiterhin, eine wichtige Komponente bei dem Projekt. Allerdings kann natürlich nicht alles an dem Fahrzeug OS sein. Man ist auf Zulieferer angewiesen, die nicht jede verbaute Komponente offenlegen werden. Die Maxime ist „so offen wie möglich so geschlossen wie nötig“.
Ziemlich skandalös, dass hier der klar definierte Begriff „Open Source“ so missbräuchlich verwendet wird. Vielleicht könnte sich die Open Source Initiative (Mailinglisten) mal um die Sache kümmern. Allerdings haben die wohl keinen Vertreter in Deutschland — gibt’s die Pressemitteilung o.a. Ankündigungen des Autos auch in Englisch?
@Hilmar: Wie schätzt du das »C,mm,n«-Projekt ein? Vgl. auch http://www.keimform.de/2007/04/30/neues-ueber-das-open-source-car-cmmn/ und die Projekt-Site http://www.cmmn.org/
@Christian http://www.autobloggreen.com/2009/01/20/open-source-car-set-to-debut-at-geneva-motor-show/
@Hilmar: danke! Ich habe die OSI auf die Sache hingewiesen — mal sehn ob was bei rauskommt…
Da hat mal wieder ein Grafikdesigner ein Mischwesen aus UFO und Auto kreiert und „Open Source“ druntergeschrieben. Genau wie beim OSCar. Das Entscheidende an einem freien Auto ist, daß es jeder Anbieter herstellen kann und es daher billig ist. Standardisierung und Modularität sind zwei weitere Punkte, die ich mit einem freien Auto verbinde. Es muß aber nicht unbedingt innovativ sein oder gar innovativ aussehen. Das hier sieht mir nach Verarschung aus.
Sehr geehrter Herr x!
Wir haben hier absolut keine Sorge, dass wir in das Thema „unlauterer
Wettbewerb“ kommen.
Sie können versichert sein, dass wir diese Thematik im Vorfeld abgeklärt
haben.
Des weiteren handelt es sich beim Begriff „open source“ um keinen
geschützten Begriff, d.h. es kann
sich niemals um einen Namensmißbrauch handeln.
Die Unternehmen, die mit uns zusammenarbeiten werden, erhalten
Zugangsdaten zu unserem
Fahrzeug, denn sonst könnten die Innovationen ja nicht auf das Fahrzeug
abgestimmt
werden. Bis das aber soweit ist, kann sich jedes Unternehmen, welches sich
für unser Fahrzeug
interessiert mit uns in Verbindung setzen und mit uns über Möglichkeiten
der Zusammenarbeit
sprechen. Ziel ist es, das Fahrzeug schlußendlich fahrbereit zu machen und
zwar mit der neuersten
Technologie, die eben von innovativen Unternehmen kommt. Wir sind hier für
alles offen und sehen
schon jetzt sehr starkes Interesse.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen unser Konzept etwas besser erklären und
verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Christoph Brezansky
Diplom Betriebswirt
EDAG GmbH &Co KG aA
Head of Products and Innovation PD
Max-Diamand-Straße 7
D-80937 München
Tel: +49 (0) 89-350989-216
Cell: +49 (0) 151-52847839
christoph.brezansky@edag.de
http://www.edag.de
28.01.2009 17:26
An
Christoph Brezansky
Kopie
Thema
Re: Light Car
* PGP Signed by an unknown key
Sehr geehrter Herr Brezansky,
ich bedaure zu hören, dass Ihnen dieser Fauxpas unterlaufen ist.
OpenSource ist eine Bezeichnung für ein Set an freien Lizenzen (wie
bspw. OpenDesign), die alle eine Veröffentlichung und Nutzungserlaubnis
des „Codes“ beinhalten.
Ich habe mich eben mit einigen Kollegen aus dem OpenSource Bereich
darüber ausgetauscht, die im Gegensatz zu mir sogar von unlauterem
Wettbewerb und Namensmissbrauch reden. Um entsprechende Klagen
abzuwenden empfehle ich Ihnen dringend, diesen Sachverhalt öffentlich
richtig zu stellen.
Dennoch bin ich gespannt auf die Früchte Ihrer innovativen Arbeit.
Mit freundlichen Grüssen,
x
Russ Nelson hat die Story jetzt im Blog der Open Source Initiative aufgegriffen: „Open Source Car“ which isn’t.
Obiger Brief von Christoph Brezansky klingt allerdings so, als ob die Firma weiß was sie tut und sich von ein paar „Bedenkenträgern“ wie der OSI kaum wird aufhalten lassen. Nun ja…
Hohn und Spott,
leider fällt uns nicht mehr ein als H u S.
