Public Private Property

Public Private Property (PPP) verfolgt das Ziel, mit Hilfe von Lizenzen einen entknappenden Umgang mit materiellen Gütern zu ermöglichen.

Das Konzept ist angelehnt an die Erfindung der GPL, die dies im Bereich „Computerprogramme“ bereits erreicht hat. Dabei soll ein ähnlich modulares Lizenzsystem zum Einsatz kommen, wie es Creative Commons erfolgreich vorgemacht hat. Weitere Inspirationsquellen finden sich in den schon existierenden oder angedachten Projekten Mietshäuser-Syndikat, Nutzigems, Reisenetzwerken. Allen diesen Projekten ist gemeinsam, dass sie versuchen, das private Eigentumsverhältnis an materiellen Gütern zu verändern (manchmal sicherlich nicht in vollem Bewußtsein, was sie da tun).

Dabei wird das juristische Eigentum selbst erst einmal nicht angetastet. So wie ja auch bei GPL- oder CC-lizensierten Werken das Copyright beim ursprünglichen Autor verbleibt. Dennoch soll es die Möglichkeit geben, durch ein eigenes Lizenzmodul den dauerhaften Verbleib der ehemaligen Ware in PPP zu sichern. In diesem Fall wird dann das Eigentum übertragen an eine Organisation, die die Garantie übernimmt, dass PPP gültig bleibt. Auch das gibt es im Fall der GPL: Viele GNU-Projekte verlangen ein Abtreten der Rechte an die FSF, um so unproblematisch zukünftige Lizenzänderungen vornehmen zu können.

Die Nutzung eines PPP-Gutes wird möglich, wenn man die Lizenz anerkennt. Das Eigentum bleibt also privat, der Besitz wird aber gesellschaftlich. Dabei formuliert PPP den kleinsten gemeinsamen Nenner von „zur Verfügung stellen“: Zeigen, dass es da ist. Zusätzlich angegebene PPP-Module ermöglichen mehr Freiheit.

Das Experiment soll dezentral, ohne die Notwendigkeit, erst eine Community aufbauen zu müssen, und ohne aufwendige Software-Programmierung funkionieren. Eine Gemeinschaft bildet sich durch Nutzung und durch die Vermittlung des Internet. Von Anfang an soll aber (im Entwurf von Formaten und Protokollen) daran gedacht werden, dass man in einem nächsten Schritt dann durchaus Werkzeuge entwickelt, oder schon vorhandene nutzt, die den Umgang mit größeren Datenmengen dann überhaupt erst ermöglichen.

Das Verhältnis zu den Umsonstläden ist etwas kompliziert. Zum einen ist PPP eine Art Gegenentwurf zu ihnen, da PPP nicht davon ausgeht, dass eine Gratisökonomie einfach so heute schon funktionieren kann, solange das kulturell nicht fest verankert ist. Zum anderen wäre natürlich denkbar, dass Umsonstläden eine PPP-Ecke aufmachen und sich so auch nachhaltig entknappende Wirkung für sie ergeben. Das Verhältnis dürfte ähnlich sein wie das zwischen Public-Domain-Software und GPL-Software. Beide sind frei, aber Public Domain kann man sehr einfach wieder reproprietarisieren. Sobald ein Gut aus dem Laden raus ist, ist es wieder Ware.

Grundbestandteile / Paradigmen

„Privat“ im Kontext von PPP wird verstanden als das selbstverständliche Zurückhalten vor den Interessen anderer.

Grundgedanke von PPP ist die Entprivatisierung von Gütern durch einen minimalen ersten Schritt: das Gut der Öffentlichkeit vorzustellen als ein gemeinsam zu nutzendes.

