Geld her!
Ich geb Dir 100 Millionen Dollar! Wer kann dazu schon Nein sagen? Wikipedia kann. Sie sind inzwischen eine Webseite, die Millionen und Abermillionen mit Werbung machen könnte. Sie tun es nicht, obwohl sie längst in einer Liga mit den großen dot-coms angekommen sind. Die Gründe beschreibt Erik Möller sehr gut in einem Blogbeitrag zum aktuellen Fundraiser:
„Above all, our reliance on support by the public also means equity: Your donation is an explicit decision to support us. But if you feel we are going down the wrong path, you can also choose not to donate.“
und vor allem:
„…it is almost certain that a large number of people would stop authoring content if Wikipedia started to run ads.“
Mit anderen Worten: Es ist rational, die Werbeeinnahmen nicht zu nehmen. Es ist rational der Verwertungslogik zu entsagen. So sehen Keimformen aus!
nur leider muss man die deutsche wikipedia ob ihrer teilweise extrem autoritären strukturen auch kritisieren.
@e.r.: Warum leider? Das ist unbedingt notwendig! Nur hat das nix mit dem Beitrag zu tun. Dessen Aussage ist nämlich gerade, dass der Verzicht auf die Verwertung gerade nicht von besonderen menschlichen Qualitäten oder bestimmten Projektstrukturen abhängt, sondern aus der Eigenlogik des Projekts entsteht.
@stefan: werden nicht diese Projektstrukturen und die Eigenlogik des Projekts durch „Hauswarte“ konterkarriert? (leute wie ich verlieren dann schnell die lust, wie auch die lust an beteiligung von open source projekten, die von „nazi-admins“ dominiert werden (wer die szene kennt, weiß was ich meine)…)
was wp sein könnte, und oft ist, darin stimmen wir wohl überein. gut, es hat nix mit dem beitrag zu tun, just my two bucks.
Zur Keimform einer größeren Entwicklung (die etwa über den Bereich öffentlicher immaterieller Güter hinaus etwa in den Bereich materieller Privatgüter reichen könnte) wird Wikipedia durch die beschriebene weise Entscheidung wohl noch nicht.
Jedenfalls liefert der obige Artikel soweit erkennbar keinerlei Anhaltspunkt dafür.
@e.r.:
Irgendwann kann sowas umschlagen, und ein Projekt kann auch zu Grunde gehen. Eine Garantie gibt’s für nichts. Aber dann wären auch die „Hauswarte“ ihr Spielzeug los. Btw. kennt jemand Beispiele für so gescheiterte FS-Projekte?
@e.r: Ich hab tatsächlich drüber nachgedacht, ob ich in den Artikel noch einen aber…-Satz mit rein nehme, weil ich selber tatsächlich auch schon unterirdische Erfahrungen mit der Wikipedia und ihren Admins gemacht hab, hab mich dann aber wegen der knalligen Botschaft dagegen entschieden, weil es auch nicht das eigentliche Thema des Beitrags war.
@Hartmut: Keimformen, so wie wir sie hier verstehen sind nicht schon das fertige Neue. Es sind Experimente auf dem Weg dahin (ich glaube so weit kann ich für alle sprechen, wenn auch wahrscheinlich nicht viel weiter ;-). Dabei ist es wichtiger, dass die herrschende Knappheitslogik um- oder hintergangen wird, als dass wirklich schon alles fertig bereit steht und man nur noch einen Schalter umlegen müsste. Trotz allem ist die „Brötchenfrage“ natürlich weiterhin interessant. Einen Versuch der Lösung hat letztens Christian in seinem Buch vorgestellt.
Aktueller heise-online-Artikel („Wikipedia: Neue DVD und Geldsorgen“):
http://www.heise.de/newsticker/meldung/99535/from/rss09