Peer-Ökonomie in Hiddinghausen – Teil 2
Nach luxuriösem Frühstück ging es fast pünktlich los mit dem zweiten Teil der Einführung in das Konzept der Peer-Ökonomie von Christian (den ersten Teil gab’s gestern — hier die dazu passenden Folien). Kernfrage war, wie die gestern vorgestellten allgemeinen Prinzipien der Peer-Produktion auf die materielle Welt übertragen werden können und welche Probleme dabei auftreten — und wie eine Lösung aussehen kann.
Ich habe eine lange Liste von Fragen mitgeschrieben, die in der Diskussion aufkamen und die ich hier — unsortiert und unkommentiert — veröffentliche:
- Welche Voraussetzungen müssen für die materielle Produktion gegeben sein?
- Was ist mit der ersten zu produzierenden Einheit?
- Wie erfährt der Nutzer/Anbeiter, welche Aufwandszeit notwendig ist?
- Wie wird mit der Aufwandszeit verfahren, gibt es eine Kontrolle?
- Welche Rolle spielt die Qualifikation?
- Wird Zeit in der Peer-Ökonomie zur neuen Währung?
- Haben Höherqualifizierte eine priviligierte Position?
- hat die Notierung des Aufwands die Funktion von Geld?
- Ist das Modell vergleichbar mit dem sozialistischen Wettbewerb in der DDR?
- Wie wird die Höhe der aufzuwändenden Beiträge festgesetzt?
- Wie wirkt sich das jeweilige Verteilmodell (der vier möglichen) auf die einzelnen Projekte aus?
- Könnte man sagen, dass in dem Modell ein Produkt immer im Auftrag hergestellt wird?
- Was ist mit Dienstleistungen?
- Wie wäre es mit einem bedingungslosen Aufwandseinkommen?
- Was geschieht, wenn eine Region oder ein Land (Beispiel: Somalia) keine Ressourcen hat?
- Wer entscheidet über die Ressourcennutzung?
- Was geschieht, wenn jemand geleisteten Aufwand „hortet“?
- Was ist mit Menschen, die sich nicht beteiligen wollen?
- Was ist mit kulturellen oder wissenschaftlichen Beiträgen, die kein direktes Produkt ergeben?
- Wer entscheidet, ob ein Projekt zulässig ist oder nicht?
- Welches Projekt wird als Beitrag gesellschaftlich anerkannt?
- Was motiviert mich, etwas beizutragen?
- Was ist mit den Produktionsmitteln?
- Wie kann es zu Initiierung von Projekten der materiellen Produktion kommen?
- Wer weiss vorher, welcher Aufwand in einer Produktion notwendig ist?
- Woher kommt in der Übergangsphase das Geld, um die Produktionsmittel zu kaufen?
- Was ist mit den Vorkosten der Produktion — wie geht der Aufwand in die Berechnung ein?
- Wie werden die Produktionsnotwendigkeiten aufeinander abgestimmt?
- Wie wird die Wünschbarkeit vor der Produktion geklärt?
- Wie kommt es zu gesamtgesellschaftlichen Regelungen?
- Muss es weiterhin gesellschaftliche Normierungen geben?
- Wo sind Steuerungsmechanismen in die Projekte eingebaut, die ggf. absolute Grenzen setzen?
- Wie ist der gesamtgesellschaftliche Nutzen in den einzelnen Projektzielen enthalten?
- Wie kann das Problem der Trittbrettfahrerei geregelt werden?
Das waren sicherlich nicht alle Fragen, die heute diskutiert wurden. Und die Fragen sind zudem nur für diejenigen verständlich, die das Konzept der Peer-Ökonomie von Christian kennen (z.b. durch das Buch). Die Diskussion war sehr intensiv und teilweise kontrovers, gleichzeitig aber insgesamt freundlich und am Verstehen der jeweiligen Positionen interessiert. Die Audio-Mitschnitte werden demnächst veröffentlich.
Nachmittags berichtete Friederike von ihren Erfahrungen mit einem Projekt in der Nähe von Berlin, das schon weitgehend die vier Kriterien der Peer-Produktion (siehe gestern) erfüllt. Es handelt sich jedoch nicht um ein produzierendes Projekt.
Abends gab Christian einen Einstieg in Überlegungen, wie denn mit der Umsetzung des Peer-Ökonomie-Konzeptes hier und heute begonnen werden könnte. Er präsentierte die Idee des »Universal Production Set (UPset)«, also einer Art SourceForge für Projekte, die Designs und Anleitungen für materielle Produkte veröffentlichen wollen. Mehr dazu steht in den Folien (englisch).
Was für ein Projekt ist es denn, das teilweise Peerconomy umsetzt?
Kannst du etwas dazu schreiben …
Dank & Gruß