Dies wird durch folgende Forderungen erreicht:

radikale Offenheit: Jedes unter einer PPP-Lizenz nutzbare Gut hat eine Präsenz im Internet. Damit wird es potentiell von allen Menschen mit Internet-Zugang nutzbar. Dort werden zwingend folgende Informationen aufgeführt:

  1. Eigentümer des Guts (POwner)
  2. Aufenthaltsort und gegenwärtiger Nutzer des Guts (das beinhaltet die Verpflichtung des Nutzers, sich öffentlich zugänglich zu machen. In welcher Form die über ihn verfübaren Daten knapp gemacht werden müssen/sollen ist zu klären).
  3. Transaktionen (Übernahme durch Nutzer, und Verhandlungen dazu). Jegliche Nutzung durch weitere Nutzer ist zu dokumentieren.
  4. verwendete PPP-Module

Maintainer-Prinzip: Der PPP-Eigentümer kann frei über alle Einzelheiten der Kooperation bestimmen. Es gibt keinen Anspruch auf Nutzung des Guts. Die Lizenz zwingt lediglich zur Offenlegung der Verhandlungen.

Peer Prinzip: Es gibt keine zentrale Verwaltung. Suchen von PPP-Gütern geschieht mit externen Tools. Zur ersten Implementation von PPP-Präsenzen können vorteilhaft Blogs benutzt werden. Durch ihre Fähigkeit zur automatisierten Rückverlinkung bildet sich automatisch ein Netzwerk von Präsenzen.

Zum effizienten Zugriff auf Güter wird es notwendig werden Aggregatoren zu nutzen. Standards aus der Blog-Szene sollen nach Möglichkeit genutzt werden, um diese Aggregation und Suche zu implementieren.

PPP-Module

Generell kann der POwner frei seine Kooperationsleistung mit anderen Nutzern absprechen. Die Lizenz-Module bieten einen vordefinierten Rahmen für diese Absprachen.

Dabei sollte eine Palette von Lizenz-Bauteilen enstehen, aus der eine PPP Lizenz zusammengebaut werden kann, wie bei CC.

Weitergabe möglich: Der PPP-Nutzer kann seine Nutzungslizenz an jemanden anderen weitergeben.

Viralität: Mit diesem Werkzeug oder Teil hergestellte Güter müssen unter derselben PPP-Lizenz verfügbar sein.

Verbleib bis Abholung: Der PPP-Nutzer behält das Gut bei sich, bis der PPP-Eigentümer oder ein anderer Nutzer es wieder holt.

Nachhaltigkeit: Einmal unter PPP-Lizenz immer unter PPP-Lizenz. Das ließe sich damit herstellen, dass eine gemmeinnützige Gesellschaft (nennen wir die mal vorläufig PPP-Garant) das Eigentum an dem Gut übernimmt, dem ursprünglichen Besitzer (POwner) dafür aber die volle Verfügbarkeit unter einer PPP-Lizenz einräumt.

Diese obigen vier Punkte zusammen würden einer vollkommenen Entprivatisierung entsprechen.

Lokalität: Erzwingt eine Bewegungseinschränkung in einem bestimmten Radius um den POwner.

Rückgabe erbeten: Der PPP-Nutzer bringt das Gut nach Gebrauch wieder zurück.

Reparaturverpflichtung: Dieses Modul soll ein nachhaltiges Funktionieren von Werkzeugen und ähnlichem Gerät gewährleisten. Eine mögliche Implementation wäre eine Verpflichtung zur Teilnahme an einer Versicherungsgemeinschaft.

Nicht kommerziell: ähnlich wie bei CC sollte es eine Möglichkeit geben, kommerzielle Nutzung auszuschließen.

Namensnennung: Mit diesem Werkzeug oder Teil hergestellte Güter müssen den Namen des ursprünglichen PPP-Eigentümers tragen. Damit wäre sowas wie PPP-Sponsoring denkbar (wenn man das denn will).

Vorreiter / beziehung zu ähnlichen Projekten

Die hier aufgeführten Zusammenhänge sind nur angerissen und müssen ausformuliert werden:

PeerConomy

Hier wird auch zwischen Besitz / Eigentum unterschieden. Produkte bleiben Eigentum der sie produzierenden Gemeinschaft.

PPP kann ein Mechanismus sein, um ProsumentenCommunities (PCs) zu etablieren (PPP als Bootstrap für PeerConomy).