(im Interesse der Fortführung einer Debatte hab ich Eure persönlichen Anzüglichkeiten mal wegmoderiert, Franz Nahrada)
Franz Nahrada:
„Eine unendliche Geschichte mit vielen Windungen, Enttäuschungen, Hoffnungen, Ankündigungen – doch diesmal eine realistische Aussicht.“
Christoph Brezansky:
„Ziel ist es, das Fahrzeug schlußendlich fahrbereit zu machen und
zwar mit der neuersten Technologie, die eben von innovativen Unternehmen kommt. Wir sind hier für alles offen und sehen schon jetzt sehr starkes Interesse.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen unser Konzept etwas besser erklären und verbleibe
mit freundlichen Grüßen“
Beim Brzensky ist alles drin:
Das Ziel:
Die Ware (das neuerste Fahrzeug. Es wird der dubiose Gebrauchswert das
Neuerste angepriesen (sogar der Rechtschreibfehler hat Stiieehhl), aber wenn Du nur ein bisschen von der Ware verstehst:
gemeint ist der Tauschwert (Ach Abba was singen die so schön:
MONEY MONEY it’s so funny in a rich man’s world)
Ach ja der Brezenskky hat auch was EIGENES ein wahres Selbst der Selbstverwirklichung: zwar kein Jodel-Diplom aber ein Betriebswirt Diplom.
Und:
Wenn wir genug Zeit, Geld und Zynismus hätten, würden wir den Begriff „Open Source“ bzw. zumindest
„Open Source Auto“ als Gebrauchsmusterbegriff oder gar als Patent z.b. in Somalia oder im Kosovo anmelden und vielleicht damit per Abmahnwälten noch Geld verdienen.
An Stefan Meretz ohne Ironie:
Echt geil eh, dass Du die Beiträge von
Huberth Herfurth und
Werner Imhof
veröffentlich hast. Noch ist Polen (keimform) nicht verloren!
Allerliebste und höflichste Grüße
Maria & Maria
Damit verarscht diese Firma ihre Kunden. Wenn man ein „Open Source“-Auto kauft ohne Bauplan und ohne das Recht, Nachbauten verkaufen zu dürfen, dann ist das so, als würde man ein „Öko-Auto“ kaufen, das 20 Liter Benzin auf 100 km schluckt, oder ein „Elektro-Auto“ mit Verbrennungsmotor.
Huch,
da wurde unser respektloser Beitrag doch noch freigeschaltet. Respekt!
Der Beitrag von Thomas Grüttmüller (30.01.2009, 02:55 Uhr) erschien schon um kurz nach 3 Uhr,
während unser Beitrag Maria&Maria (30.01.2009, 02:41 Uhr) erst nach 12 Uhr erschien.
Da hat die Moderation:
„Your comment is awaiting moderation.“
doch über die Zensur gesiegt.
Da will Keimform höflich sein:
Bei Mitmachen steht ja:
„Du kannst natürlich jederzeit Kommentare schreiben, über die wir uns immer freuen, insbesondere wenn sie weitere Hinweise enthalten.“
Und möglicherweise sind das doch nur höfliche Lügen.
An Franz Nahrada:
Wenn wir sagen Du bist ein Philantrop, so hat das mit dem Wörtchen „sein“ eine komische Bedeutung: Manche verstehen bei „du bist“ „du bist nur“.
Du bist natürlich auch noch Hotelier, denkender Mensch, … .
In dem Beitrag „kommt das Open Source Auto“ steckt eben Philantropie und Caritas drin.
Die „freie“ Software (der juristische Hack GNU-Lizens) hat Ähnlichkeiten mit der Caritas.
Die Caritas lindert kurfristig für wenige die Not, schafft aber die Not nicht ab.
Die Firmen auch „Open Source“ Firmen wie Yes we can!
müssen sich im Kapitalismus in der Konkurrenz behaupten.
Ja sogar der Klassenkampf, solange er nur um den gerechten Lohn geht, also um einen gößeren Teil vom Mehrwert geht, ist ein Sisyphuskampf. Wer den Mehrwert abschaffen will, muss den Wert und sogar den Markt und den Tausch abschaffen. Darum auch unser Hinweis auf die ersten Kapitel des Kapitals.
Maria & Maria
\|||/
(o o)
,~~~ooO~~(_)~~~~~~~~~,
| Please |
| don’t feed the |
| TROLL! |
‚~~~~~~~~~~~~~~ooO~~~‘
|__|__|
|| ||
ooO Ooo
So, jetzt müssen die Trolle doch ein wenig gefüttert werden. Ansatzweise wollen sie sich vielleicht auf eine inhaltliche Debatte einlassen.
Das Open Source Prinzip soll in etwa so etwas sein wie die Caritas? Lindert „für wenige“ „kurzfristig“ „die Not“? Tut mir leid, der Vergleich ist bescheuert. Open Source zahlt weder dem Studenten sein Stipendium noch gibt das Prinzip eine Runde Freibier aus – und den Opfern einer rentablen Produktion hilft sie gleich schon gar nicht. Open Source ist genauso viel und genauso wenig wert, wie das darin enthaltene Wissen praktisch wirksam gemacht wird. Ihr hättet Euch mal kundig machen sollen bei Open Source Ecology, dann wüsstet Ihr dass es sehr wohl auf die Technologie und die Leute und ihre Absichten ankommt, die dieses Wissen praktisch umsetzen. Nur: In einer Gesellschaft in der zunehmend jedes verwertbare Produktionswissen selbst als Ware gehandelt wird, in der das Handlungsverbot durch Patente und Lizenzen selbst zum lukrativesten Geschäftsgegenstand wird (das habt Ihr ja noch mitbekommen) entsteht ein neuer und interessanter „Konflikt“ auch zwischen den produzierenden Kapitalien selbst. Normalerweise wird das durch Lizenzentausch abgehandelt (eine Krähe hackt der anderen bekanntlich kein Auge aus) aber zunehmend entdecken auch die kühl rechnenden Warenproduzenten dass es sich vielleicht auszahlt, die monopolistische Geschäftsgrundlage „intellectual property“ auszuhebeln und so den Markt neu aufzumischen. Dass es im gegenständlichen Fall nicht beabsichtigt ist, ist eine Sache. Mein Eingangsstatement war kein fertiges Urteil, sondern der Hinweis darauf dass es zumindest sein könnte, dass ein solcher Fall gegeben ist. Die Klärung ist übrigens erfolgt, aber die war ja von Euch gar nicht beabsichtigt. Sondern der Hinweis dass man sich bitte schön gar nicht im mindesten auf die Frage einlassen soll welches Verhältnis zwischen alter und neuer Produktionsweise existiert. Eure Antwort auf die Frage nach diesem Verhältnis heisst „die alte abschaffen“, und die ganze Grundlage des Oekonux- und Keimform-Diskurses im Unterschied zum Exit- und Gegenstandpunkt Diskurs ist dass sich diese Antwort logisch und historisch blamiert, das immer mehr zu einer Revolutionierung der Gesellschaft notwendig war als ein bloßer Akt des Wollens (das abstrakte Wollen ist übrigens das Ideal der Gewalt, aber das braucht man Euch ja hoffentlich nicht erklären). So, es ist also unterstellt dass es so etwas wie eine Verschiebung der Schwerpunktbildung gesellschaftlicher Produktion von der Herstellung zur Modellbildung gibt, weil realisierende Technologien (Automation) zuhauf vorhanden sind. Es ist weiterhin unterstellt, dass in dieser Situation der Wert ziemlich den Bach runter geht, weswegen ein paar neue und keineswegs gemütliche Innovationen den Fortgang der Geschäfte befördern, von der Bezollung durch Informationsrenten bis hin zu explodierender Kreditschöpfung. Es ist weiterhin unterstellt dass die Verfügbarkeit von Wissen zusammen mit den erwähnten realisierenden Technologien die Existenzbedingungen einer echten „Assoziation der Produzenten“ in einem ungeheuren Ausmaß vermehrt haben. Und es ist unterstellt dass bei einem solchen Wechsel des Subjekts der Produktion – vom Kapital zur Comunity – es nicht unwichtig ist, ob und wann Community Prinzipien mitten in der Werkalltagswelt auftauchen. Es ist gerade umgekehrt zu dem was Ihr schreibt: Open Source hat kurzfristig eher ungemütliche Aspekte, sie verschärft die Konkurrenz, reduziert die Informationsrenten auf denen so manche Existenz beruht. Sie mag auch einen eher zwiespältigen Typus von Wirtschaftssubjekt nähren, der sich per „crowdsourcing“ und „open innovation“ wiederum zu nichts anderem angestachelt sieht als zur Entdeckung von neuen Geschäftsfällen. Aber langfristig, so ist die Behauptung, setzt sie die Grundparameter einer neuen, kooperativen Wirtschafts- und Lebensweise in Kraft. Ob und wie das geht, darüber würde sich eine Auseinandersetzung l0hnen.
Hallo Franz,
Franz:
Wenn Die Trolle inhaltlich gar nichts geschrieben hätten, hätten wir (an Deiner Stelle) darauf möglicherweise nicht geantwortet ;.). Mit unserer Polemik haben wir Dich nicht persönlich angreifen wollen, sondern nur auf die Rolle eines Kapitalisten hingewiesen. Das hast Du ja wohl auch erkannt, X in seinem inhaltsleeren o o o Beitrag anscheinend nicht. Die Polemik richtet sich gegen das unglaublich positive Denken des „Yes we can!“ und der naiven Entrüstung in den Kommentaren. Das „Verarschen“ das Thomas Grüttmüller anspricht ist eine notwendige Folge der Konkurrenz und des Gewinnstrebens im Kapitalismus. Linke sind ja dauernd damit beschäftigt die Schweinereien im Kapitalismus aufzuzeigen (damit soll nicht gesagt sein, das das vollkommen unterlassen sein möge), sondern nur, das Linke kaum was erklären wollen oder können.
Franz:
Vergleiche hinken immer. Aber nochmal zur Erleuterung:
Durch Caritas bekommen Leute (nicht alle) was geschenkt und das ist für die erfreulich (Diejenigen, die Open Source Software bekommen, bekommen es ohne Bezahlung, unsere Formulierung „lindert die Not“ war polemisch). Andererseits drückt die Caritas die Löhne der Klamottenhersteller in den Ländern, wohin die Klamotten geliefert werden und das ist unerfreulich für die betroffenen Lohnabhängigen, die dort Klamotten herstellen.
Ja wenn die ganze Welt jetzt Caritas (es wird kostenlos verteilt, was die Leute brauchen) wär und das, was die Leute verbrauchen, erzeugt wird, gegen eine derartige Caritas hätten wir ja nichts einzuwenden. Es müsste dann ja „lediglich“ noch eine vernünftige Produktion organisiert werden.
Franz:
He He, mindestens das „historische“ Erfolgsargument solltest Du selbst wiederlegen können.
Der Kapitalismus hat auf seinem Erfolgsweg ganze Vökerschaften abgeschlachtet und schlachtet fleissig weiter. Ist er dadurch venünftig oder nützlich (wenn ja für wen?). Das heliozentrische Weltbild war anfangs auch nicht erfolgreich.
„bloßer Akt des Wollens“ Wer behauptet das? Marx hat mit seinem „Das Sein bestimmt das Bewußtsein“ zunächst das Gegenteil behauptet, um dann aber mit seinen Schriften das Sein zu durchdringen. Warum wohl?
Franz:
Da hast Du uns wohl missverstanden. Nur gegen das „kurzfristig“ legen wie Widerspruch ein. Das ist Hoffnung (übrigens nix gegen Hoffnung, wenn sie den Koppf nicht vernebelt) oder Spekulation.
Und jetzt schau Dir doch nochmal die Obama-Freaks Yes we can! an. Die wollen die Autos billiger machen. Die vergessen doch glatt die andere Seite des kapitalistischen Widerspruchs: Die Leut werden wieder ärmer oder gar überflüssig. Yes we can wollen also die Not lindern (wähl hier bitte eine andere Formulierung, wenn die Formulierung Dir nicht passt) aber nicht abschaffen.
Du glaubst wohl, dass die Leut durch die Verhältnisse gezwungen werden vernünftig zu werden und dass zum Vernünftig werden Open Source (ich gehe sogar davon aus, dass Du eher GNU-Lizensen meinst als Open Source) hilft. Die Automatik, dass es den Leuten schlechter gehen muss, damit es besser wird leuchtet uns nicht ein. Wenn es den leuten schlechter geht, werden sie unruhiger. In welche Richtung die Unruhe geht ist offen und hängt wohl stark von der Einsicht der Leute ab.
Franz:
Wenn Du was spezielles meinst, gib mal einen Link. Ansonsten zu Deiner Information:
Wir (zumindest eine von uns hat) haben eigene Software unter die GNU-Lizenz gestellt, wir haben auch die Krisis Nummer 31 gelesen und ja wir lesen und hören auch EXIT und Gegenstandpunkt. Womit wir nicht behaupten wollen, dass Lesen und/oder Hören automatisch zum Verständnis führt ;-).
Franz:
Die „zwiespältigen Typen“ sind ein Produkt des Zwangs zur Geldvermehrung und der Konkurrenz.
Und Yes we Can! sind ebenso zwiespältige Typen (zweispältig im Sinne von gespalten, nicht abwertend gemeint!). Der Witz ist doch: Im Kapitalismus sind die Leute zwiespältige Typen:
Sie wollen Gebrauchswert, bekommen es jedoch fast nur über den Tauschwert (Geld).
Franz:
Open Source ist erstmals Produktivitätssteigerung ohne Lohn (Stichwort relativer Mehrwert bei Marx) und auch Aufhören der Wertschöpfung im Open Source Bereich. Du hast nun zwei Hoffnungen:
Erstens, Open Source läßt sich auf die anderen Bereiche der Wirtschaft übertragen und zweitens, weil der Wert gegen Null(!?) geht, bleibt den Leuten nichts anderes übrig als eine Produktion ohne das Wertverhältnis. Unser Standpunkt ist, dass genügend Leute ein vernünftiges Urteil über diese Verhältnisse fällen (dazu braucht man Propaganda und Vernunft) und sich dazu auch bewusst organisieren. Wir haben nichts gegen die GNU-Lizenz, wir sagen nur, das reicht nicht.
Nochmals zur Wiederholung:
In welche Richtung die Unruhe geht ist offen und hängt wohl stark von der Einsicht der Leute ab.
Maria & Maria
Kommentar von Bruce Perens:
Recht hat er.
@Maria&Maria: Ich denke, der entscheidende Unterschied zwischen einer Kleiderspende und freier Software ist der, daß es sich bei Textilien um Konsumgüter handelt und bei Software teilweise um Produktionsmittel.
@Christian Siefkes: Wo hat Bruce Perens das gesagt?
@ Thomas: auf der OSI Issues-Mailingliste, wo ich die Sache zur Sprache gebracht hatte.
Auch Pro-Linux hat über das »Open-Source«-Auto berichtet und nach Hinweisen von mir und anderen einen klarstellenden Absatz angefügt — sauber.
Netter Artikel: Lasst Google Autos bauen!
Eine weitere Ankündigung eines mutmaßlichen Open-Source-Autos, das diesmal allerdings mit Wasserstoff angetrieben werden soll: Open-Source Hydrogen Car Takes to the Road.
Na ob das was wird?
Danke für den Tip. Ich habe eben mal ein bißchen gesurft: Laut riversimple.com ist einer der Projektleiter Hugo Spowers, der bereits aus Oekonux bekannt ist. Der hatte 2003 ein OSCar-Projekt angekündigt (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen, älteren Projekt von Markus Merz). Es gibt ein Video des Autos, d.h. es gibt offenbar einen Prototypen. Blöd ist nur, daß nirgends steht, was die konkrete Lizenz sein soll. 40fires.org (die Seite mit dem Sourcecode) ist gerade down.
Sieht nicht gut aus: 40fires.org steht unter CC-Noncommercial-Lizenz und auf der About-Seite heißt es:
Und unter „Open Source car design“ schreiben sie:
Die Bezeichnung „Open Source“ wird also auch hier mal wieder missbräuchlich benutzt 🙁
Kann Dir hier leider nicht zustimmen. Dieses Glas ist für mich eher halbvoll als halbleer.
Ob halbvoll oder halbleer ist nicht so entscheidend. Die CC-Lizenz ist IMHO eh Nebelkerzenwerferei. Die sagt ja nur etwas darüber aus, was ich mit den Entwurfsdateien selber machen kann, aber ja nichts darüber was ich mit den eventuell gebauten Autos auf Basis dieser Dateien machen kann. Was ist dann mit denen? Das ist doch die entscheidende Frage.
Die Aussage ist doch: für Private frei, für kommerzielle Kleinserien ein minimaler Entwicklungsbeitrag von 10 Euro pro Auto (ich mein das ist doch ein Witz!) , und dass sie Kleinproduzenten einen gewissen Investitionsschutz gegenüber Klotz & Copy geben wollen macht sie doch nachgeradezu sympathisch!
Ich finde es total daneben, diese Dinge an Maßstäben aus der Softwarewelt zu messen, sorry!
@benni:
Interessante Frage — sie sagen ja klar, dass die NC-Lizenz ihrer Meinung nach auch für den Autobau selber gelten soll, sprich dass niemand ein nach ihrem Plan gebautes Auto verkaufen darf, ohne ihnen Lizenzgebühren zu zahlen. Andererseits ist das erstmal ja gar nicht die Rechtslage — das Bauen von Autos ist kein abgeleitetes Werk im Sinne des Urheberrechts, so dass da die Lizenz gar nicht greift. Sprich wenn sie die Baupläne ebenfalls unter NC-Lizenz öffentlich zugänglich machen sollen, könnte vermutlich jede/r ein Auto damit bauen, ohne sich um die NC-Beschränkung kümmern zu müssen. Interessantes Szenario — das ist aber klarerweise nicht ihre Intention und ob’s dahin kommt, ist ja auch noch unklar (lässt sich auch leicht vermeiden, indem sie sich etwa ein Patent besorgen, das sie nur für die nichtkommerzielle Nutzung freigeben).
@Franz:
Was für „Private“ sollen das denn sein? So ein Auto wird sich niemand in der eigenen Garage zusammenschrauben können. Und wenn etwa ein Non-Profit-Verein solche Autos bauen wollte, müssten sie sich ja zumindest die entstehenden Kosten erstattet lassen — einfach so verschenken werden sie die Autos nicht können. Ob das (Kostenerstattung) aber erlaubt ist oder schon ein Verstoß gegen die NC-Beschränkung, ist z.B. bei den CC-NC-Lizenzen unklar — die sind so wage gehalten, dass momentan niemand so recht weiß, wo die kommerzielle Nutzung beginnt. Das werden irgendwann die Gerichte entscheiden, was für jedes Non-Profit ein unkalkulierbares Risiko wäre.
Dazu kommt noch, dass ein Non-Profit wohl keine Leute für die Arbeit an einem Auto bezahlen dürfte — jede „geldwerte Vergütung“ ist verboten — und vermutlich dürfte es ihnen noch nicht mal eins der produzierten Autos in Aussicht stellen, schließlich wäre das ebenfalls eine „geldwerte Vergütung“. Aber dass sich so ein komplexes Projekt von Anfang an nur mit unbezahlten und dazu noch ganz uneigennützen Freiwilligen stemmen lassen wird, halte ich für ausgeschlassen.
Als meiner Meinung läuft die NC-Klausel bei so einem Projekt darauf hinaus, dass niemand in der Lage sein wird, ein Auto zu bauen, ohne Lizenzgebühren abzudrücken.
Dann wird es umso notwendiger sein, das in einem kommunikativen Prozess – der ja von den Projektmachern angekündigt wurde – zu klären. Das Problem ist sowieso größer als die Autosache. Es würde sich wirklich lohnen sich da einzumischen….
Für die Lizenz eines echten freien Autos wäre imho ein Copyleft-Mechanismus und die Verpflichtung zur Weitergabe des Sourcecodes (vor allem an den Auto-Käufer) wichtig. Die Lizenz müßte andererseits in einem gewissen Rahmen proprietäre Module zulassen, z.B. wenn es gesetzliche Vorgaben zum Einbau bestimmter Teile gibt (z.B. Mauterfassungsgerät, Fahrtenschreiber) oder wo man um patentierte Technik nicht drumrum kommt (z.B. ABS) oder wo es bestimmte Teile schon fertig zu kaufen gibt, die es sich nicht lohnt, from scratch zu designen und selbst zu produzieren (z.B. Reifen, Stoßdämpfer). Und dann wird die Produktion auch nicht (nur?) vom Urheberrecht verhindert, sondern (auch?) vom Gebrauchs- und Geschmacksmusterschutz und Patentrecht. All diese Punkte müßte die Lizenz berücksichtigen, und zudem aus Kompatibilitätsgründen eine Standard-Lizenz sein, die sich auch auf andere Projekte übertragen läßt. Die CC-Lizenzen sind dafür imho durchweg unbrauchbar. Man kann den Bauplan zwar verändern und weitergeben, aber produzieren kann man damit nicht.
Wieder ein interessanter Fall:
http://streetscooter.eu/unternehmen-a-strategie/welches-fahrzeug-haben-wir-entwickelt.html
„What’s special is how it was developed. More than 80 companies took part in the StreetScooter’s design and engineering, co-creating, and collaborating from scratch. Not a single large brand was involved, and many were small- and medium-sized firms. The process effectively turns traditional car development on its head. Instead of one manufacturer dictating its designs to suppliers, all the companies had equal status, and could provide input.“ (Sepp Haselberger)
http://www.scoop.it/t/the-future-of-networking/p/909143549/the-streetscooter-a-crowdsourced-ev-that-disrupts-the-auto-industry-s-production-models