Dafür verzichtet PPP bewußt auf einen Community-Ansatz, um dem Problem kritischer Masse auszuweichen.

Mietshäuser-Syndikat

übernimmt als Organisation Schutz der Entwertung

Reisenetzwerke

In Reisenetzwerken wie Couchsurfing oder Hospitality-Club werden private Ressourcen der Allgemeinheit in freier Verhandlung zur Nutzung angeboten.

Nutzigems

Dinge bleiben privat, werden in Gemeinschaft genutzt.

API

Einfachster Anwendungsfall: Jedes Ding hat ein Thread in einem Blog / Forum.

PPP-Gegenstand hat eine eigene URL.

PPP-Infos sind als Klartext abgelegt und so einfach formatiert, dass jeder sie selbst schreiben kann.

In erster Implementation sollte es sehr leicht möglich sein, diese Informationen in einem Blog unterzubringen.

Mehrere Gegenstände pro URL wären mit Hilfe von Ankern (URL#Anker) möglich. Da die Transaktionen aber für jedes einzelne Gut einzeln geführt werden sollen, scheint dies nicht vorteilhaft zu sein.

Über Tagging- und Kategoriesysteme der Blogs sowie der Aggregatoren (Technorati zum Beispiel) wäre ein effizienter Zugriff auf die Güter möglich.

Hilfsmittel ermöglichen den Eintrag größerer Mengen von Dingen in Blogs. Durch das in Blogs verunter gleicher Lizenz zur Verfügung zu stellen. (TODO: Das wäre doch bizarr unübersichtlich z.B. bei 100 Büchern, die ich PPPen will)

Als Kennung soll PublicPrivateProperty: verwendet werden. Dazu gibt es bisher kein Fund bei Google. Das ermöglicht neben der Aggregation der einzelnen Beiträge durch Aggregatoren auch die den Zugriff über eine Suche.

Eine Aggregation wird jedoch erst nützlich, wenn die Suche lokal eingeschränkt werden kann.

Vorteilhaft wäre, wenn jedes Gut eine eigene Wiki-Seite bekommt oder Blog-Plugins bestimmte Daten aus dem Loggbuch im Artikel selbst anzeigen.

Beispiele

Es gibt einige Pflichtfelder (s.o.). Alle anderen Felder sind wahlweise. Eine Konvention über standardisierte Felder wird erarbeitet.

 PublicPrivateProperty: Buch, "Einführung in Python", Mark Lutz & David Ascher, O'Reilly, deutsche Ausgabe
 Tags: Python, Buch
 Location: Frankfurt am Main, Berger Str. 406, D-60385 Frankfurt am Main, B. Bärmann
 PPP-Modules: Viral, Rückgabe, Reparatur, Nachhaltigkeit
 POwner: Benni Bärmann (URL fehlt)
 ISBN: 3-89721-129-7
 Location-GPS: <insert GPS-coords here>
 Transaction-History: bisher 1 mal verliehen

 Weitere Infos zum Zustand des Guts, zur Benutzung etc.

Wie weiter machen ?

Dieser Text ist ein Aufruf, die Nützlichkleit eines solchen Ansatzes zu diskutieren, sowie entsprechende rechtliche Module zu entwickeln.

Weitere Schritte wären

  • Diskussion im Kontext ähnlicher Projekte
  • englische Version
  • renomierten Ort für die Lizenzen suchen
  • renomierte Unterstützer suchen
  • Was gibt es bereits in dieser Richtung (Topic: durch Lizenz den Warencharakter zerstören) ?
  • juristische Klärung: ist so etwas überhaupt möglich im Rahmen derzeitiger Gesetze ?
  • Werbung / OpenSpace zu dieser Idee
  • Logo
  • API (JSON/XML)
  • erste Implementation: Nutzung eines Blogs (WordPress)

Interessierte Entknapper sind herzlich eingeladen, an diesem Entwurf zu arbeiten.

Schlagwörter:,

9 Kommentare

Entdecke mehr von keimform.de

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen